-Sophie's POV-
Am nächsten Morgen wache ich noch vor der Visite auf. Leise schleiche ich an der Zimmerkamera vorbei und gehe duschen. Obwohl das eigentlich verboten ist. Aber mir ist das herzlich egal. Nach der Dusche springe ich wieder ins Bett. Gerade rechtzeitig denn in diesem Moment rasseln Schlüssel und die Tür geht auf. Er betritt den Raum. Wer auch auch sonst. In seinem weissen Kittel kommt er zu meinem Bett. Ich gehe automatisch auf Sicherheitsabstand. Doch er kommt inmer näher. Panik steigt in mir auf. Ich drehe den Kopf weg. Ich will das nicht. Doch er macht keine Anzeichen mich zu berühren. Stattdessen flüstert er mir schnell ins Ohr "Hören sie zu, sie wissen ja das der Chef sie raus schmeissen will. Ich kann nichts dagegen unternehmen aber ich kann sie nicht alleine auf die Strasse lassen. Also werde ich sie bei mir aufnehmen." Danach schaut er mich erwartungsvoll an. Immer noch mit Gänsehaut von seiner Stimme antworte ich ganz leise "Das würden sie tun?" Er nickt "Ich würde alles für sie tun. Ich weiss, sie nicht für mich, aber sie brauchen Zeit." Ich lächle zaghaft und bedanke mich. Dann geht er endlich von mir weg und sagt in normal lautem Ton "Packen sie ihre Sachen wenn sie welche haben. Das Zimmer wird um 10.00 geräumt. Wir haben jetzt 09.50." Daraufhin verlässt er den Raum. Kurz bevor er weg ist flüstert er noch "Nennen sie mich Samu!" Dann knallt die Tür zu. Also nehme ich das Foto von meinem Hund, den meine Eltern damals weg gaben, und bin fertig. Mehr Sachen hab ich nicht. Unschlüsslig rolle ich mich ein letztes Mal auf dem Bett zusammen und schliesse die Augen. Mit einem lauten Krachen geht die Tür auf. Zwei Männer kommen in den Raum. Sie sehen stark und bedrohlich aus. Sofort habe ich Angst vor ihnen. Sie tragen zwar Handschuhe aber trotzdem schreie ich vor Schmerz auf, als sie mich an den Armen raus zerren. Ich wehre mich. Nicht weil ich nicht weg will. Sondern weil der Schmerz unerträglich wird. Ich drohe schon wieder ohnmächtig zu werden als eine Stimme sagt "Sofort los lassen!" Die Hände zögern. Die Stimme wiederholt sich. Ohne aufzuschauen weiss ich wessen Stimme das ist. Es ist 'Samu's'. Ruckartig werde ich fallen gelassen und knalle auf den Fliesenboden. Hier ist überall gefliest. Wahrscheinlich damit sie das Blut besser weg bekommem. Ich habe Fliesen schon immer gehasst. Kalt, glatt. Einfach fürchterlich. Kalt wie mein Leben. Irgendwann bin ich auch so kalt. Wie die Fliesen. Beim Aufprall knallt mein linkes Bein seitlich auf und es knackt. Ich schreie vor Schmerz. Mir ist alles egal. Ich bekomme nur noch benommen mit wie 'Samu' die Männer wegschickt und sich mir zuwendet. "Bleiben sie ruhig liegen. Alles wird gut. Ich hole einen Rollstuhl.", mit diesen Worten verschwindet er wieder. Ich schliesse die Augen und versuche mich zu beruhigen. Kalt. Die Kälte beruhigt mich. Aber Personen erscheinen vor meinem Auge.
Es werden immer mehr Leute. Sie kommen auf mich zu. "Komm zu uns!" Doch ich drehe mich um und will wegrennnen. Aber mein linkes Bein knickt weg. Ich falle. Schnell rapple ich mich wieder auf und schleife mein Bein hinter mir her. Ich blicke zurück, sie folgen mir nicht. Sie schauen mir nur nach.
"Irgendwanm wirst du kommen".....
Ich schreie!
"Können sie mich hören?! Ist alles okay mit ihnen? Hören sie auf zu schreien. Es wird alles gut." Als ich wieder zu mir komme, blicke ich in zwei blaue Augen. Sein Gesicht ist nah, zu nah. Panisch versuche ich nach hinten zu flüchten, aber es geht nicht. Etwas blockiert den Weg. "Beruhigen sie sich. Sie sitzen in einem Rollstuhl.", seine Stimme wirkt so sanft und garnicht beängstigend. Doch das ist bestimmt nur ein Trick. Alles eine Masche. Ich darf nicht schwach werden, darf nicht nachgeben. Darauf wird nur gewartet. Er wartet bis ich etwas sage, doch mir ist nicht mehr nach reden. Ich wende den Blick von ihm ab, Sekunden verstreichen. Auf einmal kommt Bewegung in den Rollstuhl. Ich werde geschoben. Aber wohin? Wir fahren mit einem Aufzug. Hoch? Runter? Ich weiß es nicht, es ist mir ehrlich gesagt auch egal. Ich drifte mit meinen Gedanken ab. Weg, weit weg von allem. Nur noch wage bekomme ich das Treiben um mich herum mit. Mein Fuß wird verbunden. "...nur verstaucht." Wieder eine Aufzugfahrt. Ich bekomme neue Kleidung. Keine Klinikkittel. Unterwäsche. Hose. Pullover. Die Sachen sind zu groß, aber das stört keinen. Mich auch nicht. Ich war noch nie ein Fan von enger Kleidung. Sie erdrückt mich und liegt viel zu eng auf der Haut an.
Ich werde in die Eingangshalle geschoben. Er war die ganze Zeit bei mir. Er geht. Verschwindet hinter einer dunklen Holztür mit der Aufschrift 'Klinikleitung'.
Allein, alleine in diesem Raum. Stille, Totenstille. Nicht einmal eine Uhr tickt. Wie es wohl draußen wird... Ist 'Samu' wirklich nicht so wie die Anderen? Ist er eine Ausnahme? Ist es richtig zu ihm zu gehen? Aber wo soll ich auch sonst hin. Bestimmt nicht zu meinen Eltern. Zu meiner Mutter und dem Monster.Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als sich die Holztür wieder öffnet. Er kommt heraus. Ohne Kittel. Jeans und T-Shirt. Der Rollstuhl verschwindet und ich wanke auf einem Bein. "Wir gehen jetzt zu meinem Auto.", sagt er und bewegt sich in Richtung Tür. Angestrengt versuche ich zu folgen. Blicke starr auf den Boden. Der Schmerz, wenn mein Fuß den Boden berührt ist auszuhalten.
Ich habe die Tür fast erreicht. Wie ein strahlendes Licht tut sie sich vor mir auf. Doch auf den letzten Metern geht plötzlich ein Ruck durch den Boden. Lange schneeweiße Hände brechen durch den Boden, versuchen mit ihren knochigen Fingern nach mir zu greifen. Ich weiche aus, will nicht geschnappt werden. Gerade setze ich meinen Fuß auf eine freie Stelle, als ich spüre wie mein hinterer Fuß gepackt wird. Ich bin gefangen. Jetzt haben sie mich. Ich muss wieder zurück. Die Hand zieht und ich falle, schlage auf die Fliesen auf.Die Sonne blendet mich. Ich sehe nur eine dunkle Silhouette vor mir. "Kommen sie, stehen sie auf." Langsam wird mein Kopf wieder klar. Ich starre auf den Boden. Er ist unversehrt. Keine Risse. Keine Hände. Müsam rapple ich mich auf. "Warten sie ich helfen ihnen." Ich zucke zusammen und schüttle den Kopf. Er seufzt. Irgendwie schaffe ich es ohne Hilfe zu seinem Auto. Sicherheitshalber steige ich hinten ein. Er sagt dazu nichts. Ich schweige die Fahrt über. Er macht das Radio an, aber die Musik interessiert mich nicht. Ich blicke aus dem Fenster, sehe die Bäume vorbei huschen. Ich weiß nicht wie lange es dauert, aber schließlich stoppt er den Wagen. Ich steige aus und wir stehen vor einem weißen Einfamilienhaus.
DU LIEST GERADE
Trust me (Samu FF)
HorreurSophie's Kindheit war nicht wirklich leicht. Laut ihrem Vater hat sie es nicht verdient zu leben und das ließ er sie jeden Tag spüren. Ihre Mutter hat 23 Stunden am Tag gearbeitet und bekam von all dem nichts mit. Schon oft wurde Sophie von ihren Ex...