Kapitel 1: Vorbereitungen

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Luna seufzte und setzte sich auf eine Treppenstufe beim Hafen, von wo aus sie das geschäftige Treiben der Schiffshändler beobachten konnte.
Waren wurden entladen: Unzählbare Mengen des heiß geliebten Arcweins, Feuerwerkskörper, Essen über Essen, für manche sogar Mana. Doch Festschmuck gab es nicht.
Viele Nachtgeborene, die ihr über den Weg liefen, sahen sie schief an, wohl wissend, wer sie war und wahrscheinlich wohl fragend, warum sie hier auf dem Boden saß.
"Wenn du weiter auf den kalten Steinen sitzt, wirst du noch krank.", sagte eine ihr bekannte Stimme.
Luna zuckte zusammen und fuhr herum.
Es war...
"M...Meisterin Elisande!" Sie versuchte halb verwirrt, halb erstaunt noch eine anständige Verbeugung hinzubekommen.
Was ihr nicht ganz gelang...
Elisande lachte leise. "Ich entschuldige mich. Ich hätte mich vielleicht durch deinen Bruder ankündigen sollen, aber es ist ziemlich dringend. Wir haben keinerlei Festschmuck." Ihr schelmisches Lächeln verriet, dass es durch Absicht so war. "Du bist als Priesterin hochbegabt. Ich dachte mir, wir überlassen es diesmal nicht den Arkanisten, sondern dir, unsere Stadt mit Elunes Licht zu schmücken."
"A...Aber..." Luna konnte kaum glauben, was sie da hörte. "...Aber wa...warum denn ich?"
"Wie gesagt, du bist eine hochbegabte Priesterin. Thalyssra sagte mir, du wärst auch bei der Rebellion dabei gewesen, was mir damals natürlich unehrenhaft erschien...Ich entschuldige mich nochmals für das, was ich dir damals antat."
"A...Ach das. Da ist Gras drüber gewachsen. Außerdem lebt mein Bruder ja noch...", versuchte Luna die Tatsache von damals zu überspielen.
Natürlich erinnerte sie sich daran, wie die verdorbenen Arkanisten alle töteten außer sie...
Ihr Bruder lebte ja nur noch, weil er zu seinem Glück in Val'sharah war, um dort eine Freundin, die Druidin war, zu besuchen. Er war es auch gewesen, der sie aus dem Gefängnis der Arkanisten geholt hatte, wo sie mehrere Foltern durchzogen worden war...eine davon war der Grund für ihre momentane Größe.
Einen Kopf kleiner als ein Blutelf war sie.
Also drei Köpfe kleiner als ein Shal'dorei.
"Ich weiß. Aber der Verlust ist größer. Dennoch..." Elisande gewann ihr Lächeln zurück. "...würdest du diese Aufgabe als deine eigene, ganz besondere annehmen?"
Luna konnte ihre Bitte immer noch nicht fassen und verstand noch mehrere Sekunden lang nicht, dass es eigentlich eine Frage war.
Dann verstand sie.
"Wie könnte ich das abschlagen?", lächelte Luna und sah zu Elisande hoch. "Soll ich direkt anfangen? Oder bis zum Tag warten, wenn alle da sind?"
"Warte noch die eine Woche und schone deine Kräfte. Suramar ist groß." Elisande wandte sich ab. "Es gibt noch viel zu tun. Ich danke dir, dass du die Aufgabe angenommen hast. Doch jetzt rufen die Vorbereitungen wieder nach mir...Auf Wiedersehen, Luna Sternensang."
"A...Auf Wiedersehen, Meisterin..." Lunas Stimme wurde leiser, je weiter sich die Shal'dorei entfernte. "...Elisande..."

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Es war die typische Zeit, wo alle Jäger in der Volltrefferhütte zusammenkamen, und sich an Lagerfeuern über Neuigkeiten austauschten.
Khean Morgentau hielt mit seinen knapp siebzehn Jahren nicht viel von diesem Ereignis, weshalb er mit seinen zwei Manasäblern Runas (m) und Leyla (w) sehr weit am Rand saß.
Daher konnte er schon von weitem sehen, wie ein großer Adler näher kam.
Kaum dass er bei einem der Anführer gelandet war, kam auch schon eine Ansage.
"Hört zu, jeder von euch!", rief die strahlende Nachtelfe. "In Suramar wird die Rettung der Verheerten Inseln gefeiert. Eigentlich sollen nur die Helden unter uns kommen, doch weil wir ein sehr kleiner Orden sind dürfen alle kommen. Ihr habt eine Woche Zeit, euch vorzubereiten."
Jubel ertönte unter den Jägern und Kheans trübe Laune wich...zumindest zum Teil.

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