Kapitel 2

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  „Es hat funktioniert", war das erste, was ich hörte, als ich wiederfesten Boden unter mir spürte. Ich wagte es meine Augen zu öffnen und erblicktevor mir ein hübsches Mädchen, deren lila Haar zu einer eleganten Frisurhochgesteckt war. Auf ihrem Kopf ruhte ein silbernes Diadem, welches miteinigen kleinen, roten Edelsteinen verziert war. Sie hielt krampfhaft den Saumihres pastelligen Kleides fest, das ihr bis zum Boden reichte und starrte michwortlos aus ihren blauen Augen an.
Ich ließ meinen Blick durch den Raum wandern und stellte zu meinem Erstaunenfest, dass ich komplett trocken geblieben war und mich nun in einem großen Saalbefand, der mit unzähligen Schnörkelleien an den Wänden und auf den Tischensowie den Stühlen geschmückt war. An der Decke hing ein riesiger Kronleuchter,an dem wiederum paar Edelsteine hingen.
Dann entdeckte ich Shino, der sich tief verneigte und finster zu mirüberschaute. Da begriff ich erst, dass ich mich nun im Schloss befand und dasMädchen die Prinzessin sein musste. Ich tat es meinem Kumpel gleich undverneigte mich vor den königlichen Herrschaften.
Eine Zeit lang blieb es still, das Mädchen sah mich immer noch stumm an undihre Leute musterten Shino und mich mit skeptischen Blicken, während dieBediensteten im Hintergrund neugierig untereinander tuschelten.
„Seid Ihr Euch sicher, dass es der Richtige ist?", fragte schließlich der Mann,der links neben der Prinzessin stand. Diese schien nun aus ihrer starre zuerwachen, denn sie trat einen Schritt vor und begann sich vorzustellen.
„Ich bin Katharina Alicia, Tochter von König Siegfried und Königin Alina,Thronfolgerin von Radagania. Ich habe Euch hierher gerufen, weil unser Land ingroßen Schwierigkeiten steckt und wir Eure Hilfe benötigen."
„Und wieso sollte ausgerechnet er Euch helfen können?", fragte mein Kumpelmisstrauisch. Prinzessin Katharina würdigte ihn keines Blickes, beantworteteseine Frage jedoch trotzdem, an mich gewandt.
„Vor Zehn Jahren beschwor meine Mutter den Sucher aus einem entfernten Land. Ersollte für uns die Radaga-Krieger finden, doch einer aus unserem königlichenHofe vereitelte die Beschwörung, sodass er nie bei uns ankam. Ich weiß, ichhabe nicht das Recht, Euch, nach allem was geschehen ist um etwas zu bitten Sucher,doch unser Land ist in großer Gefahr. Unsere Truppen können den Monstern nichtmehr lange standhalten und nur Ihr könnt die Krieger finden. Ihr seid unsereletzte Hoffnung. Selbstverständlich erhaltet Ihr auch eine Belohnung. Ich würdedafür sorgen, dass Ihr wieder heil in Eure Welt kommt."
Plötzlich fühlte sich mein Mund ganz trocken an. Ich hatte keine Ahnung wovonsie sprach und vor allem was ich dagegen tun könnte. Jedoch löste die Hoffnung,dadurch nach Hause kommen zu können, starkes Herzklopfen in mir aus. Ich könnteendlich meine Familie wieder sehen.
„Nichts für ungut Prinzessin, aber Ihr müsst mich mit jemandem verwechseln. Ichhabe keine Ahnung wer oder wo diese Radamaga-Krieger sind, geschweige denndavon, wie ich sie finden soll."
Ich hörte Shino neben mir schmunzeln.
„Es heißt Radaga", verbesserte er mich flüsternd.
„Ich verstehe. Nun denn, ich kann Euch zu nichts zwingen. Wenn Ihr das wünschtkann ich Euch auch sofort zurück schicken. Als Wiedergutmachung für das, was inder Vergangenheit geschah. Es tut mir wirklich leid, dass wir Euer normales,friedliches Leben zerstört haben", erwiderte sie traurig und wandte sich an dieDienstboten, „bereitet alles für das Ritual vor."
„Wartet", schoss es aus mir heraus, während Shino und alle anwesenden michungläubig ansahen. Noch bevor ich es mir anders überlegen konnte, sprudeltendie Worte aus mir hervor. „Ich werde es versuchen."
„Was tust du da?", fragte mich mein Kumpel geschockt, „Ich meine, ich finde jatoll, dass du noch bei uns bleibst aber diese Chance bekommst du vielleicht niewieder. Bei dem Versuch die Krieger zu finden könntest du draufgehen."
„Ich weiß was ich tu", flüsterte ich ihm zu. Das war zwar glatt gelogen, dennich hatte in Wahrheit keinen blassen Schimmer, aber ich war schon so lange indieser Welt, ich konnte sie einfach nicht so zurück lassen. Erst Recht nicht,wenn ich vielleicht doch etwas dagegen tun könnte. Ich wusste, ich würde es früheroder später bereuen, sollte ich es nicht wenigstens versuchen. Und außerdemmachte nun ein Tag mehr oder weniger hier, auch keinen Unterschied mehr. Nochdazu würde der Gedanke, dass ich bald nach Hause käme, mich wohl am längsten amLeben halten, in Angesicht der Gefahren, die nun auf mich warteten.
Shino zuckte seufzend mit den Schultern. „Wie du meinst."
Die Prinzessin hingegen strahlte nun vor Freude und erteilte ihren Dienern denBefehl, irgendeine Kiste oder so zu holen.
Einige Minuten später saßen wir gemeinsam an dem großen Tisch im Saal undKatharina erzählte uns von den Radaga-Kriegern, den Steinen sowie auchEinzelheiten der damaligen Beschwörung, weswegen ich nun in dieser Welt war.
Ich betrachtete die farblosen Steine in der Schatulle und ging alles nochmal inRuhe im Kopf durch.    

Die Suche nach den Radaga-KriegernWhere stories live. Discover now