"Michael komm schon, sonst verpassen wir es noch!" Ich packte die Hand von meinem besten Freund und rannte die Straße entlang. Völlig außer Atem kamen wir an den großen Holzsteg an. Wir setzten uns nach ganz vorne, so dass unsere Füße das warme Wasser berührten.
Ich kenn Michael zwar erst knapp zwei Jahre, aber diese waren die besten meines Lebens. Meine Eltern wollten unbedingt auswandern, also zogen sie mit mir und meinem großen Bruder nach Amerika und ich bereute es kein bisschen.
Und da saß ich nun. Mit dem besten Freund, den man haben kann, an einem See und beobachtete den Sonnenuntergang. Das Wasser schimmerte in den schönsten lila und orangefarben, genau so wie der Himmel. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich auf die Geräusche des Wassers."Rosalie?", unterbrach Mike die Stille. Ich drehte mich zu ihm und blickte in seine wunderschönen Augen. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als ich ihn das erste mal sah. Es war genau hier an dem gleichen See. Mein Bruder und ich erkundeten gerade unsere neue Wohngegend und Michael saß mit einem anderen Jungen auf der Wiese. Da wir in der gleichen Straße wohnten sah ich ihn ziemlich oft, bis er mich eines Tages ansprach. Seit dem verbringen wir so viel Zeit wie möglich.
Wenn er meinen Namen mal ganz aussprach, dann wusste ich dass er was wichtiges sagen wollte. Sonst werde ich nur Alli, Rosie oder Rose genannt. Ich hasste die letzten, also bevorzugte ich es Ally genannt zu werden, auch wenn es kaum was mit meinem Namen zu tun hat.
"Ich werde das alles echt vermissen!", redete er weiter.
"Was meinst du?", fragte ich und schaute immer noch auf das Wasser.
Er nahm meine Hand und streichelte leicht mit seinem Daumen darüber.
"Meine Eltern...wollen nach Australien", flüsterte er.
"W-was?", stotterte ich und merkte wie sich mein ganzer Körper schmerzhaft anspannte.
"Es tut mir so leid", flüsterte er und nahm mich in den Arm. Er schluchzte leise und fing an zu weinen.-
"Mikey jetzt gib doch endlich deine Koffer ab", sagte seine Mutter hektisch zu ihm und lief quer durch den Flughafen um ihren Mann zu finden. Wir lachten beide los, da das echt total witzig aussah.
Schließlich gab er seine Koffer ab und holte sich das Flugticket nach Australien.
Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass ich ihn nur noch selten sehen werde. Er war der einzige der mich immer verstand und der einzige der Tag und Nacht für mich da war. Mit wem schaue ich jetzt die Sonnenuntergänge an? Zu wem gehe ich jetzt wenn's mir schlecht geht und wen rufe ich jetzt Nachts an, wenn ich nicht einschlafen kann?
Wieder bahnte sich eine kleine Träne den Weg runter und wurde von Michaels warmen Hand sanft weggewischt. Er lächelte mich kurz an, bevor seine Mutter uns ein Zeichen gab, dass sie los mussten."Jetzt wird's ernst",sagte er und schloss mich in seine Arme. Ich klammerte mich um seinen Nacken und vergrub mein Gesicht in seinem weichen Hoodie. Er streichelte durch meine langen braunen Haare und nuschelte irgendwelches wirres Zeug, das man nicht verstand.
"Ich will nicht, dass du gehst", flüsterte ich und musste meine Tränen zurückhalten.
"Ich auch nicht!" Er hielt mich immer noch fest in seinen Armen, wahrscheinlich das letzte mal für eine lange Zeit. Eine Zeit die unerträglich werden wird.
"Wieso kann ich nicht einfach mitkommen?"
Michael fing an zu lachen. "Du tust so,
als würden wir uns nie wieder sehen!"
"Und was, wenn es wirklich so ist?", schluchzte ich und blickte zu ihm hoch.
"Versprich mir nur eins Mikey! Wir werden immer Kontakt halten, auch wenn wir uns nicht besuchen können."
"Natürlich." Er streichelte sanft über meine Backe und umarmte mich ein letztes mal. "Ich verspreche es!", flüsterte er, bevor er seinen Rucksack nahm und langsam zu seinen Eltern lief.
"Pass auf dich auf...ich werd dich vermissen Alli!"
"Ich dich viel mehr, Mikey", lachte ich gequält.Ich sah ihn noch eine ganze Weile von hinten, bis er sich umdrehte und mir noch einmal winkte. Er drehte sich wieder nach vorne und verschwand in der großen Menschenmasse. Gerade als ich gehen wollte, stieß ich mit meinem Fuß gegen irgendetwas vor mir. Ich hob die weiße Tüte auf, in der sich ein Bilderrahmen befand. Als ich ihn herausholte sah ich mein Lieblingsbild von Michael und mir. Darüber klebte ein Zettel auf dem stand: 'Damit du mich auch nie vergisst!'
Ich lächelte und umklammerte den Bilderrahmen, wie als wäre er Michael.
Er wird für immer in meinem Herzen bleiben.

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Disconnected
FanfictionVon seinem besten Freund verlassen zu werden ist schwer. Aber von ihm vergessen zu werden ist unvorstellbar. Es dauert viel Zeit bis man es einsieht, dass man ihn nie wieder sehen wird.