Kapitel 4

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Die Woche in Melbourne ging schneller vorbei als ich erwartet hatte. Die meiste Zeit verbrachten wir in der Stadt oder am Strand.
Das einzig schlimme war die Fahrt nach Sydney, da sie ziemlich lang war. Mit den ganzen Zwischenstopps waren wir einen guten Tag unterwegs.
Am Abend kamen wir also an unserem Hotel an, aber waren diesmal überhaupt nicht müde, da wir so gut es ging im Auto geschlafen hatten. Eigentlich war es eher ein kleinerer Bus, in dem noch weiter Leute von Melbourne nach Sydney fuhren.

"Willst du noch irgendetwas unternehmen?", fragte ich meinen Bruder.
"Ich weiß nicht. Für die Stadt ist es wahrscheinlich schon zu spät."
"Wie wärs mir essen gehen?"
"Klingt gut. Eher schick oder..." "Fast Food", unterbrach ihn und lief lachend aus unserem Zimmer. Doch daraus wurde nichts, als wir an dem Essensaal vorbeiliefen und das riesige Buffet sahen.

Nach dem essen beschloss ich ins Zimmer zu gehen, währenddessen Josh noch das Hotel besichtigen wollte. Obwohl ich nicht einmal müde war, machte ich mich bettfertig und kuschelte mich in die weiche Decke. Überraschenderweise schlief ich relativ schnell ein, obwohl ich noch auf meinen Bruder warten wollte.

-

Diesmal war ich diejenige, die als erstes aufwachte. Josh lies ich weiterschlafen, so hatte ich schon mehr Zeit um mich zu richten. Er war wie ein Mädchen, das stundenlang das Bad blockierte und danach immer gleich aussah wie davor. Ich zog mir eine kurze Hose und ein luftiges Top an, da ich heute die in die Stadt gehen wollte.
Mein Bruder wachte nach einer Weile von selbst auf und verschwand, so wie jeden Tag, erstmal im Badezimmer.
Danach gingen wir zusammen zu dem großen Frühstücksbüffet und aßen mehr, als wir Hunger hatten. Aber was will man schon bei so einer Auswahl machen?
"Alli?"
"Ja?"
"Hättest du etwas dagegen, wenn wir heute mal nichts zusammen unternehmen?"
"Nein. Eigentlich ganz gut, dann kann ich in Ruhe shoppen gehen." Das war gelogen. Mir wäre es lieber, wenn wir zuerst zusammen die Stadt erkunden würden und uns dann vielleicht trennen. Ich meine, ich ich habe die Stadt noch nie zuvor gesehen. Was ist, wenn ich mich verlaufe? Oder nicht mehr zum Hotel zurückfinde?
"Dann wärst du ganz schön dumm", amüsierte sich Josh. Hatte ich etwa schon wieder laut nachgedacht? Verdammt, wieso bemerke ich das nie?

"Alli ich gib dir einen Tipp!" Er nahm mein Handy, dass auf dem Tisch lag und legte es mir wieder nach kurzer Zeit hin. Er hatte Maps geöffnet, wo ich unseren aktuellen Standort sah und alle Straßen in der Umgebung. Zugegeben war das echt keine schlechte Idee und ich würde ohne bedenken in du große Stadt gehen können.

"Was hast du dann heute vor?", fragte ich ihn lachend.
"Naja, keine Ahnung...Ich entscheide spontan."
"Lügner. Wenn du heute unbedingt alleine sein willst, dann hast du was vor!" Josh konnte noch nie Lügen und wird es auch nie lernen. Entweder wird er immer total nervös oder kommt mit einem Zeug daher, was nie im leben Sinn ergeben würde.

"Man Alli! Vielleicht will ich einfach nicht Tag und Nacht mit dir verbringen", beleidigt stand er auf und verlies den den Raum.

"Schon okay, du Zicke", rief ich ihm hinterher und wurde von ein paar anderen Hotelgästen angestarrt.
Schmunzelnd stand ich auf und machte mich auf dem Weg zu unserem Zimmer. Josh war nich dort, also schnappte ich mir schnell eine Umhängetasche, Geld und mein Handy, um in die Stadt gehen zu können.

Ich lief quer durch die Straßen und ging ab und zu in ein Geschäft, fand jedoch nichts. Gegen Mittag wurde es um einiges wärmer, deshalb beschloss ich mich irgendwo hinzusetzen um eine Pause zu machen. Man fand aber in dieser Stadt weder freie Bänke noch einen Schattenplatz, also beschloss ich einfach weiter zu laufen. Nach einer Weile hielt ich es in der Hitze nicht mehr aus, also ging ich in das nächste Geschäft, das ich sah. Gelangweilt schaute ich mir die Klamotten an, als plötzlich ein Junge in den Laden gestürmt kam. Völlig außer Atem lehnte er sich an ein Regal und schaute panisch zur Tür, die von einem etwas kräftigerem Mann zugehalten wurde.
"Kann man die vielleicht abschließen?", rief der Mann. Eine etwas ältere Verkäuferin rannte hektisch zur Tür und gab den Mann einen Schlüssel, der dann versuchte die große Glastüre abzuschließen. Durch die große Menschenmenge vor dem Laden, konnte er die Türe aber nicht ganz zu machen. Immer mehr und mehr kreischende Mädchen versammelten sich vor dem Laden, kreischten herum und klopften gegen die Scheiben.

Mit der Hilfe von zwei weiteren Männern, bekamen sie die Türe zu und schlossen letztendlich ab.

"Super Idee Luke! Bist du eigentlich wahnsinnig? Du kannst doch nicht einfach ein Spontankonzert im Park geben", schrie der Mann wütend. Durch seine Schwarze Kleidung erkannte man, dass er als Security arbeitete.

"Tut mir leid. Ich dachte die würden alle ruhig bleiben und mir zu hören", sagte der blonde Junge leise.

"Das war früher Luke. Inzwischen sind es einfach viel zu viele. Wo sind die anderen überhaupt?"

"Zuhause", sagte er und winkte zu den kreischenden Mädchen.

Geschockt starrte ich abwechselnd zu den Mädchen und den Jungen.
Als der Mann mich entdeckte verdrehte er genervt die Augen.
"Okay ein Bild, aber dann gehst du!", sagte er in einer ernsten Stimme.

"Was?", fragte ich leise nach. Der Mann machte mir irgendwie total Angst.

"Schätzchen, er hat nicht ewig Zeit für seine Fans. Und wenn er Zeit mit ihnen verbringen will, dann passiert sowas!" Er zeigte nach draußen.

"Aber..." "Kein aber, ich kann dich auch gleich rausschmeißen!"

"Ich will aber kein verdammtes Bild!", sagte ich jetzt etwas lauter.
"Ich bin weder eine von denen da draußen, noch kenne ich ihn und wenn mich bitte jetzt jemand hier rausbringen kann, ohne dass ich von kreischenden Mädchen zerquetscht werde!" Schweigend starrte ich auf den Fußboden, als ich merkte wie laut ich geworden war.
"Tut mir leid, ich will einfach nur wieder in die Stadt, wenn dies möglich wäre", sagte ich nun etwas schüchtern zu dem Mann.

"Bist du von hier?", fragte mich der Blonde lächelnd. Während ich ihn anschaute, bemerkte ich dass er Grübchen hatte und musste selbst anfangen zu lächeln.
"Nein, ich bin seit gestern hier und bleibe für Wochen."
"Vielleicht kann ich dir als Entschädigung die Stadt zeigen?"
"Entschädigung?", fragte ich lachend nach.
"Ja für das ganze hier und heute Abend kannst du dann..." "Nein, Luke. Hast du die Mädchen da draußen schon vergessen? Du kannst unmöglich jetzt nochmal in die Stadt. Ich nehme dich jetzt mit und fertig, nochmal tue ich mir das nicht an."
Luke blickte etwas enttäuscht zu mir, bevor er dem Mann einem Bösen Blick zuwarf, der anschließend unschuldig mit seinen Schultern zuckte.

"Dann zeige ich dir die Stadt einfach heute Abend, da ist es eh viel schöner. Also vorausgesetzt du willst das überhaupt."

"Naja...ich..." Nervös schaute ich durch den Laden, ohne ihn ein einziges mal anzuschauen.
"Wieso nicht", sagte ich letztendlich, was ihn zum Grinsen brachte.

"Luke, wir müssen los", sagte der Securitymann. Die Verkäuferin führte uns zu einem Hinterausgang, aus dem wir wieder in die Stadt konnten ohne von haufenweise kreischenden Mädchen aufgehalten zu werden.
"18 Uhr vor diesem Laden?", fragte mich der Junge, als er in die andere Richtung lief.
"Alles klar", rief ich ihm hinterher und machte mich lächelnd auf dem Weg zum Hotel.

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⏰ Last updated: Jun 15, 2014 ⏰

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