Ich glaub' ich bin...

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Er stieg vor mir aus, zwinkerte mir ein letztes Mal zu und mein Herz schien mir fast aus der Brust zu hüpfen. Als die Bahn weiter fuhr hielt ich mir mit meiner Hand an meine Brust und spürte, wie schnell mein Herz schlug. Das Lächeln bekam ich sowieso nicht mehr aus meinem Gesicht. Ich war überschüttet von Glücksgefühlen.

"Geht es dir gut?" Fragte eine ältere Dame, die mit uns im Vierer saß. Schnell ließ ich mit meiner Hand von meiner Brust ab und nickte bloß. "Ja, alles gut", sagte ich nervös. "Kanntest du den jungen Mann?" Fragte sie. Dieses Mal schüttelte ich den Kopf. "Nein, wir fahren nur jeden Tag mit der selben Bahn", erklärte ich. "Oh entschuldige. Ihr saht sehr vertraut aus, deswegen dachte ich du kennst ihn vielleicht", sie lächelte mich freundlich an. "Achso, nein, ich weiß nicht mal seinen Namen."

Damit war das Gespräch beendet und ich sah die restliche Fahrt aus dem Fenster und meine Gedanken waren nur bei dem Jungen mit den blauen Augen und dem strahlenden Lächeln. Bei der nächsten Station stand die Oma auf und lief zur Tür. "Sag ihm was du fühlst", sie nickte mir höflich zu und stieg aus. Etwas überfordert mit ihrer Aussage, sah ich ihr am Bahnsteig hinterher. War es so offensichtlich? Warte, was denn überhaupt? Ich lehnte mich zurück und seufzte. Es war so klar. Ich stand auf ihn. Ich war vielleicht nicht verliebt, aber ich stand auf ihn. Für mich ist das ein Unterschied. Auf jemand stehen heißt für mich einfach, dass ich ihn süß finde. Und hübsch. Oh mein Gott, und wie hübsch. Mein Herz.

Unfreiwillig lächelte ich wieder stumm vor mich hin. Er war so toll, ehrlich. Und ich kannte ihn nicht mal.

An meiner Station stieg ich aus und machte mich schnurstracks auf den Weg nachhause, in Petrits und meine Wohnung.

Kaum bin ich dort angekommen, warf ich meine Uni Sachen in die Ecke, hängte meine Jacke auf und stellte meine Schuhe ins Regal. "Hey Felix", begrüßte mich mein bester Freund. "Na." Ich grinste immer noch wie verrückt weswegen mich Petrit sofort durchschaut hatte. "Was is'?" Er legte seinen Kopf schief. Ich zuckte mit den Schultern. Ich lief in die Küche und setzte mich da auf die Arbeitsplatte während Petrit anfing Nudeln aufzukochen. "Komm schon, hast du mich geprankt? Hab' ich was im Gesicht? Junge, sag", rief er lachend. "Ich hab nichts gemacht, hallo, ich bin seit 3 Minuten zuhause, Halts Maul", lachte ich.

"Okay, was grinst du dann so vor dich her?" Ich seufzte. "Ich bin einfach glücklich", sagte ich ehrlich. "Aha. Wieso?" Er kniff seine Augen zusammen und musterte mich. "Lass das, Spinner", ich schlug ihn gegen den Oberarm. "Okay, erzähl. Was macht da meinen Felix so happy, dass er seit drei Minuten durchgehend lächelt?" Ich überlegte ernsthaft ob ich ihm die Wahrheit sagen soll, und von dem Jungen erzählen soll. Wieso denn eigentlich nicht? Warum sollte Petrit was dagegen haben? Wir waren die schwulsten Besten Freunde die es gab. Er würde mich niemals verurteilen, wenn sich nun heraus stellt, dass ich wirklich schwul bin.

"Okay. Ich erzähl es dir", beschloss ich. "Ich fahr ja jeden Tag mit der U-Bahn zur Uni", fing ich an. "Und nach mir steigt immer ein Junge ein. Ich weiß nicht wie er heißt, aber er hat so braunblonde Haare, heller als ich auf jeden Fall. Er hat ganz blaue Augen und ein strahlendes Lächeln", schwärmte ich. "Und naja, ich glaub' ich bin..." Petrit unterbrach mich, warf den Kochlöffel hinter sich auf den Boden und schlang seine Arme um mich. "Mein kleiner ist verliebt", er hob mich hoch und wirbelte mich im Kreis rum. "Okay, du kannst mich wieder absetzen", ich lachte leicht. "Ich freue mich eigentlich nur weil ich Recht hatte. Sag es", forderte er. "Jaha, du hattest Recht", ich verdrehte die Augen. "Habt ihr schon geredet?" Ich erzählte von dem Vorfall vor einigen Tagen und von dem von heute. "Er hat mich kleiner genannt!", fügte ich hinzu. "Ihr werdet sowas von zusammen kommen, und wenn ich mich da einmischen muss!"

Und an diesem Abend schlief ich mit einem fetten grinsen ein.
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REWILZ REUNION BALD 🌸

weggewischt || rewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt