Kapitel 11

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Claire's POV
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, sprang ich sofort auf, drückte Owen einen Kuss auf die Lippen, rief "Guteeen Mooorgeen!" und eilte ins Wohnzimmer, wo mein Smartphone lag.
Ich holte tief Luft und nahm das Handy in meine zitternden und feuchten Hände.
Nun war es so weit.
Ich werde meine Mom anrufen. Nach über 6 Jahren ihre Stimme hören.
Nach über 6 Jahren sie hoffentlich zu Weihnachten wieder sehen.
Ich setzte mich auf das Sofa. Gerade als ich ihre Nummer wählen wollte, kam Owen aus dem Schlafzimmer und setzte sich neben mich. Er wusste natürlich was ich vor hatte und nahm meine Hand.
Ich war so verdammt nervös davor, gleich mit meiner Mutter zu reden.
Wie wied sie reagieren?
Wird sie mich erkennen?
Was wenn sie uns nicht sehen will?
Deswegen ist sie doch nach Kanada gegangen.
Um mit der Vergangenheit abzuschließen.
Dad hatte sie zu sehr enttäuscht. Obwohl sie es war, die heimlich einen anderen hatte.
"Ich dachte Dad hatte eine andere, deshalb hab ich das auch gemacht.", meinte sie, nachdem die Wahrheit ans Licht kam. In Wirklichkeit hatte Dad nie eine andere Frau.
Dad liebte sie.
Aber das hat Mom ihm natürlich nicht geglaubt. Und dann haben die Konflikte in der Beziehung angefangen, bis diese mit der Trennung und Mom's Umzug nach Kanada endete.
Ob sie auch mit Karen und mir abschließen wollte?
Ich hoffte so sehr, dass dem nicht so ist.

*piep*

*piep*

*piep*

"Dearing...Ja, Hallo?"

Ich schwieg. Ich hielt die Luft an.
Nach einer kurzen Pause:

"Hi...erm...Mom?"

Am anderen Ende der Leitung ein tiefes Einatmen.

Stille.

*piep piep piep piep piep*

Sie hatte aufgelegt.

Für einem kurzen Moment hatte ich das Gefühl, alles würde wieder gut werden.
Es fühlte sich wie früher an.
Diese drei Worte, die sie sagte, wenn sie einen Anruf bekam. Exakt so hatte sie es immer gesagt, wenn ich sie angerufen hatte.
Ich war enttäuscht von Mom.
Wie konnte sie mich ein zweites Mal so sitzen lassen.
Und ich war enttäuscht von mir.
Habe ich wirklich gedacht alles würde wieder wie früher sein?
Warum musste ich sie auch anrufen?
Da war es wieder.
Dieses Gefühl von Angst und Enttäuschung.
Die Angst, die ich seit jenem Tag hatte, als sie zu uns sagte, sie würde nach Kanada ziehen um mit der Vergangenheit abschließen, ja genau diese Angst, dass Mom mit der Vergangenheit und somit auch mit mir und Karen abschließen wollte, hatte sich nun bestätigt.
Sie wollte nichts mehr von uns hören.
Aber weshalb?
Niemals hatten wir irgendetwas so Einschneidendes in ihrem Leben getan, womit sie abzuschließen hatte.
Und jetzt?
Gerade war ich noch so glücklich gewesen.
Jetzt fühlte ich plötzlich nichts mehr.
Ich fühlte mich leer.

Jurassic Survivors - ein Kampf ums ÜberlebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt