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 Gerade als Lynette und Tom sich im  Auto darüber stritten, ob sie Claire entlassen sollten (über was ich mich jetzt schon zum vierten mal lustig machte) hörte ich, wie Felix den Raum betrat. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich, wie er eine Weile im Türrahmen stehen blieb und sich dann langsam auf mich zu bewegte. Ich stoppte die Folge, setzte meine Köpfhörer ab und sah Felix an, auf die Antwort auf eine Frage wartend, die ich ihm nicht stellen musste.

 "Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich für 'ne Weile weg bin. Longboarden. Falls also irgendjemand hier einbricht und dich mit 'ner Kettensäge umbringen will oder so kann ich dir leider nicht helfen."

 "Keine Sorge, Jason macht gerade Urlaub in Schweden" antwortete ich, während ich den Laptop zuklappte und auf den weißen Couchtisch legte.

  "Und woher willst du das wissen?" Felix sah mich herausfordernd an.

 "Ich folge ihm auf Twitter. Und Tumblr. Und ask.fm. Bin ein großer Fan!" Ich stand auf und baute mich (mit einer Körpergrößre von 1,68) ihm gegenüber auf. "Sag mal... könnte ich vielleicht mit kommen? Ich wollte sowieso noch einkaufen..."

  Er sah mich überrascht an. "Äh... ja, klar. "

 "Super. Ich zieh mir noch schnell ein anderes Shirt an und hol meine Tasche. Du kannst ja schon mal runter gehen, wenn du willst."

 Er nickte mir zu und ging in Richtung Wohnungstür während ich meinen Scheiß zusammen sammelte und ein sauberes T-Shirt oder wenigstens ein Top zu finden versuchte.

 Etwa fünfzehn Minuten später stand ich in weißem T-Shirt und ebensolchen Schuhen vor ihm und versuchte meine langen, unzähmbaren, dunkelbraunen Haare zu so etwas wie einem Pferdeschwanz zu vergewaltigen (erfolglos, wie zu erwarten).

 Felix sah mich skeptisch an. "Willst du neben mir her rennen oder was?"

 "Oh, scheiße." Mir fiel fast der Haargummi, den ich zwischen den Zähnen hielt aus dem Mund. Daran hatte ich gar nicht gedacht, so verpennt wie ich war. "Muss ich wohl!"

 "Willst du mein Board nehmen?"

 Ich schüttelte energisch den Kopf. "Auf dem Ding kann ich doch nicht mal grade stehen!"

 "Dann bring ich es dir eben bei" schlug er vor. Ich hatte den Gleichgewichtssinn einen betrunkenen Goldfisches mit Gehirnerschütterung. Demnach schien mir das keine gute Idee. Im Gegensatz zu ihm. Er legte das Board auf den unebenen Asphalt und sah mich auffordernd an.

 "Nie in meinem Leben würde ich mich auf so ein Ding stellen" sagte ich trotzig. Doch das half mir nicht. Er hob mich hoch und stellte mich auf das wackelige Brett.

 "Du kleiner Scheißkerl. Das wirst du mir büßen" murmelte ich ihm mit grimmigem Blick entgegen. Ihn schien das wenig zu beeindrucken. Ganz im Gegenteil. Ich konnte sehen, wie er sich ein Grinsen verkniff. "Dafür wirst du definitiv noch büßen!"

 Dann spürte ich einen leichten Druck in meinem Rücken. Ich hörte wie trockene Blätter und kleine Stöcke von den weißen Rollen zerdrückt wurden. Eine Sekunden fuhr ich ohne Halt die Straße entlang, bis da auf einmal dieser Stein auftauchte.

 Ich rieb mir die Schmerzenden Knie und meine Hände, mit denen ich den Sturz versucht hatte abzufangen. Felix kam sofort lachend angelaufen um mir aufzuhelfen. Wenn ich Cyclops aus X-Men gewesen wäre, hätte Felix jetzt auf jeden Fall die Arschkarte gezogen da ich ihn auch ohne dessen komische Superkräfte mit meinen Blicken hätte töten können.

 "Sorry! Ich hätte dich nicht loslassen dürfen, ich weiß. Tut mir Leid!" Er klemmte sich das Board unter den Arm und half mir, den Dreck von meiner Hose zu klopfen.

Unter die HautWo Geschichten leben. Entdecke jetzt