Kapitel 4

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17:34Uhr
Zitternd und mit dröhnenden Kopf lief ich geradeaus  weiter und erhoffte mir dadurch etwas mehr Klarheit zu schaffen. Ob es eine gute Idee war mitten im Dunkeln nach draußen zu gehen war mir zu dem Zeitpunkt unwichtig. Denn alles war mir im Moment lieber als zuhause zu bleiben und nichts zu tun, weshalb ich jegliche Beschwerden ignorierte und den Weg fortsetzte.
Den, den ich immer nahm wenn es mir schlechter ging oder ich meine Ruhe brauchte.

Ich mochte diesen Weg aufgrund ihrer Verlassenheit. Hier waren kaum Menschen unterwegs , was die beste Vorrausetzung für einen Ruhigen Spaziergang war. Leise seufzte ich und beobachtete dabei wie meinen eigener Atem in der kalten Luft schwebte. Die Temperaturen waren echt niedrig, doch es störte mich nicht wirklich, im Gegenteil.
Ich genießte das Gefühle des aufprallenden Windes auf meinen Gesicht während im Hintergrund das Rascheln der Blätter zu hören war.
Leicht fuhr ich mir mit den Fingerspitzen durch die verbundene Stelle meines Armes , die ich allerdings nicht mehr spürte. Mir war klar das ich etwas zu weit gegangen bin ,kümmerte mich aber wenig drum.
Mein Kummer lag zurzeit auf Olivers Blick im heutigen Unterricht. Es war Emotionslos und doch einschüchternd und vernichtend.
Ob ich es mir aus reiner Angst eingebildet hatte?
Jedenfalls wusste ich, dass sein Auftauchen nichts gutes bedeuten würde.
Schlimmstenfalls würde er mich verprügeln.
So, wie er es schon damals gemacht hatte.
Der Grund dafür war immer der selbe :Ich war schwul.
Warme Tränen kullerten über meinen bereits eiskalten Wangen gefolgt von einem Wimmern meinerseits.
Ich hatte nicht bemerkt wie ich angefangen hatte zu weinen und wischte mir die Tränen schnell weg.
Es wäre besser würde ich weniger an der  Vergangenheit hängen, schließlich lässt sich nichts Rückgängig machen.
Selbst wenn er davor ein mir sehr wichtiger Freund gewesen war. Mein bester und einziger Freund um ehrlich zu sein.
Ich sollte-
Unterbrochen wurden meine Gedanken von einem unerwarteten Zusammenstoß mit einer anderen Person.
Beinahe wäre ich, aufgrund des Gleichgewichtsverlust, auf den Kalten Boden gefallen, würde meine gegenüber mich nicht an den  Schultern packen und mir somit ein halt geben.
Vorsichtig hob ich mein Blick um ihn besser betrachten zu können, was durch die zu schwache Beleuchtung der Straßenlaternen nur dezent möglich war.
Seine große männliche Statur und den langen Mangel den er trug, war das einzige was ich in der Dunkelheit erkannte.
"Ist alles in Ordnung ?" Seine Stimme war tief aber keinesfalls unangenehm.
"Nichts ist es " hauchte ich traurig.
Nichts ist in Ordnung.
Schlagartig wurde es mir schlecht.
Das bemerkte ich als meine Körperspannung allmählich nachließ und mein Blickfeld immer unklarer wurde.
Ich bekam noch mit, wie ich in den Armen der mir noch unbekannten Person fiel und verlor dort auch mein komplettes Bewusstsein.

When the birds fly [Vkook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt