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Zufrieden schritt ich durch den Haufen Laub. Endlich hatte ich Schule aus und ging nun nach Hause.
Es war Mitte September, das komplette Schuljahr stand noch bevor, durch das ich mich irgendwie schlagen musste.
Ich seufzte.
Das jetzige Schulsystem war nur dafür da, um unser Gedächtnis zu trainieren. In kurzer Zeit mussten wir so viel lernen, bloß um die Klausur zu bestehen und am nächsten Tag war schon alles vergessen. Und die Leute, die nicht hinterherkommen werden dumm bezeichnet, obwohl sie einfach nur mehr Zeit gebraucht hätten um alles zu verarbeiten.
Hoffentlich komme ich hier schnell wie möglich weg.

Ich blieb stehen, weil ich plötzlich im Laub einen Flyer sah.
"Cafè de'Lockes" las ich. Schwarze Rosen rankten das bräunlich-rote Papier, die Schrift war weiß und zierlich.
Ich bückte mich, hob ihn auf und las weiter.

Cafè de'Lockes

das erste Mal,
wird Unwissen zu Wissen.

das zweite Mal,
wird Traum zur Wirklichkeit,

doch ein drittes Mal,
ist ohne Wiederkehr.

Wer bitte druckt solche Flyer? Da gibt es nichtmal Information, z.b wo sich dieses Cafè befindet, oder wann es geöffnet ist. Nur ein anscheinend vielsagendes Gedicht.

"doch ein drittes Mal, ist ohne Wiederkehr"
Ich spürte ein komisches Gefühl in meiner Bauchgegend.
Naja, schaden wird er mir nicht.
Ich steckte mir das Blatt in meine Tasche.

Ein Blick auf die Handy-uhr ließ mich Luft schnappen.
"In 5 Minuten kommt meine Bahn, sonst muss ich ne halbe Stunde warten! Scheiße" fuhr ich auf und sprintete zur Haltestelle.

Erleichtert lies ich mich auf einen der Sitze plumpsen. Ich hab es gerade noch so geschafft, hätte der Bahnfahrer aber nur die Anstalt gemacht die Waggontüren vor meiner Nase zu zuschließen, hätte ich ihm aber bestimmt keine jugendfreie Schimpfwörter an den Kopf geworfen.

Ich steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren und drehte die Musik laut auf. Das war quasi mein Normalzustand wenn ich mit der Bahn oder mit dem Bus fuhr.
Ich wollte gerade aus dem Fenster schauen, als ich plötzlich ein Mädchen sah die sich in den leeren Vierer-platz vor mir setzte.
Sie hatte ein hellbraunes verziertes Kleid, eine weiße Netzstrumpfhose und schwarze Plateau Stiefel an.
Wow, so ein Outfit hab ich ja noch nie gesehen! Begeistert betrachtete ich sie durch die Reflektion der Bahnfenster, ihre dunkelbraune leicht gelockten Haare lagen perfekt und ich sah ihr zartes Gesicht.
Eine Puppe. Sie musste eine Puppe sein, anders konnte ich mir das nicht erklären.
Plötzlich traf ihr Blick auf meinen.
Scheiße war das peinlich! Doch bevor ich mich schnell abwandte, sah ich wie sie mich anlächelte. Vertraut.
Und dann...kicherte sie.
Irritiert starrte ich sie kurz an, wandte mich dann aber ab.

Was war das denn gewesen? Kannte ich sie etwa? Kannte sie mich von irgendwoher?

Aber als ich vom Boden aufschaute, war sie verschwunden.



~Otaku vs Real Life~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt