Ordnung im Chaos

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"Wie ihr alle sicherlich gestern mitbekommen habt, wurde unser Clubhaus abgebrannt."
Ich stand vor meinen Membern, mit denen ich mich auf einem Parkplatz des verlassenen Supermarktes. Schließlich hatten wir nun kein Treffpunkt mehr. Unsere Wagen bildeten einen größeren Kreis und die meisten lehnten locker an der Motorhaube, während ich endlich zur Aussprache brachte, was gestern passiert war.
Dabei ließ ich jedoch unter den Tisch fallen, dass ich den gegnerischen Anführer in meinem Keller eingesperrt und anschließend laufen lassen hatte.

"Ich bin dabei besonders froh darüber, dass Salah sofort die Feuerwehr gerufen hat. Dank ihm wird es nicht als Brandstiftung abgestempelt, sondern als ein Brandunfall, ausgelöst von einer glimmenden Zigarette. Somit nimmt auch die Versicherung einen Teil der Kosten.", sagte ich und verschränkte die Arme vor meiner Brust, als ich in die Runde sah.

Die meisten sahen erleichtert aus, während andere noch immer wütend waren. Natürlich wussten wir alle, dass es kein Unfall war.

"Ich weiß, viele von euch wollen nun Rache und das kann ich euch nicht verübeln. Immerhin sind alle Cypher davongekommen. Aber wir müssen einen kühlen Kopf behalten und unseren nächsten Zug klug wählen.", fuhr ich fort. "Außerdem sollten wir nun nicht auffallen, solange wir kein Clubhaus mehr haben. Das werden wir aber wieder aufbauen, keine Sorge."

"Und wer macht das, Boss?" Insanity meldete sich zu Wort und trat ihre Zigarette auf dem aufgebrochenen Asphalt auf. Sie war die einzige Frau in der Crew. Das war bei uns ein brauch. Nur die härteste, die sich wirklich als gute Memberin bewies, durfte die Ehre haben, sich Soldier zu nennen. Soweit ich wusste, behielt auch Julien diesen Brauch bei.
Sie hatte sich mittlerweile in den vierten Rang hochgearbeitet und wurde von jedem einzelnen Soldier respektiert und in Ruhe gelassen.

"Wir heuern eine Kleinfirma an. Ihr wisst schon, am besten eine, die inoffiziell ist. Die machen das billiger und schneller. Keiner hat Bock auf Bullen.", erklärte ich und sah in die Runde.
"Das können wir in die Wege leiten, Sunny. Wir kennen jemanden, der so etwas macht. Ich hab' schon mal eins der Gebäude gesehen, die diese Firma erbaut hatte. Sah krass aus.", schlug Grinch Hill vor, der zusammen mit Juri mir gegenüber stand.
"Alles klar. Ich will, dass ihr an Salah Bericht erstattet. Der wird sich das ansehen. Solange er euch nicht das okey gibt, werdet ihr die Füße still halten.", setzte ich fest und machte sicher, dass auch Salah damit einverstanden war, indem ich ihm einen fraglichen Blick zuwarf, den er nickend bestätigte.

"Sunny ... bei allem Respekt, aber ... wie sollen wir uns rächen? Diese Hurensöhne verdienen alle den Tod.", stellte Gio fest, der Zuspruch von einigen Soldiers bekam.
Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Viele Gegenstände in unserem Clubhaus waren persönlich und konnten nie mehr zurück geholt werden.
"Lasst mich an etwas arbeiten. Ich muss mir etwas ausdenken, dass auch noch in seinen Nachwirkungen Spuren hinterlässt. Solange wird keiner von euch einen Cypher angreifen! Ist das klar?" Ich lief in die Mitte des Kreises und drehte mich langsam zu allen um, damit ich auch sicher war, dass es jeder verstanden hatte.

Zufrieden nickte ich, als kein Widerspruch kam. "Gut. Und jetzt will ich wissen, wann die nächste Lieferung kommt."
In Osnabrück war unsere Crew der größte Koks und Gras Lieferant. Und diese Woche sollte noch eine Lastwagen Ladung voll neuer Ware eintreffen. Dafür drehte ich mich zu Deamon, der neben Punch Arogunz an seinem Wagen lehnte. Auch Scenzah stand wenige Schritte von Ihnen entfernt. Sie waren das Trio, die für die Treffpunkte und die Zeiten verantwortlich waren.

"Alles organisiert, Boss. Die Lieferung trifft in zwei Tagen ein. Ein Laster der neuen Supermarktkette wird eine neue Lieferung von Waren bringen, die nicht nur für die Kunden des Supermarkts sind." Ein kurzes Lachen ging durch die Runde und auch ich musste grinsen, als Scenzah uns darüber informierte.
"Einer unserer Fahrer wird den Laster lenken und wird einen Teil der Lieferung unauffällig etwas länger draußen stehen lassen. Wir können also unbesorgt mit einem Wagen die Ware einladen. Er wird dafür sorgen, dass die restlichen Arbeiter in dieser Zeit damit beschäftigt sind, die richtigen Waren in die Regale zu füllen. Das ist schon ziemlich früh morgens. Um sieben Uhr dreißig wird er da sein.", erklärte Punch Arogunz weiter.

"Wir treffen und an der Kreuzung eine Straße vor der Kette und fahren da zusammen hin. Ich erwarte von euch drei Pünktlichkeit. Für die restlichen von euch bedeutet das neue Arbeit. Ich will volle Motivation, wenn die Ware unter die Leute gebracht wird." Ich wandte mich zuerst an das Trio und schlussendlich an alle.

Keiner sträubte sich gegen meine Anweisungen, weshalb ich zufrieden nickte.
"Gut. Wenn ich etwas Neues weiß, werde ich wieder alle informieren. Bis dahin seit ihr nun entlassen. Lasst uns wieder Ordnung in's Chaos bringen.", gab ich deshalb Bescheid und entließ alle. Die Meisten stiegen in ihre Autos und setzten zurück, um nacheinander vom Schauplatz zu fahren.

Einzig und allein Insanity blieb etwas länger. Sie war die einzige, die heute mit ihrem Motorrad gekommen war. Ihren Helm hatte sie auf den Lenker gestützt und lehnte ihren Ellbogen darauf, während sie sich an den Sitz lehnte.
Mittlerweile waren auch die letzten abgefahren und auch Salah, sowie Alzein hatten sich von mir verabschiedet, weshalb ich bereits die Türe meines Wagens öffnete und stehen blieb.
Insanity machte nämlich noch immer keine Anstalten selbst loszufahren.

"Was ist los?", fragte ich sie deshalb und schloss noch einmal die Türe.
"Das sollte ich dich fragen, Boss. Ist bei dir alles klar?", fragte sie beinahe besorgt, doch verzog keine Mine.
"Klar. Wieso sollte es nicht so sein?", hinterfragte ich verwirrt.

"Ich weiß, deine Fensterscheiben sind geschwärzt, doch ich hab' das Blut auf dem Beifahrersitz gesehen. Was ich damit sagen möchte ist, dass ich auch gestern gesehen habe, wie jemand in deinem Wagen saß, als du vom Clubhaus weggefahren bist. Falls es also irgendwelche Probleme geben sollte, bin ich da und kann helfen. Ich werd' keinem was davon sagen. Aber ich konnte helfen.", erklärte sie ruhig und gelassen, was mich beinahe nervös machte.

Sie hatte mich gesehen. "Keine Sorge. Ist etwas Persönliches gewesen. Ich hab' das selbst gelöst.", wich ich gespielt ruhig aus und öffnete die Türe wieder.
"Selbstverständlich. Ich wollte nur sicher gehen. Du hast mein Wort, Boss. Kein Wort davon." Insanity nickte mir zuversichtlich zu, was ich erwiderte.
"Wir sehen uns.", entgegnete ich und hob zum Abschied meine Hand.
Sie grinste als Antwort und zog sich ihren Helm an, bevor sie mit hoher Geschwindigkeit von Parkplatz fuhr.

Ich stieg in meinen Wagen ein und atmete aus. Noch immer war mein Auto vollkommen verschmutzt, weshalb ich ihn dringend reinigen lassen musste. Sofort wusste ich, wohin ich gehen musste.
Mein Cousin, der mir einen Gefallen schuldete, arbeitete als Kassierer bei einer Tankstelle, die eine Intensivreinigung anbot. Dieser konnte nach Schließung unbemerkt meinen Wagen reinigen.
Ich nahm also direkt Kontakt mit ihm auf und machte eine Uhrzeit aus, sodass ich dann dorthin fahren konnte.

Ich wollte jegliche Erinnerung an Julien aus meinen Gedanken verbannen, solange es nur ging. Nur so leicht war das nicht. Schließlich hatte alles seine Gründe.
Ich brauchte nur dringend etwas zu alkoholisches zu trinken.

Sprecht in den Kommentaren mit mir, bitte 😂 Ich hab so langweile, wenn ich von der Arbeit Heim komme - und über Votes würde ich mich natürlich auch freuen.😅

Hassliebe [Sun Diego x JuliensBlog FF] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt