Warum ist die Welt nur so scheiße?

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Wieder werde ich, von meinem Vater, angeschrieen, da ich zu laut bin. Mein Bruder würde schon schlafen, besser gesagt er versucht es, und ich solle wieder leise sein. Seit mein kleiner Bruder da ist, darf ich gar nichts mehr ab 19 Uhr. Nicht aus mein Zimmer gehen, geschweige davon mich zu bewegen. Nichts, rein gar nichts. Während er mich weiter anschreit, versuche ich krampfhaft meine Tränen zurück zu halten, die sich langsam ihren weg, aus meinen Augen, bahnen wollen. ,,Warum bist du nicht normal?! Kannst du nicht wie die Anderen sein?!",schreit er wieder. Wieder die selben Worte die ich mir immer an hören muss, jeden Tag, und welche ich verdränge. Doch dass geht nicht so leicht. Wie denn auch, wenn man es ständig hört und irgendwann auch glaubt? Als er fertig ist, mit seiner langen Predigt, die ich doch täglich hören muss, geht er wieder in das Zimmer, aus dem er vor ein paar Minuten kam, und lässt mich im Flur stehen. Ein zitterndes Wrack, welches jeden Moment zusammen brechen kann, und doch auf den Beinen bleibt. Langsam und leise, sodass ich nicht noch mehr Standpauken erhalte, gehe ich ins Badezimmer, wo ich mich auch direkt einschließe. Mein Handy hole ich raus, da es schon die ganze Zeit Vibriert hat, was mir anzeigt, dass ich auf Whatsapp Nachrichten habe. Vielleicht von ihm? Fehlanzeige. Da ist keine Nachricht von ihm. Leider. Nur andere Nachrichten, die mich wieder beleidigen und zum heulen bringen sollen, wie sie es immer vollbringen, egal ob ich meine Tage habe(mit diesen ist es auch noch schlimmer). Diesesmal passiert genau das Selbe. Was habe ich auch anderes erwartet? Etwa das es mich nicht interessiert, so wie es eigentlich sollte und wie es immer in den ganzen Teenie Zeitungen geschrieben. Den Kontakt, von meiner ,,Stütze" nehme ich und schreibe ihm.

>>Ich brauche dich. Komm bitte on♡<<

Minuten und Stunden vergehen, die sich wie Tage anfühlen, in denen ich nur da stehe und, wie eine Irre, auf ihr Handy starre. Er hat dich verlassen! So wie alle anderen, die dich nicht leiden können. Schau doch auf dein Handy! Schau auf die Nachrichten, die dir zeigen, dass dich alle hassen! Jeder hasst dich! Warum ist deine Mutter denn abgehauen und warum hasst dich dein Vater? Weil du schlicht und einfach zum kotzen bist. Ich bin Marie und will ein Junge sein! Hör auf diesen Namen zu erwähnen! Schreie ich die Stimme an. Beende es doch einfach, du hast es doch schon so lange vor. Dein Vater wird dich nie akzeptieren, egal wer du bist und stell dich damit zu frieden. Keiner wird dich je lieben, so wie du andere liebst. Er liebt dich auch nicht! Hör auf! Er liebt mich, er liebt mich ganz bestimmt! Warum antwortet er dir dann nicht? Weil...er hat bestimmt etwas wichtiges zu tun. Was wäre das denn? Ich...na was wichtiges! Du weißt es nicht, da alles wichtiger als du bist! Gehässig lacht die Stimme. Das Lachen wird immer lauter, immer unerträglich und ohrenbetäubender. Mach es doch endlich. Vollende deinen Anfang. Du weißt wo sie liegen, an welchem Ort sie dein Vater aufbewahrt. Wie von selbst tragen mich meine Füße zum Schrank, der übern Waschbecken hängt und immer noch so schäbig ist, wie vor 15 Jahren eingezogen sind. Als Familie, die zusammenhält und alles überstehen würde, was sich in ihren Weg stellen würde, jede einzelne Hürde würden sie überspringen und doch ist sie untergegangen. Wie die Titanic, durch einen einzigen Gegenstand, den keiner ahnen konnte oder gar als Gefahr an sah. Diese Familie, die einmal glücklich war, oder es zu scheinen war, gibt es nicht mehr. Schon lange nicht mehr...Nach einer Ewigkeit, in der ich wie in Trance da stehe, öffne ich eine der drei Türen und suche den Rasierer. Warum will ich es auf die harte Tour? Du liebst Schmerz, schon vergessen, wie sehr du diesen immer spüren möchtest? Nein, nein habe ich nicht und würde es auch nie. Mit Mühe, und Gewalt, bekomme ich eine Klinge heraus, welche mir aber auch gleich entspringt und klirrend auf den Fließenboden landet, was sich wie ein Raketenabschuss von Militärkampfjets anhört. Verkrampft hebe ich sie vom Boden auf, was sich als Kampf herausstellt, da meine Fingernägel doch etwas länger sind als gedacht. Als ich es geschafft die Klinge aufzuhebe, fahre ich die kleine Markenschrift nach, welche dort eingekerbt ist, und gehe mit dieser zu dem Klo. Auf dieses setzte ich mich, erschrecke mich von der Kälte, beruhige mich aber nach kurzer Zeit und entsperre mein Handy, welches mit einem Muster versperrt ist. Meine Kamera öffne ich, stelle es so um,dass ich ein Video aufnehme und lächel traurig hinein. ,,Hallo Taddl...vielleicht siehst du das die hier an, wie ich hier, wie Abschaum, sitze, und denkst, warum du nicht meine Nachricht gelesen hast. Sei bitte nicht traurig, deine Schuld ist es nicht, aber ich kann nicht mehr, dass weißt du auch. Ich bin am verzweifeln. Warum nennt mich jeder eine junge Dame, wenn ich das doch nicht bin? Klar, ich bin eine Frau, aber ich möchte doch nur ein Mann sein, so wie die anderen. Sie wissen nicht, wie gut es ihnen geht, sind nicht einmal glücklich darüber, dass sie ein Junge sind. Immer starre ich sie an, als wären sie von einen anderen Planeten, was sie zum grinsen bringt, weil sie, wie viele andere, nur meinen gaffenden Blick bemerken, den ich nicht einmal, auf meiner Fresse, haben will. Sie verstehen mich nicht, warum ich sie so anschaue als würde ich sie lieben oder gar stalken, dabei stelle ich mir nur eine Frage, die immer in meinem Kopf umherschwirrt. Wie ist es ein Mann zu sein? Wie fühlt es sich an, keine Brüste zu haben, die man versteckt? Wie fühlt es sich an, morgens in Boxer aufzustehen können? Diese Fragen werde ich nie beantwortet bekommen, weil mich keiner, von meiner Familie, unterstützt oder andere es ebenfalls nicht tun. Ich rede schon wieder zu viel, was ja das Klischee für uns Frauen, wobei ich nicht mit einbezogen werde, gilt. Regelrecht wollte ich dir sagen, wie vieldu mir bedeutest und...das ich mich in dich verliebt habe, was ich noch zu vor nie war. Du wohnst so weit weg, für das, was mir erlaubt ist, wo ich hin gehen darf. Es tut mir so leid, aber ich kann nicht mehr so weiter machen, wie es jetzt ist. Deswegen, nehme ich Abschied, von dieser Welt, welche mich nicht akzeptiert und haben will. Ich liebe dich so sehr, doch es geht nicht mehr. Unsere Liebe, die jetzt schon nicht klappt, ist unnatürlich und andere widert es an...Von dir, meinen einzigen Freund und erste Liebe, wollte ich mich verabschieden" Die Klinge, welche scharf und spitz ist, lege ich an meinen Arm, dort wo die Pulsader ist und atme noch einmal tief durch. Plötzlich wird meine Sicht noch verschwommener, welche schon verschwommen ist, und ich fange an zu weinen. In die Kamera blicke ich, welche ich nur schwer erkennen kann und lächel in diese kurz, bevor ich mir die Ader aufschneide. Ein höllischer Schmerz zieht durch meinen Körper, wie noch nie einen Schnitt gespürt habe. Meinen Schrei, den ich gerne freigesetzt hätte, unterdrücke ich und beiße mir auf die Lippe und strecke meinen Arm aus, wobei ich die Klinge fallen lasse. Das Video, was die ganze Zeit läuft, beende ich und schicke es, per Whatsapp, an Taddl. Darunter schicke ich noch ein rotes Herz, ehe ich mein Handy weg lege und es ausschalte. Von verschwommen zu schwarz verändert sich meine Sicht, nach kurzer Zeit, und ich falle nach vorne um, genau gegen einen Schrank, wobei ich mir den Kopf stoße und doch zur Seite um Kippe. Mein letzter Gedanken ist, den ich noch haben kann, ist nur ein Wort, ein Name, der mir aber mehr bedeutet als alles andere. Taddl...

Glpaddl OsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt