Das Dorf des Wassers

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Nach fünf Tagen haben wir dann endlich das erste Dorf erreicht. Das Dorf des Wassers. Wir werden freundlich von den Zcoras, so heißen die Einwohner, empfangen. Zcoras haben eine hellblaue schuppige Fischhaut, große schwarze Augen und vorallem Kiemen und Schwimmhäute. Als Kleidung tragen sie nur leichte Baumwollgewänder, damit sie sich im Wasser ungestört bewegen können. In der Mitte des Dorfes ist ein großes Schloss aus Eis.

"Das Schloss von König der Zcoras, der mächtige Tamahn." Sagt Riku als wir das Schloss betreten.

Im Schloss ist ein riesiger See, der auch nach draußen führt. Es ist mehr Turmartig, schmal und geht steil nach oben. Am Rand führt ein Pfad wie eine Spirale nach oben zum Thronsaal. Im See schwimmen Zcoras, aber ich habe noch gar keinen einzigen Wachen gesehen der hier aufpasst. Wir gehen nach oben. Dort angekommen, stehen wir auf einer riesigen Plattform von der man über das ganze Dorf blicken kann. Da sitzt Tamahn auf seinen Thron. Er sieht aus wie jeder gewöhnliche Zcora, nur das er eine Diamantbesetzte Beinschiene trägt und noch ein ganzes Stück größer ist. Wir verneigen uns vor dem König.

"Großer mächtiger Tamahn. Böses kommt über uns. Der Lord der Unendlichkeit ist wieder auferstanden und plant einen Angriff auf Tirith of Ice, er hat riesige Streitmächte. Wir müssen uns vereinen wenn wir ihn schlagen wollen." Sagt Riku.

"Ja ich hab davon gehört. Wir werden mit euch sein Menschen." Sagt der König." Es wird dunkel draußen, ihr bekommt ein Zimmer bei mir auf dem Schloss und Nahrung natürlich auch."

Riku nickt dankbar und wir werden von einem Zcora zu unseren Zimmern gebracht. Dort erwartet uns ein großer gedeckter Tisch mit dem traditionellen Essen der Zcoras. Fisch und Algen aller Art zubereitet.

"Cool ist es hier. Das Schloss ist Bombe und die Zcoras sind auch ganz nett." Meint Tobi und wir stimmen ihm zu.

Dann setzten wir uns und fangen an zu essen. Es schmeckt total klasse, dass hätte ich nicht erwartet, aber wir hatten in den letzten Tagen so wenig zu Essen und Trinken, da ist dies hier schon ein Festmahl für uns. Als wir fertig sind ziehen wir uns jewahls zu zweit in ein Zimmer zurück. Ich gehe in eines der Zimmer, dass ich mit Annie teilen wollte und ziehe meinen roten Mantel aus. Darunter trage ich ein Dunkelblaues Kleid und eine Baumwollhose. Auch die Stiefel ziehe ich nach Ewigkeiten mal aus. Dann erkunde ich das Zimmer näher. Alles hier drin ist aus Eis. Sogar der Kamin, wo ein Feuer drin brennt. Aber dem Eis scheint Hitze nichts anzuhaben. Ich gehe in das Bad und lasse mir Wasser in die Wanne. Dann ziehe ich mich komplett aus und lege mich in das warme Wasser. Sowas Schönes hatte ich schon ewig nicht mehr. Auf unserer Insel gab es kaltes Wasser und keine Wanne sondern nur eine Dusche. Aber hier gab es eine Wanne mit wunderbaren warmen Wasser. Das erinnert mich an damals als ich noch mit meiner Familie in einem richtigen Haus gelebt habe. Wir waren ziemlich wohlhabend. Doch dann, der Angriff von Mantoea, ein aus der Kontrolle geratenes Monstrum vom Lord der Unendlichkeit. Ich habe alles verloren, meine Freunde, meine Eltern. Nur mein Bruder und ich hatten überlebt. Doch kurz darauf wurde mein Bruder vom Lord gefangen genommen. Abschaum hatte er ihn genannt. Mein Bruder war ebenfalls Unsterblich und einer der stärkesten Magier im ganzen Land, stärker als der Lord. Das gefiel ihm gar nicht und er nahm mich als Geisel um meinen Bruder anzulocken. Ich war noch so klein und schwach. Mein Bruder opferte sich für mich. Da er Unsterblich war folterte der Lord meinen Bruder und ließ mich fesseln damit ich alles mit ansehe. Jeder Schrei meines Bruders hat sich in meinen Kopf eingeprägt. Es war Furchtbar. Sowas hätte ein Kind niemals sehen dürfen! Als alles vorbei war ließen sie mich gehen. Von meinem Bruder blieben nur noch kleine Fetzen übrig, die ich einsammelte und bei unserem Lieblingsort vergrub. So entstand meine Fähigkeit, aus tiefsten Hass und aus Rache. Ich habe es nie vergessen. Ich habe Rache geschworen. Von dem Tag an trainierte ich jeden Tag um mich eines Tages an dem Lord zu rächen. Nun war er wieder da und ich konnte ihm alles Heimzahlen.

Ich erwache wie aus einem bösen Traum. Das Wasser in der Wanne ist schon ganz kalt und ich höre ein Klopfen gegen die Tür.

"Nami? Bist du da drin?"

Ich ziehe mich rasch an und öffne die Tür. Da steht Riku vor mir und guckt mich besorgt an.

"Was ist los Nami? Du bist so bleich." Sagt er und legt mir eine Decke um als er merkt das ich zittere.

Ich schüttel nur den Kopf und gehe zu meinem Bett. Riku kommt und nimmt mich fest in den Arm.

"Hass ist keine Lösung Nami. Glaube mir, ich kenne dieses Gefühl." Sagt er leise.

"Noch eine Fähigkeit? Du kannst Gedanken lesen?" Frage ich ihn verwirrt.

"Nein, aber ich spüre deinen Hass." Sagt er und blickt mir tief in die Augen.

"Ich kenne das Gefühl von Hass und Rache, aber man bringt sich damit selbst große Gefahr. Man muss stark bleiben und vergessen."

"Was ist denn bei dir passiert?" Frage ich ihn.

"Mein kleiner Bruder. Er wurde verschleppt. Ich habe ihn nie wieder gesehen. Der Hass zerfraß mich und ich schwörte auf Rache. Denn es gab keinen Zweifel daran das der Lord ihn getötet hat. Ich habe ihn verfolgt und gegen ihn gekämpft, ohne Erfolg. Wäre damals mein Meister nicht gewesen wäre ich jetzt tot. Mein Meister fror den Lord ein, wie du schon gehört hast, und es hatte den Anschein das er auch immer eingefroren bleibt. Aber er wurde aufgetaut und jetzt habe ich die Chance mich auf anderen Weise zu rächen, indem ich mich im Krieg auf die Seite der sieben Dörfer stelle und mit ihnen gegen den Lord kämpfe. Erst dann habe ich meinen inneren Frieden wieder gefunden. Wenn der Lord besiegt ist, ich habe keinen Hass auf ihn, dennoch kann ich ihm auch nicht verzeihen. Dieser Mensch hat nicht das Recht auf dieser Welt zu sein. Dafür hat er schon zu viele Menschen getötet und ihnen Leid angetan." Er guckt nachdenklich an die Decke, dann lässt er mich los und legt sich ins Bett.

Ich gehe zum anderen Bett und lege mich ebenfalls hin. Ich bleibe die ganze Nacht wach und denke über Rikus Worte nach. Er hat Recht, Hass zerfrißt einen nur und hilft nicht weiter. Ich werde mich auch selber Art beim Lord Rächen. Ich schließe mich ebenfalls den Dörfern an und werde mit ihnen den Lord besiegen.

Nächster Morgen. Ich stehe auf und reibe mir müde die Augen. Dann ziehe ich mich an und gehe nach draußen. Dort stehen schon Annie und Tobi und warten auf uns.

"Wo bleibt Riku?" Fragt Tobi.

"Kommt gleich." Antworte ich und gehe an ihnen vorbei.

Schließlich kommt auch Riku und wir machen uns auf den Weg zum nächsten Dorf. Zum Abschied ließ uns Tamahn ein Korb mit Nahrung zusenden, den wir dankbar annahmen.

Tirith of IceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt