Kapitel 1《B》

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Als sich alle Schauspieler versammelt hatten, konnten die Make Up Artists loslegen. Natürlich waren Jane und Maya nicht die einzigen, doch sie hatten das Glück, dass sie für die Hauptdarsteller verantwortlich waren. So konnten sie diese näher kennenlernen, denn so ein Make Over konnte schon ein paar Stunden dauern.
Maya fand das jedoch gar nicht so schlimm, denn so war es ihr möglich, sich jeden Tag mit Alexander Ludwig unterhalten, einem der Hauptdarsteller. Sie hatte ein Auge auf ihn geworfen und einmal waren sie auch ausgegangen, doch das war auch schon drei Monate her. Sie erhoffte sich jeden Tag, dass er sie nochmal nach einem Date fragen würde, doch sie wartete vergebens darauf. Jane hingegen war nicht von ihm begeistert. Sie empfand ihn als unsympathisch, arrogant und eingebildet. Sie hielt ihn nicht für Beziehungsfähig. Als sie sah, dass Maya ihn während des Drehs ununterbrochen anstarrte, eilte sie zu ihr herüber, um sie aus ihrem Tagtraum zu wecken.
“Wieso schlägst du ihn dir nicht endlich aus dem Kopf?”
Maya wandte ihren Blick von Alexander ab und widmete sich ihrer Freundin. “Ich kann einfach nicht. Ich habe einfach das Gefühl, dass er mich auch mag.” Jane packte ihre Freundin bei den Armen. “Süße, er hat sich seit drei Monaten weder bei dir gemeldet noch hat er dich nach einem Date gefragt.” Da wäre dann auch noch die Sache, dass Maya nicht die einzige gewesen war, mit der Alexander in letzter Zeit ausgegangen war, doch Jane wusste nicht, ob sie es Maya erzählen sollte. Sie konnte sehen, dass Maya schon so bekümmert genug war. Aber sie wollte es ihr auch nicht vorenthalten, denn immerhin war sie ihre Freundin. Letztendlich entschied sie sich, es vorerst für sich zu behalten. So schaute sie auf ihre Uhr. “Wir sollten zurück zu den Trailern gehen. Gleich ist Kostümwechsel.”
Zehn Minuten später saßen die Schauspieler wieder in der Maske und Jane und Maya hatten allerhand zu tun. Bei manchen musste das Kunstblut entfernt werden, andere bekamen Narben und Kratzer und wieder andere bekamen Kunstblut hinzu. Wie häufig war Maya auch in dieser Pause für Alexander zuständig. Man müsste meinen, dass sich niemand wie ein kleines Kind darüber freuen würde, jedoch war Maya  nicht wie jeder andere. Sie war verrückt - was ja nichts schlechtes war. Immerhin wäre das Leben langweilig, wenn man nicht verrückt wäre. Aber das Problem bei Verliebtheit ist, dass man sich immer zurückhalten muss, wenn man nicht weiß, ob die betroffene Person ebenfalls Gefühle für einen hatte. So musste sie vor Alexander verstecken, dass sie aufgeregt war. Es fiel ihr immer schwer, sich in seiner Nähe ruhig zu verhalten. Ihr Herz schlug schneller und ihre Hände wurden zittrig. So war sie erleichtert, als sie mit seinem Make Up fertig war, denn länger und er hätte wahrscheinlich gemerkt, dass sie nervös war.
Während er dabei war den Trailer zu verlassen und zurück zum Set zu kehren, verstaute Maya ihre Utensilien an ihre rechtmäßigen Plätze. Kurz vor der Tür blieb er jedoch stehen. Er überlegte für einen Moment, dann wandte er sich zu Maya um. “Maya, würdest du heute Abend nach Drehschluss mit mir etwas essen gehen?”
Maya war verblüfft, glücklich und sprachlos zugleich. Obwohl sie gehofft hatte, dass er sie fragen würde, hatte sie dennoch die Hoffnung schon aufgegeben. Umso überraschter war sie, dass er sie nun doch fragte. Allerdings brachte sie keine richtigen Sätze zustande. “Ich… ich…”, stotterte sie vor sich hin.
Dann konnte sie den Regisseur nach Alexander rufen hören. Er setzte ein kleines Lächeln auf. “Überleg es dir.” Darauf war er auch schon verschwunden. Maya hingegen war in ihren Gedanken, so bekam sie nicht mit, dass sich Jane ihr näherte. Da sie Maya mitten im Trailer stehen sah, schaute sie sie verwundert an. “Was ist denn mit dir passiert? So gestrahlt hast du ja schon lange nicht mehr.”
Maya wurde aus ihren Gedanken gerissen. “Alexander hat mich nach einem Date für heute Abend gefragt.”
Jane wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Einerseits konnte sie Alexander überhaupt nicht ausstehen, andererseits freute sie sich für ihre Freundin. Jedoch war die Abneigung Alexander gegenüber größer, sodass sie sich quälen musste, ihrer Freundin ein Lächeln zu schenken. Maya hingegen war so überglücklich, dass sie nicht merkte, dass Jane’s Lächeln eher gezwungen war als echt.
Der Tag schlich dahin. Maya freute sich immer mehr auf ihr Treffen mit Alexander, je näher das Ende des Drehtages nahte.
Wie ein verliebter Teenager freute sie sich, als Alexander sich ihr näherte und ihre Hand nahm und zu seinem Auto führte.
Gemeinsam fuhren sie ins nächste Dorf. Es war klein, die Lichter erhellten es in der Dunkelheit. Alexander parkte sein Auto vor einem kleinen Pub. Wie Maya erfuhr, hatte er dort einen Tisch reservieren lassen.
“Wie konntest du wissen, dass ich Ja sage?”, fragte sie.
Er schaute verlegen nach unten, bevor er antwortete. “Ich hatte es gehofft.”

Der Abend neigte sich dem Ende zu. Maya und Alexander waren die letzten Gäste im Pub. Es war bereits nach Mitternacht. Viel Schlaf würden beide diese Nacht nicht bekommen. Dennoch waren beide glücklich und zufrieden und verdrängten den Gedanken an das frühe Aufstehen.
Alexander blieb vor Mayas Haustür stehen. “Ich danke dir für den schönen Abend.” Er lächelte. Sie lächelte zurück. Er verlor sich in dem Glitzern in ihren Augen, was er jedes Mal entdeckte, wenn er mit ihr zusammen war. Das Blau ihrer Augen strahlte in der Dunkelheit noch heller als bei Tage.
“Es war ein schöner Abend. Aber nun muss ich wirklich rein, sonst schaffe ich es später nicht, pünktlich aufzustehen.” Maya wusste, wie solche Momente ablaufen würden. Beide starren sich an, bis sich der eine zu einem Kuss vorbeugt. Doch irgendwie war sie dazu noch nicht bereit. Auch, wenn sie es unbedingt wollte. Jedoch wollte sie ihm den Triumph nicht gönnen, nachdem er sie drei Monate lang quasi ignoriert hatte. Auch war ihr nicht entgangen, dass er sich häufiger mit anderen Frauen getroffen hatte. Doch sie verdrängte es, denn jetzt war sie es, mit der er sich traf. Allerdings wollte sie es ihm nicht so leicht machen. Er sollte nicht denken, sie wäre so verrückt nach ihm - natürlich war sie es.
“Gute Nacht, Alexander.” Sie lächelte ihm ein letztes Mal zu, bevor sie das Auto verließ und in Richtung Tür marschierte. Sie beeilte sich, denn es war Nacht und eiskalt.
Alexander wartete, bis sie im Haus war. Dann fuhr er in der Dunkelheit davon.

Loving a VikingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt