Friendship

26/08/17 Florence

6:30am

Missmutig betrachte ich das Haus vor mir. Es sieht genauso langweilig aus wie die anderen Häuser in der Strasse. Und doch sind seine Bewohner alles andere als langweilig. Zu den Bewohnern gehören ich und drei andere Problemjugendliche. Ausserdem gehört auch noch eine Betreuerin zu unserer Wohngemeinschaft. Alle die hier sind haben mit sich und der Welt ein Problem. Ich bin hier, weil ich laut meinen Eltern und Psychologe ein Misanthrop bin. Eine Menschenhasserin. Dabei ist das doch noch nicht einmal eine Krankheit.

Es ist einfach eine Lebenseinstellung und ich hasse ja auch nicht jeden. Stephanie, zum Beispiel, mag ich. Sie wohnt ebenfalls hier und leidet an Bulimie. Ihre Eltern haben schon etliche Therapien versucht, aber nichts hat geholfen. Kein Wunder, dieser ganze Scheiss ist doch eh unnötig. Wenn man jemanden zu etwas zwingen will, macht man es doch extra nicht. So will es das Teenagergesetzt.

Mit einem Seufzen krame ich meinen Schlüssel aus der Hosentasche, während ich den kleinen Vorgarten durchquere und die Veranda hoch gehe. Noch bevor ich aber die Tür aufschliessen kann, wird diese von innen aufgerissen.

"Wo warst du Florence?" Ms. Hobbbs, unsere Betreuerin, steht mit verschränkten Armen vor mir. "Ich war nur joggen." Antworte ich ihr emotionslos und will mich an ihr vorbei durch die Tür drücken. "Das nächste Mal möchte ich, dass du mich oder die anderen informierst", meint sie und ihr ärgerlicher Gesichtsausdruck weicht einem milden.

Als Antwort nicke ich kurz und sie lässt mich seufzen vorbei ins Innere des Hauses. Zurück in mein beschissenes Leben.