Es war ein harter Tag für sie gewesen. Schon bevor die Sonne aufgegangen war, hatte sie aufstehen müssen. Das Studium laugte sie vollkommen aus. Fast jede freie Minute verbrachte sie mit ihren Lehrbüchern. Auch gestern Nacht hatte sie noch solange gelesen bis sie mit dem Buch in der Hand auf dem Sofa eingeschlafen war. Doch deshalb war sie ausnahmsweise nicht schon vor Sonnenaufgang auf gestanden.Sie hatte sich in die Küche gestellt und einen Kuchen für ihre kleine Schwester gebacken. In der Grundschule fand heute ein Kuchenverkauf statt. Ihre Mutter hatte die Nachtschicht im Krankenhaus übernommen und wollte so lieber ausschlafen. Das war in Ordnung, es machte ihr nichts aus.
Während der Kuchen im Ofen langsam goldbraun gebacken wurde, hatte sie den Geschirrspüler aus geräumt, die erste Fuhre Wäsche in die Waschmaschine gesteckt und das Wohnzimmer gewischt.
Sie hatte ihre Schwester geweckt und ihr beim Anziehen geholfen, ihr Frühstück gemacht und sie dann, zusammen mit dem fertigen Kuchen, zur Schule gefahren. Sie fuhr ihre kleine Schwester oft zur Schule. Das war in Ordnung, es machte ihr nichts aus.
Danach hatte sie sich beeilen müssen um noch rechtzeitig in die Uni zukommen. Sie hatte eine wichtige Prüfung, zu der sie es glücklicherweise noch pünktlich schaffte. Sie schrieb und schrieb und als sie abgab war sie zufrieden mit der Menge die sie gewusst hatte.
Dank der Prüfung, kam sie etwas eine halbe Stunde früher los als sonst. Sie war zum Auto geeilt und war schnellst möglich zum nächsten Supermarkt gefahren um den Einkauf zu erledigen. In ihrer Familie hatte heute keiner Zeit dafür gefunden. Doch es war nicht schlimm für sie den Einkauf zu erledigen. Es war in Ordnung, es machte ihr nichts aus.
Schlussendlich war sie zu dem kleinen Café gefahren in dem sie arbeitete um ihr Studium zu finanzieren. Sie arbeitet gerne dort. Es war in Ordnung, es machte ihr nichts aus.
Nun war sie auf dem Heimweg. Die Sonne warf nur noch einzelne Strahlen auf die Erde und würde wohl bald untergehen. Laute Musik tönte aus dem billigen Soundsystem und sie genoss den kurzen Moment der Freiheit. Nur Straße vor sich und keine Aufgaben die noch erledigt werden mussten. Es war fantastisch, sie freute sich darüber.
Sie parkte vor dem kleinen Haus. Ihr großer Bruder kam heraus und half ihr bei den Einkäufen. Er fragte sie beiläufig nach dem Tag. Noch bevor sie antworten konnte wurden sie zum Essen gerufen. Sie schwieg als sie die Treppen hinunter liefen.
Sie wurden von ihrer Mutter begrüßt, die das Abendessen gekocht hatte. Lächelnd fragte sie wie ihr Tag war. Ihr Bruder brummte ein gut. Ihre Mutter merkte nicht einmal das sie schwieg.
Sie setzten sich und aßen. Es wurde wild durcheinander geredet. Ein paar mal setzte auch sie zum sprechen an, kam aber nicht zu Wort. Also schwieg sie.
Sie räumten gemeinsam den Tisch ab.
Ihr Bruder jammerte über die harte Arbeit in der Fabrik.
Ihre Mutter klagte über die harten Arbeitszeiten als Krankenschwester.
Sie sprachen darüber wie toll das Leben als Studentin sein müsse. Nur ein paar Kurse zu besuchen, vielleicht neben bei etwas arbeiten um Geld zu verdienen. Wie toll die Arbeitszeiten wären und wie entspannt es wäre die ganze Zeit zu sitzen.
Sie schwieg. Denn sie wusste, dass die anderen nur darüber scherzen würden, wenn sie erzählen würde wie hart ihr Tag gewesen war.
Sie schwieg. Denn sie wusste, das die anderen eigentlich gar nicht wissen wollte was sie zu erzählen hatte.
Sie schwieg. Denn sie wusste, das die anderen die Wahrheit gar nicht interessierte.
Also ließ sie ihnen die Illusion und schwieg. Es war in Ordnung, es machte ihr nichts aus.
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Warum wir schweigen
Historia CortaSᴄʜᴡᴇɪɢᴇɴ ɪsᴛ ᴇɪɴᴇ Fᴏʀᴍ ᴅᴇʀ ɴᴏɴᴠᴇʀʙᴀʟᴇɴ Kᴏᴍᴍᴜɴɪᴋᴀᴛɪᴏɴ﹐ ʙᴇɪ ᴅᴇʀ ɴɪᴄʜᴛ ɢᴇsᴘʀᴏᴄʜᴇɴ ᴡɪʀᴅ ᴜɴᴅ ʙᴇɪ ᴅᴇʀ ᴀᴜᴄʜ ᴋᴇɪɴᴇ Lᴀᴜᴛᴇ ᴇʀᴢᴇᴜɢᴛ ᴡᴇʀᴅᴇɴ. Iᴍ Aʟʟɢᴇᴍᴇɪɴᴇɴ ᴋᴏ̈ɴɴᴇɴ ᴛʀᴏᴛᴢ ᴅᴇs Sᴄʜᴡᴇɪɢᴇɴs ᴠᴏᴍ Iɴᴅɪᴠɪᴅᴜᴜᴍ ᴀʟs ᴇɪɴ Sᴇɴᴅᴇʀ ʙᴇsᴛɪᴍᴍᴛᴇ Iɴғᴏʀᴍᴀᴛɪᴏɴᴇɴ ᴍɪᴛɢᴇᴛᴇɪʟᴛ ᴜɴᴅ Bᴇᴅᴇᴜᴛ...