ᴡᴇɪʟ ᴜɴsᴇʀᴇ ᴡᴏʀᴛᴇ ᴇᴜᴄʜ ɴɪᴄʜᴛ ᴇʀʀᴇɪᴄʜᴇɴ

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Er schwieg. Schon den ganzen Tag lang hatte er kein Wort gesprochen. Lange würden sie das nicht mehr aushalten. Doch ausnahmsweise würde er nicht nach geben, er war sauer. Sehr sauer.

Sie saßen gemeinsam beim Abendessen. Sie waren zu viert. Sein Vater, seine Mutter, seine Schwester und er. Noch waren nahmen sie sein Schweigen einfach so hin. Es war recht still am Tisch. Er hatte den Kopf erhob und blickte wütend in die Runde. Sie sollten merken wie wütend er ist, wie verletzt.

Sie wussten es auch ohne in anzusehen, wie wütend er war. Sie hatten den Blick auf ihre Teller gerichtet, bis auf das schabende Geräusch der Messer und Gabeln war es ruhig. Immer wieder wagte seine große Schwester es ihren Blick zu heben, senkte ihn aber sofort wenn ihr Blick den ihres Bruders traf. 

Die Anspannung am Tisch war beinah greifbar.

Noch immer schien sein Gesicht rot zu leuchten, noch immer bähten sich seine Nasenlöcher auf und noch immer schlug sein Herz viel zu schnell. Wenn er sich sonst über etwas ärgerte, sah er normalerweise recht schnell ein, das es nichts brachte sich so aufzuregen. Dieses Mal nicht.

Es war seine Mutter, der zuerst der Geduldfaden riss. Es war immer seine Mutter, die es nicht leiden konnte wenn schlechte Stimmung in der Familie herrschte. Vermutlich weil sie den ganzen Tag zuhause war.

"Jetzt reicht es" hatte sie wütend gesagt. Auch ihr Gesicht war leicht rot angelaufen. In diesem kurzen Moment sahen sich Mutter und Sohn ausnahmsweise einmal ähnlich.  " wir sind eine Familie und wir unterstützen einander. Es kann jawohl nicht sein das du ein lächerlichen Motorradführerschein der Bildung deiner Schwester vorziehst und dann sollen wir noch die Bösen sein? Ganz sicher nicht."

Er sah sie an, doch schwieg weiter. Sie meckerte, schrie, schimpfte, jammerte, brüllte, donnerte, keifte, tadelte und kreischte.

Er schwieg.

Dieses Mal würde er nicht den schuldigen Idioten bei der Sache spielen. So oft hatte er den Kopf hin gehalten. Egal was er gesagt hatte, was getan hatte, letztendlich war immer er es gewesen, der dabei schlecht weg gekommen war.

Er stand betont langsam auf. Plötzlich war er ganz ruhig. Sein Herzschlag ging wieder in einem normalen, rhythmischem Takt. Sein Gesicht hatte wieder einen normalen Farbton angenommen.

Er sah seiner Mutter in die Augen. Nur für einen kurzen Moment. Dann schweifte sein Blick seinen Vater und seine Schwester.

Er brachte seinen Teller in die Spülmaschine. Im Raum war es noch immer toten Still. Er ging einfach an ihnen vorbei, die dunkle Holztreppe nach oben, in sein Zimmer.

Noch immer lagen die unterlagen auf seinem Tisch. Er hatte gedacht es hätte einen Fehler gegeben oder jemand hätte sein Konto gehackt. Er hatte sich fast zu Tode erschrocken als die 3.000 € nicht mehr auf seinem Konto gewesen waren.

Es hatte ihn 2 Jahre gekostet die Summe anzusparen. Reglmäßig war er Abends in eine Fabrik gegangen und hatte dort gearbeitet. Neben bei hatte er noch jeden kleinen Job angenommen den er kriegen konnte.

Jetzt war es endlich soweit gewesen. Er hätte mit seinem Motorradführerschein anfangen können. Mit dem Rest des Geldes hätter er sich eine kaputte Maschiene gekauft und sie selbst repariert. Sein Traum war endlich in greifbarer Nähe gewesen. Für einen Moment.

Dann hatte die Privatschule seiner Schwester einen höheren Betrag für das nächste Schuljahr verlangt.

Sie hatten ihm nicht einmal gesagt das sie das Geld von seinem Konto abgebucht hatten. Sie hatten einfach geschwiegen.

Jetzt würde er schweigen. Nicht weil er seiner Schwester nicht die Schule gönnte, nicht weil sie ihm nicht bescheid gesagt haben, sonder einfach weil es egal wäe was er sagen würde. Egal was er sagen würde, seine Worte würden die anderen nie richtig erreichen, sie würden es nie richtig verstehen. Also würde er schweigen.

Warum wir schweigenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt