Ellas POV:
Eine Weisheit besagt, dass man in dem Moment, in dem man stirbt, sein komplettes Leben noch einmal vor dem inneren Auge Revue passieren lässt, bevor das Herz den endgültig letzten Schlag schlägt und man für immer die Welt verlässt.
Als ich zumindest das Gefühl hatte, jeden Moment sterben zu müssen, dachte ich persönlich nicht an mein erste Achterbahnfahrt, nach der meine Pommes mir noch einmal guten Tag gesagt hatten, oder meinen ersten Kuss, bei dem in meinem Bauch tausend Schmetterlinge ausgeschwärmt waren, und auch nicht an die Nacht, in der Louis und ich bis zum Morgengrauen wach geblieben waren, über die Gott und die Welt quatschend, ehe er uns mehr schlecht als recht Pfannkuchen gemacht hatte.
Das Einzige, an was ich dachte, sobald Eleanor, die mich auf der Toilette abgepasst hatte, begann auf mich einzuschlagen, war Harry. In meinen Gedanken, die sich eigentlich überschlagen sollten, war nur er und obwohl die Schläge in meinen Unterleib natürlich höllisch weh taten und Tränen in meine Augen trieben, schrie ich erstickt auf, weil mein großer Bruder, den ich über alles liebte, mir in den Sinn kam.
Es war nur für wenige Sekunden, in denen ich mir seine chaotischen Haare, die sich aus ihrem Dutt lösten und in sein Gesicht fielen, vorstellte, und sein schmunzelndes Schnauben, mit dem er das Ganze registrierte. Aber dieser kurze Augenblick reichte um zu bereuen, überhaupt jemals mit Eleanor und Zayn in Kontakt getreten zu sein.
Dann verblasste schlagartig die Vision von Harry und stattdessen umgab mich ein tiefes Schwarz, das sich wie ein Mantel um mich legte, meine Sicht versperrte, meine Sinne benebelte und mich endlich von den qualvollen Schmerzen befreite.
Louis' POV:
In all der Aufregung, die dieser Wichser von Zayn uns bescherte, merkte niemand, dass auch Ella heimgesucht wurde - von Eleanor, die sie auf der Toilette suchte und verprügelte, während ich draußen versuchte, Zayn nicht umzubringen. Erst als Liam mich irgendwann von dem Dreckskerl wegzog, gaben meine Fäuste auf und ich taumelte erschöpft in Harrys Arme. "Bist du okay, Schatz?", wollte ich besorgt wissen, woraufhin er benommen nickte und ich ihm einen Kuss auf die Stirn presste.
Zayn, der am Boden lag, wimmerte leise vor sich hin, weshalb Liam die Gelegenheit nutzte, um ihm das Handy abzunehmen und dieses verdammte Video zu stoppen. "Lösch es", knurrte ich wütend, da mein Freund in meinen Armen nach wie vor wie Espenlaub zitterte. "Nein. Ich werde jetzt die Polizei anrufen", mischte Niall sich entschieden ein, danach wählte er bereits besagte Nummer.
Er telefonierte mit einem Beamten, wohingegen mir siedenheiß Ella einfiel. "Scheiße. Ella ist noch drinnen!", rief ich und hechtete wie von der Tarantel gestochen los, denn mein Instinkt verriet mir, dass da etwas verdammt faul war. "Ella?", schrie ich aufgebracht, als ich den Flur erreichte und gerade die Treppe nehmen wollte, von der allerdings dumpfe Geräusche hinunter hallten.
Schlagartig wurde mir übel und mein mieses Gefühl verstärkte sich mit jedem Schritt, den ich nach oben lief, bis ich tatsächlich im Bad stand und sah, wie eine große, braunhaarige Frau über meiner besten Freundin gebeugt saß, die reglos am Boden lag. In meinen Adern gefror das Blut, wodurch erst nach einer Weile überhaupt reagieren könnte - indem ich einen lauten, gellenden Schrei losließ, ehe ich anschließend auf Eleanor zustürzte, damit ich sie von Ella wegzerren konnte.
"BIST DU DES WAHNSINNS?", kreischte ich, außer mir vor Wut, sodass sie mich bloß wie ein verschrecktes Reh anblickte. Auch wenn ich ein großes Bedürfnis verspürte, sie rückwärts die Treppe hinunter zu werfen, ließ ich sie einfach los und eilte dafür zu Ella - die nicht mal mehr ein Schluchzen von sich gab.
Ihre Augen waren geschlossen, ihr Blut überströmtes Gesicht bleich und ihr Pulli ebenfalls in sattes Rot getaucht. Ich unterdrückte den Drang, mich zu übergeben und umklammerte lieber ihre schlaffe, fast leblose Hand. "Ella", weinte ich leise. "Schatz. Sag was." Mit Tränen in den Augen wischte ich ihr einige Strähnen aus der Stirn, die sonst in einer Wunde kleben geblieben wären.
"Louis? Ella?" kamen auf einmal Stimmen nach oben, die mich aufschreckten. Es waren Harry, Niall, Liam und Luke, in Begleitung von zwei Polizeibeamten. Eleanor, die ganz benommen vor der Badezimmertür kauerte, schreckte erneut auf und konnte gar nicht so schnell aufstehen, wie einer der bewaffneten Männer sie am Handgelenk packte. "Ich schätze mal, Sie sind Eleanor Calder und gehören zu Zayn Malik?" Betretenes Nicken ihrerseits, dann klickten die Handschellen. Während sie von einem der Beamten abgeführt wurde, wandte der andere sich Ella und mir zu.
Unsere Freunde, die hinter ihm standen, erschraken alle bei dem Anblick, der sich ihnen bot - außer Harry, der nur wissen wollte: "Ist Ella okay?" Das brachte mich zum Schluchzen, weshalb der Polizist mir aufhalf und per Funk einen Notarzt rief. "Bewusstlose Person beim gleichen Einsatzort gefunden; wir brauchen einen Krankenwagen."
"Was?", hauchte Harry fassungslos, den ich bereits in meinen Arm gezogen hatte, als könnte ich ihn so vor der bitteren Wahrheit beschützen. Sofort umarmten auch die anderen ihn, wohingegen er uns nur von sich stieß und schluchzend zu Boden ging. Nach ihr tastend robbte er auf Knien zu dem in Blut getränkten Badezimmerteppich, auf dem er endgültig zusammen brach.
Denn natürlich roch er den Geruch von Eisen, der in der Luft lag. Natürlich hörte er die Sirenen, die von weit her aus dem offenen Badezimmerfenster zu hören waren und natürlich spürte er die Kälte, die von Ellas Hand ausging.
Als der Krankenwagen schließlich eintraf, saß Harry bewegungslos neben der Trage, auf der seine Schwester gebart war, hielt ausschließlich ihre Hand, während stumme Tränen seine Wangen hinunterliefen.
Da Anne trotz allem, was vorgefallen war, ein Recht hatte, von dem kritischen Zustand ihrer Tochter zu erfahren, rief ich sie kurzerhand an. Erst war sie abweisend, aber sobald ich die Namen ihrer Kinder erwähnte, verstummte sie und versprach inständig, direkt zum Hospital zu kommen.
Dort warteten auch schon die anderen auf uns und blickten mit leeren Gesichtern von dem Wartezimmer in unsere Richtung, als wir durch die Notaufnahme huschten und Ella von Ärzten in einen Schockraum gebracht wurde. "Mr. Styles, Sie müssen kurz Ihre Schwester loslassen, damit wir sie stabilisieren können", sagte eine Krankenschwester eindringlich, da Harry ihren Unterarm umklammert hatte und sich nur schwer lösen konnte. Tröstend umschlang ich seine Taille, woraufhin er in meinen Nacken weinte.
"Ich will nicht, dass sie stirbt", schluchzte er, weswegen ich ihn vorsichtig aus dem Schockraum schob, hin zu den anderen, die uns direkt in die Arme nahmen. Auch wenn uns allen gleichermaßen zum Heulen zu Mute war, blieben wir dennoch stark, um Harry zu stützen und ihm genügend Raum zu geben - immerhin lag da momentan sein Ein und Alles, quasi seine große Liebe, in einem Krankenbett und rang um ihr Leben - so als ob sich die Rollen vertauscht hatten. Noch vor fünf Jahren hatte Ella betend hier gesessen und gehofft, dass ihr großer Bruder überleben würde, nun stand Harry hier und war einem Zusammenbruch nahe.
"Wenn sie es nicht schafft, möchte ich nicht mehr leben", brachte er tonlos hervor, wofür er sofort noch stärker gedrückt wurde. "Denk daran gar nicht", flüsterte Luke, dessen Miene verriet, wie viel Trauer sich wirklich in ihm verbarg, was mir gewissermaßen abermals das Herz brach - schließlich waren die beiden so ein wundervolles Paar gewesen.
Nach einer Weile erschienen sowohl Anne, als auch der Doktor. "Familienangehörige können nun zu ihr."
Anne wollte nach Harry, der hinter meinem Rücken versteckt war, greifen, aber er sagte bloß: "Ich weiß, dass du da bist, Mum. Doch ich will nicht mit dir da rein." Seine Stimme klang kühler als ein Schneesturm im Dezember, wodurch selbst ich schlucken musste.
Er wollte sein Versprechen einhalten: Anne würde ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen, bevor sie uns nicht ausdrücklich akzeptierte.
ughhh es tut mir leid.... ich liebe euch. xxx
DU LIEST GERADE
draw what you see - larry ✔
Fanfic*aus der sicht eines mädchens geschrieben* harry hält es erst für einen blöden scherz, als seine schwester sich und ihn bei einem malkurs anmeldet - schließlich ist er mit sechszehn jahren erblindet und kann seitdem beim besten willen keine kunstwe...