✓ Lesenacht ✓

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Während ich mit meinem Löffel in der Suppe rumrührte, schaute ich zu meiner Mutter. „Dein Vater kommt morgen wieder, er hat eine Geschäftsreise." Mir war bewusst, dass das eine Lüge war. Mein Vater geht fremd, aber meine Mutter will es nicht wahrhaben. Ständig hat er Geschäftsreisen, aber kann letztendlich nie sagen, was er da eigentlich gemacht hat und wo er genau war, weil es angeblich ein Geschäftsgeheimnis ist. „Okay", antwortete ich deswegen und aß ein Löffel Suppe. „Du wurdest verprügelt"

Fast spuckte ich die Suppe wieder aus, als meine Mutter das plötzlich sagte. „Was?" Ich versuchte standhaft und unschuldig zu wirken. „Ich wurde nicht verprügelt, Mama." Sie schüttelte nur ihren Kopf und aß weiter. „Ein Freund hat angerufen und meinte er mache sich Sorgen, da du noch nicht zu Hause warst und nach der Schule von ein paar Jungs geschlagen wurdest." Verwirrt staunte ich. „Ein Freund?"

Wenn ich nur wüsste wer? „Ja, er hat gefragt, ob er herkommen darf, falls du wieder da bist und naja ich hab zugestimmt.", sie zuckte mit ihren Schultern und aß auf. „Ich habe ihm vor paar Minuten, als ich auf der Toilette war Bescheid gesagt, deswegen wird er bald hier sein. Ich bin mir nämlich sicher, dass du gerade Freunde wirklich gut gebrauchen kannst und ich freue mich für dich." Sie lächelte mich an und ich erwiderte das Lächeln unsicher. Vielleicht ist es Michael? Das wäre wirklich schön. „Aber, Manuel, wir müssen das mit dem Prügeln noch einmal klären und der Schule Bescheid sagen."

Es klingelte plötzlich und sie seufzte. „Das wird er sein" sie scheuchte mich zur Tür und ich musste seufzen. „Okay." Also stand ich auf und ging zur Tür. Doch es war nicht Michael, der davor stand. Es war Maurice, der mich unschuldig anlächelte. „Hallo Manuel, ist bei dir alles in Ordnung?"

Perplex starrte ich ihn an und wusste nicht Recht was ich sagen sollte. Meine Mutter tauchte hinter mir auf. „Hallo, freut mich, dass du hier bist. Geht doch hoch in Manuels Zimmer. Ich bringe euch auch Kekse" sie schob mich zur Treppe und ich wollte gerade etwas sagen als Maurice mich unterbrach „Dankeschön, Frau Büttinger. Es freut mich auch hier zu sein. Wir gehen hoch.", dabei griff er mich etwas grob an der Hand und zog mich hoch. „Was soll das?! Was machst du hier?!", wisperte ich ein wenig verängstigt.

In meinem Zimmer machte Maurice die Tür zu und schubste mich zum Bett. „Ich wollte nur sichergehen, dass du deine Fresse hältst. Du wirst sagen, dass du nicht weißt, wer dich verprügelt hat und es auch ganz sicher nicht Patrick oder Sebastian war, geschweige denn ich!", zischte er und er wirkte für mich unglaublich bedrohlich. Selbst sein rosa T-Shirt wirkte für mich bedrohlich und ich starrte ihn mit großen Augen an. „Okay"

Er setzte sich, als wäre es selbstverständlich auf meinen Chefsessel und drehte sich. Er schaute sich in meinem Zimmer um. „Ich will, dass du mit Michael keine Videos mehr aufnimmst. Du kannst in der Schule tun als wäre alles normal, aber im Internet keine Interaktionen mehr, hast du das verstanden.", er hat mit dem Drehen gestoppt und schaute mich an. Angespannt schaute ich ihn an. „Was sonst." Ich wollte ihn nicht provozieren oder so, aber ich wollte schon wissen was sonst passiert, wenn ich mit Zombey doch mal etwas aufnehme. Es würde doch eh nicht wirklich gehen. „Ich entblöße dich. Ich sag jedem wer du bist und ich mach dir das Leben zu Hölle, aber wenn du mit Michael nicht in Kontakt kommst lasse ich dich in Ruhe und helfe dir beim Mobbing." Das war kein wirklich schönes Angebot, aber ich wusste, dass ich keine andere Wahl hatte. Ich muss, sonst ist das Ganze mit dem Neuanfang für den Arsch.

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Erleichtert atmete ich auf, als Maurice endlich weg war und setzte mich zum Ablenken an den Computer. Nervös knackte ich meine Finger und schnitt für eine Stunde etwa ein paar Videos von mir, die ich anschließend postete. Als ich eine Nachricht von Paluten bekam, ging ich auf den Teamspeak und begrüßte ihn. Jedoch war er nicht alleine, sondern auch Maudado und Zombey waren anwesend. Zombey erzählte nebenbei munter davon, dass er heute krank war und es ihm jetzt wieder blendend ging. Paluten begrüßte mich und startete das Spiel, welches wir anschließend zusammen spielen wollten. Doch bevor er es startete, wurde es ruhig. „Manu? Können wir kurz Klartext reden? Ist irgendetwas passiert, weil du mich die letzte Zeit ignoriert hast?", fragte Paluten und auch die anderen beiden blieben ruhig und warteten auf meine Antwort. „Ach quatsch. Alles gut. Ich hatte bisschen Stress, mehr nicht", sagte ich und lachte unsicher. „Okay, ich hab mir nur Sorgen gemacht."

„Wenn etwas ist, kannst du auch mit mir reden", sagte nun auch Zombey und ich schluckte. Mein Handy vibrierte und ich sah, dass Maurice etwas geschrieben hatte. „Danke Zombey...", murmelte ich. „Apropos wollen wir morgen zusammen aufnehmen, Manu?", erneut Zombey.

„Denk dran", schrieb Maudado und ich musste schlucken. „Du Zombey, ich habe morgen leider keine Zeit. Tut mir leid." Mein Herz zerbrach fast als ich Zombey seufzen hörte und ich biss mir auf die Lippe „I-Ich muss offline", hauchte ich leise und verlas schnell den Teamspeak. Schluchzend wischte ich mir mit dem Ärmel über die Augen. Nach einiger Zeit lehnte ich mich etwas wütend in meinen Stuhl und ging wieder in den Teamspeak. Ich war überrascht, als die zwei, Maudado und Paluten die online waren, mich nicht bemerkten.

„Du Palle?", fragte Maudado und Paluten antwortete schnell sehr fröhlich „Ja, Maudado?". Er hat definitiv nicht die Frage, die von Maudado kam erwartet. „Warum hast du heute den Jungen verprügelt?" Ich musste schlucken und gleichzeitig hörte ich wie Paluten es tat. „Ich... Ich hab ihn nicht geprügelt! Ich habe ihm geholfen! Woher weißt du das?", wie immer, wenn Patrick nervös ist, hörte man im Hintergrund einen Kugelschreiber klicken. „Ich habe dich beobachtet, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Weißt du, ob der Junge wieder zu Hause ist?" Ich war verwirrt, worauf will Maudado hinaus? „Woher soll ich das wissen?", fragte Patrick misstrauisch und fraglich. Wütend schlug ich mit der Hand auf den Schreibtisch. „DU Blödmann! Weil du ihn kennst!", schrie ich, obwohl ich es nicht sagen wollte. Als ich realisierte, was ich getan habe hielt ich mir den Mund zu und atmete schneller.

„Weißt du überhaupt, wer das ist?", fragte Maudado als wäre das eben nicht passiert. Verwundert schaute ich auf den Bildschirm und stellte freudig fest, dass ich gemutet war.





Das Mobbingopfer (GLPalle / Kürbistumor FF)  ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt