Iron Princess

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"Hey, Meghan!", brüllt mir mein bester Freund Robbie ins Ohr,nachdem er mir die Kopfhörer aus den Ohren gerissen hat."Mensch, Robbie! Wäre es möglich, dass du mir nicht jeden Tag ins Ohr brüllst? Sonst bin ich irgendwann noch  taub." "Sorry, Prinzessin." Genervt verdrehe ich die Augen. Seit ich Robbie kenne - also ungefähr nein ganzes Leben lang - nennt er mich so. Ich habe ihm schon tausend mal gesagt, dass er es lassen soll, aber er hört ja nicht auf mich. "Hör auf mich so zu nennen! Nur kleine Kinder nennt man so.", gebe ich missmutig zurück. "Prinzesschen ist heute aber mies drauf. Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?" Typisch Robbie. Aus allem einen Scherz machen, aber nie etwas ernst nehmen. "Das geht dich 'nen Scheißdreck an!", fauche ich ihn an. Dabei komme ich mir ziemlich fies vor, aber bei Robbie hilft nun mal nichts anderes. Sein Gesicht verdunkelt sich. Eine Weile schweigen wir, dann kommt der Bus. Ich steige ein, gehe ganz hinter und setzte mich dort hin. Robbie setzt sich neben mich. "Das vorhin war nicht so gemeint.", meint er vorsichtig. Ich gebe nur ein "Hmm" von mir und hoffe, dass er nicht weiter nachhakt. Vergebens. "Du weißt doch, dass du mir alles erzählen kannst. Gab es wieder Stress mit deiner Mom oder

Luke?" "Robbie, ich will nicht darüber reden." Robbie seufzt. "Ach Prinzessin. Sag dem guten Onkel Robbie doch einfach, was dich bedrückt." Diesmal bin ich es die seufzt. Ich muss ihm wohl die Geschichte erzählen, da er nch sonst nicht in Ruhe lässt. "Na schön", sage ich und hole tief Luft, "Luke verbietet mir, dass ich mir ein neues Handy kaufe. Er meint, das Jetzige würde reichen und ich würde dann nur noch davor sitzen und nicht mehr mit helfen. Außerdem ist er der Ansicht, dass die Rechnung für SMS und Telefonate am Ende an ihm hängen bleiben würde." Jetzt schaut Robbie betrübt. Er weiß genau, wie lange ich schon von einem neuen Handy träume, das weniger als einen Kilo wiegt. Robbie bleibt still. Völlig untypisch für ihn. Normalerweise redet er ununterbrochen, aber heute ist er eher schweigsam. Also schaue ich aus dem Fenster. Draußen ziehen die dunkelgrünen Wälder vorbei. Ab und zu sehe ich ein paar Nebelschwaden, die wohl noch vom Regen und vom Frost heute früh sind. Doch auf einmal sehe ich zwischen den Bäumen ein riesiges schwarzes Pferd mit Reiter. Der Reiter hat blasse Haut und schwarze Haare. Genau wie ich. Naja, nicht ganz. Meine Haut ist nicht ganz so blass. Seine Augenfarbe kann ich nicht erkennen. Ich stupse Robbie an. "Robbie! Sieh mal da draußen.", meine ich hektisch. Robbie lehnt sich zum Fenster hin. Seine Augen verengen sich zu Schlitzen, als er den Reiter sieht. Er lehnt sich zurück und starrt düster vor sich hin. Jetzt bin ich verwirrt. Er kennt ihn doch gar nicht. Oder etwa doch? Frag ihn einfach! "Ähm... Robbie?", wende ich mich etwas zögernd an ihn. "Was?", kommt es miesepetrig zurück. "Kanntest du den Jungen auf dem Pferd?" "Ja. Leider." Jetzt wird es interessant. "Wer war das? Sei ehrlich!" Gespannt wie ein Flitzebogen warte ich auf seine Antwort. Dieser Junge hatte irgendwie etwas Anziehendes an sich. Konzentrier dich, Meghan!  Nach kurzem Zögern gibt mir Robbie doch eine Antwort. "Das war Ash. Ein alter Bekannter. Allerdings frage ich mich, was ihn in diese Gegend  treibt." An seinem Tonfall merke ich, dass er nicht gerne über ihn redet. Viel zu gerne würde ich Robbie über diesen mysteriösen Ash ausfragen, aber wenn der größte Scherzkeks schlecht gelaunt ist, sollte man ihn wirklich nicht ansprechen. Ich schaue aus dem Fenster, in der Hoffnung, Ash nochmal zu sehen. Als ich ihn in diesem Wald sah, hatte ich das Bedürfnis zu ihm zu rennen. Irgendeine Macht zog mich zu ihm. Zum Glück war eine Busscheibe

dazwischen. Er war wirklich wunderschön. Am liebsten würde ich ihn wiedersehen. Vielleicht würde er mich sogar mögen. Hör auf darüber nachzudenken, Meghan! Du wirst ihn wahrscheinlich nie wiedersehen! Der Bus hält an und wir steigen aus. Robbie sagt immer noch kein Wort. Langsam mache ich mir echt Sorgen. Auf dem Parkplatz stelle ich mich vor Robbie und bringe ihn somit zum Stehenbleiben. "Okay Robbie, ich hab's verstanden. Du magst ihn nicht. Aber könntest du bitte aufhören so zu tun, als ob ich nicht da wäre? Das wär wirklich ziemlich freundlich von dir." Er lächelt leicht, seufzt und meint dann: "Tut mir leid, Prinzessin. Ich hab mich daneben benommen. Du kannst ja nichts dafür. Schwamm drüber?" Er grinst schief und breitet die Arme aus. Ich muss grinsen und umarme ihn. "Schwamm drüber." Immer noch grinsend gehen wir zum Unterricht. 

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