Puck

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"Nimmer-was?", frage ich. "Nimmernie. Das Land der Feen.", antwortet Robbie und grinst. Ich gucke ihn skeptisch an. "Haha genau. Und ich bin Schneewittchen", sage ich. Robbie

seufzt und schüttelt den Kopf. "Also jetzt übertreibst du mächtig",meint er, "denn Schneewittchen gibt es gar nicht. Feen schon. Genauso wie Drachen, Kelpies, Schwarze Männer, Trolle und diverse andere Wesen. Ich bin auch eine Fee. Aber eine ganz besondere. Du kennst mich bestimmt. Ich geb dir nur einen Tipp: Sommernachtstraum." Er grinst. Ich bin noch immer skeptisch. "Ähm... Ich hab keine Ahnung.", sage ich. Mir fällt absolut nichts ein. Ehrlich gesagt, bin ich grade so verwirrt, dass ich nicht mehr weiß, worum es in Sommernachtstraum geht. Robbie seufzt. "Ich helfe dir auf die Sprünge: Robbie Goodfell.... Robin Goodfellow.... Puck.... Das muss reichen." Nein, er ist doch nicht etwa... Das kann nicht sein! Puck existiert nicht! "Du kannst nicht Puck sein", sage ich, "Puck existiert nur in Märchen." "Schau der Wahrheit ins Auge, Prinzessin. Du bist durch einen Schrank gegangen und bist hier rausgekommen. Und außerdem kannst das hier nicht abstreiten", meint er und schiebt seine Haare zur Seite. Sein Ohr kommt zum Vorschein. Ein kleiner Schrei entfährt mir. Sein Ohr ist spitz! Das kann nicht sein!"Dein... Dein... Dein Ohr...", stottere ich. Robbie lächelt. "Das haben wir Feen so an uns." Vielleicht sollte ich ihm einfach glauben. Es lässt sich nicht läutern. Er ist eine Fee... So verrückt wie das auch klingen mag. Ich

seufze. "Aber wie ist das möglich?", frage ich. "Das erkläre ich dir während wir uns einen Platz zum Schlafen suchen. Man sollte im Wilden Wald nicht zu lange an einem Ort bleiben. Sonst erregt man zu viel Aufmerksamkeit." "Wessen Aufmerksamkeit?", frage ich. "Die von Kobolden, Trollen, Kelpies, wenn du am Wasser bist, und vielen anderen schrecklichen Kreaturen des Wilden Waldes.", erwidert er. Ein kalter Schauer läuft mir den Rücken runter. Robbie setzt sich in Bewegung. Schnell folge ich ihm. "Leben in diesem Wald auch nette Wesen?", frage ich unsicher. "Ein paar. Hier kannst du niemandem vertrauen, den du nicht kennst.", antwortet er. "Gibt es hier auch Feen?" "Ja. Aber nicht so viele, wie an den Höfen."  "Höfe?" "Es gibt den Lichten und den Dunklen Hof. Der Lichte Hof ist das Sommerreich, der Dunkle Hof das Winterreich." Kurzes Schweigen. "Und wo... wo gehörst du... naja... Wo gehörst du dazu?", frage ich. Er grinst. "Zum Lichten Hof. Du solltest froh darüber sein.", meint er und schmunzelt. Robbie ist irgendwie total verwirrend. "Wieso?" "Alle Kreaturen des Dunklen Hofes sind abgrundtief böse. Sie erfreuen sich daran. Zum Beispiel nehmen sie dich gefangen, sperren dich in eine kleine Zelle, quälen und foltern sich, und lassen dich schließlich einen grausamen qualvollen Tod sterben." Mir läuft wieder ein kalter Schauer über den Rücken und ich bekomme eine Gänsehaut. "Aber... das ist doch schrecklich!", empöre ich mich. Robbie nickt. "Das sehen die Dunklen aber nicht so. Sie haben das im Blut.", antwortet er. Plötzlich fällt mir dieser Ash wieder ein. "Robbie?" "Hm?" "Wo gehört dieser Ash dazu?" Seine Miene verfinstert sich. "Er gehört zu den Dunklen. Vergiss ihn, Prinzessin.", sagt er bestimmt. Schweigend gehen wir weiter. Auf einmal hält mich Robbie zurück. "Was ist los?", frage ich erschrocken. "Hörst du das Hufgetrappel?", fragt er leise? Angestrengt lausche ich in den Wald hinein. Und tatsächlich: Ich höre Hufgetrappel. "Robbie? Ich meine: Puck? Müssen wir rennen?", will ich panisch wissen. "Das würde nichts bringen. Sie würden uns einholen.", antwortet er. Sehr beruhigend.Das Hufgetrappel wird lauter und ich drehe mich in die Richtung, aus der es kommt. Zwei Reiter kommen auf uns zu. Es sind zwei Ritter. Sie sitzen auf zwei großen Schimmeln. Ihre Rüstungen schimmern grün und braun. Als sie nicht mehr weit entfernt sind, stelle ich mich etwas hinter Puck. Kurz darauf halten die Ritter vor uns an. "Du wirst erwartet, Goodfellow.", meint der Eine kühl. "Ich weiß, dass ich sehnsüchtig erwartet werde, Balandus.", antwortet Puck genauso kühl, aber mit etwas Verhöhnung. "Ist sie das?", mischt sich nun der Andere neben Balandus ein und zeigt auf mich. "Frag sie doch am besten selber.", sagt Puck. Der Typ wendet sich an mich. "Bist du Meghan Chase?", fragt er. Woher kennt er meinen Namen?! Das ist echt gruselig...

"Ähm...ja.", stottere ich. "Dann steig auf.",meint er kalt. "Was?!", frage ich empört. "Steig. Auf." Was erwartet dieser Typ eigentlich von mir?! "Ich werde ganz sicher nicht aufsteigen!" "Du besser, was Greenwell dir sagt.", flüstert mir Puck zu. Ich seufze und wende mich Greenwell zu. "Und wie soll ich da hoch kommen?", frage ich und deute auf das Pferd. Der Ritter steigt ab und kommt auf mich zu. Er packt mich an der Hüfte und hebt mich hoch, als wäre ich eine Feder. Überrascht stoße ich einen kleinen Schrei aus. Völlig unbeeindruckt davon setzt Greenwell mich auf das Pferd. Er selbst schwingt sich hinter mir in den Sattel. Er treibt den Schimmel zum Trab an. "Halt!", schreie ich. Greenwell hält an und schaut mich genervt an. "Was ist?", will er wissen. "Was ist mit ihm?", frage ich und deute auf Puck. "Der weiß sich selbst zu helfen.", antwortet er gefühlskalt und treibt das Pferd wieder an. Ich schaue zurück und sehe, wie Puck sich krümmt. Erschrocken keuche ich auf. Was ist nur mit ihm? Sein Rücken verlängert sich, genauso, wie sich seine Arme und Beine verlängern. Doch mehr kann ich nicht sehen, denn Greenwell versperrt mir die Sicht, denn er lehnt sich ein Stück zur Seite. "Es ist besser, wenn du das nicht siehst.", meint er. Ich frage einfach nicht weiter. Er würde es mir eh nicht sagen. Schweigend reiten wir weiter. Nach einer Weile wage ich es, hinter uns zu schauen. Doch ich sehe Puck nirgends. Nur ein schwarzes Pferd, dass davor noch nicht da war. Es galoppiert neben Balandus her. Ich drehe mich wieder nach vorne und bemerke, dass wir direkt auf eine riesige Hecke zusteuern. Ich kralle mich in die Mähne des Schimmels. Greenwell steuert unbeirrt auf die Hecke zu. Ich kralle mich fester in die Mähne. Die Hecke ist kurz vor uns, als plötzlich sich die Ranken zu einem Tunnel formen, durch den wir durchgaloppieren. Hinter der Hecke ist ein Erdhügel, in den wir hereinreiten. Wie kann man bitte IN einen Hügel reiten?! Greenwell hält an und steigt ab. Er hilft mir herunter und ich sehe mich um. Vor mir erstreckt sich ein riesiger Hof, auf denen alle möglichen Feen und Kreaturen herumlaufen. Überall sind Blumen und Hecken. "Komm, Prinzessin.", reißt mich jemand aus den Gedanken. Das kann nur Puck sein. Nur er nennt mich so. Ich blicke zur Seite und sehe einen grinsenden Puck. Doch er wird von Balandus weg geschubst. Statt Puck steht nun Balandus an meiner Seite. "Greenwell, lass uns zu Oberon gehen. Er ist sicher ungeduldig.", meint Balandus. Greenwell tritt an meine andere Seite und schiebt mich vorwärts. Wir laufen eine Weile. Für mich sieht alles gleich aus. Ich werde mich hier auf jeden Fall verlaufen. Als wir um eine Kurve gehen kommt ein großes Gebäude aus Glas zum Vorschein. Wir steuern direkt darauf zu und gehen schließlich hinein. Am Ende der riesigen Halle, die wir betreten stehen zwei große Throne aus Holz. Einer der Throne ist frei. Auf dem Anderen sitzt der Mann aus meinem Traum. Als wir langsam auf ihn zugehen sieht er auf. Er erhebt sich und kommt uns entgegen. Greenwell und Balandus bleiben stehen und verbeugen sich. Ich weiß nicht, was ich machen soll, also verneige ich mich auch. "Erheb dich, Meghan", dröhnt eine Stimme durch die Halle. Ich richte mich auf und schaue den Mann an. "Meghan", sagt er und kommt auf mich zu. "Du bist so groß geworden. Und so hübsch" "Woher kennen Sie meinen Namen?", frage ich mit zittriger Stimme. Er lacht leise. "Ich denke, man sollte sich in der Familie duzen.", sagt er schmunzelnd. "Was?", meine ich verwirrt. "Du weißt es also noch nicht." "Was weiß ich noch nicht?" "Du bist eine Fee. Ich bin dein Vater, Meghan."

Iron PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt