Ich wache auf und gehe ins Bad, um meine morgendliche Routine zu erledigen. Doch als ich in den Spiegel blicke, erschrecke ich mich. Meine blau-grauen Augen sind von tiefen Augenringen umrandet. Erst jetzt bemerke ich, dass ich mich wie gerädert fühle. Diese Nacht war echt die schlimmste seit Langem! Ich schnappe mir also Moms Puderdose und versuche meine hübsche Augendeko zu verdecken. So richtig gelingt es mir nicht. Nach zehn Minuten gehe ich runter in die Küche und fange mies gelaunt an mein Toast mit Nutella zu essen. "Guten Morgen, Meghan. Hast du gut geschlafen?", fragt Mom. Sehe ich etwa so aus?! "Könnte besser gewesen sein.", gebe ich mürrisch zurück. "Ich fahre dich heute zur Schule.", sagt sie fröhlich. Verblüfft schaue ich sie an. Das macht sie sonst nie. "Das machst du doch sonst nie.", spreche ich meinen
Gedanken laut aus. "Heute schon. Schließlich ist dein Geburtstag. Und wo wir grade davon reden: Happy Birthday, Süße! Jetzt bist du endlich Sweet Sixteen.", meint sie und umarmt mich fest. Wie konnte ich das nur vergessen? Jetzt weiß ich, wie Luke das immer schafft... "Danke, Mom." Mom gibt mir ein Päckchen. Es ist ziemlich leicht. "Jetzt mach es schon auf!", drängt sie. Seufzend öffne ich das Geschenk. Darin ist ein neues Handy. Ein kleiner Freudensschrei
entfährt mir und ich springe Mom an den Hals. "Danke, Mom! Das ist echt das beste Geschenk, das du mir machen konntest!", sage ich und gebe ihr einen Kuss auf die Wange.
Sie lächelt. Diesmal sieht es wirklich glücklich aus. Diesmal wirkt sie nicht so erschöpft. "Du musst dich langsam fertig machen.", meint sie schließlich. "Okay.", antworte ich ihr
halb flüsternd. Ich wende mich langsam ab und gehe wieder in mein Zimmer, um meinen Rucksack zu packen. Danach gehe ich runter, wo Mom schon auf mich wartet. Schnell ziehe ich meine Chucks an und werfe mir eine Strickjacke über. Meine Regenjacke stopfe ich in in meinem Rucksack. Man weiß ja nie.
Wir gehen zum Auto und steigen ein. Während der Fahrt schweigen wir. Jeder hängt seinen Gedanken nach. Meine Gedanken wandern zu meinem Vater. Er verschwand vor sechs Jahren. Spurlos. Doch er hat seine Sachen nicht gepackt. Sie waren einfach weg. Alle Fotos mit ihm drauf waren weg. Jegliche Beweise, dass er da war, waren weg. Einfach alles. Es geschah an einem Tag im Sommer. Mein Vater und ich gingen im Park spazieren, als ich einen Eiswagen sah. Ich fragte, ob
er mir ein Eis kaufen würde. Er gab mir fünf Dollar und ich rannte zum Eiswagen. Hätte ich mich umgedreht, hätte ich gesehen wie er verschwand. Nachdem er mir das Geld gab, sah ich ihn nie wieder. "Wir sind da.", sagt Mom und reißt mich
somit aus meinen Gedanken. "Danke fürs Fahren, Mom.", meine ich und öffne die Autotür. "Meghan?" "Ja?" "Viel Spaß.", lächelt sie. Ich lächle zurück. "Danke." Ich steige aus und schlage die Tür hinter mir zu. Gut gelaunt gehe ich in die Schule, wo mich Robbie schon grinsend an meinem Spint lehnend erwartet. "Hey Robbie.", begrüße ich ihn. "Guten Morgen, Prinzessin. Alles Gute zum Geburtstag!", antwortet er und umarmt mich so, dass ich fast keine Luft mehr kriege. "Robbie! Luft!", krächze ich. Sofort lässt er mich los. "Sorry, Prinzessin.", murmelt er und schaut den Boden an. Ich muss grinsen. "Ist schon okay, Robbie. Ich habs ja überlebt.
Auch wenn nur knapp." Mit einem fetten Grinsen im Gesicht schaut Robbie mich an. "Na dann lass uns mal zum Unterricht gehen.", meint er. Ich stöhne. Geographie kann mir echt gestohlen bleiben. Seufzend trotte ich zum Raum.
Nach einer sehr nervenaufreibenden Geographiedoppelstunde begeben Robbie und ich uns auf den Schulhof. Die Sonne scheint strahlend, was schon an ein Wunder grenzt. Sie blendet mich. Wie das Licht in meinem Traum. "Robbie?", frage ich zaghaft. "Hm?" "Kann ich dir was ziemlich schräges erzählen?" "Nur zu.", sagt er mit einem schiefen Lächeln. Ich hole tief Luft und erzähle ihm meinen Traum. Bis ins kleinste Detail.Währenddessen schaue ich auf den Boden. Als ich fertig bin gucke ich vorsichtig Robbie an. Ich hätte ja damit gerechnet, dass er lacht oder mich für verrückt erklärt. Aber
ganz sicher nicht dass er leichenblass und total geschockt
ist. "Shit! Prinzessin, ich komme heute Nachmittag zu dir. Pack deinen Rucksack mit dem nötigsten Zeug was du brauchst.", sagt er. "Darf ich fragen warum?", meine ich.
"Das wirst du noch früh genug
erfahren. Glaub mir.", kommt es nur leise zurück.
Robbie schweigt den Rest des Tages. Als ich nach Hause komme
ist keiner da. Ich fange an meinen Rucksack zu packen. Ich vertraue Robbie und tue es einfach. Obwohl ich Zweifel habe. Ich frage mich, wo es hingeht. Mein Rucksack ist fertig
gepackt und ich schmeiße mich auf mein Bett. Ungefähr eine halbe Stunde lang starre ich die Decke an und frage mich, wo Robbie hin will. Ein Klopfen an meinem Fenster lässt mich zusammenfahren. Erleichtert atme ich aus, als ich sehe, dass es nur Robbie ist. Ich öffne ihm das Fenster. "Warum kommst du eigentlich immer durchs Fenster?" "Da fühle ich mich cooler.", antwortet er grinsend. Lachend helfe ich ihm in mein Zimmer und schließe das Fenster. "Also Robbie. Wohin geht die Reise?", frage ich. Ein verschmitztes Grinsen schleicht sich auf Robbies Gesicht. "Sei nicht immer so neugierig, Prinzessin." "Ich soll mit dir irgendwohin gehen und du sagst nicht wohin?! Wenn du mir nicht sagst wohin es geht, bleib ich hier!", sage ich und verschränke die Arme vor der Brust. Ich muss stur bleiben, wenn ich wissen will, wohin es geht! Robbie seufzt. "Ach Prinzessin. Weißt du nicht mehr, was Oberon gesagt hat? Je eher wir gehen, desto besser.", meint er. Den letzten Satz sagt er so leise, dass ich ihn fast nicht verstehe. "Was hat denn Oberon aus Sommernachtstraum damit zu tun?" "Das war der Mann aus deinem Traum. Den Rest erzähl ich dir später. Und jetzt komm! Wir müssen los.", antwortet er mir. Ein Seufzer verlässt meinen Mund. Ich glaube, es bringt nichts, mich stur zu stellen. Er wird es mir eh nicht sagen. "Okay. Lass und aufbrechen.", gebe ich schließlich von mir, "Wohin müssen wir?" "In das Zimmer deines Bruders. Komm." Was hat diese Sache mit Ethans Zimmer zu tun? Ich folge Robbie in das Zimmer nebenan. "Und wohin jetzt? Durchs Fenster?", frage ich ihn sarkastisch. Er grinst. "Knapp daneben. Durch den Schrank.", meint er grinsend aber völlig ernst. "Wie jetzt?", kommt es etwas dümmlich von mir. "Wir. Müssen. Durch. Den. Schrank.", sagt
er nochmal überdeutlich. "Durch den Schrank kann man nicht durch! Da ist eine Wand! Deine Fantasie geht mit dir durch, Robbie!", sage ich etwas lauter als beabsichtigt. Dieser Junge regt mich auf!Um Robbie zu beweisen, dass ich Recht habe, öffne ich die Schranktür. Ein dünner schwarzer Arm kommt heraus und reißt mir die Tür aus der Hand. "Mein Schrank! Mein Schrank!", kommt es aus dem Schrank. Erschrocken weiche ich zurück. Wie erstarrt starre ich den Schrank an, der so aussieht, als wäre nichts geschehen. "W-Was w-war d-das?", frage ich stotternd. Robbie schüttelt den Kopf. "Immer diese schwarzen Männer.", meint er und klopft dreimal an die Schranktür. Er öffnet die Tür und ich trete automatisch ein paar Schritte zurück. Doch diesmal kommt kein Arm und niemand schreit »Mein Schrank!«. "Komm Prinzessin. Lass uns aufbrechen!", sagt Robbie fröhlich und voller Vorfreude. Ich werde diesen Jungen nie verstehen! Er schiebt ein paar Jacken zur Seite und ein sanfter goldener Lichtstrahl scheint aus den Schrank ins Zimmer. Robbie nimmt mein Handgelenk und zieht mich zum Schrank. "Keine Angst, Prinzessin. Das wird lustig." Zweifelnd schaue ich ihn an. Das wird bestimmt NICHT lustig. Doch ich habe keine Zeit mehr darüber nachzudenken, ob ich nicht doch hierbleiben will, da er mich schon zu dem Licht zieht. Ich kneife meine Augen zusammen, da es so hell ist. Als ich sie wieder öffne, befinden wir uns in einem Wald. Er ist wunderschön und erstrahlt in allen möglichen Gelb-, Grün- und Brauntönen. Der Himmel ist orange und rosa gefärbt. Wahrscheinlich ist es Abend. "Wow. Das ist... Das ist einfach wunderschön!", flüstere ich staunend. Robbie grinst. "Willkommen im Nimmernie, Prinzessin!"
~~~~~~~~~~~~~~~
Hier ist das dritte Kapitel :) Sorry, dass es so lange gedauert hat, aber ich hatte echt viel um die Ohren :( Ich habe versucht, das Kapitel etwas länger zu machen. Ich hoffe, es ist mir gelungen ;) Ich würde mich sehr über Votes und Kommis freuen (:
LG EinhornImNimmernie
DU LIEST GERADE
Iron Princess
FantasyDie sechzehnjährige Meghan Chase hat eigentlich ein ganz normales Leben. Bis sich auf einmal alles verändert. Sie findet sich zusammen mit ihrem besten Freund Robbie Goodfell alias Robin Goodfellow alias Puck im Nimmernie wieder. Nimmernie - das Lan...