Prolog

291 15 3
                                    

L saß grade vor seinem Rechner und knabberte an einem Zuckerwürfel, als Watari ins Hotelzimmer schlenderte. Er fuhr sich durchs fast weiße Haar und schaute L erwartungsvoll an. Der Detektiv guckte mistrauisch zurück.
»Ist etwas passiert? Ein Mord im Wammys, oder ist Beyond aus dem Gefängnis ausgebrochen oder warum guckst du so?«
Belustigt schüttelte Watari den Kopf; zur Abwechslung war wohl mal nichts passiert.
»Geh nicht immer vom Schlimmsten aus, Ryuzaki. Ich hab dir ein Haus besorgt, eben eine dauerhafte Unterkunft, das ist alles.«
»Wieso das? Es ist doch am günstigsten, zum Ort des Verbrechens zu fahren und auf diese Weise kann man uns schlecht verfolgen. Ich habe nichts daran auszusetzen.«
Der Detektiv klappte den Laptop zu und gähnte ein Mal; die letzten drei Nächte hatte er nicht geschlafen und ihm fielen langsam schon die Augen zu vor Müdigkeit.
»Ich hab in einem Erziehunsratgeber gelesen, dass es nicht gut für Kinder ist ständig umzuziehen. Vor allen Dingen ermüdend.«
Er deutete auf Ls Augenringe, als würde er denken, dass dieser Umstand irgendwas damit zutun hatte. Watari war eben leicht naiv.
»Watari, ich bin siebzehn. Der Schlafmangel kommt daher, dass ich einundzwanzig Stunden am Tag arbeite, oder mehr, und wieso um alles in der Welt liest du Erziehungsratgeber?«
L zog fragend eine Augenbraue hoch; er war mit seinen fünfzehn Jahren immerhin kein Kind mehr und außerdem reifer als die meisten in seinem zarten Alter.
»Ich leite ein Waisenhaus. Da kommt man nicht drum rum, wenn man den Umgang mit Kindern meistern will. Immerhin hat A sich damals umgebracht... Jedenfalls ziehst du morgen dort ein, ich bereite alles soweit vor.«
Watari hollte eine Kanne und goss L etwas Tee nach. Der Geruch nach Earl Grey verteilte sich im Zimmer.
»In Ordnung, aber wieso grinst du so? Das bedeutet nie was gutes.«
L legte den Kopf schief und starrte seinen Ziehvater an. Etwas war definitiv noch im Busch.
»Das bildest du dir nur ein, du bist müde. Geh doch schlafen, ich mach mir ernsthafte Sorgen um deine Gesundheit. Du bist noch jung und talentiert. Aber auch du brauchst mal eine Pause.« Watari strich ihm über den Kopf und wuschelte dann sanft durch Ls Haare. Ein Seufzen entglitt dem Teenager.
»In Ordnung. Wenn du dann Ruge gibst.«
Er stand auf und legte sich samt Sachen ins bis eben ordentlich gemachte Hotelbett. Hätte er gewusst, dass er so bald nicht mehr zum schlafen käme, hätte er sich nach dem Watari raus war warscheinlich nicht wieder an den Laptop gesetzt.
Aber er verschwendete natürlich keine Gedanken an seinen, wohl gemerkt katastrophalen, Umzug.

Death Note WGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt