Meine neuen Mitbewohner...

272 15 5
                                    

Als L das Haus betrat, wurde ihm einiges klar.
»Watari, warum ist das Haus so groß? Ich bräuchte höchstens zwei Zimmer.«
Er schaute sich um. Vom Flur gingen zehn Zimmer ab. Es roch, als wäre hier vor einer Woche noch tapeziert wurde. Die Wände waren in nüchternem Weiß gehalten. Der dunkelbraune Dielenboden knarrte leicht unter seinen Schritten.
»Nun ja.«
Watari lehnte sich an die erste Tür auf der rechten Seite und drückte auf die Klinke.
»Deswegen.«
Die Tür schnellte auf und Watari ging zurück, damit L das Zimmer betreten konnte. Eine rote Couchlandschaft stand an einer Ecke und auf der saßen Beyond, Near, Mello und Matt.
Naja, was heißt saßen, Near hatte sich mit seinem Spielzeugroboter unter eines der Sofakissen verkrochen, wie auch immer er das einstweilen angenähte Kissen abgekriegt hatte. Mello hatte seine Beine auf den danebenstehenden Couchtisch gelegt und Matt saß auf seinem Schoss. Beyond lag zusammen gerollt auf dem Boden. (Warum auch immer.)
»Müsstest du nicht im Gefängnis sein?«, fragte er B, der nur ein leises Stöhnen von sich gab und auf den Boden sabberte.
»Was um Himmelswillen hat er?«, fragt er angeekelt in die Runde.
»Als er aus dem Gefängnis kam, hat er dreiundvierzig Gläser Marmelade auf ex gegessen«, meinte Near monoton.
»Und das war die beste Entscheidung meines Lebens«, nuschelte B und rollte sich auf den Rücken.
»Wohl eher schlechteste.« Mello grinste und biss von seiner geliebten Schokolade ab.
»Dann will ich dich mal auf knallhartem Süßigkeitenentzug sehen!«
Beleidigt rollte B zur Seite. »Was machen die hier?«
L drehte sich zu Watari.
»L, ich habe nach gedacht-«
»Du kannst denken?«, unterbrach ihn Beyond, der sich langsam wieder auf raffte.
»Klatsch ein Bro!«, sagte Mello und grinste.
Watari ignorierte das Generve seine jungen Schützlinge, da er das schon zur Genüge kannte.
»Einer von ihnen wird mal dein Nachfolger sein und deshalb müssen sie sich langsam beweisen. Du arbeitest ja immer allein, aber wenn sie da sind, kannst du vielleicht auch mal entspannen.«
»Ich halte das für keine gute Idee. Wir sind alle minderjährig und haben, ich eingeschlossen, nicht die geringste Ahnung von putzen, kochen oder waschen. Wir können so nicht überleben.«
L wühlte ein Gummibärchen aus seiner Tasche und ließ es in seinem Mund verschwinden.
»Das kriegst du hin. Ihr seid doch alle so intelligent und auch irgendwie eine Familie. Und auch so erwachsen. Schon als ihr noch klein ward, haach.«
Watari hatte vor Rührung Tränen in den Augen.
»Geht es dir gut? Hast du Hunger oder Schmerzen?«
L starrte verwirrt auf die Tränen, nicht in der Lage diese zu deuten.
»Ohh! Ich hab mal gesehen, wie eine Frau auf der Straße geweint hat und ihr Freund kam. Ich weiß, was man da macht! Und du Near?«, neckte Mello ihn.
»Tu dir keinen Zwang an«, meinte der und verkroch sich mehr unter dem Kissen. Mello stand auf und hielt Watari an den Schultern. Er räusperte sich, bevor er theatralisch sagte:
»Ich werde dich immer lieben! Camilla bedeutet mir nichts«, und beugte sich an Wataris Gesicht.
»Mello, stop!«, rief der und zerrte den etwas kleineren Jungen von sich weg.
»Mach das nie wieder.«
Dann fing er an zu lachen. Das verwirrte die Wammys noch mehr. Ratlos sahen sich alle von der Seite an.
»Könnte es sein, dass du krank bist?«, fragte Matt schließlich, als er kurz von seinem Gameboy hoch sah.
»Ach ihr Lieben!«
Zusammenhanglos umarmte er jeden.
»Kann mir einer sagen, was hier los ist?«, flüsterte Matt, doch alle zuckten die Schultern.
»So, meine Söhne. Ich komme euch Freitag besuchen, okay? Ich muss los, mein Flieger nach England geht gleich. Hab euch lieb«, sagte er nach einem Blick auf die Uhr. Dann flitzte er bevor L noch irgendwelche Einwände oder Fragen stellen konnte, durch die Tür, nach draußen in sein Auto. Ungläubig starrten sie ihrem eben abgehauenen Vormund nach.
»L, ich hab Hunger«, quengelte Near promt, stand auf und umarmte Ls Bein, da er nicht höher kam.
»Awww. Muttersöhnchen«, tönte es wie erwartet von Mello.
»Sagt der Kerl, der die ganze Zeit mit Matt rumkuschelt.«
B lachte hämisch und stand auf; anscheinend ging es ihm wieder besser und das hieß nichts gutes.
»Das ist was völlig anderes! Und das hat dich verdammt noch mal nichts anzugehen!« Mello schubste Matt von sich runter und trat gefährlich nah an B heran. Dass Matt regungslos auf dem Boden lag, schien den Blonden nicht zu interessieren.
»Near, wir gehen in die Küche«, hastete L, der die Gefahr witterte, und nahm den cuten Jungen auf den Arm. Freudig blitzten Near Augen und er kuschelte sich an sein Vorbild. Schon waren sich zur Tür raus. L musste mehrere Türen öffnen, um dann auch endlich die moderne Einbauküche zu finden. Suchend setzte er N auf den Küchenblock und öffnete alle Schränke. Zu seinem Bedauern waren nur eine Packung Kekse, ein Glas Marmelade und zehn Tafel Edelvollmilchschoki zu finden. Mellos Schoki und Bs Marmelade sollte man nicht mal im Traum anfassen. Als ein Kind im Wammys es gewagt hatte, wurde die arme kleine Linda verprügelt und in einen Wäscheschrank gelegt. Und dabei hatte sie die lehre Packung nur aus dem Müll gefischt, weil sie Mellos Stalkerin war. Seit dem hing in der Küche ein Zettel mit der Aufschrift: Schlag keine Yandere, sonst nehm ich dir die Schoki weg!
L nahm also die Kekse und legte sich auf einen Teller. Er müsste wohl selbst einkaufen gehen und die Blicke der Leute ertragen.
Was fanden die an ihm nur komisch? Watari sagte immer, er wäre cute und liebenswürdig. Near sprang vorsichtig vom Tresen, hollte sich einen Stuhl und setzte sich Kekse essend zurück an die Küchentheke. Da hörten beide einen lauten Knall und einen Schrei. Mellos ›Ich hab grad meine Tage also fass mich nicht an‹ -Schrei. Das konnte nichts gutes heißen. »Du bleibst hier! Das ist gefährlich«, mahnte L ehe er ins Wohnzimmer sprintete. Da fand er einen schreienden, bewaffneten Mello, einen am Boden liegenden und wimmernden Matt und einen grinsenden Beyond Birthday. »Was ist passiert?«, fragte er B.
»Matt hat gesagt, ehe er was mit Mello hätte, würde er lieber erschossen werden. Das hat dem dann gar nicht gefallen...«
Mello schrie noch eine Weile rum bis er sich weinend neben Matt fallen ließ.
»Wieso tust du mir das an?! Ich liebe dich doch«, schrie/weinte er.
»Ach Marshmello, das müssen die anderen doch nicht wissen. Die werden noch eifersüchtig auf mich.« Behutsam strich Matt, der sich unter Schmerzen aufgerichtet hatte, seinem Marshmello durchs Haar.
L runzelte nur die Stirn und wollte eigentlich nicht mal wissen, was hier abging.
»Mattilein! Ich liebe dich!«
»Und ich dich auch, Mells.« Dann küssten sie sich. B stieß L grinsend von der Seite an. »Hey Engel, wollen wir auch?«
»Nein, dafür hab ich keine Zeit. Ich muss noch einen Mörder-«
Da klingelte die Haustür. Weil L der einzig fast normale Mensch war, machte er auf. Ein brünetter Schüler mit rehbraunen Augen stand lächelnd vor ihm. Fake-lächelnd.
»Entschuldigen Sie die Stöhrung, aber ich habe Schreie gehört. Ich bin Light von neben an. Ist bei Ihnen alles okay?«
Das Lächeln, das folgte war so dermaßen geheuchelt, dass L fast gekotzt hätte. Die neugierigen Augen dieses Jungen ruhten nun auf ihm. Unangenehm.
»Die Freundin meines Mitbewohners dreht grade durch, aber sonst gehts.«
L zuckte mit den Schultern und wollte die Tür schließen, aber Light klemmte seinen Fuß da zwischen.
»Dürfte ich mich davon selbst überzeugen?«
»Nein«, sagte L, knallte die Tür zu und schloss ab. Dieser Kerl nervte ihn jetzt schon. Und er würde ihn noch einige Zeit ertragen müssen.

Death Note WGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt