Versöhnung mit Light?

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Als die Herren Polizisten endlich gegangen waren, ging L in die Küche und suchte nach etwas Essbarem. Bedauerlicher Weise hatten seine entzückenden Mitbewohner in den kaum neun Stunden nach ihrer Ankunft, bereits alle Vorräte zu Nichte gemacht. Da es aber erst neunzehn Uhr war, könnte er theoritisch noch in den nächsten Supermarkt rennen und Süßes besorgen. Aber wie gesagt: könnte. Er hatte schließlich noch viel zu tun. Neulich hatte er einen Fall übernommen, zwei junge Frauen tot aufgefunden -erwürgt, sonst keine Verletzungen, keine Kampfspuren, ohne Hinweis auf sexuellen Missbrauch. Er wollte verdammt noch mal wissen, wer dahinter steckte. Und stattdessen saß er mit vier Verrückten in einer WG und musste Süßes einkaufen gehen. War überhaupt Geld im Haus? Seufzend ging er aus der Küche und schlenderte den Flur entlang. »L-sama!«
Der kleine Near kam aus seinem Zimmer und hängte sich ans Bein des Detektivs. Mit großen Kulleraugen sah er ihn an.
»Ich hab Hunger.«
»Weist du, ob Watari Geld da gelassen hat? Wir haben nämlich nichts mehr.«
»Er hat was auf den Couchtisch gelegt.«
So machte sich unser hungriger L auf zum Couchtisch.
»Hier, siehst du?«
Near deutete auf einen nicht mehr ganz so weißen Briefumschlag, auf den Mello heute warscheinlich seine Füße gelegt hatte.
»Dann werde ich jetzt wohl einkaufen gehen müssen...« Lustlos nahm der Detektiv den Umschlag und steckte ihn in seine Hosentasche.
»Darf ich bitte mitkommen?«
»Ich glaube, das ist zu gefährlich für dich. Draußen sind immer hin Menschen.«
Etwas  verängstigt sah Near ihn an.
»Aber ich komm ja auch gleich wieder, also sei brav, oder so was«, meinte L und wuschelte Near durch die Haare. Und die waren verdammt flauschig.
»L! WIR HABEN KEINE SCHOKOLADE MEHR!«
Mello kam ins Wohnzimmer und wedelte mit einer leeren Verpackung herum.
»Ich wollte auch gleich einkaufen gehen, da ihr ja alles Essbare vor meiner Nase weg geschnappt habt.«
»Deine Schuld«, erwiderte Mello zickig.
»Warum ist das denn jetzt meine Schuld?«
»Frustessen. Du musstest mich ja unbedingt zu einem Mädchen machen und mit Beyond verkuppeln.«
»Was kann ich dafür, wenn ihr streitet und deswegen die Polizei kommt?«
»Alles.«
Mello warf ihm die Verpackung an den Kopf und ging aus dem Wohnzimmer.
»Zicke«, murmelte L.
»DAS HAB ICH GEHÖRT, DU PENNER! Renn um dein Leben! Renn!«
Mello verschwand in seinem Zimmer und knallte die Tür zu. L verdrehte nur die Augen.
»Darf ich doch mit dir einkaufen gehen? Ich will hier nicht mit den anderen bleiben!«, quengelte Near nun doch wieder und klammerte sich an Ls Bein.
»Na schön. Wenn ich dich hier mit Mello allein lasse, besteht immerhin die Gefahr, dass ich dich nicht lebend wieder sehe.«
Außerdem musste auch jemand die Einkaufstüten tragen und wer wäre da besser als der folgsame Near?
L zog sich schnell seine Turnschuhe über und stopfte den Umschlag mit dem Geld in die Hosentasche. Dann machte er sich mit Near auf zum nächsten Supermarkt.

Der Supermarkt war nur leider alles andere als ›super‹, da es nur eine kleine Auswahl an Süßigkeiten gab. Ein Schock für L, dass dieser Supermarkt außerdem noch mit seinen vielen verschiedenen Gemüsesorten prahlte. Wen interessierte schon Gemüse? Wären alle, die hier einkauften, so wie L, dann würde das Geschäft nicht sehr florieren.
Schließlich suchte er fünf Packungen Erdbeerschokolade, zwei mit Vollmilch, drei mit Smarties und eine weiße Schokolade heraus. Dazu kamen drei Packungen Kekse, gefüllt mit Vollmilchschokolade,  eine Schachtel Mikadostäbchen mit Vollmilchschokoüberzug und  drei Packungen Erdbeerwaffeln. Und Near durfte alles tragen.
Vor ihnen an der Kasse stand ein altes Ehepaar, das gut über fünfhundert Sachen im Korb hatte. Das konnte ja dauern.
Außerdem guckten alle ihn und Near komisch an, was auf dauer schon nervte.
»Hey, so schnell trifft man sich also wieder.«
Light tauchte hinter ihnen in der Einkaufsschlange auf, grinsend und mit zwei Packungen Chips in der Hand.
»Hallo auch«, sagte L kühl und wenig begeistert.
»Na, auch noch schnell einkaufen.«
»Sieht man ja wohl.«
»Ähm, ich wollte mich entschuldigen, also wegen vorhin... Sorry, wenn ich Ihnen und Ihren Mitbewohnern zu nah getreten bin... Hab mir Sorgen gemacht«, erklärte der Junge entschuldigend.
»Kein Ding, aber halt dich bei uns lieber raus. Sonst wirst du noch umgebracht«, sagte L im vollen Ernst, was Light verwirrt dreinblicken ließ.
Near zupfte an Lights Hosenbein, damit er nach unten sah.
»Er meint es nicht so. Eigentlich mag er dich auch, spätestens wenn ihr heiratet, wird er lieb«, sagte er zuckersüß und mit der unschuldigsten Kinderstimme.
»Near!«, zischte L etwas überrascht; wie kam Near jetzt auf heiraten?
»Oh, wer bist du denn, Kleiner?«
Light ging grinsend in die Hocke und wuschelte Near über den Kopf.
»Ich bin sein Bruder«, sagte Near lächelnd und legte, da sie endlich dran waren, die Einkaufssachen aufs Rollband, wozu er sich leicht auf die Zehenspitzen stellen musste.
Lachend stand Light wieder auf und legte die Chips aufs Band, bevor er L belustigt ansah. Near musste verrückt geworden sein.
»Na, Sie scheinen mich ja doch zu mögen, wenn Ihr Bruder schon von heiraten spricht... Ich bin sicher, ein Brautkleid würde Ihnen ausgezeichnet stehen.«
Etwas verwirrt sah L ihn an. Was wollte Light ihm jetzt damit sagen?
»Nein, sicher nicht. Mein Bruder ist einfach nur verrückt.«
»Sicher? Heißt das, Sie können mich nicht leiden?«
Light zog einen Schmollmund.
Grade als L antworten wollte, hörten sie Geschrei und wie vor ihnen Leute umgerannt wurden. Als sie sich umdrehten, sprang ihnen Mello ins Auge, der angepisst auf sie zulief.
»L! Komm. Nach. Hause. Die Küche steht unter Wasser und du bist Schuld!«, schrie Mello ihn an, weshalb alle Leute sie anschauten.
»Warum denn wieder ich?«, maulte L wenig begeistert.
»KOMM JETZT.«
»Darf ich noch bezahlen?«
»Aber schnell!«
Mello stieß die anderen Kunden von der Kasse weg und machte sie somit zu den ersten in der Schlange.
Da die Kassiererin keinen Ärger wollte, kassierte sie schnell ab und ließ sich das Geld geben.
»Kann ich nicht mitkommen und helfen?«, fragte Light und tippte L an, der grade mit einer Einkaufsstüte in der Hand den Laden verlassen wollte.
»Tu dir keinen Zwang an...«
Und so zerrte Mello Light, Near und L zurück in eine überschwemmte Küche.
Würden sie das bewältigen?

Death Note WGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt