Cinco

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Am nächsten Tag  wachte ich, obwohl wir gestern noch feiern waren und ich ziemlich spät schlafen gegangen bin, früh am Morgen auf und ging erstmal am Strand joggen. Ich habe eigentlich keine Haustiere in dem Sinne, aber dafür sind die Straßenhunde und -katzen in meinem Viertel wie meine Haustiere. Sie alle kennen mich, weil ich sie regelmäßig füttere und mich um sie kümmer, wenn jemand krank wird oder Hilfe benötigt. An diesem Morgen wurde Cloud auf mich aufmerksam, der kleine Malteser. Er war weiß und einer meiner ältesten Hunde. Wir liefen zusammen am Strand entlang und spielten auch kurz Stöckchen werfen, bis wir irgendwann nur noch im Wasser plantschten und Quatsch machten.
Irgendwann gegen Mittags kam ich wieder Zuhause an und ging nachdem ich duschen war, rüber ins Familia-Haus. Einige meiner Cousins saßen auf der Couch und zockten Fifa, einige andere Jungs saßen am Tisch und spielten mit ihren Karten und wiederum andere waren draußen im Garten verteilt. "Hey miel, komm zu uns rüber.", rief Rico zu mir. Schon seit ich klein bin nannten in der Familia die meisten mich miel (Honig) oder princesa, weil ich einer der wenigen Mädchen in der Familie und zudem die einzige Schwester von Vito war. Und weil meine Hautfarbe honigbraun war, nicht ganz so typisch dunkel, wie die meisten von hier. Ich ging zu Rico und gab ihm ein Kuss auf die Wange. Er nahm mich in den Arm und ich setzte mich zu ihm. "Wie war es gestern Abend mit deiner Freundin? Hattet ihr Spaß?", fragte er mich neugierig. Ich musste grinsen. Schon seit ich denken kann, waren Cecilia und ich wie Pech und Schwefel. Sie gehörte irgendwie dazu, auch wenn sie auf keiner Art und Weise verwandt war und sticht mit ihrer Schönheit immerzu heraus. Ihr Vater war aus Marokko und ihre Mutter aus Mexico, dementsprechend sah sie aus wie eine arabische Latina Schönheit. Lange dunkelbraune Locken, dunkelbraunen Teint, groß und schlank, aber die perfekten Kurven an den richtigen Stellen. Unfair oder? Und als wäre das nicht genug, hatte sie noch helle blau-graue Augen, sie war einfach wie nicht von dieser Welt. Kein Wunder, dass viele der Jungs von der Familia nur wild auf sie waren. Besonders aber Rico hatte schon seit wir klein sind ein Auge auf sie geworfen und sie immer extra behandelt. Er beschützt sie, genau wie mich, aber nicht auf die Schwestern-Art, das merkt sie aber nicht. Oder sie will es nicht sehen. "Ja, es war schön, aber nichts besonderes.", antwortete ich auf seine Frage. Ich musste wieder an Leandro denken, wie schon so oft seit gestern Abend, und ich merkte, wie ich wieder dämlich vor mich hin lächelte. "Schau mal princesa, ich hab mit deinem Bruder etwas geredet und ich bin der Meinung, dass du in letzter Zeit zu viel am Hals hattest von uns. Ich weiß, wie sehr dich diese ständige Kontrolle bedrückt. Also konnte ich ihn überreden, dass du wieder mit dem Tanzen anfangen kannst. Aber..-" Weiter kam er nicht, denn ich riss meine Augen auf und sprang vor Freude vom Sofa. "NEIN! Wirklich!?" Ich sprang auf und ab und konnte mich nicht mehr halten vor Freude. Die restlichen Leute schauten jetzt auch auf uns, aber mir war das egal. Ich durfte wieder tanzen! Es war wie, als hätte wäre mein Geburtstag und Weihnachten zusammen. "Moment Mira, jetzt hör mir erstmal zu. Du musst uns versprechen, dass du nicht wieder bis spät in die Nacht trainierst und du musst uns immer bescheid geben, wenn du in die Halle gehst und wieder rausgehst. Verstanden?" Ich verdrehte die Augen. War ja klar, dass sie es nicht komplett frei erlauben würden, aber das war mir egal. Hauptsache ich durfte wieder tanzen. "Ja ja, schon gut." Ich gab ihm wieder ein Kuss auf die Wange und lief schnell raus. "Wohin gehst du?", rief er noch hinterher und ich rief noch an der Tür schnell zurück: "Dreimal darfst du raten!", und zwinkerte ihm lachend zu. Er lachte und schüttelte den Kopf. Irgendwas murmelte er noch vor sich hin, aber ich war schon raus aus der Tür und lief zu meinem Auto.

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Als ich im Tanzstudio angekommen bin, ging ich rein und schaute erstmal nach, ob jemand da war. Aber da heute Sonntag war und das Studio eigentlich geschlossen ist, war niemand zu erwarten. Es war wirklich ein Segen, wenn man die Trainer hier kannte und das Schlüssel für das Studio besaß. Ich begann mich aufzuwärmen und dehnte mich, als plötzlich mein Handy klingelte. Ich sah schon auf dem Bildschirm wer es war. "Hey Maus.", ging ich ans Telefon. "Alloha meine Hübsche!", rief Cecilia mir durch das Telefon. "Ich hab gehört, dass du wieder tanzen darfst. Du weißt nicht, wie sehr ich mich für dich freue!" Ich musste lächeln, sie war einfach eine wahre Freundin. "Danke C., lass mich raten, Rico hat es dir erzählt?" Sie kicherte leise. "Ja, wer denn sonst?" Ich sag doch, dass die beiden ein ganz besonderes Verhältnis hatten. "Süße, ich muss dir was zugeben.." Da war ich jetzt aber gespannt. "Was hast du wieder angerichtet?", fragte ich sie lachend. "Naja, du weißt doch noch Liam von gestern oder?" Jetzt wurde ich neugierig. "Ja, was ist mit ihm?" "Also naja, ich hatte ihm meine Nummer gegeben und dann hat mich jemand vorhin angerufen, nachdem ich mit Rico geredet hatte." Sie wurde leise. "Wer war es? Erzähl schon!" Ich wurde ungeduldig, weil ich es nicht ausstehen konnte, wenn jemand etwas beim erzählen so in die Länge zieht. Man merkt wohl, dass ich etwas ungeduldig bin? "Ich dachte es wäre Liam, aber jemand hatte meine Nummer von Liam genommen. Und zwar der Typ von der Uni, dieser Leandro." Mein Herz schlug bei seinem Namen schon schneller. "Und?", fragte ich neugierig weiter. "Und er hat natürlich nicht meine Nummer genommen, um mit mir aus Spaß zu reden. Er hat nach dir gefragt und natürlich auch nach deiner Nummer. Ich wollte sie allerdings nicht ohne deine Erlaubnis geben. Dann meinte er, dass er dich persönlich fragen möchte und wo du jetzt wärst." Ich hörte wie die Tür vom Saal aufging und blickte auf den großen Spiegel vor mir, wo man die Tür hinten sehen konnte. "Und naja, ich hab dann ihm die Adresse vom Tanzstudio genannt." Leandro stand an der Tür und schenkte mir sein unwiderstehliches Lächeln. Er hatte eine lockere graue Sporthose an und darüber ein einfaches weißes Unterhemd mit weißen Sneakers drunter. Er sah selbst in so einem lässigem Outfit zum anbeißen aus. "Hallo, bist du noch dran? Willst du nichts sagen? Bist du etwa sauer?", fragte Cecilia am Telefon verzweifelt. Ich lächlte zu ihm zurück und beobachtete ihn, wie er langsam zu mir rüberlief. "Nein, schon gut. Er ist gerade reingekommen." Sie atmete scharf ein und kreischte ins Hörer, was mir ein unangenehmen Schmerz am Ohr verursachte. "OH MEIN GOTT, du musst mich danach anrufen! Und du kannst dich später bei mir bedanken." Ich lachte leise und versprach ihr mich später bei ihr zu melden.

Während ich auflegte, drehte ich mich langsam zu ihm um und er stand nun genau vor mir. "Hey belleza", begrüßte er mich. "Hey espía", begrüße ich ihn zurück und er lachte leise. "Habe ich dich überrascht?", fragte er. "Ein wenig, ja. Aber meine Freundin hatte mir am Telefon gerade erzählt, was Sache war, so dass ich langsam eingeweiht wurde." Er kam näher und mein Herz fing noch schneller an zu schlagen. "Ich wollte dich unbedingt sehen.." Er blickte in meine Augen und dann langsam runter, er betrachtete mein ganzen Körper und plötzlich fühlte ich mich unsicher. Ich hatte eine schwarze Sportleggings an und darüber nur ein schwarz-weißes Sport-BH, da es heute sehr warm war. Doch in seinen Augen sah ich nur ein Verlangen, was mir langsam meine Unsicherheit wieder nahm. "Kannst du tanzen?", fragte ich ihn nach einer Weile. "Also ich bin kein Spitzentänzer, aber einige Bewegungen kriege ich sicher noch hin." "Bachata?", fragte ich und in seinen Augen blinzelte Freude. "Wenn die Partnerin bei Bachata anziehend ist, klappt das immer." Ich lächelte und lief zum Musicplayer. "Darf ich die Musik auswählen?" Er stand hinter mir und ich zuckte mit den Schultern. "Es wird aber keine typische Bachata-Musik sein.", warnte er mich vor. Er schloß sein Handy an und schaltete die Musik auf laut.

Er nahm meine Hand und führte mich in die Tanzmitte. Er legte sein Arm um mich und zog mich näher. Unsere Oberkörper berührten sich und mein Körper kribbelte überall, wo wir uns berührten. Das Lied begann zu spielen und als ich anfing auf den Text zu hören, wurde mir klar, dass die Worte an mich gerichtet waren. Wir bewegten uns zur Musik und blickten uns dabei tief in die Augen. Er drehte mich, warf mich von sich und zog mich wieder in seine Arme und der Moment war so intensiv, dass ich mir wünschte dieser Moment würde nie aufhören.
Plötzlich bewegten wir uns nur noch auf der Stelle und David Correy wiederholte immer wieder die Worte Never felt this way in seinem Song, während das Lied langsam zum Ende kam. In dem Moment legte Leandro seine Hand an mein Hals und kam näher. Er legte seine Stirn an meine und unsere Lippen waren nur Milimeter voneinander entfernt. Sein Blick hypnotiesierte mich und ich war wie verzaubert von ihm. Er kam näher und ich konnte nicht mehr klar denken. Das Einzige, was mir immer wieder durch den Kopf ging waren die Worte von dem Lied Never felt this way. Sein Atem lag auf mir und immer wenn er ausatmete zog ich seine Luft ein und dasselbe tat er bei mir. Es war so initim und so sexy, was ich mir niemals vorgestellt hätte. Diese Geste hatte aber was viel intimeres an sich, als alle anderen Momente, die ich bis heute mit einem Mann je hatte. Ich hatte plötzlich den Drang ihm noch näher zu sein.Ich wollte ihn fühlen. Überall. Ich wollte ihn schmecken und dass er mir so nah war und nichts tat, brachte mich um den Verstand. Küss mich. Na los. "Mira..", flüsterte er leise an meinen Lippen. Ich konnte sein Herzschlag hören, sein Verlangen in seinen Augen lesen. "Mhhm..", gab ich genauso leise zurück. "Was machst du nur mit mir..?", fragte er. Aber die Frage klang eher so, als ob sie an ihn selbst gerichtet war, als zu mir. Ich konnte es nicht mehr aushalten und flüsterte ihm fast schon hilflos zu: "Küss mich"

La lucha de pasión - Kampf der Leidenschaft #Wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt