Die ersten Sonnenstrahlen tauchten am Horizont auf und tauchten die kleine Stadt Little Whinging in ein goldenes Licht ein. Sie waren so grell, dass sie mühelos durch den dunklen Vorhang eines Zimmers hindurch kamen. Dabei fiel ein Sonnenstrahl direkt auf das Bett, indem sich eine Person unter vielen Kissen und Decken begraben hatte.
Das Zimmer war klein und außer einem großen Kleiderschrank, einen Bücherschrank, zwei Schreibtischplätze, zwei Betten und zwei Käfige, war nichts drin. An der Tapete und den vielen Kuscheltieren und Barbie-Puppen war zu erkennen, dass zwei Mädchen dieses Zimmer bewohnten. Der Raum wurde einigermaßen ordentlich gehalten, auch wenn beim Bücherregal der Staub schon leicht ansetzte. Die Tapete wurde hier und da von einigen Postern oder selbstgemalten Bildern bestückt. Hinter der Tür, welche ein Spalt offen war stand ein Koffer, indem sich eine Violine befand.
Es war ein friedlicher Morgen und das Zwitschern der Vögel und das Geräusch von einem Rasenmäher ließ die kleine Stadt langsam aufwachen. Da schien das Knarren der Zimmertür die idyllische Melodie von draußen zu stören. Eine Katze betrat lautlos das Zimmer und lief auf eines der Betten zu. Sie besaß ein langhaariges graues Fell und hatte schöne hellblaue Augen. Diese sprang auf das Bett drauf und bestieg den Hügel aus lauter Decken. Dann fing sie an mit ihren Pfoten herum zu kneten. Sofort erwachte die Person darunter und man konnte eine verschlafende Stimme unter den vielen Kissen hören.
„Oh man", war die Stimme eines Mädchens zu hören und sogleich tauchte ein Kopf zwischen den Kissen auf, „Delilah! Geh runter!"
Dabei drehte das Mädchen ihren Körper zur Seite, um die Katze aus dem Bett zu werfen. Tja das ging total daneben! Eigentlich hätte sie es wissen sollen. Die Katze krallte sich an der Bettdecke fest so wie jeden Morgen. Abschütteln half nicht ohne dabei den schönen Bettbezug zu zerkratzen. Aber warum musste diese Katze immer zu ihr kommen und sie wecken? Konnte sie nicht ihre Schwester nerven? Seufzend setzte sich das Mädchen auf und rieb sich die Augen. An Schlaf war nun nicht mehr zu denken. Mit ihrer Hand fuhr sie durch ihre rotbraunen Haare, die durch die Nacht aussahen wie eine Igelfrisur. Aber das kannte das Mädchen schon zu genüge.
Sie besaß eine blasse Haut, die wahrscheinlich sofort einen Sonnenbrand bekommen würde, wenn sie zu lang in der Sonne blieb. Ihr Gesicht war ovalförmig und ihre Augen rundlich und groß. Ihre Augenfarbe war ein schönes blaugrün und darauf war das Mädchen sehr stolz, denn bis jetzt kannte sie keinen außerhalb ihrer Familie, welche so eine tolle Augenfarbe hatte. Sie selbst wirkte für ein Mädchen gut durchtrainiert, was man an ihrer Kendoausrüstung am Bettende erkennen konnte. Durch ihre kurzen Haare, die bis zu ihrem Kinn gingen, hatte sie noch etwas Freches an sich.
Die Sonne stand nun hoch und schien ihr dabei ins Gesicht. Würde sie sich jetzt wieder hinlegen, hätte sie später wieder Kopfschmerzen. Darauf hatte sie keine Lust und dies gab ihr die Motivation aufzustehen.
Verschlafen sah sie zu ihrem Nachtschränkchen, wo sich ein ganzer Stapel komplexer Bücher befand. Wieder einmal eine sehr leselastige Nacht gewesen, doch das war nicht verwunderlich. Für Kiara Broderick waren Bücher einfach das Größte. Es gab nichts Schöneres als Bücher und vor allem das Lesen, wenn das Wetter ungemütlich war, hatte schon etwas für sich. Deswegen zählten die meisten Bücher hier in diesem Raum zu ihrem Eigentum.
Grinsend nahm sie den Stapel Bücher in die Hand und stand auf. Ihr blaugrauer Schlafanzug hing ihr schlabbrig nach unten und verschleierte ihre genaue Körpermaße. Leise schlich sie sich am Käfig vorbei, indem sich die Meerschweinchen ihrer Schwester befanden. Sogleich fingen diese an zu fiepen. Anscheinend dachten sie, sie würden etwas zu essen bekommen. Leise fluchend hastete Kiara zum Bücherregal und legte die Bücher an ihren rechtmäßigen Platz, ehe sie sich den Tieren zu wandte. Sie wusste, dass durch das Quieken der Meerschweinchen ihre Schwester Felicity und ihr Bruder Henry nebenan wach geworden waren.
Diese Art von Weckdienst war schrecklich, vor allem am Morgen. Da feierte Kiara es, wenn ihre Mutter dies übernahm, da es um einiges Angenehmer und vor allem nicht so laut war. Doch nun da die Meerschweinchen quiekten und quasi nach Essen bettelten, wollte sie die Tiere nicht lange warten lassen, worauf sie grummelnd zum Kleiderschrank lief. Dort befand sich eine Schublade nur mit Zeug für die kleinen Quieker. Für die Meerschweinchen gab es nur das Beste, jedenfalls war das Felicitys Motto. Kiara war eher anderer Meinung, aber das lag daran, dass die Ältere Tiere nicht leiden konnte. Das hatte Felicity aber nicht aufgehalten, Haustiere anzuschaffen, was auch hieß, dass nur sie sich um die Tiere kümmern sollte; in der Theorie. Meist sah es so aus, dass ihre Schwester im Bett lag und schlief und Kiara damit bestraft wurde die Tiere zu füttern.
So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass die Rotbraunhaarige das Essen der Meerschweinchen unfeierlich in den Napf warf und ihnen grob vor servierte in der Hoffnung sie würden Ruhe geben. Durch diese Sache war Delilah auch zur Stelle und schmiegte sich an Kiaras Bein. Diese in ihren Augen verwöhnte Katze bot sich geradezu an, nur damit sie auch etwas abbekam.
„Du kommst auch dran, aber nicht jetzt", zischte sie ihr zu, doch da fing die Katze an zu mauzen, so laut, dass es den Geräuchspegel der Meerschweinchen bei Weitem übertraf. Warum hatten sie nochmal eine Katze und warum durfte dieses Vieh hier in ihr Zimmer? Mit einem bösen Blick sah sie auf den Deckenhaufen, wo sich ihre Zwillingsschwester vergraben hatte. Seufzend gab sie den Betteln dieser Katze nach und gab ihr auch etwas zum Fressen. Dabei fragte sie sich, ob ihre Schwester noch länger im Bett verweilen wollte.
Als die Ältere den Gedanken zu Ende gedacht hatte, regte sich etwas in dem anderen Bett. Ein blonder Haarschopf erschien aus der Decke, gefolgt dann von einem zartbeseiteten Oberkörper, welcher von einem hellblauen Schlafanzug eingehüllt war. Verschlafen drehte sie ihren Kopf in Richtung Zimmermitte und entdecke Kiara beim Käfig. Es dauerte auch gar nicht lang bis sie realisierte, was vor sich gefallen war. Dadurch fing Felicity an zu kichern und hielt dabei ihre Hand vor dem Mund, um dies so gut es ging zu verbergen. Eine Weile beobachtete sie ihrer Schwester still durch ihre blau-grünen Augen, das Einzige was ihre Zwillingsschwester und sie äußerlich gemeinsam hatten, bevor sie sich erhob. Sie fuhr sich mit ihren Händen über die Haare, die wie bei Kiara sehr nach einer Igelfrisur glich, um diese ein wenig zu glätten. Für Außenstehende war es meist unvorstellbar, dass die Mädchen Zwillinge waren, denn sie sahen so unterschiedlich aus wie Tag und Nacht. *PAUSE*
Während Kiara eher mehr jungenhaft wirkte und auch kräftiger gebaut war, so erfüllte Felicity das typische Klischee eines Mädchens. Sie besaß ein rundliches Gesicht, welches wahrscheinlich wie immer kreidebleich war und bei strahlenden Sonnenschein schnell rot werden könnte. Ihre hellblonden Haare waren doppelt so lang wie das ihrer Schwester und auch dicker. Der Körper war dünn und sie war auch einige Zentimeter kleiner als Kiara und durch ihr Gesamteindruck wirkte sie so als könnte sie kein Wässerchen trügen. Außerdem wirkte ihr Lächeln liebevoll und sanft, während das ihrer Schwester mehr provozierend wirkte. *PAUSE*
Felicity erhob sich aus dem Bett, worauf ihr Schlafanzughemd nach unten fiel. Dabei bemerkte sie, dass das Oberteil ziemlich verdreht war, dennoch für sie war es nichts Ungewöhnliches.
Zu ihrem Leidwesen, windete sich das Mädchen oft im Bett, wenn sie mal träumen sollte, wodurch sie manchmal aufwachte und sich fragt wie sie es geschafft hatte, dass ihr Oberteil so verknotet war. So zupfte sie dies wieder zu recht und ging an Kiara vorbei, die gerade den Stall säuberte. Nur ein leises 'guten Morgen' verließ den Mund der Blonden, bevor sie zum Kleiderschrank ging, wo sie sich ihre Kleidung für den heutigen Tag hinaus holte. Mit diesen verließ sie das Zimmer mit dem Plan sich das Anrecht auf das Bad für sich und ihre Schwester zu sichern, bevor es jemand anderes in diesem Haus tat. Sie öffnete die Badezimmertür und stellte lächelnd fest, dass kein anderes Familienmitglied sich im Bad befand. Lächelnd streifte sie ihren Schlafanzug ab, stellte sich unter die Dusche und drehte den Wasserhahn auf lauwarm.
Während sie sich wusch, fing sie an zu summen, eine typische Angewohnheit der Blonden, dass schon früher so gewesen war. Der Beste Ort zum Singen war die Dusche sagte sie, denn da war man ungestört und keiner meckerte einen an, wenn man den Ton nicht richtig traf. *PAUSE*
Als sie den Wasserhahn ab stellte, um den Körper mit viel Duschgel ein zu schäumen, ging die Badezimmertür auf. Neugierig geworden zog sie den Vorhang zur Seite und sah wie ihre Schwester eintrat und gleich hinter sich die Tür schloss. Damit Kiara nicht lang warten musste, beeilte sich Felicity. Einige Minuten später war die Blonde fertig und schlang sich das Handtuch um ihren Körper. Sie stieg über die Wanne und machte Platz für ihre Schwester, die auf der Kloschüssel gesessen und gewartet hatte. Dankend zog sich die Rotbraune nun aus und holte ihren Duschschruber. Felicity trocknete sich schnell ab und zog ihr Kleid an, dass sie mitgenommen hatte. Es sollte heute verdammt heiß werden, weshalb so ein Kleidungsstück ideal war. Kiara hingegen würde eine kurze Hose tragen. *PAUSE*
Bevor ihre ältere Schwester ein Kleid trug, müssten erst einmal alle Hosen in der Wäsche sein und selbst da würde sich Kiara weigern so ein wie sie es nannte ‚abscheuliches Klischee-Kleidungsstück', welches zeigte, dass man ein Mädchen war, zu tragen. *PAUSE*
Bei dem Gedanken musste die Blonde leise lachen, während sie ihre Haare mit dem Handtuch trocknete und mit dem Kamm versuchte die schlimmsten Hexennester loszuwerden. Sie ließ ihre blonde Haarpracht so trocknen, was Strom und Zeit sparte. Außerdem war es gesünder für die Haare sie auf normalen Weg zu trocknen. Als sie ihre Haarpracht gebändigt hatte, gab sie ihrer Schwester kurz Bescheid, verließ das Bad und begab sich hinunter in die Küche.
Dort angekommen begrüßte sie schon eine liebevoll blickende Frau mit hellblonden Haaren zu einem Zopf gebunden, einer schlanken Figur und wunderschönen blaue Augen.*PAUSE*
„Guten Morgen Felicity, gut geschlafen?", grüßte sie ihre Tochter.
„Ja danke Mama", sagte sie lächelnd, wusch ihre Hände und deckte den Tisch fürs Frühstück.
„Wo sind deine Geschwister?", fragte sie als Felicity Butter und Marmelade auf den Tisch stellte.
„Kiara ist unter der Dusche und wo Henry ist... er dürfte noch schlafen", sagte diese.
Da fuhr sie kurz zusammen, als ein tiefes Schnurren unter dem Tisch hörte und sich etwas an ihre Beine schmiegte. Felicity grinste, doch das Streicheln musste warten, weshalb die Katze auch gleich den Raum verließ, als wüsste sie, dass sie nicht hier sein durfte. Die Mutter beobachtete dies lächelnd, bevor sie sich den Spiegeleiern in der Pfanne zu wandte. *PAUSE*
In diesem Moment wurde die Ruhe im Haus durch einen Lärm von Oben gestört, gefolgt von einem Schrei, der anscheinend von Henry kam. Die Mutter seufzte tief und schüttelte den Kopf. Die Hoffnung einen friedlichen Morgen zu haben, war damit erledigt. Der Schrei von eben verhieß, dass ihre älteste Tochter wieder mit ihrem kleinen Bruder Henry aneinander geraten war und zwar so nachdrücklich, dass der Jüngste der Familie Broderick weinen musste. *PAUSE*
So war es auch! Kaum hatte Kiara die Dusche betreten, hatte jemand heimlich den Wasserhahn auf kalt gestellt, ohne das die Rotbraune es bemerkt hatte. Sie hatte dadurch einen Schock bekommen und wäre fast nach hinten gefallen. *PAUSE*
Zum Glück besaß Kiara eine schnelle Reaktion durch den Sport, den sie verübte, weswegen sie sich rasch abgestützt hatte. Wie ein Stier war sie über den Rand der Wanne gesprungen, hatte den Jungen mit den braunen Haaren im Flur abgefangen und ihm eine gelangt. Dabei hatte sie hinter sich eine nasse Spur hinterlassen. Das müsste sie gleich wegwischen. *PAUSE*
So hatte der Bruder angefangen zu brüllen und schrie nun nach seiner Mama, um wieder einmal zu berichten, was die böse Kiara mit ihm gemacht hatte. Doch das steckte die Rotbraune mit Leichtigkeit weg, denn sie kannte das Theater. Sie schloss die Tür zu um das Gejammere ihres Bruders nicht hören zu müssen. Kiara drehte sogar die Duschlampe auf Massage und machte sogar das Radio im Bad an. Leider konnte sie die Stimme Henrys immer noch hören, die mit jeder Sekunde lauter und schriller wurde. *PAUSE*
Typisch kleiner nervender Bruder. Erst frech sein und dann das Opfer darstellen. Seufzend schäumte sie ihren gesamten Körper ein, tat etwas vom Duschgel auf die Bürste und schrubbte sich sauber. Singen tat Kiara nicht, dafür war sie doch ein wenig zu unmusikalisch, aber sie sprach mit sich selbst. Meist stellte sie sich im Kopf ein Schachspiel vor und ging die Schachzüge durch. Schach war eines ihrer absoluten Lieblingsspiele und ihr Lieblingsgegner war immer ihr Vater. Dieser hatte es seiner Tochter beigebracht und demnach war sie schon in der Lage besser strategisch zu denken, als Andere in ihrem Alter.*PAUSE*
Mit den Gedanken weit entfernt, stieg das Mädchen aus der Wanne und trocknete sich mit dem Handtuch, dass griffbereit neben ihr auf der Kloschüssel lag, ab. Anscheinend hatte Felicity ihr dies bereitgelegt. Ihre Schwester dachte aber auch an alles und deshalb liebte Kiara sie sehr. So wickelte sie sich in ihrem Handtuch ein und holte den Kamm aus ihrer Schublade.
Beim Bändigen ihrer Haare ließ sie sich Zeit, denn unten erwartete sie die Moralpredigt des Tages und die wollte Kiara so gut wie es ging hinauszögern. Aber was sollte sie machen, wenn ihr Bruder meinte, dass Wasser auf kalt zu stellen? Sollte sie mit sanfter Stimme ihn bitten, dies sein zu lassen? Bei der Idee musste Kiara laut loslachen. Diese Methode funktionierte bei Felicity aber nicht bei Henry. Bei diesem kleinen Satansbraten halfen keine lieben Worte zum Bedauern seiner älteren Schwestern, sondern nur kalte Sätze und eine Ohrfeige. Aber dadurch passierte es, dass er zu den Eltern rannte und petzte, womit er auch immer durchkam. *PAUSE*
Manchmal hatten die Zwillinge das Gefühl, dass ihre Eltern Henry bevorzugten. Öfters stellten sie sich auf seine Seite und bevorzugten ihn, außerdem besaß er ein eigenes Zimmer, während die Mädchen sich eines teilen mussten. Nicht dass Kiara und Felicity sich groß daran störten, aber ihr Zimmer war schon ziemlich eng und die Rotbraune hätte gerne mehr Platz für ihre Bücher, während die sanfte Blonde ihren Meerschweinchen mehr Auslauf geben wollte. Bei diesen Gedanken seufzte Kiara auf.*PAUSE*
Nachdem ihre Haare durchgekämmt waren und sie fertig angezogen war, konnte sie es nicht mehr aufschieben. Sie ergab sich ihrem Schicksal und ging hinunter in die Küche. Am Esszimmertisch saßen ihre Schwester und ihr Bruder und warteten auf das leckere Spiegelei. Kiara lächelte als Felicity die Augen leicht verdrehte, aber das Lächeln verblasste, nachdem sie in das Gesicht ihres Bruders schaute. Es war das fiese hämische Grinsen, dass die Rotbraune dazu anstachelte ihm nochmal eine auf die Wange zu hauen, egal mit oder ohne Anwesenheit der Mutter.*PAUSE*
„Was war es diesmal", fragte diese sogleich, ohne den Blick von den Spiegeleiern abzuwenden.
Dabei klang sie leicht ungehalten, war es für sie doch sehr unschön, wenn ihre Kinder sich gleich am Morgen stritten. Den Ton überging Kiara jedoch gekonnt und sie sagte:
„Brüderchen meinte das Wasser auf eiskalt stellen zu müssen."
Dabei sah sie den kleinen Jungen wütend an, der darauf die Zunge heraus streckte, ehe er wieder eine Unschuldsmiene aufsetzte. Oh wie sie ihn hasste dafür.
„Und dafür haust du ihn?", kam sofort die vorwurfsvolle Antwort.
Es war klar, dass die Mutter mit Kiaras Verhalten sehr unzufrieden war, so wie jedes Mal, wenn ihre Älteste ihren Bruder schlug, doch Kiara stand über diese Sache drüber. Sie antwortete: „Ja ich haue ihn. Anders lernt er es nicht!"
„Du bist gemein!", jammerte Henry und fing erneut an zu weinen.
Die Taktik war sehr gut und leider funktionierte sie immer wieder. Die Zwillinge wussten zu gut dass dieses Tränen vergießen nur gespielt war, damit deren Mutter Mitleid mit ihm zeigte. Aber anstatt nun endgültig die Geduld zu verlieren und über das unfaire Verhalten ihres Bruders zu meckern, reagierte Kiara eher belustigend darüber und sagte lachend:
„Ich weiß. Ich bin die böse Zwillingsschwester."
Grinsend sah sie zu ihrem Zwilling hin, welche ihre Antwort als erheiternd fand und sie ihr Lachen hinter ihrer Hand verbarg. Warum sich darüber ärgern, wenn man darüber auch Witze machen konnte? Ihre Mutter hingegen wirkte nicht begeistert, weshalb sie wütend das Handtuch auf die Theke knallte und ihre Tochter böse an funkelte.*PAUSE*
„Schluss! Kiara ich möchte nicht, dass du Henry schlägst!"
Jetzt war es das Beste, nachzugeben, denn Mrs. Broderick konnte ziemlich streng werden. Deshalb schickte Felicity Kiara einen warnenden Blick zu. Vergeblich, denn die Rotbraune musste noch einen oben drauf setzen und knurrte demnach: „Ich höre erst auf, wenn er aufhört, unsere Kuscheltiere zu klauen, meine Bücher aus dem Regal zu werfen oder das Wasser auf kalt zu stellen!"
„Das mit den Kuscheltieren und dem Bücherregal haben wir schon längst ausdiskutiert."
Damit war das Thema beendet und wie immer war Henry der Sieger.
'Kleiner Kotzbrocken', dachte Kiara und setzte sich zähneknirschend an den Tisch. *PAUSE*
'Immer wieder das Gleiche', war Felicitys Gedanke dazu, seufzte leise um dann aufzustehen und zum Kühlschrank zu gehen. Aus diesem holte sie sich eine Flasche Orangensaft heraus. Um ihre Schwester zu fragen, ob sie auch davon wollte, hielt sie diese hoch, blickte kurz über ihre Schulter und sah Kiara dann nicken. Sie nahm die Flasche, holte dann zwei Gläser vom Regal herunter und schenkte sich und ihrer Schwester was ein.*PAUSE*
„Felicity, frag doch auch bitte deinen Bruder."
Gehorsam nickte die Blonde und ihr Blick fiel auf ihren kleinen Bruder, deren Tränenspuren schon längst vertrocknet waren.
„Henry?"
„Nein das trinke ich nicht, ich will Kakao haben", grinst sie der kleine Satansbraten an.
„Felicity, würdest du bitte?"
„Natürlich Mutter."
So stand das junge Mädchen auf, seufzte kaum hörbar und ging zum Kühlschrank um die Milch heraus zu holen. Sie wusste, dass Henry extra Kakao gewünscht hatte, damit seine Schwester noch einmal aufstehen musste. Dennoch beschwerte sich Felicity nicht, sondern kippte Milch in eine Tasse und tat zwei Löffel Kakao hinein, bevor sie ihm diese auf den Tisch stellte.
„Das ist viel zu wenig Schokolade!", beschwerte er sich. Zum Glück blieb Felicity geduldig und es war Henrys Glück, dass die Sanftere ihm den Kakao machte. Sie schüttete ihm noch mehr Kakao hinein und bekam wenigstens ein dankbares Lächeln von ihrer Mutter. Kaum stand die Tass auf dem Tisch, setzt Henry an und trank den halben Becher aus.
'Danke Felicity, dass du für mich den Kakao gemacht hast. Ist das zu viel verlangt. Scheinbar ja!' ärgert sich die Blondine, aber wie immer verlässt nichts ihren Mund. Ein Streit am Morgen war genug!
„So meine Kleinen, euer Frühstück", wurde die Blonde von ihrem Gedanken gerissen.
Jeder bekam ein Spiegelei mit Speck, das einzige Frühstück, was alle Drei am Liebstem aßen und es somit zu keinen Unstimmigkeiten kamen. Während die Kinder aßen, setzte sich ihre Mama dazu, in der Hand eine Tasse Kaffee.
„Und was habt ihr heute so vor?", wollte sie wissen und nippte kurz an ihrem Kaffee.
„Ich geh Fußball spielen", platzte Henry hervor.
„Kiara und ich wollen nachher mal zu Harry. Vorher will ich noch etwas auf meiner Violine üben", gab Felicity zur Antwort, worauf Kiara hinzu fügte, dass sie noch für das kommende Kendoturnier trainieren wollte. Demnach konnte Henry sich einen fiesen Kommentar nicht verkneifen.
„Dann muss ich schnell weg, bevor mir vor lauter Lachen über diese Kendoschreie die Luft weg bleibt."
Wie erwartet errötete Kiara vor Zorn, doch ihre Schwester trat ihr ans Bein, um sie zum Schweigen zu bringen. Aber die Älteste dachte nicht daran diesen Kommentar unbeantwortet zu lassen und grinste: „Ja das wäre das Beste. Nicht dass du vor lauter Luftmangel den Fußball nicht triffst und auf den Hintern fliegst wie neulich."
Es bereitete Kiara und auch Felicity das größte Vergnügen als ihr Bruder rot anlief und sein Gesicht sich vor Wut verzerrte. Es war klar, dass es Henry immer noch peinlich war, als er den Fußball verfehlt und hingefallen war. Für Kiara war das ein wundervoller Moment gewesen, denn er hatte vorher noch groß Töne gespuckt, bevor dieses Missgeschick passiert war.
„Nun dann wünsche ich euch viel Spaß."
Die Mutter ignorierte den Kampf zwischen ihren Kindern. Anscheinend war sie noch viel zu erschöpft, um sie zu recht zu weißen. Vielleicht hatte sie aber auch keine Lust. Der Rest des Frühstücks ging schweigend vorbei, sowie der Abwasch. Jedes der Drei Kinder ging seine Wege. Henry marschierte zur Garage, um seinen Fußball zu holen, während die Zwillinge begaben sich hoch ins Zimmer. Kiara schnappte sich ihren Bocken und war daraufhin wieder verschwunden. Felicity holte ihre Violine hervor.
Schon seit drei Jahren spielte sie leidenschaftlich darauf. Zwar war sie nicht richtig gut, aber dennoch so herausragend, dass sie ab und an bei kleinen Kinderkonzerten mitspielen darf. Liebevoll nahm sie das Instrument in die Hand und stimmte es. Sie ließ sich beim Stimmen ihrer Violine viel Zeit, was auch kein Wunder war, denn die Töne sollten sich richtig anhören. Danach stellte sie den Ständer für ihre Notenblätter und suchte nach einem geeigneten Musikstück, damit sie warm wurde. Nachdem sie kurz das Lied ‚Twinkle little Star' zum Einspielen genommen hatte, schloss sie die Augen und begann ‚Amazing Grace' zu spielen. Dieses Stück mochte ganz besonders ihr Vater und es war für den Mann ein Genuss, wenn seine Tochter dieses Lied auf der Violine spielte.
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Broderick Twins ~ Der Stein der Weisen
FanfictionFelicity und Kiara Broderick sind mit Harry Potter seit Kindertagen befreundet. Beide denken, sie wären ganz normal. Bis zu deren elften Geburtstag. Da erfahren sie, dass sie magisch begabt sind und Zauberei studieren sollen. So kommen die Drei nach...