Gleis 9 ¾

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Einige Minuten mussten die zwei Mädchen warten bis die Tür geöffnet wurde. Ihr Vater wollte gerade hinaus schreien welcher Idiot es wagte um diese Uhrzeit zu klingeln, als er seine Kinder vor der Tür erblickte. Erleichtert wurden die beiden in die Arme genommen. Da sich Kiara und Felicity auf eine gehörige Standpauke eingestellt hatten, starren sie ihren Vater verwundert an. Noch im Gang eilte ihre Mutter auf sie zu. Weinend schloss sie ebenso ihre Töchter in die Arme. Nur Henry wirkte desinteressiert und schien mit einem Spielzeug beschäftigt zu sein.
„Wo wart ihr?", fragte die junge Mutter aufgelöst, während sie Kiara fast zerdrückte vor lauter Erleichterung.
„Wir.."
Felicity schaut zu Boden und biss sich auf die Lippen. Nun kam die Zeit der Erklärung und darauf fürchtete sich die Blonde schon die ganze Zeit. Auch Kiara hatte Angst davor, die Wahrheit zu sagen, aber lügen brachte nichts. Der Vater ließ das Mädchen los und hob fragend die Augenbrauen hoch.
„Wo wart ihr?" wiederholte der Vater und diesmal klang sein Ton nicht so freundlich.
„Wir waren in der Winkelgasse", übernahm Kiara das Wort. Sie wusste zu gut, dass Felicity es unter dem strengen Blick ihres Vaters sehr schwer hatte sich zu erklären.
„Und wo soll das sein, diese Winkelgasse?"
Die Stimme klang mehr wie ein Zischen und die beiden bekamen dadurch eine Gänsehaut. Wenn ihr Vater so einen Tonfall an sich hatte, war es meist nicht gut für sie. Henry hatte sein Spielzeug weg gelegt und sah gebannt zu. Ein freches Grinsen lag auf seinen Lippen, da er es immer mit Freude genoss, wenn seine Schwester Ärger bekamen.
„Das ist eine Einkaufsstraße", antwortete Kiara ausweichend und legte aufmüpfig ihre Hände in die Hüfte.
„Sind dort diese ganzen Dinge her, die ihr mitgebracht habt?"
„J-ja", piepste dieses Mal Felicity und es machte es nicht einfacher, dass die kleine Eule im Käfig anfing zu kreischen. Kiara trat unsanft dagegen, damit diese den Schnabel hielt, wagte es aber nicht vom Vater abzusehen. Gerade waren Meinungen von Tieren nicht gefragt.
„Was soll das für Zeug sein?"
„Für Hogwarts. Wir haben einen Brief bekommen, dass wir dieses Jahr dort eingeschult werden sollen." Sogleich zog Felicity den Brief hervor und ihre Mutter hob die Augenbrauen hoch. Es war der Brief gewesen von dem sie dachte er käme von einem Freund ihrer Töchter. Nun da ihr jetzt erklärt wurde, dass es nicht so wahr, wirkte sie beunruhigt.
„Noch nie gehört, was soll das für eine Schule sein?", fragte der Vater misstrauisch.
Nun war der Moment der Wahrheit gekommen und die Zwei begannen leicht zu zittern, während sich ihre Blicke kreuzten. Es war klar, dass sie ehrlich sein mussten. Verschweigen brachte nichts.
Deswegen sagten sie dann im Chor: „Das ist eine Schule für Hexerei und Zauberei."
„BITTE!" erhob nun der Vater die Stimme und beide Mädchen zuckten dabei zusammen, „was ist denn das für ein Unsinn."
„Es ist wahr!", meinte nun Felicity, wenn auch ein wenig leise.
„Wer hat euch so ein Unsinn eingeredet?" knurrt er nun und sein Blick verfinsterte sich, „ich habe euch nicht so erzogen, dass ihr gleich naiv auf so etwas eingeht!"
„Hagrid hat uns das erzählt und eigentlich wissen wir es schon länger, dass wir anders sind. Jedenfalls arbeitet er in Hogwarts."
Kiara biss sich bei Felicitys Antwort auf die Lippen und kniff die Augen zusammen. Sie konnte schon den angsterfüllten Blick ihrer Mutter spüren.
„Ihr geht mit irgendwelchen Fremden mit?", gab ihre Mutter alarmiert von sich und riss ihre Augen auf.
Erst zog sie Kiara zu sich, um sie nach Anzeichen von Verletzungen zu suchen. Das gleiche machte sie bei Felicity.
„Mutter es geht uns gut. Wir sind alleine nach London gefahren. In der Winkelgasse trafen wir Harry und Hagrid.", beruhigte Felicity ihrer Mutter.
„Schon wieder dieser Potter", knurrte der Vater und ging dabei auf und ab.
„Du hättest dabei sein sollen. Da gab es ekelhafte Zaubertrankzutaten, eine Buchhandlung voller Bücher, ein Tiergeschäft und..."
„Hört endlich auf Lügen zu erzählen. Es gibt keine Zauberei!" schrie der Vater und wiederholte das was Kiara zuvor zu Felicity gesagt hatte. Von Hinten konnte man Henry vergnügt kichern hören, was vor allem die Ältere zum Kochen brachte.
„Vater gib uns doch bitte die Chance uns zu erklären", wimmerte Felicity ..
„Ich will keine Lügen hören."
„Es sind aber keine Lügen! Warum sollten wir lügen Papa?"
„Felicity! Kiara! Auf eure Zimmer!"
„Vater bitte!"
„ES REICHT!", schrie der Vater.
„NEIN DU HÖRST UNS BITTE ZU!", kreischte Felicity außer sich und schob ihre Schwester zur Seite. Wütend stampfte die jüngere Broderick mit ihrem Fuß auf, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. Plötzlich flackerte das Licht und mit einem Herzschlag standen sie im Dunklen. Der Vater war dadurch irritiert, doch nach wenigen Sekunden ging er zum Schaltkasten und nahm die Sicherung wieder herein, die herausgesprungen war. Danach blickte er entgeistert zu seinen beiden Töchtern hin. Felicitys Gesicht war nass von den Tränen, die sich an ihrem Kinn an sammelten und hinunter fielen. Kiara stand gelassen neben dran. Die Mutter wirkte beunruhigt und Henry hatte sich ängstlich an ihr Kleid geklammert. Während sich alle schweigend untereinander an sahen, konnte man den Wind von draußen heulen hören, der die Rollläden gegen das Fenster schlagen ließ. Kiara tippte ihre Schwester an und deutete mit einem Kopfnicken zum Fenster. Sofort atmete die Blonde tief durch und der Wind von draußen legte sich.
Erneut sahen sie zu ihrem Vater, der nun begriff, dass dieser Sturm und der Stromausfall seine jüngste Tochter war. Er war so schockiert, dass er einen Schritt zurück trat und langsam den Kopf schüttelte, so als konnte er es nicht glauben.
Nach einem langen Schweigen wandte der Vater sich ab zur Enttäuschung von Kiara und Felicity.
„Nein, ihr werdet nicht gehen", sagte er schließlich und wollte das Thema beenden.
Hieß dies aber, dass er ihnen doch glaubte, aber nicht wollte, dass seine Töchter auf eine Schule verschwanden? Warum plötzlich dieser Sinneswandel?
„Aber wieso?", fragte Kiara ungduldig, „was hast du zu verlieren, wenn wir gehen?"
„Meinen Job vielleicht und unterlasse diesen Ton Kiara!", drohte er.
„Aber Harry geht doch auch. Warum solltest du deswegen deinen Job verlieren?", fragte Felicity verwirrt, „wir verstehen das nicht. Bitte Papa. Bitte sage uns weshalb du es nicht möchtest. Du warst doch sonst nie so verschwiegen, weshalb - "
„RUHE IHR BEIDEN!", brüllte der Vater und das blonde Mädchen zuckte zusammen, während ihre Augen riesig groß wurden, „ich habe genug gehört. Auf in eure Zimmer. Ich möchte euch heute nicht mehr sehen."
Die Blicke der Zwillinge fielen auf ihre Mama, die mit ihren Augen an deutete, zu tun was der Vater sagte. Kiara drehte sich als erste weg und verließ den Raum und nahm die Sachen, die sie in der Winkelgasse besorgt hatte mit nach oben. Die Rothaarige stampfte dabei absichtlich die Treppen hinauf, damit auch jeder im Haus dies hören konnte. Felicity trottete ein wenig langsamer nach oben, wobei sie noch kurz auf ihren Vater aufsah, der sich von ihr weg drehte und zum Wohnzimmer lief. Ein paar Tränen fielen über ihr Gesicht und es wurde nicht besser, als sie ein Familienbild sah, wo der Vater mit einem lachenden Gesicht seine Töchter im Arm hatte, während sie zusammen kuschelten.
Als sie das Zimmer von ihr und Kiara erreicht hatte, stieß Henry sie kurz an.
„Schade dass ihr nicht dahin geht", bedauerte er und sein grinsen sah nicht gerade nett aus, „dann wäre ich euch los geworden."
„Halt doch einfach deinen Mund", murmelte Felicity trocken und ging ins Zimmer.
Im Moment hatte sie keine Lust sich mit ihrem Bruder zu streiten, generell sich mit irgendwem zu streiten. Als sie die Tür hinter sich schloss, ließ sie sich langsam zu Boden gleiten. Irgendwie war das Vorhaben total schief gelaufen
Kiara saß auf ihrem Bett und hatte ein Buch gezogen. Nichts ging über eine gute spannende Lektüre, um sich abzureagieren. Felicity erhob sich und ging zu ihren Meerschweinchen, um sie zu drücken und da sie schon dabei war, wollte sie ihren kleinen Quiekern Loo, die kleine Eule vorstellen. Das Tier wirkte nicht begeistert. Sie kreischte verängstigt, was Kiara schnell auf die Nerven ging. Um diesen Einhalt zu gebieten, trat sie gegen den Käfig und fauchte die Eule an still zu sein. Darauf erntete sie einen wütenden Blick ihrer Schwester. Dieser blieb aber nicht lang, denn sofort wandelte er sich in Trauer um.
„Das war wohl nichts...", meinte diese leise und hockte sich mit dem kleinen Meerschweinchen auf ihr Bett.
„Wir werden sehen", war Kiaras Antwort und es klang recht bissig, „er soll uns eine gute Begründung geben oder wir fahren selbst nach London, um dort nach Hogwarts zu kommen."
„Wenn wir das Gleis finden. Wie hieß es nochmal?"
„Gleis 9 ¾."
„Ziemlich komischer Name."
„Eigentlich nicht." Kiara setze sich dabei auf. „Ich bin mir sicher, dass dieses Gleis zwischen Gleis 9 und 10 irgendwo versteckt ist."
„Wie soll man ein Gleis in so einer Größe verstecken?"
„Felicity... wir werden bald in einer Welt voller magischen Dinge verbringen. Da wird bestimmt auch so etwas möglich sein. Denke nur an die Winkelgasse."
Da musste Felicity zustimmen. Es verwunderte die Elfjährige immer noch, dass eine geheime Gasse hinter einem Pub versteckt war und das Mitten in London! Keinem normalen Menschen fiel dies auf. Also wäre es auch möglich einem Gleis samt Zug vor nichtmagischen Menschen zu verbergen. Ihr Blick fiel auf ihre Schwester, welche sich ihrem Buch zugewandt hatte und das Thema für erledigt sah. Sie sollte sich an so unfassbare Dinge gewöhnen? Wie denn, wenn ihr Vater sie nicht gehen ließ?

Es war kurz vor Mitternacht, als Felicity wieder ihr eines Meerschweinchen in den Käfig legte und sich dann aufs Kiaras Bett setzte. Diese hatte gerade das Ende des Buches erreicht, klappte es zu und legte es in den Bücherschrank zurück.
„Was machen wir eigentlich wegen unserem Papa?", fragte Felicity nun, weil die Stille alles hier unerträglich machte, „ich hatte vorhin schon etwas Herzklopfen bekommen und ich bin immer noch traurig, wie er reagiert hatte. Das war gar nicht wie Papa."
Ihre Schwester nickte knapp und starrte hinaus aus dem Fenster.
„Aber vielleicht ist es die Möglichkeit, um unter Leute zu kommen, die genauso sind wie wir. Dann können wir gemeinsam zur Schule gehen." Sofort stockte Kiara und biss sich auf die Unterlippe, als hätte sie etwas gesagt, was niemand wissen sollte. Vorsichtig drehte sie ihr Gesicht zu Felicity. Wie zu erwarten, zog diese ihre Augenbrauen zusammen und blickte sie scharf an.
„Was meinst du mit gemeinsam in die Schule gehen?", fragte die Jüngere kühl und als beide nichts sagten, sondern sich nur anstarrten, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Er wirkte entsetzt, beinah schon vorwurfsvoll und das war auch der Grund, weshalb Kiara ihren Kopf weg drehte.
„Schau mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede und zeig mir nicht die kalte Schulter", fauchte Felicity, worauf Kiara ihren Kopf zu ihr neigte und ihr Gesicht zu einem peinlich berührten Miene verzog.
„Du hast die Anmeldung zurückgezogen? DAS glaube ich NICHT!" Die Jüngere stand wütend auf und lief in dem Zimmer hin und her.
„Felicity... ich habe meine Gründe, warum ich nicht nach Smeltings gehen möchte. Die bieten nichts für mich an", beruhigte Kiara sie, doch das wollte die Blonde nicht hören.
„Wir sind Zwillinge! Wir gehören zusammen und du wolltest dich klein heimlich in eine andere Schule bewerben, ohne mir etwas zu sagen."
„Du wirst da so oder so nicht hingehen wollen. Das ist die Schule für mathematisch Hochbegabte. Das wäre nichts für dich. Du bist mehr für Natur und Literatur."
„Ich hätte mich da durch gekämpft", meinte die Jüngere trotzig.
„Das ist doch dumm. Nur weil wir Zwillinge sind, heißt das noch lang nicht, dass wir dran kleben müssen wie Ying und Yang."
„Du wolltest von Anfang an nicht mit mir weiter in eine Schule gehen." Nun wurde Felicitys Stimme richtig giftig und sie starrte wütend auf ihre Schwester hinab.
„Komm jetzt nicht auf die Nummer! Du weißt genau, dass dies nicht stimmt!"
Kiara stellte sich nun ebenfalls auf und verschränkte die Arme, „genau deshalb wollte ich dir nichts davon sagen, weil du GENAUSO reagieren würdest! Aber es hat nichts mit dir zu tun, sondern eher daher, dass diese Schule auf der wir hin sollten nichts anbietet, was mich weiter bringt!"
Beleidigt lief Felicity auf ihr Bett und zog schmollend ihr Kopfkissen an sich.
„Schmoll jetzt nicht... es ist doch sowieso egal. Wir gehen nach Hogwarts!"
„Aber unser Vater..."
„Seinen Befehl folgen wir erst mit guter Begründung!"
Somit beendete Kiara das Thema, sowohl das mit der Schule als auch das mit dem Vater. Ein Schweigen trat ein und für einen Moment taten die Mädchen nichts weiter als durch die Gegend zu starren. Schließlich brach Felicity das Schweigen, indem sie ihre Bedenken noch einmal zur Ansprache brachte:
„Aber ob abhauen nochmal funktioniert?"
„In der Tat. Nicht wenn wir noch eine kleine Petze hier haben. Hast du sein zufriedenes Gesicht gesehen?", fragte Kiara und zerknäulte vor Wut ihr Kopfkissen.
„Sind wir doch gewohnt."
In der Tat war es immer üblich gewesen, dass wenn die zwei Schwestern eine Predigt von ihren Eltern bekamen, Henry dieses Schauspiel sehr genoss. Jedes Mal konnte Kiara ihm eine Ohrfeige dafür verpassen, doch Felicity hielt sie immer davon ab.
„Du hast Recht. Abhauen ist keine gute Idee... aber was anderes fällt mir nicht ein."
Erneut ließ sich Kiara auf ihr Bett fallen und schloss die Augen. Nochmals ließ sie alle erdenklichen Möglichkeiten durchgehen, die ihnen möglich waren. Sie und ihre Schwester wussten, dass es schwer war ihren Vater zu überzeugen. Damals als die Perücke von ihrer Lehrerin plötzlich blau war, mussten sie dem Vater hoch und heilig schwören, dass sie nichts damit zu tun hatten. In der Tat hatten sie nichts damit zu tun gehabt. Die Perücke wurde ganz plötzlich blau. Keiner hatte Zeit gehabt, sie zu verfärben. Doch der Vater hatte wirklich geglaubt, dass seine Mädchen etwas damit zu tun hatten, aber weshalb er das geglaubt hatte, hatte er nie gesagt. Wusste der Vater schon vorher über ihre magischen Fähigkeiten Bescheid?
„Ich kann nicht verstehen, weshalb Vater uns nicht glaubt. Früher hatte er so oft mit uns im Zauberwald gespielt", murmelte Felicitiy und ihre Stimme klang so, als wollte sie in Tränen ausbrechen.
Tröstend legte die Ältere ihren Arm um sie, wobei ihr auch ein wenig nach Weinen zu Mute war. Ihr Vater hatte oft mit den Beiden im Wald gespielt. Er hatte so etwas Magisches an sich gehabt, dass die damals sechsjährigen Mädchen ihn Zauberwald genannt hatte. Damals hatte der Vater gelacht und zugestimmt, dass dies ein Zauberwald wäre und sogar behauptet, ihr gäbe es Feen, Kobolde oder gar Einhörner. Nun war es so, als hätte er dies alles vergessen. All diese wunderschönen ausgedachten Abenteuer mit seinen kleinen Lieblingen einfach so hinter sich gelassen.
„Wenn er uns nicht glaubt...", murmelte Felicity leise und ging zum Käfig, „dann vielleicht bei jemand anderes?"
„Wie bitte?" Irritiert erhob sich Kiara, während Felicitiy einen Zettel nahm, etwas darauf kritzelte und es mit einem Band am Fußgelenk der Eule fest machte. Sie öffnete das Fenster und diese flog erst einmal steil nach oben, bevor sie hochf log und in die Nacht verschwand. Kiara starrte ihre Schwester an, die ihren Blick mit einem süßsanften Blick erwiderte. Danach grinste das Mädchen genauso wie ihre Felicity. Anscheinend hatte sie eine Idee!

Es war früh am Morgen als Felicity von dem Fiepen der Eule geweckt wurde. Sie hatte nachdem sie die Eule weg geschickt hatte eine lange Zeit gewartet, bis ihre Augenlider schwer wurden und sie auf Kiara eingeschlafen war. Diese hatte sie dann ihrem Bett schlafen lassen und hat sich mit dem Bett der Schwester begnügt. Ein Fluchen war schließlich zu hören und Felicity war sofort hellwach. Das Fluchen stammte von Kiara, die erneut ihre arme Katze aus dem Bett fegte. Liebevoll stand sie auf und nahm das Tier auf den Arm.
„Diese Katze nervt!", fauchte Kiara und legte die Bettdecke zur Seite.
„Du aber auch", konterte Felicity und ging zum Fenster, wo die kleine Loo sehnsüchtig darauf wartete, hineingelassen zu werden.
Sie hatte auch einen Zettel an ihrem Fuß. Kiara stand auf und nahm ihr die Last ab. Das Vieh flog im Zimmer umher, worauf es die armen Meerschweinchen aufscheuchte und die Katze aggressiv machte. Anscheinend war sie sehr glücklich, dass sie ihren Job richtig gemacht hatte.
„Geh in dein' Käfig zurück!", bellte Kiara und sie staunte nicht schlecht, als die kleine Eule in den Käfig auf ihre Stange flog und nun ganz still und brav zu Kiara hoch schaute.
„Warum bist du so gemein zu Loo?", fragte Felicity vorwurfsvoll, doch ihre Schwester hörte kaum zu, da sie den Brief las.
„Das war also deine Idee. Wenn wir sie nicht überzeugen können, sollen wir Hagrid drum bitten, dass er uns mit nimmt?", fragte Kiara und Felicity nickte strahlend.
„Wenn sie ihn erst sehen, dann werden sie uns glauben müssen!"
Kiara war über die Idee regelrecht begeistert und drückte ihre Schwester kurz, bevor sie sich um zog und nach unten gehen wollte. Auch Felicity zog sich rasch um und so liefen die Zwei nach unten. Vor den letzten Treppen blieben sie jedoch stehen. Die Bürotür war ein Spalt offen und von dort konnten die zwei Mädchen Stimmen vernehmen. Lautlos schlichen sie sich an die Tür. Sie konnten am Rand ihre Mama sehen, wie sie bedrückt auf einem Stuhl saß. Der Vater ging in dem Zimmer auf und ab. Er schien besorgt zu sein.
„Ich hatte schon befürchtet, dass dieser Tag kommen wird", murmelte er in seinen Bart hinein und knetete nervös mit seinen Händen.
„Wir können es ihnen nicht verschweigen. Sie sind doch jetzt schon sauer auf uns", flüsterte die Mutter, „meine zwei Mädchen... Hexen..."
Irritiert sahen sich die Zwillinge an, bevor sie die raue Stimme ihres Vaters hören.
„Ich kann mich erinnern als dieser junge Potter zu seinen Verwandten kam. Er war so anders. Ganz anders als normale Kinder. So wie unsere Mädchen. Ich kann mich noch erinnern, als Mr. Dursley mit Mrs. Dursley über Zauberei geredet haben. Sie haben es so dargestellt, als wäre es eine Krankheit. Sicherlich wussten sie, dass der Potter-Junge magisch begabt war. Wenn Mr. Dursley erfährt, dass meine Töchter auch so sind... er wird mich feuern. Ganz sicher. Wir müssten hier unser Leben aufgeben und uns eine kleine Wohnung suchen. Unsere Kinder könnten nie eine gute Schule besuchen, geschweige denn mal zur Universität gehen."
Der Vater setzte sich auf den Stuhl und verbarg sein Gesicht mit seinen Händen. Die Mutter setzte sich auf und tätschelte ihm über die Schulter. Beide machten einen ziemlich bedrückten Eindruck.
Felicitiy hatte genug gehört und lief hinaus aus dem Haus. Kiara folgte ihr schweigend. Aus dieser Sicht hatten sie das nicht betrachtet. Nun kam sich die Blonde ziemlich egoistisch vor. Sie und ihre Schwester wollten nach Hogwarts, aber hatten nicht nachgedacht, ob dies für die Familie Konsequenzen haben könnte. Nein sie hatten nur sich im Blick gehabt und nicht auf die Anderen Rücksicht genommen. Während bei Felicity die Tränen heraus strömten blieb das Gesicht Kiaras trocken, was aber nicht hieß, dass diese Neuigkeit sie ebenso sehr bedrückte. Die Rotbraune ließ sich neben den Baum fallen, den die Mädchen mit ihren Eltern eingepflanzt hatten, als sie noch ganz klein waren. Er war schon ziemlich groß geworden und hatte die Körpergröße ihres Vaters erreicht.
„Sie wussten es...", flüsterte sie und zupfte ungeduldig ein Büschel Gras aus der Erde.
„Und wir zerstören das Leben unserer Familie, wenn wir nach Hogwarts gehen", fuhr Felicity schluchzend fort,
„I-ich ich möchte da nicht hin, wenn somit alles kaputt machen..."
Ihre Schwester nickte, doch ihre Miene verdüsterte sich ein wenig
„Verfluchter Dursley", fluchte sie und riss noch mehr Grasbüschel aus dem Rasen heraus.
„Und was machen wir nun?", fragte Felicity verzweifelt.
Kiara zuckte die Achseln. Es war schwierig eine richtige Entscheidung zu treffen, wenn damit irgendwer die Konsequenz zog. Vielleicht war es das Beste für alle, Hogwarts niemals besuchen zu gehen. Einen arbeitslosen Vater konnte die Familie sich nicht erlauben.
Plötzlich tauchte ein Schatten auf und Harry stand vor ihnen. Anscheinend hatte er es ohne großen Ärger zu bekommen geschafft hinaus zu kommen.
„Hallo Harry", grüßten die Zwei ihn, wenn auch nicht so glücklich, wie sonst, was dem Jungen sofort auffiel.
„Was ist mit euch los? Habt ihr Ärger bekommen?", fragte ihr Freund besorgt und nahm neben Felicity platz.
„Der Ärger war ausgeblieben... dafür haben wir ein anderes Problem. Unser Vater fürchtet, dass dein Onkel ihn feuert, weil wir nun ja... Hexen sind", erklärte Kiara das Problem.
„Weshalb es das Beste wäre, wenn wir nicht gehen... damit Papa seinen Job behält", fügte Felicity hinzu und schnäuzte in ein Taschentuch.
„Ich verstehe." Harry legte seinen Kopf in den Nacken und betrachtete den klaren blauen Himmel.
„Das kann ich wirklich verstehen, wenn ihr nicht wollt, damit eurem Papa nicht die Arbeit genommen wird... auch wenn es schade ist."
Ein Lächeln fuhr über Felicitys und Kiaras Lippen. Wenn es eine Person gab, die viel Akzeptanz zeigte, so war es Harry. Dieser Junge war wirklich anständig, zuvorkommen und freundlich, weshalb die Mädchen nie verstanden hatten, wieso er nach dem Schuljahr nach St. Brutus gehen sollte, eine Schule für hoffnungslose Fälle wie Schlägertypen.
„Vielleicht solltet ihr Hagrid eine Eule schicken und er redet mit euren Eltern", schlug der Junge vor. Die Idee hatte Felicity auch gehabt, aber das würde Mr. Dursley nicht davon abhalten ihren Vater aus der Firma hinauszuwerfen.
„Es wird sich sicherlich eine Lösung finden. Eure Eltern sind nicht schlecht. Mit ihnen lässt sich bestimmt reden", fügte er hinzu, auch wenn er nur versuchte, sie zu trösten.
„Vielleicht... aber sie haben uns am Anfang nicht geglaubt", murmelte Kiara.
„Obwohl Papa immer für Fantasy zu haben war", fügte Felicity hinzu.
Lange starrten sie auf die gegenüberliegende Seite von dem Garten und schwiegen. Die Situation war aber kniffelig und sich auf etwas einigen, könnte doch schwer werden.
„Wenn ihr wollt könnt ihr mir ja eine Eule schicken. Hedwig ist ganz zuverlässig", grinste Harry.
„Hedwig? Die Schneeeule hast du Hedwig genannt?", fragte Felicity und kicherte dabei. Ihre Lieblingshexe aus einem Kinderbuch hieß nämlich genauso.
„Ich hab den Namen aus einer der Schulbücher heraus geschnappt."
Einige Zeit blieben sie nun sitzen bevor es für Harry an der Zeit war nach Hause zu gehen. So verabschiedet er sich von seinen besten Freundinnen und verschwindet dann.

Die Zwillinge gingen daraufhin auch ins Haus hinein und gingen zu ihrer Mutter um ihr beim Abendessen zu helfen. Da es so heiß war, hatten sie sich für den Tag nur einen Salat oder etwas Kleines gegönnt. Als dieses fertig war, begaben sich alle an den Tisch und schon wurde zu Abend gegessen. Während sie aßen, machte einer der Anwesenden den Versuch ein Gespräch anzufangen. Weder die Eltern noch die Kinder reden miteinander. Eine eisige Stille lag in dem Raum. Die Mädchen mieden es in das Gesicht ihrer Eltern zu schauen und für ihren kleinen Bruder hatten sie auch keine freundliche Geste übrig. Nach einiger Zeit wurde dann der Tisch abgeräumt, Felicity und Kiara wollten daraufhin den Raum verlassen. Die Stimmung hatte so einen Tiefpunkt erreicht, dass die Beiden es nicht aushalten konnten. Da wurden sie aber von ihren Eltern aufgehalten. Sie sollten sich an den Tisch setzen. Die Zwilinge schauten sich kurz an und setzten sich wieder an ihre Plätze. Schuldbewusst blickten sie auf den Tischplatte. Felicity knabberte nervös an ihrer Lippe, während Kiara unruhig auf dem Stuhl hin und her rutschte.
„Über was wollt ihr noch mit uns reden?", übernahm die Ältere das Wort.
„Über eure neue Schule."
Sowohl Felicity als auch Kiara kniffen die Augen zusammen. Ging es um die Smelting Akademie, wo die zwei Mädchen dort hin sollten? Wie oft hatten die Zwei ihrem Vater erklärt, dass sie nicht dorthin wollten. Er glaubte, dass sie mit Harry in diese Schule gehen wollten für Schlägertypen, aber das war es auch nicht. Die Zwillinge wollten nicht in die Schule, wo sich Dudlley Dursley befand. Sie hatten von diesem verwöhnten fetten Jungen die Schnauze voll. Deshalb war es gerade echt fehl am Platz, das Thema Schule anzuschneiden. Kiara und Felicity machten daraufhin sehr bedrückte Gesichter.
„Eure Mutter und ich haben lange darüber geredet. Und wir sind zum Entschluss gekommen, dass ihr nach Hogwarts dürft."
„Was?" Beide sahen erschrocken auf und blickten in das warmherzige Gesicht ihres Vaters. Keiner der beiden hatte damit gerechnet und die Verblüffung stand ihnen ins Gesicht geschrieben.
„Ihr dürft nach Hogwarts. Immerhin habt ihr ja auch schon alles besorgt."
„Wieso auf einmal? Gestern wurden wir deswegen noch angeschrien", hakte die Jüngere nach und es klang auch vorwurfsvoll.
„Ich habe euch durch das Fenster beobachten können und deswegen mit eurem Vater geredet", übernahm ihre Mutter das Wort, „wir wollen nicht euch etwas verbauen, nur weil wir dann eventuell Probleme bekommen können. Außerdem scheint ihr den jungen Potter gerne zu haben. Ihr Drei seid schon seit klein auf miteinander befreundet und das wollen wir euch nicht zerstören."
„Danke Mama, Papa." Felicity sprang vom Stuhl und ließ sich von ihren Eltern in den Arm nehmen. Kiara blieb an ihrem Platz. Skeptisch musterte sie ihre Eltern an, bevor sie fragte:
„Bekommst du keinen Ärger mit deinem Chef?"
„Das nehme ich in Kauf. Wir sagen, dass ihr auf ein fernes Internat geht. Was Dursley nicht weiß, macht ihn nicht heiß", erwiderte der Vater vergnügt. Nun stand auch Kiara mit einem Grinsen auf um ihren Eltern zu danken.

Die Wochen gingen schnell herum und dann war der Tag der Abfahrt nach Hogwarts endlich gekommen. Sowohl Kiara als auch Felicity hatten kaum geschlafen, aber das lag daran, dass die Jüngere unbedingt mit Harry noch Briefkontakt halten musste und somit den Schlaf der Älteren störte. Erst gegen drei Uhr morgens hatte Kiara es satt gehabt und ihrer Schwester zu gezischt, dass sie ihren Plausch ein anderes mal fortsetzen sollten.
Nun fuhr der Vater mit seinen Töchtern los nach London zum Bahnhof Kings Cross. Die Mutter hatte sich zu Hause schon bei ihren Kleinen verabschiedet und ihnen ein schönes Schuljahr gewünscht.
Als Felicity gefragt hatte, wo ihr Bruder steckte, tauchte er neben sie auf. Er sah sie grimmig, ja sogar abstoßend an, was die Zwillinge sehr an Dudley erinnerte. Er meinte, dass dies nur Verarsche war und dies eine Schule war für Verrückte. Felicity schürzte die Lippen, drehte sich weg und ging, ohne ein weiteres Wort. Kiara konnte es nicht lassen ihm zu zu zischen, dass Henry nur eifersüchtig und er ein richtiger Kotzbrocken war. Die empörte Stimme ihrer Mutter hatte die Ältere überhört, während sie ins Auto gestiegen und sogleich ein Buch herausgeholt hatte.
Die zwei Mädchen stiegen aus und blickten mit großen Augen zu dem großen Bahnhof Londons. Hier also würde ihre magische Reise beginnen. Ihr Vater musste noch arbeiten gehen, weswegen er nicht bei seinen Töchtern bleiben konnte. Er drückte jedem einen Kuss auf die Wange und bat sie ihnen zu schreiben, sobald sie in Hogwarts angekommen waren. Das Gepäck stellten sie auf einen Gepäckträger und den Käfig, indem Loo friedlich schlummerte bedeckte Kiara mit einem Tuch, dass sie aus Mamas Nähkasten stibitzt hatte. Die Transportbox mit Deliah drin wurde nicht verdeckt, da es doch üblich sein kann, dass man auf einer Reise seine Katze mitnimmt. Sie winkten ihrem Vater noch zu, ehe er mit seinem Auto verschwand. Nun hatten sie ein Problem. Keiner der Beiden konnten sich erinnern, wie sie zu Gleis 9 ¾ kommen sollten. So schoben sie ihren Gepäckwagen durch den Bahnhof und suchten irgendeine Stelle, wo man einen unsichtbaren Bahnhof verstecken könnte.
„Vielleicht zwischen Gleis 9 und 10 wie du es vermutet hast?", fragte Felicity, worauf ihre Schwester zu stimmte und sie sich zu dem Steg begaben.
„Kiara! Felicity!"
Beide drehten sich um und konnten Harry entdecken, welcher mit seiner Schneeeule total aus der Menge hervorstach.
„Habe ich euch gefunden", meinte er ein wenig außer Atem, „ihr habt wahrscheinlich keine Idee, wie wir zu diesem Gleis kommen?"
„Keinen Schimmer", entgegnete Kiara und blickte auf die Uhr, „und wir haben nicht viel Zeit diesen zu suchen."
In diesem Augenblick sahen die Drei eine Gruppe von Menschen mit roten Haaren, welche sich gerade unterhielten.
Felicity konnte einige Wortfetzen der Unterhaltung heraushören. Als sie das Wort Muggel vernahm, drehte sich die Blonde rasch um. Gesprochen hatte das eine kugelrunde Frau, umgeben von vier Söhnen und einer kleinen Tochter. Kiara folgte den Blick ihrer Schwester und entdeckte Eulen.
„Ich denke wir folgen ihnen", schlug sie vor und die Drei schoben ihren Gepäckwagen nach vorne.
„Also welches Gleis war es noch einmal?", fragte die Frau und runzelte die Stirn.
„Das war Gleis 9 ¾", piepste das Mädchen und sah bettelnd zu ihrer Mama hoch, „ich möchte mit fahren!"
„Du bist noch zu klein Ginny. Percy du zu erst."
Der Älteste der vier Jungen trat hervor und rannte genau auf die Absperrung zu. Felicity hielt ihre Hände vor den Mund, während Kiara und Harry blöd guckten, als dieser Junge urplötzlich verschwand. Neugierig geworden traten die Drei noch näher an die Familie heran. Als nächstes bat die Mutter einen Jungen namens Fred durch die Absperrung zu laufen.
„Ich bin nicht Fred sondern George!", sagte der Junge und stemmte beleidigt seine Hände in die Hüfte.
Felicity verkniff sich das Lachen, während Kiara nur den Kopf schüttelte. Die zwei Jungen waren Zwillinge, eineigige um genau zu sein. Meistens haben diese die Eigenschaft, dass sie gerne Leute ärgern, indem sie die Rollen vertauschten.
Der Junge mit dem Namen Fred (George?) blickte zu Felicity und Kiara hinab und grinste dabei verschwörerisch, worauf die blonde Broderick sich umdrehen musste, um nicht gleich in Lachtränen auszubrechen.
„Entschuldige George, Liebling", sagte die Frau.
„War nur ein Witz. Ich bin Fred", grinste er, zwinkerte den Broderick-Zwillingen zu und verschwand dann an der Absperrung. Auch sein Bruder grinste die zwei Mädchen an und verschwand dann ebenfalls.
„Was zur Hölle war denn das?", fragte Kiara und verschränkte die Arme.
„Also die haben Humor", lachte Felicity, welche schon ganz rote Wangen hatte.
Dadurch bemerkte die Frau sie und lächelte ihnen freundlich zu.
„Ah ihr wollt bestimmt zum Gleis 9 ¾", sagte sie. Harry und seine Freundinnen nickten.
„Ja Ron fährt auch zum ersten Mal nach Hogwarts", lächelte diese. Darauf sahen die Drei zu dem Jüngsten hin.
Für sein Alter war er hochgewachsen und ziemlich dünn und schlaksig. Auf seinem Gesicht waren überall Sommersprossen und er hatte große Hände und Füße für einen Elfjährigen. Auffällig war seine große Nase.
„Also ich weiß nicht, aber diese Jungs sehen echt gut aus", murmelte Felicity.
Von Kiara kam ein leises Glucksen. Beide Broderick-Zwillinge hatten schon seit sie klein waren eine heimliche Schwäche für Jungs mit naturroten Haaren. Demnach war dies für sie ein Augenschmaus gewesen gleich vier Jungs mit roten Haaren zu sehen.
„Also um zum Gleis zu kommen, rennt einfach auf die Absperrung zwischen Gleis 9 und 10", erklärte die Frau.
Harry ging als Erster. Zitternd beschleunigte er seinen Wagen, kniff die Augen zu und war plötzlich verschwunden.
Nun waren Felicity und Kiara an der Reihe. Während die Ältere dem Ganzen skeptisch entgegen sah, war die Andere eher verängstigt und wollte auf so etwas eher verzichten.
„Ihr müsst schon dadurch, wenn ihr zum Gleis kommen wollt", sagte der Junge mit dem Namen Ron.
„Danke, dass hätte ich jetzt nicht gedacht", entgegnete Kiara gereizt und überlegte, wie sie es anstellen sollten. Plötzlich kam ihr eine blendende Idee.
„Fee du gehst auf den Gepäckwagen rechts und ich links", sagte diese. Die Jüngere stellte sich hin und fragte nun, was dies werden sollte.
„Wir verwenden den Gepäckträger als Skateboard. Los!"
Beide stemmten ihren freien Fuß gegen den Boden und beschleunigten. Felicity hielt sich am Gepäckträger fest. Sie wurden schneller und schneller. Die Blonde schrie und hielt sich die Augen zu, während die Ältere ihren Kopf wegdrehte. So sah sie, wie sie in eine Art Tunnel fuhr und dieser hinter sich schloss. Mit ihren Füßen bremsten sie den Wagen, bevor sie gegen einer der Schüler prallten.
„S-sind wir durch?", fragte Felicity und zitterte am ganzen Leib. Als sie bemerkte, dass ihre Schwester nicht antwortete, öffnete sie vorsichtig ihre Augen. Vor ihr erstreckte sich eine rote große Dampflok. Der Dampf blies über die schnatternde Menge hinweg, während man hier und da eine Katze sehen konnte. Auf einem Schild war der Name des Gleises zu sehen: 9 ¾. Sie hatten es geschafft.
„Hier bin ich!" Hinten war Harry zu sehen, welcher ihnen aufgeregt zu winkte. Schnell rannten die Zwillinge zu ihrem Freund hin. Sie durchquerten die Menge und kamen dann am Ende des Zuges an, wo sich ein leeres Abteil befand. Felicity, eifrig wie eh und je, wollte ihren Koffer die Stufen hochhieven. Bei der Letzten verlor sie das Gleichgewicht und fiel zu Boden, worauf der Koffer auf ihren Körper fiel.
„Feli!", kreischte Kiara und schob den Koffer mithilfe von Harry weg. Das blonde Mädchen verzog ihr Gesicht zu einer schmerzverzerrten Grimasse. Das würde sicherlich ein paar blaue Flecken geben.
„Wieder einmal mit dem Kopf gegen die Wand", grinste Harry und half ihr auf.
„Braucht ihr Hilfe?"
Alle Drei drehten sich um und blickte in das Gesicht eines der rothaarigen Zwillinge, die sie vor der Absperrung getroffen hatten.
„Ja das wäre sehr nett", bedankte sich Kiara.
„Hallo Fred! Pack mal mit an!"
Aus der Menge kam der andere Zwilling auf sie zu und gemeinsam verstauten sie das Gepäck in das Abteil.
„Alles ok bei dir?", fragte einer der Beiden und wandte sich Felicity zu, die sachte über ihren Arm strich.
„Ich bin eben hingefallen und habe meinen Arm auf geschurft", sagte sie und wurde dabei rot im Gesicht, weil sie sich dafür schämte.
„Ah warte." Der Zwilling kramte etwas in seiner Jackentasche heraus und überreichte Felicity eine Tube mit Creme.
„Hier. Die gibt uns Mum immer mit, weil wir uns oft verletzen."
„Nur ganz wenig auftragen, sonst vertrocknet deine Haut", warnte der andere Zwilling.
Vorsichtig schraubte sie die Tube auf und tat ganz wenig Creme auf ihre Verletzung. Erstaunt sah sie, wie sich die offene Wunde zu zog.
„Wow", flüsterte Felicity ehrfürchtig.
„Sieht so aus, als kommt ihr aus einer Muggelfamilie", grinste der eine Zwilling und steckte die Creme wieder weg, als er Harry genauer in Augenschein nahm und plötzlich große Augen bekam.
„Was ist denn das?", fragte er und deutet mit seinem Finger auf Harrys Blitznarbe.
„Ich fasse es nicht. Er ist es!", rief der andere Zwilling begeistert.
„Wer?", fragten die Mädchen verwirrt.
„Harry Potter!", riefen die Zwillinge im Chor.
„Äh ja der bin ich..", murmelte Harry und wirkte dabei ziemlich verlegen, während die Zwillinge ihn mit offenen Mündern anstarrten.
Da war die Stimme der Mutter zu hören, wie sie nach ihren Söhnen rief. Die Drei selber setzten sich nah am Fenster, um dem Gespräch der Familie zu belauschen.
Die Mutter holte gerade ein Taschentuch hervor und putzte ihrem Jüngsten die Nase. Dieser wollte sich losreißen, doch sie packte ihn und wusch mit dem taschentuch über Nase und Mund.
„Lass das Mum!" Er wandte sich los.
„Ohhh hat Ronniespätzchen etwas an der Nase?", kicherte der eine Zwilling, worauf er nur ein knurriges ‚Halt den Mund' bekam.
„Wo ist Percy?", fragte die Mutter und sogleich tauchte der Älteste in der Menge auf.
„Kann nicht lange bleiben Mum. Ich bin ganz vorne, da Vertrauensschüler zwei Abteile für sich haben", erklärte er steif.
„Du bist Vertrauensschüler?", fragte der Zwilling gespielt unglaublich.
„Ich glaube er hatte es einmal erwähnt..."
„Oder auch zweimal –"
„Den ganzen Sommer lang..."
Kiara gab Felicity einen unsanften Stoß, da sie wieder anfing zu kichern.
Die Mutter verdrehte die Augen und gab ihrem Ältesten einen Kuss auf die Wange, bevor sie sich zu den Zwillingen wandte.
„So und nun zu euch. Ihr benehmt euch dieses Mal. Wenn ich noch einmal eine Eule bekomme, wo drin steht, dass ihr ein Klo in die Luft gejagt habt..."
„Wir haben nie ein Klo in die Luft gejagt", meinte einer der Zwillinge unschuldig, während der Andere sagte: „Aber ist eine klasse Idee. Danke Mum."
„Untersteht euch! Und bitte passt auf Ron auf!"
„Keine Sorge. Unser Ronniespätzchen ist mit uns."
„Haltet den Mund", knurrte Ron erneut.
„He Mum weißt du wen wir eben getroffen haben? Du wirst es nicht glauben!"
Sofort lehnte sich Harry rasch zurück und sah betreten zu Boden. Auch seine Freundinnen gingen vom Fenster weg. Plötzlich hörten sie das Mädchen quietschen, welche unbedingt Harry sehen wollte. Dadurch mussten die Broderick-Zwillinge lachen, worauf Harry ihnen einen bösen Blick zu warf.
„Ginny. Er ist kein Tier, das man angucken darf wie im Zoo! Seid ihr euch sicher, dass er es ist?"
„Ja ganz sicher. Ich hab ihn gefragt und er hatte diese Narbe an der Stirn. Sieht aus wie ein Blitz! Glaubst du erinnert sich daran, wie Du-weißt-schon-wer aussieht?"
Die Stimme der Mutter wurde plötzlich ernst.
„Fred ich verbiete dir ihn das zu fragen!"
„Ja schon gut. Reg dich ab!"
Da ertönte der Pfiff über den Bahnsteig.
„Beeilt euch!", rief die Mutter und die drei Jungs stiegen in den Zug. Da fing das Mädchen an zu weinen, da sie nun ihre Brüder für die nächsten zehn Monate nicht mehr sehen würde.
„Nicht weinen Ginny. Wir senden dir kistenweise Eule."
„Wir schicken dir sogar eine Klobrille!"
„George!"
„War nun'n Witz Mum."
Da fuhr der Zug los. Mutter und Tochter winkten den Jungen noch zu, bevor der Bahnsteig hinter einer Abbiegung verschwand.

Die drei Freunde sahen wie die Landschaft am Fenster vorbei zog und merkten nicht wie eine Person auf das Abteil zukam. Schüchtern klopfte derjenige an und die drei drehten ruckartig ihre Köpfe um. Vor der Tür stand der schlaksige Junge von eben, der gerade die Tür aufzog.
„Entschuldigung, ist hier noch frei. Der gesamte Zug ist voll", fragte er zögernd.
Harry und die Zwillinge schauten sich an und nickten ihm zu. Dankend betrat er das Abteil und setzte sich neben Felicity.
„Ich bin Ron Weasley und ihr?", stellte er sich vor
„Felicity Broderick, freut mich dich kennenzulernen", erwiderte Felicity und schüttelte ihm die Hand.
„Kiara Broderick", gab die Andere leise von sich und wandte sich ihrem Buch zu, das sie in ihrem kleinen Beutel mit eingepackt hatte.
„Ich bin Harry Potter."
Rons Gesichtszüge entgleisten, „Also... dann haben meine Brüder die Wahrheit gesagt. Dann hast du hast wirklich die..."
„Die was?"
„Die Narbe."
„Oh ja."
Harry hob sein Pony an und zeigte diese ihm.
„Voll krass", haucht und starrte sie mit seinen hellblauen Augen groß an, „ich dachte schon das Fred und George mich verarschen wollten als sie gemeint hatten das du im Zug bist." „Nein, sie haben die Wahrheit gesagt." flüsterte Harry leicht errötet und kratzte sich am Kopf.
„Und ihr beiden, seid ihr Zwillinge?", wandte sich Ron den Broderick-Schwestern zu.
„Ja", bestätigte Felicity Ron.
„Aber ihr seht gar nicht gleich aus. Du hast blonde Haare und du Rotbraune und ihr scheint auch nicht gleich groß zu sein", legte er seinen Kopf schief.
„Gut erkannt Sherlock. Das liegt daran weil wir zweieigige Zwillinge sind, nicht so wie deine Brüder. Ist doch ganz einfach." Augen rollend schaute Kiara aus dem Fenster.
„Entschuldigung, ich habe bis jetzt nur Zwillinge getroffen die genau gleich aussehen", verteidigte sich der Rothaarige, „und wer bitte schön ist Sherlock?"
„Eine Figur aus einem Buch. Kommst du aus einer Zaubererfamilie?" fragte Felicity auf einmal.
„Ähm ja, ich komme aus einer Zaubererfamilie und ihr?"
„Bis vor wenigen Wochen wussten wir noch nicht einmal, dass es Hogwarts gibt", gab die Blonde leise zu.
„Beziehungsweise, dass wir Hexen sind und Harry ein Zauberer."
„Wenn das so ist, dann könnt ihr mich fragen."
Sofort horchte Kiara auf und die Blicke mit Ron kreuzten sich.
„Das hättest du nicht sagen sollen", murmelte Felicity dem ahnungslosen Weasley zu, während Kiara ihr Buch weg legte und näher zu Ron rutschte, welcher sich ein wenig verunsichert nach hinten neigte, dabei die ältere Broderick-Schwester fest im Blick hatte.
„Das trifft sich gut, denn ich hätte da so einige Fragen, die ich los werden möchte", sagte sie und legte dabei ein freundliches Lächeln auf ihre Lippen, welches Ron mehr verängstigte als die bösen Blicke von eben. Felicity hielt sich den Bauch an vor Lachen, während Harry leise kicherte.
„Also sind alle in deiner Familie Zauberer?", kam sogleich die Erste und auch eine ziemlich persönliche Frage.
„Ziemlich. Wir haben zwar einen entfernten Cousin, welcher Buchhändler ist oder so etwas, aber über den reden wir nie."
„Dann musst du bestimmt schon viel über Zauberei selbst wissen oder?", fragte Felicity, die nun auch Spaß hatte, Ron zu durchlöchern. Dieser zuckte nur mit den Achseln und gab dazu nichts.
„So und ihr lebt bei Muggeln. Wie sind sie?", fragte Ron schließlich zurück.
Kiara übernahm das Antworten.
„Also unsere Eltern sind ganz toll. Wir haben noch einen Bruder namens Henry und der ist ein - "
„- ein kleiner Problemfall", fügte Felicity schnell dazu und sah ihre Schwester scharf an.
„Heißt ihr versteht euch nicht so gut, wie?"
„Es gibt hier und da mal Zickenkriege", murmelte Kiara und wollte nicht ins Detail gehen.
„Und bei dir Harry?"
„Also meine sind furchtbar. Nun gut nicht alle. Meine Tante, mein Onkel und mein Vetter... ich wünschte ich hätte auch drei Zauberbrüder."
„Fünf", korrigierte Ron. Seine Miene verdüsterte sich dabei ein wenig.
„Ich bin der Sechste in der Familie und das heißt in mich setzt man hohe Erwartungen."
„Tatsächlich? Weshalb?", hakte Kiara nach.
„Mein ältester Bruder Bill war in Hogwarts Schulsprecher gewesen und Charlie war Kapitän der Quidditchmannschaft. Beide sind schon lang aus Hogwarts draußen. Percy ist nun Vertrauensschüler geworden. Fred und George machen zwar viel Unsinn, aber sie haben dennoch gute Noten und sind sehr beliebt."
„Mit Unsinn meinst du, dass sie gerne Toiletten in die Luft jagen?", fragte Felicity und griff dabei auf das Gespräch von vorhin zurück.
Ron schenkte ihr ein keckes Lächeln und verriet ihr, dass sie schon üblere Dinge getan hatten. Darauf wollte Felicity nun nicht eingehen, auch wenn es sie sehr interessiert, was die Zwei angestellt hatten. Aber sie wollte sich selbst ein Bild von denen machen.
„Nun bei einer großen Familie bekommst du nichts Neues. Ich habe Bills alten Umhang, Charlies alten Zauberstab und Percys Ratte."
Ron zog aus einer Jackentasche eine dicke fette Ratte hervor. Sofort fingen Felicitys Augen an zu leuchten und sie rutschte nah zu Ron hin.
„Darf ich sie streicheln?", fragte die Blonde.
„Klar. Die pennt sowieso die ganze Zeit", meinte Ron und Felicity strich vorsichtig über dessen Köpfchen hinweg.
„Das heißt du musst vorsichtig sein", warnte Kiara ihre Schwester und deutet mit einem Kopfnicken Richtung Katzenbox, wo Deliah ihre Katze seelenruhig darin schlief.
„Du weißt, dass sie zu faul ist zum Jagen", lachte Felicity, „die würde dieses Tier bestimmt nur abschlabbern."
„Mein Bruder Percy hat eine Eule bekommen und dafür habe ich Krätze bekommen..."
Plötzlich schien Rons Ohren sich rot zu färben.
Harry erzählte ihn, dass er bei den Dursleys die Klamotten von seinem Vetter tragen musste und dass er was Schulkram anging bei Felicity und Kiara schnorren musste. Dies schien Ron ein wenig aufzuheitern.
„...und seit einem Monat wissen wir, dass wir magisch begabt sind und das meine Eltern von Voldemort getötet wurden."
Ron stockte der Atem.
„Du hast Du-weißt-schon-wer beim Namen genannt", sagte dieser entsetzt und beeindruckt zugleich.
„Ich verstehe nicht, wieso alle anfangen so zu reagieren, wenn sie den Namen hören", meinte Kiara selbstgefällig, „ich meine was ist daran so gruselig? Vol-de-mort."
Ron ließ ein leises Wimmern von sich.
„Wir könnten ihn Voldy nennen, dann klingt es nicht mehr so schlimm", schlug Felicity vor.
„Oder Voldchen."
Während die Zwei für eine Verniedlichung des Namens diskutierten, schien Harry sich vor Lachen kaum ein zu kriegen, während Rons Miene völlig entgleiste. Noch nie war ihm jemanden wie die Zwei begegnet, die sich so über den Namen von Voldemort lustig machten.
„Wir werden bestimmt so schlecht sein in der Schule", wechselte Felicity schnell das Thema, als sie bemerkte wie bleich Ron geworden war.
„Das stimmt nicht!", widersprach der Rothaarige und gewann an Farbe zurück, „es gibt eine Menge Leute aus Muggelfamilien, die trotzdem schnell lernen."
„Also unter diese Kategorie wird Kiara sicherlich fallen."
Ron blickte zu Kiara hin und musterte sie scharf an. Sie erwiderte seinen Blick, indem sie ihre Augenbraue leicht nach oben anhob.
„Das glaube ich dir aufs Wort", war sein Kommentar dazu.

Bald darauf rollte eine ältere Dame vorbei die auf einem kleinen Wagen den vier etwas Süßes angeboten hatte.
„Hallo ihr lieben, wollt ihr etwas?"
„Ich bin versorgt", murmelte Ron der ein Päckchen mit Stollen hochhielt.
„Wir auch."
Felicity holte eine Box mit Broten und Schokokuchen heraus, die ihre Mutter heute Morgen mitgegeben hatte.
Harry ging hinaus in den Gang und kam am Ende mit einer Ladung Süßigkeiten im Arm zurück.
„Sonst alles gut?", fragte Kiara lachend.
„Was ist das denn?", wollte Felicity wissen und hielt eine Schachtel Schokofrösche hoch.
„Nimm ruhig", war Harrys Kommentar und bevor die junge Broderick protestieren konnte, warf Harry ihr einen vielsagenden Blick zu. Darauf bedankte sie sich lächelnd und inspizierte die Verpackung genau.
„Sind das echte Frösche?", fragte Kiara misstrauisch, welche von Harry ebenfalls ein Schokofrosch angeboten bekam.
„Nein, aber schau mal nach ob du Agrippa bekommst", sagte Ron, worauf die drei Freunde fragend die Augenbrauen hochzogen.
Der rothaarige Weasley räusperte sich und erklärte: „In den Schokofröschen ist immer eine Karte von einer berühmten Hexe oder einen berühmten Zauberer. Viele Leute sammeln die."
Felicity öffnete den Schokofrosch und ein Frosch aus Schokolade hüpfte direkt auf Kiaras Schoß.
„Das Ding lebt!", kreischte die Blonde auf, während Kiara den zappelnden Schokofrosch hochhob.
„Das ist doch nur ein Zauber", beruhigte Ron sie, „los iss ihn. Es schmeckt toll."
Kiara gab ihrer Schwester den Frosch zurück. Zitternd biss sie dem Schokotier den Kopf ab und bekam eine Gänsehaut, weil sie kurz dachte, einen echten Frosch zu verspeisen. Dieser Moment hielt aber nicht lang, denn sogleich hatte sie den leckeren Geschmack von Schokolade im Mund. Nein wirklich ein Traum von Schokolade. Da konnte noch nicht einmal die leckere Edelvollmilchschokolade die ihre Mutter so gern aß mithalten. Felicity musste sich den Geschmack richtig auf der Zunge zergehen lassen. Das war eine Odysee von Schokolade.
„Das schmeckt umwerfend!", platzte sie aus und aß den Rest auf.
Kiara öffnete die Verpackung und biss ein Bein ab. Tatsache, sie schmeckte wirklich hervorragend.
„Ich habe Dumbledore", rief Harry und die Zwillinge beugten sich auf die Sammelkarte, die ihr Freund erhalten hatte.
Aus der Karte sah man einen alten Mann mit Halbmondbrille, einer krummen Nase, silberweißem Haar und einem mächtigen Vollbart. Auch wenn die Drei ihn nie richtig gesehen hatten, strahlte er etwas Mächtiges aus. Harry drehte die Karte herum und die Drei lasen die Zusatzinformation der Karte.
„Ich finde diesen Schulleiter jetzt schon sympathisch", meinte Felicity und dem konnte Kiara nur zustimmen. Dieser Mann war bestimmt ziemlich klug und belesen. Genau nach Kiaras und Felicitys Geschmack. Als Harry die Karte wieder umdrehte war Dumbledore verschwunden.
„Er ist verschwunden."
„Tja du kannst nicht erwarten, dass er den ganzen Tag da herumhängt", kam es von Ron.
„Nun bei uns bleiben die Personen auf Sammelkarten sichtbar", erklärte Feclitiy und Kiara zog eine Sammelkarte von Batman hervor.
Ron nahm sie entgegen und betrachtete sie von allen Seiten.
„Komisch, aber das ist halt anscheinend bei Muggeln so", meinte er verblüfft und gab Kiara die Karte zurück, nicht ohne zu fragen, „wieso hast du so etwas in deiner Tasche?"
„Meine Schwester findet Batman total..." wollte Felicity beginnen, als Kiara ihr in den Arm zwickte, um sie zum Schweigen zu bringen.
„Ein weiteres Wort darüber und du bekommst noch heute die Kitzelattacke deines Lebens", drohte sie, während sich ihre Wangen hauchzart rosa verfärben.
Während Ron und Harry versuchten nicht zu grinsen, zuckte Felicity die Achseln und streckte ihrer Schwester die Zunge heraus, als diese nicht mehr zu ihr sah.
Harry öffnete eine Tüte Bertie Botts Bohnen in allen Geschmacksrichtungen und sofort setzte Ron einen warnenden Blick auf.
„Sei bloß vorsichtig mit denen", sagte er, „denn sie meinen wirklich alle Geschmacksrichtungen. Du kriegst zwar normales wie Pfefferminz, Erdbeere oder Schokolade, aber auch Spinat, Leber und sogar Ohrenschmalz."
Beim Dritten verzogen die Drei die Gesichter und Felicity ließ ein leises Igitt von sich. Das Ausprobieren jeder Bohne überließen die Zwillingen den mutigen Jungs. Hierbei lehnte sich Kiara zurück und las in dem Buch weiter, während Felicity grinsend beobachtet wie sich die Gesichtszüge von Ron und Harry ab und an verzerrten. Als sie fertig waren, wandte sich Ron den Zwillingen zu und fragte sie über ihr Leben aus. Denn irgendwie schien es ihn sehr zu interessieren, wie man als gewöhnlicher Mensch ohne Magie so lebte. So wusste der Weasley nichts von einer Waschmaschine, einem Fernseher oder sogar von einem Computer, was für die Zwillinge Alltag war.
„Aber was anderes... ihr seid total unterschiedlich, oder?" wollte Ron von den Mädchen wissen.
„Denkst du das?" Felicity kicherte, während Kiara nur leicht mit dem Mundwinkel zuckte.
„Ja", meinte er und seine Ohren wurden erneut rosa, „du Felicity bist so sanftmütig und freundlich und du Kiara bist eher..." Er stockte, als er Kiaras Blick sah, welcher sich um einige Spuren verfinsterte.
„Ich bin eher was?", hakte sie mit einem leicht giftigen Ton nach, worauf Ron ins Stammeln kam, da ihm keine passende Beschreibung für Kiara einfiel.
Zum Glück klopfte es an der Abteilungstür und ein Junge mit einem rundlichen Gesicht kam herein.
„Habt ihr zufällig meine Kröte gesehen", fragte der Junge.
Alle Vier schüttelten den Kopf und sogleich begann der Junge zu klagen: „Immer haut sie ab."
„Sie wird bestimmt auftauchen", beruhigte Felicity ihn.
„Wir halten die Augen offen", versprach Kiara, worauf der Junge dankend die Abteilung verließ.
„Also hätte ich eine Kröte, wäre ich fortgelaufen, aber ich habe ja Krätze, also sollte ich mich nicht beschweren", murmelte Ron und blickte finster auf die Ratte herab. Diese döste immer noch vor sich hin.
„Ich weiß gar nicht was du hast, ich finde sie süß", meinte Felicity.
„Du findest fast jedes Tier süß", erinnerte ihre Schwester sie, worauf die Blonde einen Schmollmund zog.
„Ich habe sie versucht gelb zu färben, damit sie interessanter wirkt." Da holte Ron seinen Zauberstab heraus.
Gespannt sahen Kiara, Felicity und Harry zu. Sie sahen jetzt Magie haut nah. Plötzlich ging die Abteilungstür auf und diesmal stand ein Mädchen vor der Tür. Diese hatte ihren Umhang schon angezogen.
„Hat jemand eine Kröte gesehen? Ein Junge namens Neville hat seine verloren", sagte sie gebieterisch.
„Wir haben ihm gesagt, dass wir sie nicht gesehen haben", erklärte Felicity, doch das Mädchen sah eher gebannt zum Zauberstab Ron zu schauen.
„Oh hier wird gezaubert. Ich bin gespannt."
Zu Kiaras und Felicitys großer Enttäuschung funktionierte er nicht.
„Bist du sicher, dass der Zauber richtig ist", fragte sie, „nun ich habe ein paar ausprobiert und die haben alle gewirkt."
Sie setzte sich vor Harry und zog ihren Zauberstab: „Ich zeig es euch. Reparo!"
Der Bügel, zwischen den Brillengläsern von Harry, welche er mit Tesafilm zusammengeklebt hatte verschwand und wurde durch den richtigen Bügel völlig neu ersetzt. Staunend öffneten die Zwillinge und Harry nahm vor Verblüffung die Brille ab, um diese sich genau anzuschauen.
„Ich war sehr überrascht als ich den Brief bekommen habe. Meine ganze Familie ist nicht magisch. Aber als ich den Zauberstab hatte, musste ich einige Dinge ausprobieren und es war unglaublich, dass alle geklappt haben. Übrigens ich bin Hermine Granger."
Das sprudelte sie alles wie ein Wasserfall herunter, sodass die Vier kaum mitkamen. Wehleidig sah Kiara zu Felicity und fragte sie stumm, wo der Ausschaltknopf bei diesem Mädchen war, damit diese ihren Mund hielt.
„Also ich heiße Felicity Broderick. Und das ist meine Schwester Kiara", stellte sich die Blonde und ihre Schwester schließlich vor. Das Mädchen mit dem Namen Hermine lächelte Felicity freundlich an, aber für die Ältere hatte sie nur ein steifes Nicken übrig. Die Blonde schien dies nicht zu bemerken. Kiara hingegen wusste genau, was dieses Mädchen mit ihrem steifen Nicken sagen wollte. Sie hatte Konkurrenz in Sachen Zauberei bekommen. Wenn sie dieses Mädchen übertrumpfen wollte, musste sich Kiara sehr anstrengen.
„Du bist Harry Potter?", fragte Hermine unglaublich, als sich der Schwarzhaarige vorstellte, „natürlich bist du es. Ich habe alles über dich gelesen. Übrigens wisst ihr schon in welches Haus ihr kommt? Also ich erhoffe nach Gryffindor zu kommen. Dort sollte damals auch Dumbledore gewesen sein. Nun ich suche weiter mit Neville nach der Kröte. Ihr solltet euch am besten umziehen."
Als sie das Abteil verließ, wollte Kiara auf die Knie gehen und Gott danken, dass dieses Mädchen sich endlich entfernt hatte, aber sie unterdrückte dies. Auch Felicity war doch leicht froh, dass dieses Mädchen das Abteil verlassen hatte. Sie schien für sie doch ein wenig zu eitel zu sein.
„Also die wirkte wie eine Streberin", war Rons erste Bemerkung.
„Da kenne ich noch jemanden." Liebäugelnd sah Felicity zu ihrer Schwester, welche dies mit einem Knurren beantwortete.
„Also ich wirke nicht so herablassend wie die. Sie soll bitte in ein anderes Haus. Sie den ganzen Tag zu ertragen werde ich nicht überleben."
„Also ich kann mir vorstellen, dass sie und du vom Charakter her gewisse Ähnlichkeiten.."
Weiter kam Ron nicht, denn da trat Kiara ihm gegen das Schienbein, woraus er resultiert lieber den Mund zu halten. Sie nahm wieder das Buch zur Hand und las weiter
Währenddessen fragte Harry weiter, was Rons ältere Brüder machten. Bei Charlie Weasleys Beruf mit Handhabung von Drachen, leuchteten Felicitys Augen regelrecht auf, während Kiara nur vor sich hinmurmelte, dass sie in den kommenden Jahren keinen Drachen sehen wollte. Dann ging es weiter Richtung Quidditch, was Felicity nicht so sehr interessiert, was aber Kiaras Neugier weckte, worauf sich ihre Schwester das Buch an sich nahm und las. Dann ging die Tür erneut auf und drei Jungen standen vorm Abteil. Der Junge in der Mitte erkannten die Zwillinge sofort. Das war der Junge aus der Winkelgasse.
„Stimmt es, dass hier Harry Potter sei?", fragte dieser und Harry beantwortete dies mit einem, „Ja."
Die zwei Jungen neben ihm sahen groß und stämmig aus und wirkten wie zwei Leibwächter.
„Mein Name ist Draco Malfoy und das sind Crabbe und Goyle", stellte er sich und die anderen Beiden vor.
Mit einem herablassenden Blick musterte er zuerst die zwei Mädchen und dann Ron an.
„Da haben sich ja die richtigen gefunden, ein dreckiger Blutsverräter, mit zwei Schlammblütern. Du solltest dir andere Freunde suchen." redete er und den Ton fanden die Zwillinge gar nicht erheiternd.
„Ich muss mich nicht von so zwei Hohlköpfen beschützen lassen", kam es von Kiara spöttisch.
„Und ich weiß wer meine Freunde sind und ich habe genau die Richtigen gefunden", fügte Harry hinzu und erntete damit ein dankbares Lächeln von seinen Freundinnen.
„Dich würde ich nicht anfassen, selbst wenn mein Leben davon abhing", meinte der Junge namens Draco Malfoy und sein Blick fiel auf Kiara.
„Gut so. Kann sein, wenn du mich anfasst, dass ich dich ankotze. Siehst dann nicht viel schöner aus, aber auch gut", kam es von der Rotbraunen trocken herüber und Ron musste fast darüber lachen.
„Ich an deiner Stelle würde mich vorsehen, Potter", warnte Malfoy ihn, „solches Gesindel färbt ab und dann landest du wie deine Eltern im Grab."
Sofort erhob sich Ron. Seine Ohren waren radieschenrot geworden.
„Sag das nochmal!", knurrte dieser, wurde aber von Felicity zurück gedrängt. Die zwei Jungen neben Malfoy bauten sich auf.
„Oh ho wollt ihr euch mit uns schlagen?", fragte Malfoy höhnisch.
„Falsch Ansage! Es würde so aussehen, dass deine Freunde schlagen und du guckst zu, aber keine Angst" Kiaras Ton wurde leise, „ich krieg dich."
Zuerst sagte Malfoy gar nichts, aber seine Wangen wurden leicht rosa.
Plötzlich japste Goyle auf. Krätze haute seine Nager gegen dessen Zeigefinger. Wie ein Tänzer hüpfte er herum und jammerte laut vor sich hin. Dann wurde die Ratte gegen die Wand geprallt und beide suchten schnell das Weite.
„Gute Ratte", lobte Felicity das Tier, hob es auf und streichelte es liebevoll.
„Und du sagst das Tier ist langweilig", grinste die Ältere und Ron erwiderte das Grinsen genauso breit.
„Was ist denn hier los?"
Hermine tauchte urplötzlich auf und sah in das Abteil hinein.
„Nur eine kleine Auseinandersetzung", erklärte Felicity lächelnd und gab Ron die Ratte zurück.
„Habt ihr Malfoy schon einmal gesehen?", fragte Ron sogleich. Kiara erzählte kurz die Begegnung mit Malfoy in der Winkelgasse.
„Ich habe von dieser Familie gehört." Sein Blick verfinsterte sich, „Sie waren die Ersten, welche zurück kehrten nachdem Du-weißt-schon-wer seine Macht verloren hatte. Angeblich seien sie verhext worden. Aber mein Dad traut ihnen nicht. Er denkt, dass Malfoy keine Ausreden benötigt, um auf die dunkle Seite zu gehen."
Er wandte sich Hermine zu.
„Können wir dir helfen?"
„Ich schlage vor, ihr zieht euch eure Umhänge an. Wir sind bald da. Ich hoffe ihr habt euch nicht geschlagen. Ihr bringt euch in ernste Schwierigkeiten!"
„Selbst wenn wir es getan hätten, es geht dich nichts an!", kam es unwirsch von Kiara. Sofort hielt Felicity die Hand vor ihrer Schwester und lächelte freundlich zu Hermine zu.
„Was meine Schwester damit sagen wollte ist, dass wir uns nicht geprügelt haben, sondern nur Rons Ratte einen der Jungen gebissen hatte und danke fürs Bescheid geben."
„Schon gut. Ich bin nur hierher gekommen, weil die Leute sich unmöglich verhalten und ständig die Gänge auf und ab rennen", erwiderte sie hochnäsig. So drehte sie sich um und ging.
„Warum musst du immer so unhöflich sein, Kiara", fragte Felicity ihre Schwester vorwurfsvoll.
„Was mischt sie sich ein? Das was eben passiert ist geht sie nichts an. Egal... ihr zwei." Sie deutete auf Ron und Harry.
„Raus!"
Harry packte den Weasley am Kragen und zog ihn weg, während Kiara die Abteiltür zu rammte.
Beide zogen sich um und legten noch ihre Umhänge drüber. So verließen sie das Abteil, um die Jungs sich umziehen zu lassen.
„Du siehst sehr hübsch aus", sagte Ron und ließ seine Augen über Felicitys Erscheinung geleiten. Diese errötete leicht und murmelte leise: „Danke schön."
Dann blieb er an Kiara haften. Für sie hatte er kein Kompliment in petto, sondern eher die Aussage: „Nun jetzt sieht man, dass du doch ein Mädchen bist."
Er bereute es sofort, da ihm Kiara erneut ans Schienbein trat. Felicity schüttelte nur den Kopf und nahm den Katzenkorb an sich. Von dort war ein leises Mauzen zu hören.
„Wir sind gleich da", flüsterte sie sanft zu ihrer Katze. Die Blonde wandte sich zu den Jungs und erklärte, dass sie mit Kiara schon voraus gehen würde. Diese nickten und die Abteiltür ging zu.

Der Zug hielt nach einer Weile und kam zum Stillstand. Das Gedrängel war groß. Felicity hielt sich an Kiara fest angeklammert, um sie nicht in dem Getümmel zu verlieren. Ihre Katze musste sie leider beim Gepäck lassen. Da stießen Harry und Ron auf sie zu. Grinsend meinte Kiara schließlich: „Du siehst super aus Harry."
Für Ron gab sie nur von sich: „Nun jetzt sieht man, dass du ein Junge bist."
Mit einem feixenden Gesicht drehte sie sich um und fühlte sich nun deutlich besser.
Plötzlich erhob sich über den Köpfen der Schüler eine Art Lampe und die Zwillinge hörten eine vertraute Stimme.
„Erstklässler zu mir bitte! Los nur keine falsche Scheu!"
Grinsend liefen sie nach vorne, gefolgt von Harry und schließlich Ron, welcher mit großen Augen zu Hagrid hinstarrte.
„Alles klar ihr Drei?", fragte Hagrid und sowohl die Zwillinge als auch Harry grinsten ihn vielsagend an.
„Nu los mir nach! Passt auf, wo ihr hintretet!"
Wie ahnungslose Kücken die ihrer Mutter folgen, liefen die Erstklässer hinter Hagrid einen steilen schmalen Pfad entlang. Um sie herum war alles dunkel und das einzige Licht was es gab war Hagrids Lampe. Felicity klammerte sich an ihrer Schwester fest. Die absolute Dunkelheit machte ihr Angst und wenn sie dann Kiara los ließ, wäre sie hier völlig verloren.
„Augenblick noch und gleich seht ihr in eurem Leben zum ersten Mal Hogwarts!"
Der enge Pfad war plötzlich zu Ende und vor ihnen erstreckte sich ein großer schwarzer See, welcher klar den Mond reflektierte. Am anderen Ende auf einem hohen Berg thronte ein mächtiges Schloss mit vielen Zinnen und Türmen. Die Zwillinge hatten sich nie wirklich ausgemalt, wie Hogwarts aussah, aber sie hätten sich nie träumen lassen, dass dies so ein gewaltiges Schloss sein würde. Mit offenen Mündern starrten die zwei Muggelgeborenen zu dem prächtigen Bauwerk, dass nun ihre neue Schule war. Plötzlich zog Harry an ihnen, denn nun stiegen die Erstklässler in die Boote. Ron, Harry und die Zwillinge stiegen in ein Boot. Damit die Mädchen die Aussicht weiter genießen können, ließen die Jungen sie nach vorne. Kiara hielt die Laterne fest. Die Boote fuhren von selbst über den spiegelglatten See und kamen den riesigen Felsen immer Näher. Sie glitten zu einem etwas engen dunklen Tunnel, welcher voll mit Stalagtiten und Stalagmiten waren. An einem unterirdischen Hafen blieben sie stehen und stiegen aus. Felicity stieg aus und entdeckte eine Kröte am Rand des Bootes.
„Hey", rief sie und nahm die Kröte an sich.
„Könnte das die von dem Jungen sein?", fragte Kiara.
„Neville!", rief die Blonde und hob die Kröte hoch.
„Trevor!" Glücklich lief der Junge zu ihr und wäre beinah über seine Lächelnd übergab Felicity dem Jungen die Kröte. Sie stiefelten hinter Hagrids Lampe einen schmalen Felsgang empor und kamen an einer Wiese vor dem Schloss heraus. An einer langen Seitentreppe liefen sie hoch und blieben vor einem großen Eichentor stehen. Hagrid klopfte mit seiner gewaltigen Faust daran.

Broderick Twins ~ Der Stein der WeisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt