Die Winkelgasse

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Harry war total glücklich und zufrieden. Seine besten Freundinnen – wohlgemerkt seine Einzigen – würden mit nach Hogwarts kommen. Aber auch wenn er froh war, so bedrückte es ihn schon als sämtliche Hexen und Zauberer ihm die Hand schüttelten und seinen Namen sagten, so als sei er ein Prinz Kiara und Felicity nahmen dies mit großer Verblüffung aus. Jeder schien den Namen Harry Potter zu kennen. Für ihren Freund war es ein wenig unangenehm und erst als sie im Hinterhof des tropfenden Kessels waren, entspannte er sich ein wenig. Harry erzählte dabei seinen Freundinnen von dem Vorfall mit Dudley und dem Schweineschwänzchen, worauf die Drei in schallendes Gelächter aus brachen.
Dies jedoch verstummte als der Riese mit seinem Regenschirm gegen ein paar Backsteine entgegen klopfte und eine weitläufige Straße eröffnet sich ihnen. Von der riesigen Person, die sich den beiden als Rubeus Hagrid Hüter der Schlüssel und Ländereien von Hogwarts vorstellte, kam nur ein Satz: „Willkommen in der Winkelgasse." Mit großen Augen gehen die drei Freunde durch diesen Torbogen hindurch und es war, als wären sie in einer völlig anderen Welt.
In der Winkelgasse war viel los, viele Menschen gingen durch die Straße, in die verschiedenen Läden. Es gab die seltsamsten Läden, wie eine Apotheke, ein Laden mit Kesseln und auch einen Shop, der die neusten Rennbesen zeigte. Harry erklärte, dass er in den letzten Tagen mit den Dursleys durch halb England gereist waren, weil sein Onkel diesen Briefen entkommen wollte. Er erzählte auch, wie die Zaubererwelt versucht hatte ihm diese Briefe zu vermitteln. So hatte Mrs. Dursley sogar Briefe in Eiern gefunden, die sie für einen Kuchen benötigt hatte. Als dies Überhand genommen hatte, waren sie Hals über Kopf geflohen und waren zu einer Hütte auf einer Insel gegangen. Dort hatte Mr. Dursley geglaubt, dass niemand sie erreichen würde, weil in der Nacht ein Sturm ausgebrochen war. Doch es kam alles anders. Als es Mitternacht war, kam Hagrid und übergab ihm den Brief. Hierbei gratulierten seine Freundinnen noch zum Geburtstag. Beim Laden mit Tieren, sah Felicity begeistert dort hin, während Kiaras Augen auf den Buchladen schräg gegenüber fixiert war. Aber das Vierergespann ging immer weiter geradeaus, zu einem sehr imposanten Gebäude aus Marmor. Neben dem großen Tor stand ein Schild wo folgendes draufstand:

Fremder, komm du nur herein,
Hab Acht jedoch und bläu's dir ein,
Wer der Sünde Gier will dienen,
Und will nehmen, nicht verdienen,
Der wird voller Pein verlieren.
Wenn du suchst in diesen Hallen
Einen Schatz, dem du verfallen,
Dieb, sei gewarnt und sage dir,
Mehr als Gold harrt deiner hier.


Bei diesen Worten schluckten die drei Freunde sehr.
„Du musst bekloppt sein, wenn du diesen Laden knacken willst", meinte Hagrid und die Drei konnten dem nur zustimmen.
Eine komische Kreatur verbeugte sich vor ihnen und öffneten die Tore. Hagrid erklärte, dass dies ein Kobold sei. Bei diesem tauschten die beiden Zwillinge ihr ganzes Geld in Zauberergeld um. Nur leider reichte dies nicht aus, doch Hagrid meinte, dass sich das schon klären würden. Aber vorher wollten sie für Harry das Geld holen und noch bei einem anderen Verlies vorbeischauen. So folgten sie einem weiteren Kobold mit dem Namen Griphook. Dieser bat sie sich in eine Art Gondel, die auf Schienen fuhr, zu setzen. Kiaras Augen fingen an zu strahlen, da sie schon ahnte in was das endete. Felicity ließ ein Seufzen von sich und hielt sich an Kiara fest. Auch Harry wirkte darauf nicht sehr begeistert, sagte aber nichts dazu und stieg ebenfalls ein. Hagrid war derjenige, der am wenigsten zu lachen hatte, dennoch stieg er mit ein. Als die Gondel losfuhr und die Karre an Fahrt gewann, riss Kiara die Hände nach oben und jubelte. Felicity schrie nur ab und an und hoffte, dass diese Fahrt schnell vorüberging.
Nach einer Weile stoppten sie an einem Verlies. Hagrid musste sich abstützen, als er aus der Karre stieg. Ihm war doch leicht schlecht geworden. Harry hatte es gut überstanden. Felicitys Beine zitterten ein wenig, weshalb sie sich an Kiara fest krallte, um nicht umzufallen. Der Kobold lachte nur leise und flüsterte, dass die nächste Fahrt besser sein würde. Für Felicity ein Jammer, für Kiara ein Vergnügen. So öffnete der Kobold mit dem Schlüssel das Verlies. Zum Vorschein kam ein Raum, prallgefüllt mit Unmengen an Gold. Die Münder der drei Elfjährigen fielen in Richtung Boden.
Nur Hagrid lächelt. „Denkst du deine Eltern hätten nicht für dich gesorgt, Harry?"
„Harry, du bist reich", staunte Felicity nicht schlecht.
Auch Kiara empfand dies und wirkte ein wenig verblüfft von dem Reichtum, den Harry besaß. Harry war einfach nur überrascht. Hätten die Dursleys davon gewusst, sie hätten es ihm schneller abgenommen, als er blinzeln konnte.
„Du kannst dir ruhig nehmen Harry, ist alles deines", meinte Hagrid und langsam bewegte sich Harry in sein Verlies um sich Geld zu nehmen, aber er nahm sich mehr als er brauchte. Wieder draußen wendete er sich seinen besten Freundinnen zu und gibt ihnen etwas vom Geld ab. Die Zwillinge protestieren, sie können das doch nicht annehmen, aber Harry bleibt eisern.
„Wir können das nicht annehmen Harry!", sagte Felicity.
„Doch könnt ihr und werdet ihr. Ich diskutiere nicht mit euch, holt euch von dem Geld euer Schulmaterial."
„Du bekommst alles zurück, damit es klar ist", meinte Kiara und nahm dankend das Geld an. Harry gab sich geschlagen, grinste dennoch erfreut, als seine beiden Freundinnen strahlend den Sack voll Gold in ihre Taschen steckten.
Hagrid führte sie wieder zu Gondel, wo sie immer tiefer fuhren. Einmal wollte Kiara nach unten sehen, wurde aber von Hagrid zurück gezogen. Mit schmollenden Mund lehnte sie sich nach hinten. Dann kamen sie am Verlies 713 an. Als sie den Hünen fragten was darin ist, bekamen die drei nur die Antwort das es ein Auftrag von Hogwarts sei und somit streng geheim. Der Kobold strich sanft mit seinem Finger über die Tür und diese öffnete sich mit einem Knarren. In dem Verlies befand sich ein kleines, in braunes Papier gehülltes Päckchen.
Als Hagrid dies an sich nahm, bat er die drei Kinder darüber Stillschweigen zu bewahren. Sie nickten und fuhren sie wieder hinauf. Zu viert verließen sie die Bank, um dann zu den Geschäften zu gehen. Kiara hatte das dringende Bedürfnis den Buchladen unsicher zu machen und Felicity bestand darauf in den Tierladen zu gehen, doch Hagrid bremste die beiden Wirbelwinde und schlug vor, dass sie alle Drei zu ‚Madam Malkins Anzüge für alle Gelegenheit' gehen sollten, während er sich etwas im tropfenden Kessel zu sich nahm, damit er Farbe ins Gesicht bekam. Die Drei nickten und gingen in den Laden. Dieser war geräumig und wirkte von Innen viel breiter als von Außen. Überall hangen auf Kleiderstände die unterschiedlichsten Umhänge, von Festumhänge bis zu Reiseumhänge.
„Ah guten Tag", sagte eine stämmige Hexe ganz in malvenfarben gekleidet, „Hogwarts?"
Alle Drei stimmten mit einem Ja ein. Die Hexe zog diese zu sich und warf jedem einen langen Umhang über. Mit ihrem Zauberstab befestigte sie die Nadeln fest, kürzte hier und da etwas und passte etwas an.
„Hallo."
Ein Junge mit blassem Gesicht und hellblonden Haaren saß auf einem Stuhl. Für ihn wurde der Umhang gerade gekürzt.
„Hallo", erwiderte Felicity freundlich, während bei Kiara ein gedämpftes Hi kam. Sofort warf die Jüngere der Älteren einen mahnenden Blick zu. Wie immer war Kiara auf neue Bekanntschaften leicht distanziert zu sprechen und machte sich so wenig Freunde. Dieses Mal jedoch war sich Kiara sicher, dass etwas Faules in der Luft lag.
„Auch Hogwarts? Nicht wahr?"
„Ja. Wir sind schon ganz gespannt auf diese Schule", sagte Felicity vergnügt.
„Seit ihr aus Zaubererfamilie?" Dabei hob der Junge eine Augenbraue hoch.
„Leider nein."
In diesem Moment erschien er etwas angewidert sein, so als sei es eine Todsünde nicht aus einer Zaubererfamilie abzustammen. Kiara spannte alle Muskeln an und wirkte dabei kein bisschen überrascht. Ihr Instinkt, dass diese Person kein guter Umgang war, erwieß sich als richtig. Auch Harry wirkte leicht angespannt. Einzig und allein Felicity merkte diese angespannte Situation nicht, sondern behielt ihr freundliches Lächeln immer noch auf.
„Dann werdet ihr sicherlich nicht in Slytherin kommen. Welch ein Glück für mich", sagte er und seine Stimme klang plötzlich arrogant.
„Ich glaube nicht, dass ich da hinwill, was auch immer das ist", sagte Kiara gereizt.
„Keine Ahnung was?" Der Junge lachte spöttisch. „Das ist das Problem an euch Hexen und Zauberer, die aus einer Muggelfamilie stammen."
Dabei spie er die Worte Muggelfamilie besonders mit Abneigung aus, dass Kiara vor Wut kochen ließ.
„Ihr habt keine Ahnung von nichts!", wiederholte er noch einmal genüsslich.
„Wir werden sehen, wer bald mehr Ahnung hat!", bellte Kiara , doch bevor sie weitere Argumente ihm ins Gesicht pfeffern konnte, zog Felicity sie weg. Sie hatte schnell begriffen, dass ihre Schwester auf Streit aus war. Da heute ein ganz besonderer Tag war, denn immerhin besorgten sie Schulsachen für eine Zauberschule, wollte sie das nicht mit einer unnötigen Auseinandersetzung verderben lassen.
„Lass es!", zischte sie Kiara an, „such nicht immer nach Streit."
Verärgert wandte sich die Rotbraunhaarige ab und versuchte nicht mehr daran zu denken. Leichter gesagt als getan, denn die Stimme des Jungen bohrte sich in ihren Schädel wie eine Bohrmaschine. Das machte die Rothaarige sehr wütend. Das was der Junge gesagt hatte, sah die Ältere als eine Art Kampfansage! Felicity kannte es zu genüge. Nun würde Kiara jegliche Informationsquelle nehmen, die sie finden kann und Wissen herausquetschen wie der Saft aus einer Zitrone, nur um dann einen gewissen Wissensstand zu haben. Irgendwie war das albern, aber da besaß ihre Schwester eine Art stolz. Felicity war eher sanfter Natur und ging Streitereien eher aus dem Weg. Einer der Gründe wieso sie während ihrer Schulzeit sich kaum blaue Flecken hinzugefügt hatte als ihre Schwester.
Einige Minuten später, war der Junge fertig und verabschiedete sich, wenn aber nur bei Harry, während er die Mädchen keines Blickes würdigt, so als seien sie Dreck. Kiara streckte ihm die Zunge noch heraus, bis er dann endgültig aus dem Blickwinkel verschwand.
„Was war das für einer?", fragte Felicity dennoch.
Denn auch wenn der Junge sie nicht kannte, hatte er ein Vourteil von irgendwoher gezogen und sie für minderwertig abgestempelt. Aber der Gedanke war schnell vergessen die Blonde sich mit ihrer Schuluniform im Spiegel betrachtete.
Sie lächelte breit und drehte sich einmal, sodass ihr Rock leicht angehoben wurde. Das Hemd war schön rein weiß und die Krawatte in Schwarz saß perfekt. Der dunkelgraue Faltenrock ging ihr über die Knie, während sie unten drunter eine Strumpfhose trug. Darüber würde sie einen schwarzen Umhang tragen.
„Also der war seltsam", war Harrys Meinung, betrachtet sich ebenfalls im Spiegel und grinste.
Kiara hingegen blickte leicht finster zu ihrem Spiegelbild hin. Seit vier Jahren hatte sie sich geweigert Röcke zu tragen und nun musste sie wieder einen anziehen? Höflich fragte sie, ob man ihr nicht eine Hose geben konnte, aber leider gab es keine für Mädchen. Niedergeschlagen betrachtete sie sich im Spiegel. Ihre Schwester schüttelte kichernd den Kopf und stellte sich neben sie.
„Ich weiß gar nicht was du hast Kira", meinte diese strahlend, „du siehst hier wie ein richtiges Mädchen aus."
„Genau das ist mein Problem Fee... ich will NICHT wie ein Mädchen aussehen", war die Antwort
Aber schließlich fand sie sich damit ab – durch aufmunternde Worte ihrer Schwester und Harry – dass sie für die nächsten zehn Monate mit Rock herum laufen müsste.
Nach einer Weile hatten sie ihre Umhänge, bezahlt und verließen den Laden.
„Wie geht es nun weiter?" fragte Felicity nun.
„Ich würde sagen wir arbeiten die Liste ab", meinte nun Harry, der diese hochhält.
So holten sie sich ihre Kessel, ein Grundvorrat an Zaubertrankzutaten, Schreibfedern mit genügend Tinte und Pergaments. In der Zeit stieß auch Hagrid auf sie zu, um sie zu begleiten. Da nahm diesmal Felicity die Frage auf, was Muggel seien.
„Ah so bezeichnen wir nichtmagische Menschen. Zauberer und Hexen, die aus Muggelfamilien kommen, werden als Muggelgeborene bezeichnet", erklärte Hagrid.
„Ist es schlimm aus einer Muggelfamilie zu kommen?", fragte Kiara diesmal und sie bemerkte, wie der Riese leicht zuckte.
„Nun manche Zauberfamilien haben ein Problem mit Muggelgeborenen, aber im Grunde ist es nicht schlimm. Nur weil ihr aus einer nichtmagischen Familie kommt, heißt es nicht, dass ihr schlecht im Zaubern seid."
„Und was ist Slytherin", fragte Felicity weiter.
„Ein Schulhaus. Alle bösen Zauberer und Hexen waren in Slytherin. Auch Du-weißt-schon-wer", erklärte Hagrid und seine Stimme wurde eine Spur düsterer.
„Wen meinst du mit Du-weißt-schon-wer?", fragte Kiara verwirrt. Hagrid erwiderte nicht. Fragend wandten sich die Zwillinge zu Harry, der stumm ihnen mitteilte, dass er es später erklären würde.
Als Nächstes gingen die drei zu Flourish & Blotts um sich ihre Zauberbücher für die erste Klasse zu holen. Bevor sie dies aber bezahlten, gingen die Zwillinge noch einmal durch den Laden. Kiara schaut nach allem Möglichen, so dass sie sich genügend Wissen aneignen konnte. Vor allem Geschichte der Zauberei schien es ihr angetan zu haben. Felicity ging im Gegensatz zu ihrer Schwester direkt in die Abteilung, magische Wesen. Dort fischte sie sich eine Buchreihe über diese hinaus und sonst noch was ihr so ins Auge gesprungen war, darunter ein Buch über Drachen und Eulen. Glücklich ging sie zu ihrer Schwester die schon ein Duzten Bücher herausgeholt hat. Die Rotbraune wollte dann nach mehr greifen, aber Harry haute ihr leicht auf die Finger.
„Kiara, findest du nicht, du hast genug?", fragte er sie und sah schmunzelnd zu dem Haufen an Büchern, den sie mitnehmen wollte
„Das sind Bücher über die Magische Geschichte, davon kann man nie genug haben", kam das Gegenargument.
„Aber Kira, findest du nicht, dass du die Anderen erst einmal durchlesen solltest. Außerdem hast du doch noch deine Schulbücher. Bitte danach kannst du dir doch auch noch welche holen", schlug Felicity vor.
„Feli hat recht. Lies erst die Bücher durch, die du hast", versuchte nun auch Harry Kiara zu überreden.
„Überhaupt", warf Hagrid ein und zwinkerte der Rotbraunen zu, „gibt es eine riesige Bibliothek in Hogwarts, wo du all diese Bücher sicherlich auch finden wirst."
Sofort hellte sich Kiaras Miene auf und sie stellte die Bücher zurück ins Regal.
Unten an der Kasse bezahlen die drei ihre Bücher, wobei Harry einen kleinen Teil dazu steuern musste. Als sie dann Flourish & Blotts verlassen haben, schlug Hagrid vor für Harrys Geburtstag ein Tier zu kaufen. Da Katzen und Kröten langweilig waren wurde für den jungen Potter eine Eule gekauft. So ging es zum Eulenshop. Da fing Felicity an zu strahlen. Ein Haus voll von diesen wunderschönen Nachttieren. Sie zog Harry und Kiara mit in dieses Tiergeschäft, wo sie sich neugierig umschaut. Auf jeder Stange war eine Eule und sah auf die Kunden hinab. Jede Eule schaut sich die Blonde genau an. Harry wirkte auch erstaunt, aber Felicitys Schwester wollte den Laden schnell hinter sich lassen. Sie fühlte sich beobachtet. Als Felicitys Augen anfingen zu funkeln, bemerkte die Rotbraune, was ihr Zwilling gerade dachte. Deshalb knurrte sie leise und schüttelte energisch den Kopf. Felicity setzte einen liebevollen Blick auf.
„Komm schon so eine Eule ist doch toll. Die bringt dir sogar deine Post", versuchte sie ihre Schwester zu überzeugen, aber diese knurrte nur erneut auf, „hast du vergessen das du eine Katze hast? Katze und Vogel vertragen sich nicht gut."
„Ich passe schon auf, da wird nichts passieren."
„Nein Feli, du holst dir keine", sagte sie strikt.
„Aber!" Felicity's Augen wurden immer Größer.
„Nein vergiss es, der Blick zieht nicht. Ich habe ‚Nein' gesagt."
„Du bist gemein!", schmollte nun das blondhaarige Mädchen, doch die Schwester zuckte mit den Achseln. Sollte sie Kiara als gemein bezeichnen. Sie konnte damit leben.
Nach einiger Zeit kamen sie heraus und Harry trug einen Käfig mit einer hübschen Schneeeule darin.
„D-danke", stammelte er und war hochrot geworden. Seine Freundinnen kicherten, worauf er sich zu ihnen wandte uns sie grimmig anfunkelte. Plötzlich raste etwas auf die Gruppe zu, direkt auf Kiaras Hinterkopf, worauf die Rotbraune stolperte und mit dem Gesicht voran auf den gepflasterten Boden fiel. Grummelnd stand sie auf und fasste sich an die Stirn. Das hatte weh getan.
„Oh wie süß", rief Felicity aus und hielt etwas Kleines in der Hand. Es war ein kleiner Kauz, gerade mal eine Handfläche groß. Fiepend hüpfte er auf und ab, bevor er zu Kiara flog und auf ihrem Kopf herum hakte.
„Hey was soll das?", rief Kiara empört und haute mit ihren Händen um sich.
„Nicht! Du tust ihm weh!", rief Felicity erschrocken auf.
„Entschuldigen Sie!", rief eine Stimme hinter ihnen und die Hexe vom Eulenladen kam zu ihnen geeilt, „diese Eule ist noch sehr jung und befreit sich gerne aus ihrem Käfig."
„Und hakt auf Köpfe anderer Leute herum", fügte Kiara knurrend hinzu und wischte sich den Dreck von ihren Händen.
„Oh sie ist so süß", quietschte Felicity, doch die Eule flog davon direkt auf Kiara zu und versteckte sich in deren Kapuze.
„Was soll dieses Theater!" Ungeduldig schnappte die Rotbraune nach einem Bein und zog sie heraus. Glücklich baumelte das junge Eulengeschöpf vor sich hin und fiepte dabei glücklich.
„Ich will sie streicheln", flüsterte Felicity und streckte die Hand vorsichtig aus, doch da schnappte die Eule und das Fiepen klang ärgerlich.
„Hey!", fauchte Kiara und schüttelte das kleine Ding, „du wirst es unterlassen, meine Schwester zu piekst. Es ist schlimm genug, dass du es bei mir machst!"
Die Eule blieb still und als Felicity erneut die Hand streckte, schnappte sie nicht, sondern blieb ruhig.
„So ist es brav", flüsterte Felicity sanft. Kiara wusste was kam und antwortet gleich: „Meine Antwort wird sich nicht ändern!"
„Komm schon!", maulte die Jüngere und zog einen dicken Schmollmund, „sie ist noch klein und macht bestimmt keinen Ärger. Außerdem benötigen wir jemand, der unsere Post bringt. Und Eulen sind angesagt!"
„Sehe ich etwa so aus, als wolle ich jeden Trend in der Zauberwelt mitmachen?", fragte Kiara hellauf empört, doch da verschränkte Felicity die Arme und hob die Augenbrauen hoch. Ja jetzt sah der jüngere Zwilling wie eine jüngere Kopie ihrer Mutter aus. Seufzend gab sich Kiara schließlich ihrem Schicksal.
„Na gut, aber du kümmerst dich um das Vogelvieh", knurrte die Rotbraune, während die Eule vergnügt pfiff.
So ging Felicity mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck zurück und kaufte die Eule. Diese bekam Futter und Käfig dazugestellt. Anscheinend war die Eule zu jung und benötigte besonderes Futter. Die Eule kreischte, knabberte an den Stäben und wurde erst ruhig, wenn Kiara zu diesem hinab saß. Sobald die Rotbraune ihren Blick woanders hin wandte, fing sie von Neuem an zu kreischen. Als der Lärm fast unerträglich wurde, riss Kiara ihrer Schwester den Käfig aus der Hand, öffnete diesen, krallte sich die Eule und holte sie raus.
„Wenn du nicht ruhig bist landest du in der Kanalisation! Verstanden?", fauchte sie und wurde dabei rot vor Wut.
Ihre Schwester bekam dabei einen entsetzten Gesichtsausdruck und haute ihr dann sogleich mit der flachen Hand auf den Schädel ihrer Schwester.
„Lass sie in Frieden! Sie ist noch so jung und schreit halt. Du warst als Baby bestimmt auch nicht leiser", fauchte Feli, nahm die Eule in die Hand und legte sie behutsam in den Käfig zurück. Schmollend rieb sich Kiara an die Stelle, wo Felicity sie geschlagen hatte und trottete neben ihr her. Ihre Laune besserte sich nicht, als sie wieder an den Buchladen vorbeikamen und Hagrid ihr versprach nochmal hinein zu gehen. Doch zuerst ging es zu einem anderen sehr alten Laden
„Was wir noch brauchen sind Zauberstäbe", zwinkerte Hagrid. Felicity sah mit großen Augen zu dem leicht schäbig aussehenden Laden. Auch Harry war ganz aufgeregt und konnte es kaum abwarten endlich seinen ersten Zauberstab zu kaufen. Kiara war durch Felicitys Anpflaumerei noch verärgert und sah dem nur mit wenig Begeisterung zu. So betraten sie den Laden. Ein kleines Glöckchen war in der Nähe der Tür zu hören. Der Raum schien ziemlich leer zu sein bis auf diesen storchbeinigen Stuhl auf den Hagrid Platz nahm. An der Wand waren längliche Schachteln feinsäuberlich bis an die Decke gestapelt.
„Also sauber sieht es hier nicht aus", kommentierte Kiara, worauf sie von einem bösen Blick ihrer Schwester bestraft wurde. Diesen erwiderte sie mit einem Achselzucken, bevor sie sich umschaute und die Nummern an den Schachteln las.
„Guten Tag", sagte eine sanfte Stimme, worauf die Mädchen, Hagrid und Harry aufschreckten. Ein alter knochiger Mann stand vor ihnen. Er besaß weit geöffnete blasse Augen, die durch die Düsternis des Ladens so aussahen, als würden sie leuchten. Seine Statur war wie zu erwarten ein wenig buckelig. Seine Hände waren voller Falten, von dem Gesicht ganz zu schweigen. Dennoch erkannte man ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen.
„Hallo", sagten die drei Zauberjünglinge im Chor.
„Ah ja", sagte er schließlich und trat näher zu den Drei hin, „ich dachte mir, dass sie hier auftauchen würden Mr. Potter. Ja ja Sie haben eindeutig die Augen ihrer Mutter."
Der Alte wandte sich zu den Mädchen zu. Kiara versuchte tapfer zu sein, aber wünschte sich innerlich dieser Typ würde einmal blinzeln. Diese Augen machten ihr Angst. Felicity schien es nicht anders zu ergehen.
„Kiara und Felicity Broderick. Ja auch Sie habe ich erwartet", lächelte er freundlich.
Verdutzt glotzten sie den Alten an. Woher wusste der Kerl, wer sie waren? Felicity war die Erste die ihre Stimme wieder fand. Mit einer ziemlich sanften Stimme, welche ein paar Oktaven höher waren als sonst, fragte sie, woher er sie kannte. Er antwortete nicht, sondern lächelte geheimnisvoll. Ein Schauer ging durch Felicitys Rücken. Irgendwie war ihr das doch zu unheimlich.
„Nun ihre Mutter hatte einen geschmeidigen Zauberstab. Zehneinviertel Zoll lang aus Weidenholz", sagte Mr. Ollivander und sein Blick war auf Harry gerichtet, „ihr Vater hingegen wollte einen Zauberstab aus Mahagoni. Elf Zoll. Ziemlich elastisch und hervorragend für Verwandlung. Aber was heißt hier ausgesucht. Es ist der Zauberstab, der den Zauberer aussucht."
„Wie soll das gehen?", platzte Kiara urplötzlich hervor, worauf der Ladeninhaber sein Gesicht zu ihr wandte. Felicity wollte ihre Schwester mit einem drohenden Blick zum Schweigen bringen, aber wenn Kiara etwas nicht verstand, wollte sie Antworten haben. Da konnte Felicity noch so böse gucken. Der alte Mann lächelte Kiara zu, so als erheiterte ihn dieses aufmüpfige Verhalten.
„Nun das geht sehr tief in die Zauberstabkunde hinein Miss Broderick. Aber da ich sie nicht mit leeren Worten stehen lassen möchte, sage ich ihnen es grob, wieso Zauberstäbe den Zauberer aussuchen. Jeder Zauberstab ist einzigartig, so wie auch jeder Mensch auf dieser Welt, selbst Zwillinge", fügte er lächelnd hinzu, „der Zauberstab besitzt eine Art Wesen und sucht den Zauberer, der zu ihm am besten passt. Sie werden mit keinem anderen Zauberstab gute Resultate erhalten als mit ihrem Eigenen. Und das sollte genügen."
Kiara war stumm. Ihr war es nicht zu Mute weitere Fragen zu stellen, auch weil ihre Schwester andauernd bettelnde Blicke zu ihr warf, dass sie die verdammte Fragerei lassen sollte.
„Na gut ich würde sagen Ladys first", meinte Mr. Ollivander.
Da wurde Kiara nach vorne geschubst, welche fast über ihre eigenen Füße stolperte. Grummelnd sah sie zu ihrer Schwester, die unschuldig zur Seite sah. Na warte! Das würde noch ein Nachspiel haben!
„Welche ist Ihre Zauberhand?"
„Äh..." Gute Frage, denn Kiara kann mit beiden Händen schreiben. Aber da sie öfters Dinge mit links tätigte war sie Linkshänderin so wie ihre Schwester.
„Ich bin Linkshänderin", entgegnete sie.
„Gut. Strecken Sie ihren Arm aus. Ja gut so."
Nun wurde Kiara von oben bis unten bemessen. Gruselig fand sie es, dass das Maßband es ganz von selbst machte. Felicity und Harry fingen an zu lachen, als das Maßband Kiaras Abstand zwischen den Nasenlöchern maß. Beleidigt streckte diese die Zunge heraus.
„Wie ich bereits sagte ist jeder Zauberstab einzigartig. Wir benutzen drei verschiedene Arten von Kernen. Herzfaser eines Drachen, das Haar eines Einhornes und die Feder eines Phönix."
Bei der Erklärung wurden Felicitys Augen riesig und sie strahlte wie als wäre ihr Traum war geworden. Indem Ollivander sagte, welche Kerne benutzt wurden, realisierte er für die drei Kinder, dass es Drachen, Einhörner und Phönixe wirklich gab.
„Nun probieren Sie diesen hier. Kirschholz und Einhornhaar. Zehn Zoll."
Zögernd nahm Kiara ihn in die Hand. Sie schwang ihn, aber nichts passierte. Da riss Ollivander ihr diesen aus der Hand übergab ihr einen Anderen. Das Mädchen stockte. Eine Wärme kroch über ihren Fingern. Als sie den Zauberstab schwang, sprangen rote Funken aus der Spitze. Hagrid, Harry und Felicity applaudierten. Das war ihr Zauberstab: Eichenholz und Drachenherzfasern 9 ½ Zoll.
Als nächstes kam Felicity an die Reihe. Wie auch ihre Schwester wurde sie überall gemessen. Bei der Suche nach dem perfekten Zauberstab dauerte es ziemlich lang.
„Schwierige Kundin was? Aber wir werden einen finden", sagte Mr. Ollivander mit voller Zuversicht und verschwand in einen Gang. Felicity war nach weinen zu Mute und man konnte ein paar Tränen am Augenwinkel erkennen.
„Nicht weinen Schwester", tröstet Kiara sie, „da ist bestimmt ein Zauberstab, der auf dich wartet."
„Was wenn kein Zauberstab zu mir passt? Das heißt, dass ich doch keine Hexe bin", piepste Felicity und man sah in ihren Augen die Angst. Angst, dass sich das bewahrheitete und nur ihre Schwester nach Hogwarts gehen würde.
„Noch haben wir nicht alle Zauberstäbe ausprobiert", grinste Kiara, aber das schien ihre Schwester nicht aufzuheitern. Sie sah eher genickt zu Boden.
Der Zauberstab wurde dann doch gefunden. Rosenholz und Einhornhaar. Die Erleichterung war so groß, dass die Tränen nur so über die zartbeseitete Wange strömten, während ihre Schwester Felicitys Rücken tätschelte. Bei Harry dauerte es noch länger, noch länger als bei Felicity und Kiara zusammen. Als Harry den letzten Zauberstab entrissen wurde, runzelte Ollivander die Stirn. Der Alte murmelte vor sich hin Und die Zwillinge konnten nur etwas von ungewöhnlicher Verbindung vernehmen. Dann übergab er Harry einen schönen Zauberstab aus Stechpalme. Der Junge schwang ihn und rote Funken sprühten wie Feuerwerke aus der Spitze hervor. Hagrid johlte, während die Zwillinge groß klatschten.
„Oh sehr gut ja... Gut, gut gut... Wie seltsam, ganz seltsam..."
Die nachdenkliche Stimme Ollivanders ließen die Zwillinge verstummen. Harry fragte den Ladeninhaber, was so seltsam war.
„Ich erinnere mich an jeden Zauberstab den ich je verkauft habe. Es trifft sich, dass der Phönix, dessen Schwanzfeder in Ihrem Zauberstab ist noch eine andere gegeben hatte. Es ist schon seltsam, dass Sie für diesen Zauberstab bestimmt sind, wo doch sein Bruder Ihnen diese Narbe beigebracht hatte."
Harry schluckte. Sowohl Kiara als auch Felicity tauschten fragende Blicke und oben irritiert die Augenbrauen hoch.
„Wir haben Großartiges von Ihnen zu erwarten. Schließlich hat Er-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf auch was Schreckliches getan. Grauenvolles, abergroßes."
Felicity bekam eine fürchterliche Gänsehaut und suchte dabei unauffällig Kiaras Hand. Mitfühlend hielt die Ältere die Hand festgedrückt. Sie selbst war auch ein wenig blass geworden von dem was Ollivander da erzählt hatte.
Sie zahlten sieben Galleonen und ließen den Zauberstabladen hinter sich.

Es war fast dunkel, als der Zug von Harry, Felicity und Kiara in Surrey ankam und sie in den Bus nach Little Whinging einstiegen. Die Stimmung bei den drei Freunden waren doch etwas bedrückend gewesen. In der Tat hatte Harry auch einiges zu erzählen gehabt. Seine Eltern wurden ermordet und Harry hätte diese Nacht als das geschah auch nicht überleben sollen, doch es war so geschehen. Von daher hatte er diese Blitznarbe auf seiner Stirn. Voldemort hieß der Mörder der Potters. Kiara und Felicity hatten ihr Lächeln endgültig verloren, als Harry ihnen erzählte, dass die Dursleys davon gewusst hatten, es jedoch als unsittenhaft gefunden hatten, Magie zu besitzen. Mrs. Dursley hatte Harrys Mutter, die ja ihre Schwester war als Missgeburt beschimpft. Den Mädchen wurde schnell klar, dass die Dursleys alles verabscheuten, was von der Zaubererwelt herkam. Dies hieß, dass ihre Fähigkeiten einen Schatten über ihren Vater werfen würde. Harry verstand ihre Lage und würde es nicht übelnehmen, sollten sie sich dazu entscheiden, doch nicht nach Hogwarts zu wollen. Aber Beide schüttelten den Kopf. Sie saßen dort schon zu tief drin. Sie konnten nicht dem entfliehen. Außerdem wollten sie dort hin. Ihr Vater musste es akzeptieren. Harry begleitete seine Freundinnen bis an die Tür, bevor er sich mit seinen Sachen Richtung Ligusterweg machte. Kiara und Felicity holten tief Luft und klingelten an der Tür. Egal was auf sie wartete, ein fröhlicher Empfang würde dies nicht werden.



Broderick Twins ~ Der Stein der WeisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt