Kapitel 1

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An der Back- und Steuerbordseite des Bootes im Wasser flitzte immer wieder ein kleines Licht an ihnen vorbei und erhellte für einen kurzen Augenblick das Wasser, sodass man erkennen konnte, dass die Kanalisation Panamas keineswegs unbelebt war. Es war ein Volk der Zwergtintenfische, das hier lebte. Sie erhellten auf Wunsch die Kanalisation und zeigten durch ihr Licht den Weg durch das Labyrinth unter der Erde.

Jacob wollte zum Flughafen, aber da er so klein war, war allein schon die Reise zum Flughafen ein gefährliches Unterfangen. Pedro hatte ihm geholfen diese Reise zu planen. Es war schließlich nicht nur der Weg zum Flughafen der gefährlich war, sondern auch das Wetter in Spanien. Dort war es sehr heiß und Jacob brauchte regelmäßig Feuchtigkeit für seine Haut.

Indien wäre wahrscheinlich eine einfachere Wahl gewesen, denn da hätte er in der Zeit des Monsuns hinreisen können. Aber nein, Jacob wollte unbedingt einmal in seinem Leben nach Spanien und Indien konnte warten.

Was er Pedro nicht gesagt hatte war, dass er auch gleich nach Frankreich weiterreisen wollte. Immerhin gehörte seine Heimatinsel Gwada oder auch Gualdeloupe politisch gesehen zu Frankreich.

Aber zuvor musst er es erst heil nach Madrid schaffen und von dort auch noch die 389 km von Madrid nach Pamplona zurücklegen.

„Jacob. Jacob wir sind da", flüsterte Pedro. Sie waren in einem großen Raum angelangt. An der Wand war eine große Tür von der aus eine Stahltreppe nach unten auf eine Betonplattform führte an der das Boot anlegte. An einer Wand waren zahlreiche Rohre zu sehen, die in der Decke verschwanden und das Wasser hatte auch schon mal klarer ausgesehen. Zum Glück mussten sie nicht schwimmen und auf einmal taten ihm die Zwergtintenfische leid, die durch so eine Brühe schwimmen mussten.

„Warum flüsterst du so?", fragte er ihn.

„Schschscht", machte Pedro nur und winkte, wie zum Abschied, hektisch mit der Pfote.

„Was denn?", fragte Jacob etwas gereizter doch nun auch im Flüsterton.

„Ich habe gehört hier leben Alligatoren."

„Ach quatsch! Wo hast du das denn gehört? Das stimmt doch gar nicht, wovon sollen die denn Satt werden? Von Kinderkacke und Zwergtintenfischen?"

„Naja, Zwergtintenfische leben ja normalerweise auch nicht in der Kanalisation", flüsterte Pedro.

„Hau einfach schnell ab, wenn ich ausgestiegen bin, dann kriegt dein Alligator dich nicht", sagte Jacob. Er schleuderte seinen Rucksack auf die Plattform und stieg hinterher.

„Hey Jacob ich habe noch was für dich", Pedro hielt ihm einen Karton hin.
„Wie soll ich denn den Karton mitnehmen, der ist viel zu groß. Du hast doch zu mir gesagt, ich soll nur einen Rucksack mitnehmen."

„Nun meckere doch nicht so rum, mach ihn auf und gib mir den Karton zurück."

Jacob öffnete den Karton und sah etwas in Geschenkpapier eingepackt.

„Mach es auf wenn du heil im Flugzeug sitzt." Er steckte das Geschenk in den Rucksack und gab Pedro den Karton zurück.

„Danke."

„Komm nicht zu schnell zurück, sonst verpasst du noch etwas von Europa", sagte Pedro mit einem Lächeln. Das Boot wendete und verschwand in der Dunkelheit der Kanalisation.

Jetzt war er allein.

Jacob quetschte sich durch den Spalt unter der Tür und stand in einem weiteren dunklen Raum, in dem nur das Licht der Notausgangskennzeichnung zu erkennen war.

In einiger Entfernung hörte er das leise Brummen gr0ßer Heizungsanlagen. Etwas tippte ihn an seinen Rücken.

„Du solltest lieber verschwinden, das hier ist mein Revier.", sagte eine Stimme hinter ihm. Es musste ein großes Tier sein. Aber was war schon kleiner als er. Jacob drehte sich um und sah einer Ratte entgegen. Sie war wesentlich größer als Jacob.

„Verzeihung ich wollte sowieso gerade gehen", sagte er mit ruhiger Stimme, doch ihm schlug das Herz bis zum Halse. Er bewegte sich gerade einen Millimeter vorwärts als sein Schwanz feststecken blieb und die Ratte drohte:

„Halt! Erst gibst du mir deinen Rucksack. Der scheint wertvoll zu sein!", nicht mal mehr fressen wollen sie einen, dachte Jacob. Was für Zeiten, aber mir solls recht sein.

„Von mir aus. Auf Wiedersehen oder lieber nicht." Jacob flitzte davon, während die Ratte mit seinem Schwanz und zurückblieb.

Er schlüpfte unter den Spalt der nächsten Tür hindurch und fand sich in einer großen Halle wieder. Auf der einen Seite befanden sich die Schalter zum Einchecken und weiter hinten sah er schon das Gepäckband. Er kletterte in einem günstigen Augenblick auf das Band und befand sich innerhalb kurzer Zeit auf dem Gepäckwagen, welcher zu seinem Flugzeug fuhr.

Nach einer Stunde, war das Flugzeug in der Luft und Jacob hatte es sich in einer Ecke im Frachtraum gemütlich gemacht. Jetzt hatte er endlich Zeit Pedros Geschenk aufzumachen. Er war zwar nicht mehr ganz heil, aber das Problem würde sich von selbst lösen.

Das Geschenk war dick. Wahrscheinlich war es ein Buch oder etwas Ähnliches. Er riss das Papier auf und fühlte sich wie ein Kind, dass sein erstes Geschenk aufmachen durfte.

Es war kein Buch, es waren Karten. Besser gesagt es waren Stadtpläne, und zwar von 7 Städten. Auf einem Zettel stand noch:

Komm nicht so schnell wieder, sonst verpasst du noch etwas!

Jacob- Die Geschichte eines GeckosWhere stories live. Discover now