Kapitel 5

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Jacob wollte Madrid verlassen und ans Meer. Pamplona war für dieses Jahr gestrichen. Seitdem die Spatzeneltern nicht mehr zurückgekehrt waren, hatte er sich um die kleinen Küken kümmern müssen. Jetzt waren sie natürlich nicht mehr klein, sie waren erwachsen und Jacob war wieder unabhängig. Er hätte es nicht übers Herz gebracht, sie alleine zu lassen, so kläglich und herzzerreißend sie an dem Abend getschilpt hatten. Und außerdem war er es den Eltern schuldig, da sie ihm ja auch aus seiner misslichen Lage gerettet hatten. So war er kurzerhand eine Berühmtheit auf dem Friedhof geworden. Ein Gecko der Spatzenküken großzieht, die viermal so groß sind wie er.

Sobald die die Morgendämmerung anbrach, machte Jacob sich auf den Weg. Es wehte ein leichter Wind von Westen, als er den Baum verließ. Mit dem Wind im Rücken geht es schneller, also auf nach Osten. Ziel: Valencia

Er lief schon eine Weile als er Malino rufen hörte:

„Jacob! HALT! Warte! Wo willst du hin?", Malino landete vor Jacobs Füßen.

„Ich will nach Atocha."

„Was ist das?"
„Ein Bahnhof."
„Weißt du überhaupt wo du da hin musst?"
„Nicht die Bohne. Aber ich hab einen Plan. Einen Stadtplan."
„Das ist gut, zeig mal wo der ist", Jacob faltete die Karte auseinander.

„Hier sind wir und da müssen wir hin", er zeigte auf einen Punkt und fuhr mit dem Finger 10 Zentimeter schräg nach unten."

„Zu Fuß brauchst du dafür Tage. Ich hab noch nie so viel von dieser Stadt gesehen. Ich mach dir einen Vorschlag ich trag dich auf meinen Rücken und wir fliegen dahin, das geht schneller", sagte Malino.

„Das ist eine gute Idee Malino. Aber was möchtest du dafür haben?

„Ich hab meinen Anteil schon längst erhalten", Jacob entwischte eine kleine Träne.

„Dann mach dich mal ein bisschen kleiner, dass ich auf deinen Rücken klettern kann!", sagte Jacob und kletterte auf Malinos Rücken, der sich so weit wie nur möglich runterbeugte. Sobald sie in der Luft waren, klappte Jacob seinen Stadtplan auf und versuchte sich zu orientieren. Rasch hatte er die richtige Richtung gefunden und sagte Malino wie ein Navi den Weg an: „In 25 Metern rechts abbiegen. Das waren doch keine 25 Meter Malino. Wenn möglich bitte wenden."

Sie flogen über die großen Hauptstraßen hinweg, hinein ins Zentrum von Madrid. Malino wollte, dass Jacob wenigstens die Innenstadt von Madrid noch sah, die er genauso wenig kannte.

Sie kamen am Eingang eines großen Krankenhauses vorbei und sahen wie eine schwangere Frau mit Schmerzverzehrtem Gesicht ins Gebäude geschoben wurde. Hinterher lief ein ganz aufgelöster Mann.

Sie überflogen einen großen Teich, der inmitten eines großen Parks lag, auf dem Leute in Ruderbooten umherfuhren. Und beinahe wäre Malino gegen eine große Glasscheibe geflogen, die zu einem riesigen Glasgebäude gehörte.

Sie passierten eine Statue von Diego Velázques, die sich vor dem Museo del Prado befand. Sie flogen auf einen Kreisverkehr zu und standen dem Bahnhof von Atocha gegenüber.

Jacob- Die Geschichte eines GeckosWhere stories live. Discover now