Kälte.
Das war das erste was Daniel spürte, eine lähmende Kälte. Eine Kälte, die jeden und alles erfasste und bis auf die Knochen durchdrang, eine, die den sicheren Tod bedeutete, vor der es kein entrinnen gab.
Stille.
Das war das zweite was Daniel spürte, eine erschütternde Stille. Eine Stille, die einen wütenden Sturm ankündigte, die jeden zurückweichen ließ.
Leere.
Das war das dritte was Daniel spürte, eine trostlose Leere, in der alle Hoffnung gestorben war, eine, die von ewiger Einsamkeit erzählte und so ohrenbetäubend laut war, das man es kaum ertragen konnte.
Angst.
Das war das vierte was Daniel spürte, eine Angst, die seinen ganzen Körper kontrollierte und ihm nicht erlaubte zu flüchten. Angst, die nur er selbst zu spüren schien, seine Umwelt schien von einer unbestimmten Gleichgültigkeit erfasst zu sein.
All das traf ihn so unvorbereitet und plötzlich wie ein Regenschauer im Sommer. Nur war es keineswegs so wildromantisch und auch wenn Daniel hoffte, es würde vorbeziehen wie einer, rechnete er nicht damit. Nein, das hier fühlte sich nicht an wie ein kleiner Schauer, das hier war ein ausgewachsener Sturm, einer der Häuser abgedeckt zurücklies.
Zusammengekauert saß Daniel auf dem Boden und rang sich endlich dazu durch, seine Augen zu öffnen.
Zuerst betrachtete er seine Umgebung, vielleicht wusste er ja, wo er sich befand. Er saß auf einem Platz, vielleicht früher einmal eine Kreuzung, um ihn herum am Rand des Platzes streckten sich längst verfallene Wolkenkratzer in den Himmel wie hungrige Dämonen. Grün rankte sich an den verrosteten Stahlträgern entlang, der Asphalt der Straße, die einst hier langführte, war durchsetzt mit dornigen Bäumen und Unkraut. Zwischen den Ruinen waberten Nebelschwaden und versperrten die Sicht auf das, was hinter ihnen lag.Daniel schlang die Arme um sich und spürte nur nackte Haut. Er schaute an sich herab, außer einem paar Boxershorts hatte er nichts an. Das erklärte zumindest zum Teil, wieso ihm so kalt war. Immer schutzloser und ausgelieferter fühlte er sich auf dem weitläufigen Platz. Weg, er musste hier weg, bevor sie kamen.
Er kämpfte sich auf die nackten Füße und lief los, wohin wusste er nicht. Alles sah gleich aus, gleich unheilverkündend, keine Rettung war in Sicht.
Verfolgt, beobachtet, eingepfercht fühlte er sich. Panik machte sich breit, erfasste jede einzelne Faser seines Körpers und ließ ihn beben. Die Gasse, durch die er lief, schien sich immer weiter zu verkleinern. Winzige Glassplitter, die den Boden bedeckten, rissen seine nackten Fußsohlen auf, er spürte, wie seine Füße klebrig von dem Blut wurden. Jeder Schritt schmerzte mehr als der vorangegangene, allein der Gedanke an die Aufgabe der Hoffnung schmerzte jedoch mehr.
Stolpernd erreichte Daniel einen Platz, nein, den Platz. Es war der Platz, von dem aus er gestartet war. Auf der Mitte stoppte er und ließ sich auf die Knie sinken, es hatte keinen Sinn.
Das erste Mal betrachtete er bewusst den Himmel. Er war blutrot und endlos schweigend über das, was unter ihm geschah, wie ein Schwarzes Loch. Vielleicht würde es Daniel einfach verschlucken, dann hatte dieser Alptraum wenigstens ein Ende.
Ein schrilles Heulen ließ ihn aufschrecken. In dem Nebel rund um ihn herum leuchteten immer mehr rote Lichter auf und kamen rasend schnell näher. Als sie durch die Nebelwand brachen, konnte Daniel erst nicht begreifen, was da auf ihn zukam. Es waren kleine, rot leuchtende Geister, das Gesicht zu einer grausamen Maske verzogen. Sie machten sich gar nicht erst die Mühe vor ihm zu stoppen, sie rasten einfach durch ihn hindurch.
Die kleinen Geister durchdrangen seinen Körper mühelos, er war gar kein Hindernis für sie, und ließen in ihm nur kalte Leere zurück. Selbst die Angst wich von ihm, mit jedem Geist der durch ihn hindurch zischte verschwand ein Teil seiner Seele, ein Teil von dem, was ihn zu ihm selbst machte.
Er hörte einen lauten, markerschütterten Schrei und stellte gleichgültig fest, das er selbst es war, der schrie. Auf dem Boden kniend schrie er alles von sich, jede Emotion, seine Angst und Wut, seine Leidenschaft und Liebe. Befreit von allem starrte er in den roten Himmel. Es war von Anfang an hoffnungslos, sinnlos. Er hätte direkt aufgeben sollen, das hätte es so viel einfacher gemacht.
Ein weiteres Geräusch erfüllte das Gewirr aus Schreien, ein miauender, sanfter Ton. Die Geister wurden weniger, vielleicht war er ihnen zu langweilig geworden.
Ein Licht erhellte seine Umgebung. Kein zorniges Rot diesmal, es war ein beruhigendes Blau. Daniel senkte seinen Blick und erblickte einen Geist vor sich schwebend. Dieser hier war anders, er lächelte ihn freundlich an und leuchtete in diesem beruhigenden Blau, das jetzt über den Platz flimmerte. Nach näherem hinsehen erkannte er, das jedes dieser flimmernden Lichter ein eigener kleiner Geist war, der ihn aufmunternd anlächelte. Sie waren viel mehr als die roten zuvor.
Der Vorderste von ihnen schwebte nun näher an ihn heran und Daniel spürte, wie ihm wärmer wurde. Immer mehr der Kleinen kamen auf ihn zu und schmiegten sich an ihn, um ihn aufzuwärmen. Erst jetzt spürte er, wie furchtbar kalt ihm war, er zitterte am ganzen Körper. Eine Berührung an seinen geschundenen Füßen ließ ihn zusammenzucken. Zwei Geister schauten ihn entschuldigend an und bedeckten seine Füße wieder mit ihren Ärmchen. Die Haut prickelte angenehm und wurde wieder glatt. Sie heilten ihn.
Ein anderer Geist schwebte an ihn heran und wischte ihm Tränen aus dem Gesicht, von denen er nicht einmal gemerkt hatte, das er sie geweint hatte. Sie wärmten ihn, gaben ihm Kraft.
Zwischen den Ruinen sah er dir roten Geister warten, doch hatte er keine Angst mehr vor ihnen.
„Sie können mir nichts tun, solange ihr hier seid, oder? Solange ihr auf mich aufpasst sind sie machtlos?“
Seine Helfer nickten ihm lächelnd zu. Ja, solange sie hier waren, war alles gut. Sie hatten ihn lieb, gaben auf ihn Acht und spürten, wenn es ihm nicht gut ging.
„Wer seid ihr?“
Aufmerksam legten die Geister ihren Kopf schräg, antworten taten sie aber nicht. Die Antwort auf diese Frage musste er schon selbst finden.
Ruckartig riss Daniel die Augen auf. Verschwommen nahm er die Welt um sich herum war, er war zu Hause. Sein Bett war warm und bequem, hier erinnerte nichts an die Stadt aus seinem Alptraum. Aber war es den ein Alptraum gewesen, hatten die kleinen blauen Geister ihn nicht eher zu einem Traum voll Hoffnung gemacht? Der Hoffnung, egal wie viele Vollidioten es da draußen gab, die ihn fertigmachen wollen, auch immer die da sein werden, die hinter ihm stehen und ihm in einem solchen Sturm beistehen werden. Mit einem wohligen Gefühl strich er über seine sauberen und unversehrten Fußsohlen. Ja, da draußen war Hoffnung.
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Nein, eigentlich sollte das hier keine Moondye7 Sammlung werden, aber hey, was solls. Der Junge bringt mir momentan einfach viel Schreibmotivation und solange sich keiner beschwert...
Eigentlich sollte es auch gar nicht so dark werden.
Die Geister sind, wie vielleicht schon einigen aufgefallen ist, an die Community Geister aus Tubeclash angelehnt.
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Random Oneshots
FanfictionAktueller Oneshot: In eigener Sache Hier sammele ich alle meine Oneshots, die nicht #SoDa sind. Also auch einfaches Geschreibsel, manchmal auch ganz ohne das Fan und Fiction aus Fanfiction. Ich bin Bin immer offen für neue Pairing- und Promptvorsch...