NiksDa + MD7 (Wächterseele)

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Warnung: Major Character Death!
Sehr düster.
Ein Thema, das ich irgendwie verarbeiten wollte, und vielleicht auch mal musste. Das Ergebnis aus einem langen Regenspaziergang:
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Rennend verließ Niklas seine Wohnung, knallte die Tür zu und hastete die rutschige Treppe hinunter. Er war spät dran, zu spät, um seinen Termin noch einhalten zu können. Heute hatte er ein Vorstellungsgespräch, wenn er Glück hatte und für den Job genommen werden würde, könnte er endlich seinen Traum leben. Er liebte es zu reden, der Beruf des Moderators war wie für ihn geschaffen. Jetzt müsste er nur noch pünktlich sein.

Ohne auf den Verkehr zu achten, lief Niklas über die Straße, auf die nächste U-Bahnstation zu. Plötzlich ertönte ein lautes Hupen und ehe er sich umdrehen konnte, spürte er schon einen grellen Schmerz. Noch bevor er auf dem Boden aufkam, wurde alles um ihn herum schwarz.

Ein weiterer Mensch war gestorben. Einer von Vielen, ein kleiner unbedeutender Punkt in einem Meer von vielen, von heller leuchtenden. Keiner hielt inne oder trauerte um den jungen Mann, der sein ganzes Leben noch vor sich gehabt hatte. Ein Krankenwagen kam, der Todeszeitpunkt wurde festgestellt, eine ältere Dame, die Fahrerin des Unfallwagens, wurde betreut. Sie würde sich als einzige in ein paar Jahren noch erinnern, dabei wusste sie nicht mal seinen Namen.

Nur einer hielt inne. Einer, für den Niklas seine ganze Welt gewesen war, ohne den seine Existenz keinen Sinn ergab. Daniel, seine Wächterseele. Stumm kniete er neben dem leblosen Körper seines Schutzbefohlenen, glitzernde Tränen fielen von seiner Wange auf den harten Asphalt.

Für die anderen Menschen war er nicht zu sehen, nur Niklas Geist, in seinem Körper gefangen, spürte die Anwesenheit des Wächters. Daniels durchscheinende Hülle leuchtete in einem geisterhaften blaugrau, das sich aus tausenden kleiner Glassplitter zusammensetzte.

Er trauerte, auf eine Art und Weise, wie es nur Wächterseelen möglich war. Er trauerte nicht, weil er ohne einen geliebten Menschen weiterleben musste, nicht weil sich einiges verändern, einiges anstrengender und schwerer, werden würde. Daniel trauerte nicht um sich, er trauerte um Niklas und all die Möglichkeiten, die dieser nie hatte nutzen können. Gerne hätte er auf den heutigen Tag länger gewartet, der Tag der Niklas‘ Reise im Reich der Lebenden beenden würde.

In aller Ruhe schob er seine Hände unter den noch warmen Körper und hob Niklas in seine starken Arme. Mit einem letzten Blick auf die Szenerie ließ er die zuvor eingefrorene Zeit weiterlaufen. Die ersten wanden sich ab, sie hatten wichtigeres zu tun, als dem Krankenwagen hinterher zu schauen. Daniel konnte es ihnen nicht verübeln.

Am Straßenrand kniete ein junger Mann, seine hellbraunen Haare waren zerrauft, seine schwarze Brille hatte er in die Hand genommen, um sich über die Augen zu wischen. In seinem honigbraunen Bart hatte sich eine einzelne Träne verfangen. Ja, auch er würde sich erinnern.

Sanft lächelnd wandte Daniel sich ab und machte sich auf den Weg ins Reich der Toten, Niklas sanft haltend.

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