Kämpfer

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Claire

Ich rannte durch die Stadt und es interessierte mich nicht, als es anfing zu regnen und meine teuren Klamotten durchnässte. In meinem Kopf war nur diese Sehnsucht nach Rache und Schutz. Wohin ich wollte war mir klar. Zuerst war ich unsicher gewesen, doch nun hatte ich ein festes Ziel.

Die Häuser und Menschen flogen an mir vorbei, während meine Lunge anfing zu brennen, doch ich erblickte schon die große Halle, in der ich das vorfinden würde, dass ich unbewusst gesucht hatte. Denn ich hatte mir seit Wochen den Kopf darüber zerbrochen, wie ich mich rächen konnte.

Natürlich hatte ich diese Gedankengänge beiseite geschoben und mir eingeredet, dass ich es sowieso nicht könnte. Nun hatte der Anblick meiner Großmutter, die vielen Komplimente von Adrian, Jamie, Alessandro, Jack und Marc, meine Meinung verändert.

Vielleicht war ich doch nicht, dass schwache, kleine Mädchen. Vielleicht war ich in der Lage mich zu wehren. Ich öffnete die schwere Tür und trat in die große Halle, in der Sandsäcke, sowie zig andere Geräte standen, die zum Boxen benötigt wurden. Zielstrebig stürmte ich auf einen Sandsack zu und band mir meine Haare mit einem Zopfgummi zusammen. In einer Ecke sah ich Boxschuhe liegen.

Ausdruckslos nahm ich ein Paar in meiner Größe und entledigte mich meiner teuren Ballerinas. Ich schnürte die Schuhe so fest zu, dass es fast wehtat und stellte mich vor den schweren Sandsack. Noch nie zuvor hatte ich mich mit jemandem geprügelt, geschweige denn einen Boxkampf gesehen.

Meine Oma war ein großer Fan vom Boxen, doch ich hatte mich nie dafür begeistern können. Ich hatte also keine Ahnung von der Technik, doch ich hatte diese Emotionen, die raus mussten.

Also holte ich aus und schlug mit meiner Faust mit voller Wucht gegen den harten Sandsack. Den Schmerz der sich in meinen Fingern ausbreitete, ignorierte ich. Es tat verdammt gut, alles raus zu lassen. Also schlug ich immer fester zu und ließ meiner Wut freien lauf.

Dass ich schrie, bemerkte ich gar nicht.

Adrian

Marc donnerte die leere Tequila Flasche in einen Mülleimer und blickte in den Himmel. Erneut zogen sich schwarze Wolken zusammen. Den ersten großen Regenschauer hatten wir unter einem Vordach verbracht. Die schwüle Luft trieb mir Schweiß auf die Stirn und ich wusste, dass es den anderen Beiden nicht besser ging, denn sie stöhnte dauernd und beschwerten sich während wir auf dem Weg zur Halle waren.

„Wer ist denn noch da?", hörte ich Marc fragen und folgte seinem Blick zur Halle, in der scheinbar Licht brannte. Jack zuckte mit den Schultern und wir bewegten uns Richtung Halle. Ich drückte die schwere Tür auf und hörte eine Person schreien, die auf einen Sandsack einschlug.

Gerade als ich die Person fragen wollte, was sie hier machte, hörte ich diese vertraute Stimme. Doch sie klang nicht so sanft und verletzlich, wie ich sie sonst kannte. Wütende Schreie entfuhren der zierlichen Person und umso näher ich kam umso mehr fielen mir ihre bloßen Hände auf. Diese waren bereits rot und ich hatte Angst, dass sie sich schwer verletzt hatte. Sie musste starke Schmerzen haben, doch ich sah keine Träne.

Nur Wut stand in ihrem Gesicht.

„Claire", flüsterte ich und bemerkte, dass Marc und Jack genauso verdattert dreinblickten wie ich. „Claire!", sagte ich nach einem kurzen Moment, in dem ich die Situation erfasst und verarbeitet hatte und stürmte auf sie zu.

Doch sie reagierte nicht und wollte erneut zu schlagen, als ich nach ihrem Handgelenk griff. Sie drehte sich um und traf mit ihrer flachen Hand auf meine Wange. Ein brennender Schmerz breitete sich dort aus, wo sie mir eine Ohrfeige verpasst hatte.

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