Wahrheit

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Liliana POV: 16:20 Uhr zeigt mir mein Wecker an. Habe ich wirklich so lange geschlafen? Ich erinnere mich nur noch daran, dass ich gestern wie ein Stein ins Bett gefallen bin. Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass Sebastian mich mehrfach angerufen hat. Zwar hat er irgendwann aufgegeben, mir aber auch eine Nachricht geschickt: "Park, 18:00. Komm allein. Bring den Stoff." "Verdammt!", entfährt es mir. Eigentlich will ich ihn ja nicht treffen, aber Sebastian weiß leider wo ich wohne und ich will nicht, dass meine Pflegeeltern Wind von der ganzen Sache bekommen. Mir bleiben noch 1 1/2 Stunden für Vorbereitungen jeglicher Art, bevor ich mich auf den Weg machen muss.

Paul POV: Als ich ankomme sehe ich Cem sofort. Scheinbar ist er gerade erst zurück. Hoffentlich hat er noch etwas Zeit mir zuzuhören. "Hey, Cem! Na, schönen Dienst gehabt?", begrüße ich ihn. "Ja, geht so.", antwortet er mit einem Grinsen. "Alles klar bei dir?", fragt Cem sofort. Er kennt mich einfach zu gut. "Kann ich kurz mit dir reden?", frage ich vorsichtig. "Klar, schieß los!", sagt Cem. Bevor ich anfange sehe ich mich um. Ich will nicht, dass jemand mithören kann. Zum Glück begreift Cem sofort und entfernt sich mit mir ein paar Schritte. "Du erinnerst dich noch an die Sache mit Emily?", beginne ich. "Natürlich. Du warst damals völlig fertig. Kommt alles wieder hoch?", fragt Cem besorgt. "Indirekt." "Brauchst du Hilfe?" "In erster Linie brauche ich jemanden, der mir zuhört. Da habe ich sofort an dich, meinen besten Freunden gedacht..." "Dann erzähl was dich belastet!" "Gestern Nacht habe ich wach gelegen und war immer wieder in den Stunden gefangen, in denen die Ärzte um ihr Leben gekämpft haben und in denen ich bei ihrer Beerdigung war. Weißt du, bis vor kurzem dachte ich, dass ich Emily bei dem Autounfall komplett verloren habe. Doch bei meinem letzten Einsatz habe ich ein Mädchen getroffen, was Emily unglaublich ähnlich sieht. Ich habe dir damals nicht die Wahrheit erzählt..." "Was meinst du?", fragt Cem verwundert. "Erinnerst du dich noch an die Totgeburt?", frage ich zurück, ohne ihn anzusehen. "Ja, natürlich. Ich weiß noch wie fertig ihr damals gewesen seid." "Es ist so... Emily hat ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht..." Ich bringe es nicht fertig weiterzureden. Mir treten Tränen in die Augen, als ich mich daran erinnere, wie ich sie im Arm gehalten habe und Emily und ich uns die Zukunft mit ihr vorgestellt haben.

Licht der VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt