von Butter und sturmgrauen Augen

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"Ron, kannst du mir mal die Butter geben? Ron?!!!" Es war echt jeden Morgen das Selbe! Während Hermine schon seit einer dreiviertel Stunde fertig war, war Ron erst vor zehn Minuten aufgestanden und saß jetzt alles andere als ansprechbar vor ihr und starrte in seinen Kaffee. Bei ihren Worten guckte er kurz hoch und schaute sie fragend an. Als Hermine überschwänglich auf die Butter zeigte und ihm pantomimisch klar machte, dass sie diese auf ihr Brot schmieren wollte und dieses dann essen wollte, seufzte er einmal und reichte ihr die Butter. Danach wandte er sich wieder seinem Kaffee zu. Das war ja mal eine Liebevolle Unterhaltung dachte sich Hermine und musste unwillkürlich wieder an Ginnys Worte denken und an die Frage, die sie immer noch nicht beantwortet hatte. Sie verharrte in der Bewegung und schaute sich ihren Gegenüber genauer an. War er es wirklich? Der Mann, mit dem sie den Rest ihrer Tage verbringen würde? Sie hatte noch nie so etwas starkes wie das hier empfunden, aber es ähnelte stark ihren Gefühlen für Harry. Aber sie könnte Ron niemals verletzten! Der wiederum war gerade vor seinem Becher im sitzen eingeschlafen. Das brachte Hermine zum Schmunzeln und genau mit diesem Gesichtsausdruck weckt sie ihren Verlobten mit einem Kuss auf.

Um zwanzig vor neun stand das junge Paar fertig angezogen vor ihrer Londoner Altbauwohnung und schloss die Tür ab. Drei Sekunden später, nachdem sie sich vergewissert hatten, dass ihnen auch keiner zuguckt, waren sie auch schon verschwunden. Ungefähr fünf Busstationen entfernt (genau weiß das keiner, es ist schließlich für Muggle jeder Art verboten, von Magie zu erfahren) und einige Meter unter der Erde sah man sie wieder. Ron und Hermine waren im Ministerium für Zauberei angekommen und gaben sich zu Abschied einen hektischen Kuss, bevor jeder in eine andere Richtung ging. Ron war natürlich unterwegs zum Aurorenbüro, wo Harry schon auf ihn wartete. Die beiden waren gerade an keinem besonders schwierigen Fall dran, weswegen Ron auch nicht ganz so in Eile war wie Hermine, die sich auf den Weg zum Zaubereiminister Kingsley Shacklebolt machte, wo sie kurzzeitig als seine Assistentin eingesprungen war. Sie setzte sich hinter ihren Schreibtisch, zauberte sich einen beruhigenden Pfefferminztee, ihr Lieblingsgetränk aus der Mugglewelt, und fing an ihren Schreibtisch zu sortieren. 5 Jahre nach der Schlacht in Hogwarts hatte sich so langsam alles wieder eingerenkt, auch wenn es die ersten Monate für die wenigsten genügend Schlaf gab. Wenig später öffnete Hermine die Tür mit einem Wink ihres Zauberstabs und ließ die vor der Tür wartenden Eulen und Zauberer herein. Heute waren sogar einige Hauselfen dabei, aber die meisten kamen nur kurz rein um einen Brief abzugeben. Das ging zwei Stunden so weiter, bis sie eine vertraute, wenn auch nicht gerade erfreuliche Stimme wahrnahm, bei der sie inständig gehofft hatte, sie nie wieder hören zu müssen. Und trotzdem lief ihr ein warmer Schauer über den Rücken, als sie hochblickte und in die grauen Augen Draco Malfoys schaute.

Draco Malfoy suchte in seiner Tasche verzweifelt nach einem gewissen Stück Papier, was sich aber ganz offensichtlich in Luft aufgelöst hatte. Kurz bevor er die Hoffnung aufgegeben hatte und drauf und dran war nach Hause zu apparieren fand er den ersehnten Fetzen in seiner rechten Hosentasche. Mit besten Empfehlungen Blaise Zabini, Leiter der Abteilung für magische Verwechslungen, New York stand dort in Blaises schnörkliger Handschrift. Er war Draco schon immer ein guter Freund gewesen. Hatte nie viel vom dunklen Lord gehalten, dabei war er mit dem blonden Jungen, der er früher war, zusammen nach Slytherin gegangen. Allerdings konnte man in Malfoys Fall nicht von den guten alten Zeiten sprechen, denn er war ein kleiner Arsch gewesen und das während seiner gesamten Schulzeit. Er hatte viele Leute verletzt und sich zum Affen gemacht, weil er sich für etwas besseres gehalten hatte. Er hatte es damals als das Bestes empfunden, wenn er nach New York abhauen würde und sich nie wieder hier blicken lassen würde. Aber das Schicksal hatte ihn noch einmal in die Stadt geführt, in der er seine Kindheit verbrachte. Es kamen viele Erinnerungen hoch, als er vor wenigen Stunden mit dem Taxi zum öffentlich Eingang des Ministeriums fuhr, weil er sich noch einmal in der Stadt umschauen wollte, bei der er gehofft hatte, sie nie wieder zu sehen. Aber er war wieder da. Und nur das zählte. Hoffte er inständig. Die letzte Nacht hatte er in einem Motel am Stadtrand verbracht, er hatte weder Lust noch Interesse, zu seinem ehemaligen Zuhause Malfoy Manor zu fahren. Eigentlich hatte er sich da nie richtig wohl gefühlt. Und erst jetzt nicht, wo es so allein stand.

Jetzt stand er da. In der großen Eingangshalle umringt von hundert anderen Hexen und Zauberern. Ganz allein. Es war nicht das erste Mal, dass er sich so fühlte. Als er in New York ankam, wusste er, er hatte nichts außer sein Gehirn. Er konnte nicht vergessen und die Leute auch nicht. ein Name war nichts wert, genauso wie sein Blut. Nachdem er sich nach ein paar Wochen eingelebt hatte, traf er Blaise, der ihm einen Job anbot. Allerdings hätte dieser auch manchmal was mit Muggeln zu tun. Aber das war Draco egal. Er wollte nicht mehr sein früheres Muggel hassendes Ich sein und der erste Schritt damit anzufangen, war wohl, sich seinem Hass zustellen. Und jetzt musste er noch mal von Vorne anfangen. Er schaute sich um, ohne genau zu wissen, was er suchte. Er schreckte auf, als er einen Kopf mit in alle Richtungen abstehenden Haaren sah. Nein! Das konnte doch nicht sein! Nach all den Jahren! Schnell verwarf er diesen Gedanken wieder. Das war nur irgendjemand mit braunen Haaren. Er machte sich auf den Weg zum Infoschalter um sich nach seiner neuen Stelle zu erkunden.

Zwei Stunden später stand er grübelnd vor der Tür des Zaubereiministers. Er musste sich seine Bescheinigung abholen und sich den Weg zu seinem neuen Büro zeigen lassen. Er hatte sich seit zehn Minuten nicht von der Stelle gerührt. Nicht etwa, weil es ihm nicht gut ging oder er so etwas noch nie getan hatte. Es ging ihm, wenn er ehrlich sei sollte, sogar besser als in der gesamten Woche zuvor. Er verspürte ein Kribbeln auf seinem Rücken, dass er seit Jahren nicht gespürt hatte. Wie gebannt starrte er immer wieder abwechselnd zur Tür und auf das Schild daneben.

Zaubereiminister: Kingsley Shacklebold

Stellvertretende Sekretärin: Hermine J. Granger

Bei Merlins rosa Socken! Bei all den Menschen, die er hier hätte treffen können, war es ausgerechnet die Granger, die ihm helfen musste. Es war nicht so, dass er sie noch hasste, nein, das tat er schon lange nicht mehr. Er hatte ehr angst vor ihrer Reaktion. Sie wird mich schon nicht abweisen! Das darf sie gar nicht! Wir sind alle erwachsen. Ich schaff das schon. Ich habe schließlich in einem Krieg mitgekämpft. Was soll jetzt schon schiefgehen. Aber wenn er ehrlich war hatte er eine heiden Angst! Auch wenn er selbst nicht wusste wieso. Kurzum griff er nach dem Türgriff und zog die Tür vorsichtig auf.

"Bin ich hier richtig beim Zaubereiminister?"

Ein (fast) perfektes Leben - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt