Slains Castle

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-Hermine-

"Wow, Granger, wie hast du dieses Café gefunden? Ich meine, um die Ecke ist es ja nicht gerade." Das stimmte. Wir waren an der Küste von Schottland auf einem kleinen Berg, auf dem ein süßes Berghütchen stand. Seit einiger Zeit hatte ich mir angewöhnt in meinen Mittagspausen immer hierher zu kommen. Es war einfach gemütlich. Es fühlte sich gut an hierher zu kommen.

"Ich war früher ab und zu mit meinen Eltern hier im Urlaub, vor meiner Zeit in Hogwarts. Guck mal, da hinten.", ich deutete wage nach rechts. "Da ist das Slains Castle, eine Ruine in der Nähe von Aberdeenshire. Es wurde im 16. Jahrhundert erbaut, heute kommen aber nur noch ab und zu Touristen vorbei." Ich machte mich auf in Richtung Hütte, Malfoy im Schlepptau. Je näher wir kamen, desto größer wurden seine Augen. Allerdings hinderte ihn das nicht, mir wie ein Gentleman die Tür aufzuhalten.

"Hallo Mo! Wie geht es deiner Frau?" ich winkte dem großen Mann hinter dem Holztresen zu, der gerade über einen Zettel gebeugt da stand und nachdenklich an seinem Stift kaute. Als er mich sah hellte sein Gesicht auf.

"Mine! Schön das du mal wieder vorbeischaust! Mary geht es gut, allerdings macht ihr der Kleine ganz schön zu schaffen. Willst du das übliche?"

"Ja, aber zwei mal, ich komm nicht allein." Mit dem Daumen deutete ich auf Malfoy, der gerade reinkam und sich verwundert umschaute. Mo lächelte Draco an, der leicht verwirrt die Hand für einen Gruß hob.

Ich steuerte zielsicher auf eine der hinteren beiden Nischen zu, die am anderen Ende des Raumes lagen. Es war eine Eckbank mit einem Holztisch dazwischen, der genauso wie der Rest des Cafés dunkelbraun mit einer rot-weis karierten Tischdecke darauf liegend war. In der Mitte des Tisches stand eine kleine blaue Blume in einem Glas, die perfekt zum blauen Himmel vor dem Fenster passte.

Trotz des anbrechenden Sommers war es relativ frisch draußen, weswegen ich über ihr Bluse eine leichte Jacke gezogen hatte, die mir jetzt aber von Malfoy ausgezogen wurde. (Man merkte halt schon, dass er aus einer vornehmen Familie kam.) Besagter setzte sich mir jetzt gegenüber.

"Wie wäre es mit einem Spiel? DU eine Frage, ich eine Frage. Und jetzt erzähle mir nicht, da ist keine einzige Sache, die du wissen willst. Du heißt doch praktisch Neugierig mit dritten Vornamen." Als ich zustimmend nickte, meinte er noch: "Ich fang aber an!"

"Also, was willst du wissen?" erwartend schaute ich ihn an.

"Zuallererst: was hast du mit deinen Haaren gemacht? Früher waren sie so... da! Also, sie standen einfach nur in alle Richtungen ab. Nicht dass du nicht schön ausgesehen hast, das will ich damit nicht sagen. Aber jetzt sind sie zähmbar? Erzähl mir dein Geheimnis!"

"Ernsthaft? Du könntest mich alles fragen, und du fängst wirklich mit meinen Haaren an?" Ich lachte laut los. In Dracos Augen blitze etwas auf.

"Vielleicht will ich ja die Stimmung auflockern? Jetzt mal ehrlich, wie geht das?"

"Kurz nach dem Krieg brauchte ich etwas, na ja, etwas neues. Ich hab mir meine Haare abgeschnitten und wenn ich mit etwas Zauberei hier und da nachhelfe, dann fallen sie auch noch genau richtig. Das Gleiche könnte ich dich auch fragen; wo ist denn der Junge mit den nach hinten gekämmten Haaren?"

"Der ist mit seiner Unschuld gestorben." Er wurde von Mo unterbrochen, der gerade unsere Getränke brachte.

"Ich hoffe, du magst eine etwas veränderte Art von Butterbier?"

"Einen Versuch ist es bestimmt wert." Er nippte vorsichtig an der Tasse, die vor ihm stand und schaute überrascht von mir zur Tasse. "Das schmeckt... interessant. Es ist alt und neu zugleich. Warte mal, ist das Zimt?"

"Ja, das ist Zimt. Und das war deine Frage. Okey, ich bin dran. Welche stelle ich dir zuerst?" Ich überlegte. Es lag mir so viel auf der Zunge, aber ich wollte auch nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Dafür war die Stimmung zu gut. Dafür fühlte sich das hier zu gut an. Aber das sollte es nicht. Unwillkürlich dachte ich an Ginny. Selbstverständlich wusste ich, was sie meinte. Aber ich wollte es nicht wahr haben. Ron bedeutete mir so viel. Das konnte ich doch nicht einfach so hinwerfen.

Mein Gegenüber hatte offensichtlich bemerkt, dass ich mit den Gedanken abgeschweift war. Fragend schaute er mich an und schnipste einmal vor meiner Nase, so dass ich aus meiner Trance aufwachte. Jetzt war er derjenige, der mich erwartend anschaute.

"Wieso ist du nach New York gefahren?"

"Kannst du das nicht eigentlich schon erraten?" Seine Augen lagen auf meinen, ich drehte mich zum Fenster und schaute aus Meer. "Ich wollte einen Neuanfang, Gras über die Vergangenheit wachsen lassen und so... außerdem, jetzt schaute ich ihn wieder an. Ich wollte vermeiden, dass wir uns allzu viel über den Weg laufen. Dafür ist zu viel passiert."

Auf diese Aussage folgte langes Schweigen.

"Hast du...?" fragte ich zögerlich.

"Nein." Wir schauten beide betreten nach unten. "Ich nehme an, du auch nicht?" Ich nickte, den Blick immer noch nach unten gerichtet. Ich hatte alles erwartet, aber das? Schweigen? Nie im Leben! Aber offensichtlich wusste weder Malfoy noch ich, was wir sagen sollten.

Irgendwann brach ich das Schweigen. "Wir werden uns in nächster Zeit wohl öfters sehen, es wäre also angebracht, dass was auch immer zwischen uns zu beseitigen. Also wenn du noch was über du weißt schon was sagen willst, dann mach es jetzt oder schweige für immer."

"Genaue Ausdrücke sind nicht so dein's, oder?"

"Ich interpretiere das mal als nein. Wir müssen so langsam mal zurück, wir sind schon seit fast einer Stunde weg." Ich stand auf und nahm meine Jacke.

"Soll ich zahlen?" fragte Malfoy, die Hand schon an der hinteren Hosentasche.

"Nein, ich habe einen Deal mit Mo, ich muss mein Leben lang nichts bezahlen, dafür lege ich ein gutes Wort für ihn im Ministerium ein. Auf meinen Rat hören die Leute. Außerdem ist er mittlerweile ein guter Freund." Beim Rausgehen winkte ich Mo zu, der mich wieder breit angrinste und meine Geste erwiderte.

"Was ist in einem Monat?" Ich wollte gerade apparieren, als mich der blonde Junge am Arm nahm und mich zu ihm umdrehte. Die Geste war so überraschend, dass ich ohne Vorwarnung in seine grauen Augen schaute, was ich die ganze Zeit versucht hatte zu vermeiden. Nervös fing ich an, an meinem Ring zu drehen, und ohne den Blick von meinen Augen abzuwenden, wusste er, was los war. "Herzlichen Glückwunsch."; sagte er nicht gerade überzeugt, dann drehte er sich um und war auch schon verschwunden. Einzig und allein eine verwirrte und traurige Hermine blieb zurück, was ich davon halten soll, wusste ich auch nicht.

Ein (fast) perfektes Leben - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt