"[...]Ein ähnlicher Zauber wie bei der Burg der Kinder, wird auch für das königliche Gefängnis in Tenur verwendet. Um Befreiungsakte oder andere Straftaten zu erschweren, ist die Festung jedem verborgen, der nicht mit jemandem anreist, der bereits weiß, wo sie zu finden ist.
Hier werden meist hohe Mitglieder der Rebellenorganisationen oder Träger der MVeT- Genetik festgehalten. Es ist also nicht zu empfehlen sich in der Nähe dieser Anstalt aufzuhalten.[...]"- (Picae, Forscher der Magie an der Universität Belhem, im Bereich: Naturkatastrophen und Volksschutz; S. 367)
✥✥✥
Ravn marschierte in der zerstörten Küche hin und her wie ein Feldgeneral, der eine verlorene Schlacht plante. Die Stirn in die rechte Hand gestützt, hätte man eine Statue von ihm gießen können. Doch dann hätte niemand erfahren, was für Flüche dieser Kerl von sich gab.
Oder dass er seine Stichverletzung vergessen hatte.
„Du hast die Wahl, Lya. Rette Lewi oder deine Familie." Ravns Brauen schoben sich zusammen.
„Lewi ist meine Familie", korrigierte ich ihn. Eher lernten Waldelfen rechnen, als dass ich ihn verraten würde. Selbst wenn er mächtiger war, als die meisten anderen Menschen. Er war nicht gefährlich. Allerhöchstens gefährlich anstrengend.
Doch Ravn hatte natürlich Recht. Entweder ich ging das Risiko ein, das irgendjemand Lewi vor uns fand und ich keine Chance hätte ihn vor weiterem Schaden zu bewahren oder wir setzten die Verfolgung meiner Eltern fort.
Und ich fühlte mich schrecklich. Mit der einzigen intakten Tasse in der Hand saß ich auf dem Küchentisch und beobachtete das Schauspiel. Ich hatte mich soweit in den Griff gekommen, dass mein ganzer Körper inzwischen auf Rettungsmission und nicht auf Vergraben-und-nie-wieder-Aufstehen gepolt war.
Trotzdem vermied ich jeden Gedanken an meine Familie oder meinen Bruder, wie neblige Sümpfe im Herbst. Am Ende war es eine Lüge und ich wusste nicht, wie lange ich sie aufrechterhalten würde.
Ich benötigte einen Plan, der meinen Verstand vor dem absoluten Kollaps abhielt. Eine Richtung in die ich rennen konnte.„Wir brauchen Soldaten!", verkündete Ravn in diesem Moment, als wäre die Milch leer. Er hielt in seiner Wanderung inne und sah mich auffordernd an. Und ich dachte, wir bräuchten einen Plan ...
„Was? Jetzt? Du weißt, wie schwer Soldaten zu dieser Zeit zu beschaffen sind. Sie wachsen gerade einfach nicht richtig ...", leierte ich herunter und machte meinen angespannten Nerven Luft. Eigentlich wollte ich ihn nicht angiften, doch langsam lief ich auf Zahnfleisch.
Ravn warf mir einen Blick zu, der mich als die schwerfälligste aller Waldelfen bezeichnete, ließ die Beleidigung jedoch unausgesprochen.
„Wir wissen nicht wo Lewi ist, aber deine Eltern werden nach Tenur gebracht. Niemand, außer den Männern des Königs, weiß wo das Gefängnis liegt. Das heißt, wir müssen Soldaten finden, die ohnehin auf dem Weg dahin sind", führte er seinen Gedankengang aus, nicht ohne dabei so herablassend zu klingen, als wäre er Lewi.
DU LIEST GERADE
Jagd der Verfluchten Kinder- Der Königssohn II
FantasíaTeil II der "Verfluchten Kinder"- Reihe (abgeschlossen). Beginn der Geschichte: "Jagd der Verfluchten Kinder- Die Rebellentochter" *** Eigentlich wollte er Lya helfen, ihren Bruder wiederzufinden, bevor jemand ander...