Als ich am nächsten Morgen aufwachte ging es mir noch viel schlechter als am Tag zuvor. Ich konnte mich absolut nicht motivieren, aufzustehen. Doch diesmal hatte ich keine andere Wahl. Grimming dreinblickend und murrend stieg ich aus meinem Bett. Diese Nacht hatte ich unheimlich unruhig geschlafen, dank der harten Matratze, welche sich anfühlte als würde ich auf einem Stück Holz schlafen.
Ich schleppte mich in das Gemeinschaftsbad, sprang rasch unter die Dusche und putze mir die Zähne. Danach schlurfte ich zurück in mein Zimmer, föhnte mir die Haare, zog meine dunkle Jeans und eine weiße Bluse an. Ich schminkte mich leicht und band meine Haare zu einem unordentlichen Dutt zusammen. Aus meinem Kleiderschank fischte ich meinen schwarzen Blazer um mein Outfit abzurunden. Ich packte meine Tasche mit Geldbörse, Taschentücher, Laptop, Kopfhörern und einer Flasche Wasser. Auch zog ich mein Handy von der Ladestation und promt fiel mir wieder die Nachricht von Phil ein, die ich gestern nicht zu Ende lesen konnte. Ich steckte es in die Hosentasche und beschloss die Nachricht im Zug zu lesen. Der Schlüssel, den auf meiner Kommode lag, nahm ich ebenfalls, schloss meine Zimmertüre ab und lies ihn in meiner Jackentasche verschwinden.
Sowie ich in der Morgenluft angekommen war, schloss ich meine Kopfhörer an mein Handy an und drückte auf Play. Sofort erklangen die Melodie von "Lego House" von Ed Sheeran. Leise summte ich mit, als ich durch die grauen Straßen huschte. An der Bahnstation wartete ich knappe 5 Minuten auf den Zug, der mich zum Times Square bringen sollte. Der Zug war noch leer, aus diesem Grund war es auch kein Problem einen Sitzplatz zu bekommen. Ich machte es mir gemütlich und fischte mein Handy aus der Tasche, tippte auf den Nachrichteneingang und rief Phils Kontakt auf.
"Hallo mein Engel. Ich habe nach unserem Telefonat viel nachgedacht. Zuerst war ich ziemlich sauer auf dich und bin es immer noch. Aber ich werde nicht aufgeben. Ich werde dich nicht aufgeben. Ich habe es den anderen erzählt. Ich habe einen Entschluss gefasst. Ich werde mir demnächst einen Flug buchen und nach New York reisen. Ich habe zwar noch keine Ahnung, wie ich dich dort finden soll, aber ich weiß dass ich das werde und auch werde ich dich mit nach Hause nehmen. Ich liebe dich und ich hoffe du verstehst meine Entscheidung!"
Mit geweiteten Augen und offenen Mund las ich die Nachricht immer und immer wieder. SHIT! Das kann ja noch lustig werden. Natürlich freute ich mich, dass Phil mich nicht aufgeben wollte, aber ich hatte auch Angst. Angst um ihn, Angst um mich. Das sie uns finden würden, dass sie Phil etwas antun. Ich war total verzweifelt und musste mir dringend einen Notfallplan überlegen. Grade als ich anfing meine Gedanken zu ordnen, wurde ausgerufen "42nd Street, Times Square". Mein Endziel. Ich nahm meine Tasche in die Hand, die ich derweilen auf meinem Schos platziert hatte. Langsam und nachdenklich stieg ich die Treppen hinauf. Ich bog nach Links und lief die Straße hinunter. Gedankenverloren steuerte ich Starbucks an.
Grade als ich die Tür öffnen wollte, wurde diese von innen aufgezogen. Ich stolperte und sah mich schon am Boden liegen. Doch so kam es nicht, augenblicklich fand ich mich an einer großen, starken Brust wieder. Ich blickte auf und sah in die vertrauten braunen Augen. Er lächelte mich breit an, obwohl er sehr mitgenommen aussah - Finn. Ich rappelte mich auf und bedankte mich bei ihm. "Lexi, was machst du hier?" Ich lächelte ihn müde an. "Ich arbeite hier. Ich wollte mir grade mein Frühstück holen, du? Sag mir nicht du bist auch hier im Gebäude? Oder wirst du jetzt mein neuer Stalker?!" Finn schüttelte leicht seinen Kopf "Nein, das werde ich nicht, versprochen. Ich arbeite gegenüber. Ich wollte mir eigentlich einen Kaffee holen, aber die Schlange ist so lang. Holst du dir noch etwas, dann würde ich mit dir warten." Ich nickte ihm zu. Das musste als Antwort reichen. Ich war immer noch schlecht gelaunt und die bevorstehende Ankunft von Phil stimmte mich nicht wirklich freundlich.
Wir gingen rein und stellten uns in die Schlange. Man merkte Finn an, dass ihm die Stille nicht sehr gefiel. Er zappelte unruhig neben mir, was mich nervös machte und mir ehrlich gesagt ziemlich auf die Nerven ging. Mit einem etwas genervten Schnauben drehte ich mich zu ihm "Was ist denn mit dir los? Kannst du nicht mal ruhig stehen bleiben?! Ich habe heute echt schlechte Laune und du verbesserst sie grade nicht wirklich!" Mit großen Augen blickte er mich an "Entschuldigung. Ich bin ziemlich nervös vor meinem ersten Arbeitstag, habe gestern nicht viel geschlafen. Wir waren noch gut drei Stunden unterwegs. Dilara ist kurz nach dir nach Hause, Niall und ich haben uns noch ein paar Drinks gegönnt." leise fügte er hinzu "Das hätten wir lieber lassen sollen." Ich musste schmunzeln, er stand da so nervös und hilflos, dass er auf mich wie ein verängstigter kleiner Welpe. "Ach komm, das schaffst du locker! Ich geb dir einen Kaffee aus, dann kannst du dich daran klammern. Ich glaub an dich!" Ich lächelte Finn freundlich an und er schien sich zu beruhigen.
Als wir an der Reihe waren, gab ich unsere Bestellung auf und bekamen auch kurze Zeit später unsere Becher in die Hand gedrückt. Der Blick auf die Uhr verriert mir, dass es für mich höchste Zeit war, nach oben zu fahren. Ich drehte mich zu Finn um und lächelte ihn entschuldigend an "Es tut mir super leid, aber ich muss jetzt ins Büro. Du schaffst das schon! Und im Notfall kannst du mir gerne schreiben." Finn blickte fröhlich auf mich hinunter, er seine Augen strahlten. "Danke Lexi, das ist echt nett von dir! Ich melde mich später bei dir." Freudig umarmte er mich und verschwand rasch aus der Türe. Ich lächelte leicht. Er war so ein liebenswürdiger Mensch, auch wenn man sich erstmal an sein Wesen gewöhnen musste. Ich hatte ihn irgendwie gern. Auch ich verlies den Starbucks und machte mich auf den Weg zum Aufzug. Grade als sich die Türen schließen wollten, hörte ich Dan rufen, dass ich den Aufzug anhalten sollte. Ich streckte meinen Arm aus, somit öffneten sich die Türen wieder und Dan konnte noch rechtzeitig einsteigen.
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Nur (m)eine Stadt [SLOW UPDATES]
ActionVerängstigt, allein, traurig - so sieht das neue Leben von Lexi in New York aus. Sie ist aus Frankfurt geflohen und will sich dort ein neues Leben aufbauen. Doch ein Stalker und der Umstand, dass sie langsam aber sicher paranoid wird, machen die Sac...