06.10. Freitag
08:35, Hikari Shinkansen
Auf Wiedersehen Tokyo und hallo Kyoto! Also fast, noch müssen wir eine Weile fahren. Auch wenn ich die Großstadt vermissen werde, freu ich mich wie verrückt auf unser traditionell japanisch eingerichtetes Hotel, auf das Schlafen auf Futons, die Schiebetüren und das generelle altjapanische Flair. Es verzaubert mich einfach jedes mal auf's neue
10:35, Y
adoya Hiraiwa
Kyoto präsentiert sich uns beim ersten Anblick nicht unbedingt von seiner schönsten Seite. Du ohnehin schon durch die Wohnblocks nicht besonders ansehnliche Innenstadt wurd durch den Regen endgültig kalt und grau. Sobald wir uns jedoch abseits der großen Straßen durch die Gassen bewegen, scheint das ursprüngliche durch. Die vielen kleinen Häuser, die wir in Tokyo nur von oben betrachten konnten, stehen hier dicht an dicht. Auch unser Hotel verbirgt sich in diesem Häusergewirr. Hier riecht es angenehm nach Stroh und wir haben ein Gemeinschaftsbad. Wir können zwar noch nicht einchecken, lassen aber für's erste unsere Koffer hier und machen uns auf den Weg zu einigen von Kyotos schönsten Schreinen.
11:40, Kyoto Station
Kaum zurück am Bahnhof und schon haben wir unsere Regenschirme stehen lassen. Mit unseren Railway Pässen kommen wir hier zum Glück überall durch, sodass wir sie schnell holen können. Hier fällt noch einmal besonders auf, wie sauber es überall ist. Nirgendwo liegen Zigarettenkippen oder Kaugummis auf dem Boden und ständig sieht man Leute mit Putzutensilien. Ganz zu schweigen von den zahlreichen Hinweisschildern, die auch den dämlichen Europäern erklären, dass man in Japan den Müll in die (nicht vorhandenen) Mülleimer wirft oder gefälligst wieder mit nach Hause nimmt. Generell gibt es zahlreiche Schilder mit Warnungen, Hinweisen und Regeln, die uns Westlichen wohl etwas radikal erscheinen würden. Handys auf Lautlosmodus, Gespräche nur in gemäßigter Lautstärke, auch zur Zivilcourage wird in allen Formen aufgerufen. Davon könnten sich einige Länder eine Scheibe abschneiden.
12:55, Inari Schrein
Trotz Regenwetter ist der Schrein mit tausenden Toriis wunderschön. Die vielen Tore wurden von Firmen gespendet und so befindet sich auf jedem auch ein Firmenname, so dass man mit einem aufmerksamen Auge auch ein paar bekannte entdecken kann. Neben dem Weg, der mit zahlreichen größeren Toriis überdacht ist, finden sich weiter hinten auch kleine Schreine mit unzähligen kleinem Toriis in Souviniergröße, für alle die sich kein Großes leisten können. Obwohl es eigentlich noch unter der Woche ist, befinden sich hier nicht nur Touristen, sondern auch Japaner beim Gebet, so viele dass es an einigen Stellen kaum ein Durchkommen gibt. Natürlich sind auch viele Frauen im Kimono anwesend, hier noch verstärkter als in Tokyo
15:20, Kyoto
Der Plan war nicht ganz durchdacht. Welcher Plan eigentlich? Kurz vor dem Schrein ist uns aufgefallen, dass wir eigentlich voll Hunger haben, aber es gab in der Nähe kein einziges Resturant. Also sind wir mit dem Bus zurück gefahren und warten jetzt hier auf Pasta und Curry. Wenn man eine Weile durch die Tempel wandert, stellt man sich irgendwann die berechtigte Frage: Ist das ein Schrein oder kann man das kaufen? Die Antwort ist meistens beides.
18:45, Y
adoya Hiraiwa
Die letzten zwei Schreine des Tages haben wir wider Erwarten doch noch geschafft. Hier erwischt es mich dann auch mal mit einem Interview, diesmal von einer High Scholl Schülerin. Leider verpenne ich meine Chance auf etwas japanisches Flirten, Spaß gemacht hat es trotzdem. Unser erster Halt sind die 1001 Kannon Statuen. Wie eine Terrakottaarmee stehen die Goldstatuen in der Halle, in welcher fotografieren leider nicht erlaubt war, immer wieder unterbrochen von individuellen Figuren. Dabei fallen mir besonders Donner- und Windgott auf und schnell wird mir auch klar wieso: Sie sind die Vorbilder für die drei legendären Kräfte der Natur Pokemon. Der zweite Tempel ist besonders für seine Terasse mit Blick auf Kyoto berühmt. Zu bewundern ist eine mit japanischer Handwerkskunst perfekt eingerüstet Baustelle. Kennen wir ja inzwischen nicht anders. Trotzdem hat er einiges für's Auge zu bieten, insbesondere die vielen Mädchen in bunten Kimonos, die hier ganz klar die Mehrheit bieten. Ich bin etwas neidisch...
21:10, Yadoya Hiraiwa
Wie rundet man einen traditionell japanischen Tag perfekt ab? Natürlich mit einem Besuch im Onsen. Das hier ist ein ganz anderes Gefühl als eine Thermalquelle in Deutschland und man geht mit einem wohlig warmem Gefühl zurück in den Regen. Ich hab im Bad sogar eine nette Japanerin getroffen, die sich etwas mit mir unterhalten und mir die optimale Badetechnik gezeigt hat. Immer zwischen Kalt- und Warmwasser wechseln. Zwischendurch habe ich auch das Elektrobecken ausprobiert, in welchem das Wasser leicht unter Strom gesetzt ist. Fühlt sich toll an. Ich hab mich jetzt in meinen Yukata aka japanischen Bademantel gehüllt, den Futon ausgebreitet und schau noch etwas bequem Fernsehn vor dem Schlafengehen.
In der japanischen Sitcom ist die Action hart am Abgehen.
DU LIEST GERADE
100% Japan - Erfahrungen aus dem Land der aufgehenden Sonne
Non-FictionDieses Jahr verbringe ich Zweieinhalb Wochen in Japan und alle Kultur- und Animeineressierten dürfen mich natürlich gerne dabei begleiten. Ich hoffe, ich kann euch einen guten Einblick in dieses bezaubernde Land, in Tokyo, Kyoto und Hiroshima geben...