Weinen um Hiroshima

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11.10. Mittwoch

11:50, Hiroshima

Nachdem wir ein Muffinfrühstück vor einem riesigem Bildschirm in der U-Bahn hatten und Karten geschrieben haben, starten wir jetzt unseren kleinen Stadtrundgang durch Hiroshima. Als erstes erreichen wir einen hübschen kleinen Park, der jedoch kurze Zeit später von einer Retnerinversion heimgesucht wird. Und diese grauenvollen Kulturbanausen fangen dann einfach an die teueren Koi Karpfen mit Brot zu füttern! Und freuen sich auch noch drüber! Schildkröten hat der Park übrigens auch zu bieten. Mein Vater stört die zuvor idyllische Ruhe gleich weiter mit seinem lauten Telefonat und geht mir auf den Keks, weil er das W-LAN blockiert. Warum können wir uns nicht einfach wie Einheimische verhalten? Die armen Brautpaare, an deren Fotosessions wir vorbeikommen...

13:10, Hiroshima Castle

Nachdem wir eine Weile durch die Betonwüste gewandert sind und über die Hässlichkeit japanischer Städte geredet haben, erreichen wir die nächste Parkanlage mit einer größeren Burg darauf. Die Hochhäuser im Hintergrund wirken fast, als wären sie farblich darauf abgepasst. Der Schatten ist das beste was einem an so einem heißen Tag passieren kann und so verweilen wir hier noch etwas, bevor wir uns auf die Suche nach Origamipapier begeben.

14:15, Friedenspark

Wir sind zurück in Hiroshimas Gedenkstätte und wow. Erst dachte ich, es wird nicht wieder so emotional wie bei Nacjt, wegen der vielen Menschen, aber dann haben die Schüler (plus Dirigent!) angefangen vor der Kinderfriedensstatue zu singen und dann hab ich auch nur noch still weinend daneben gestanden. Es war wunderschön. Dieser Ort hat für Schulklassen wohl ähnlichen Pflichtfaktor wie bei uns Buchenwald, auch wenn die armen Kinder hier alle ihre langärmligen Hemden und schwarzen Jacken tragen müssen. Auch die Baustelle in der Mitte des Parkes tut der Atmosphäre überraschenderweise keinen Abbruch. Etwas beunruhigend wirken allerdings die Schulklassen, streng uniformiert und mit Fahne ausgestattet erinnern sie doch unangenehm an NS-Zeiten.

17:25, Hiroshima

Hätte nicht gedacht, dass es noch härter kommen könnte, aber das Museum schlägt noch mal alles. Besonders die Zeitzeugenberichte und Hinterlassenschaften der Opfer, darunter auch viel Kinderspielzeug, hinterlassen beim Besucher ein flaues Gefühl. Selbst die Gegenstände aus dem Museumsshop können zu Tränen rühren. Wir kaufen unser Origamipapier auch gleich dort und falten es draußen im Park. Due Kraniche sind nicht die schönsten, aber die Friedensbotschaft ist alles was zählt. Wer einmal hier war kann unmöglich weiter an Krieg interessiert sein, das sollten auch die großen Machthaber der Welt einmal gesehen haben.

21:10

Nach einem mega leckerem Essen haben wir auch mal das Pokemon Center von Hiroshima aufgesucht und es war einfach mega lustig. Man konnte ALLES mit Pokemon drauf kaufen und ich hab noch nie so viele Taschenmonster auf einen Haufen gesehen. Manchmal hässlich, manchmal süß, immer fangirling und kichern.

100% Japan - Erfahrungen aus dem Land der aufgehenden SonneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt