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Ich fühlte eine Wärme um meine Hand und öffnete meine Augen.

Troy , mein kleiner Bruder , stand an meinem Bett und hatte seine warme Hand auf meine gelegt.

"Hab ich dich geweckt?" , fragte er leise und schuldig als ich ihn müde ansah.

Wahnsinn wie erwachsen er schon geworden war.Er lernte Schmerz schon in seinen Kinderjahren kennen , auch wenn ich wollte , dass meine Eltern ihn nicht hierher bringen sollten.

Er sollte wie jedes andere Kind draußen auf der Straße spielen und die Straßen mit Kreide bemalen.Er sollte draußen mit seinen Freunden Fußball spielen und sich freuen wenn er ein Tor geschossen hatte.

Er sollte schaukeln , so hoch es ging und dann anspringen , nur um den anderen zu zeigen wie mutig er war.

Er sollte einfach seine Kindheit ausleben , doch stattdessen saß er hier bei mir im Krankenhaus und sah zu wie seine Schwester mit ihrer Krankheit zu kämpfen hatte.Ich legte meine Hand auf seine , zog sie zu mir heran , küsste sie kurz und schüttelte dann leicht meinen Kopf.

Troy's Mundwinkel zogen sich leicht in die Höhe und er strich mir sanft durch meine neugewachsenen Haare , die ich bei der Chemotherapie verloren hatte.

"Jade , ich muss was sagen." , brachte Troy dann hervor , während er durch meine Haare strich und mich besorgt ansah.

Ich sah ihn fragend an , und hielt seine Hand dann etwas fester , um zu zeigen , dass er mir vertrauen konnte und sagen konnte , egal was er wollte.

"Es sagt dir im Moment sonst keiner aber ich kann es dir so oft du willst sagen." , er schwieg kurz und sah mir dann direkt in meine Augen.

"Ich liebe dich." , seine Augen füllten sich mit Tränen als er die Worte aussprach.

Auch in meinen Augen drückten die Tränen und ich versuchte dabei zu lächeln um ihm zu zeigen , dass es mir gut ging , und dass er nicht weinen sollte.

Troy beugte sich zu mir runter und legte seinen kleinen blonden Kopf auf meine Brust und umarmte mich dann fester als er es je getan hatte.

Behutsam strich ich ihm durch's Haar während eine heiße Träne meine Wange herunter rollte.

Komm schon Jade! Jetzt nicht , Jetzt darfst du nicht weinen!

Zeig ihm , dass du stark bist..

Reiß dich zusammen..

In dem Moment wollte ich so viel sagen.

Wirklich so viel , was in den ganzen Monaten in mir drin geblieben war.

Ich wollte mit Troy reden , wie eine große Schwester es nun mal Tat , wenn ihr kleiner Bruder weinte.

Ich wollte ihm ebenfalls sagen , dass ich ihn überalles liebte , und dass er nicht weinen sollte , und das es mir gut ging.

Aber ich konnte es nicht!

Verdammt , diese ganzen Sätze versteckten sich und wollten einfach nicht ausgesprochen werden.

Es tut mir so leid Troy.

"Nicht anstrengen." , sprach er dann.

Ich wusste er verstand mich.

Er wusste , dass ich versuchte zu sprechen.

"Wenn es wieder klappt , dann setzen wir uns in den Garten wie wir es jeden Sommer gemacht haben und du erzählst mir alles was passiert ist Jade."

Schniefend nickte ich.

"Du machst wieder deine leckere spezial Limonade und ich kaufe deine Lieblingskekse wie jeden Sommer , ja?"

Ich nickte , während ich spürte wie mir wieder eine Träne die Wange runterrollte.

Schnell drehte ich meinen Kopf zur anderen Seite , damit Troy es nicht sah.

Hör auf zu erzählen Troy , bitte lass es !

"Wir setzen uns unter unseren Lieblingsbaum und du erzählst mir , wie sehr du mich liebhast und das ich ein sehr erfolgreicher Junge werde." , sprach er weiter.

Schmerzerfüllt kniff ich meine Augen zu , um die Tränen zu stoppen , doch es klappte nicht.

So konnte ich Troy nicht ansehen.

"Dann wird es Abend und Mama schimpft ,dass es kalt ist doch ich will nicht rein weil mir deine Geschichten so sehr gefallen.Du holst eine dicke Decke und deckst mich zu , um mich warm zu halten." , erzählte er träumend weiter.

Es reicht , bitte Troy !

"Und du versprichst mir wie jeden Sommer auch , dass dieser Sommer ganz toll auf Dubai wird."

Stille.

Schniefend schluckte ich.

"Du hast es mir versprochen Jade , wie jedes Jahr.Dieser Sommer wird ganz toll.

Das wird er doch , oder Jade?"

Ich verlor die Beherrschung und fing an laut schluchzend zu weinen.

Ich konnte nicht stoppen und ich konnte Troy auch nicht ansehen.

Ich weinte all den Schmerz aus , den ich hier ertragen hatte.

Weinend schüttelte ich den Kopf.

Ich hatte schon längst die Hoffnung wieder gesund zu werden verloren.

Es würde nicht so werden , wie ich es Troy versprochen hatte.

Ich würde nicht mehr meine spezial Limonade machen können und ihm Geschichten unter unserem Lieblingsbaum in unserem Garten erzählen und ihn auch nicht mehr zudecken können wenn ihm kalt war.

Ich konnte nur noch auf meinen kommenden Tod warten.

Mehr nicht.

Ich spürte wie ich Troy angst einjagte als er bittend vor mir stand und versuchte meine Tränen wegzuwischen.

Ich wusste er beschuldigte sich in diesem Moment , und ich wollte nicht , dass er es sieht.

Ich wollte nicht mehr das er mich sieht.

Nie wieder.

Dazu liebte ich ihn viel zu sehr!

Mit letzter Kraft griff ich zur Fernbedienung auf dem eine rote Taste für die Krankenschwester angeschafft war und drückte sie.

Es tut mir leid Troy.

In dem Moment sah Troy einfach nur niedergeschlagen aus.

Krankenschwestern kamen rein und brachten Troy aus meinem Zimmer doch er währte sich.

Er zappelte und wollte zurück zu mir doch ich wandte meinen Blick von ihm ab und schluchzte noch lauter.

Die Schreie von Troy hallten noch durch den Flur , als er weggebracht wurde.

Ich wusste , er hasste mich dafür aber ich konnte ihn nicht weiter verletzen.

Zurück blieben nur ich und mein kommender Tod.

Silence.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt