Geteiltes Leid ist halbes Leid

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Am nächsten Morgen steige ich ziemlich müde und schlapp aus meinem kleinem Bett.
Nebenan höre ich Wanda und Vision wispern und schließe daraus, das Wanda wohl bei Vision geschlafen hat. Gähnend tappe ich zu meinem schmalen Balkon, ziehe die Vorhänge auseinander, öffne die gläserne Tür und trete hinaus. Ich strecke mich und mein Oberteil hebt sich ein wenig über meinen Bauchnabel, woraufhin ein kühler Luftzug meinen freien Bach streicht und ich schaudere. Als ich mich gegen das Geländer lehnen wollte, bemerkte ich ein heiseres Räuspern und wirbelte erschrocken herum. "Bekomme ich nun jeden Morgen so eine Show? " fragte Bucky und seine Stahlblauen Augen durchbohren meine eigenen. " Wenns dir nicht passt, was ich auf meinem Balkon mache, schau nicht herüber" antwortete ich bissig. Solche Kommentare hasste ich wie die Pest.... und Buck wusste das ganz genau.
Wahrscheinlich wollte er damit die Peinlichkeit von gestern weiter in den Hintergrund rücken. Ohne Erfolg.
Ich starrte ihn an.
Und er mich.
Aber er ging nicht. Also kann es ihn ja auch nicht gestört haben. Also begann ich mich weiter zu strecken und zu dehnen.
Die gesamte Zeit spürte ich seinen Blick auf mir ruhen.
Nach einer gefühlt ewiglangen Zeit drehte ich mich um und sah ihn erneut an.
Diesmal aber, war sein Blick weder eiskalt oder erfroren noch hart und ernarmungslos wie wenn er alles hinter Mauern verstecken würde . Nein ... diesmal waren seine Augen weich , warm und zugänglich.
Also ging ich an seine Seite des Balkones und lehnte mich gegen die Ansperrung.
Und er tat es mir gleich. So konnte ich sein Gesicht zwar nicht sehen , aber sehr wohl seinen Atem und seinen regelmäßigen Herzschlag hören.
Als wir so friedlich dasaßen, stellten sich meine Haare auf.
Es war das erste Mal das wir einfach nur Still dasaßen. Und die Stille machte mir Angst.
Ich wünschte er würde irgendwas sagen. Irgendwas.
"Buck?" fragte ich leise.
"Ja?" kam es leise und schon fast schüchtern von der anderen Seite.
"Was war gestern los ? " rutschte es mir heraus. Ich wollte ihn nicht verletzen.
"Es waren Erinnerungsfetzen... an ein Opfer von Hydra." flüsterte er.
"Es tat nur weh zu sehen wie es litt." Tat er schnell ab. Doch ich hörte wie gebrochen seine Stimme auf einmal war. Also stand ich auf. "Warte... wo gehst du hin?" sagte er ein wenig panisch. "Zu einer Person, die mir ziemlich wichtig ist und ich nicht sehen oder spüren kann , wenn sie leidet. " antwortete ich gespielt Kühl. Und ging wieder in mein Zimmer. Von dort aus ging ich raus auf den Gang und wendete mich zu der Tür auf  meiner Rechten. Und siehe da,... sie war unverschlossen. Also trat ich ein und ging schnurrstracks und mit klopfenden Herzen in Richtung Balkon. Ich hoffte ich würde meinen Entschluss nicht bereuen. Ich sah Bucky dort sitzen. Mit einer Whiskeyflasche in der Hand. "Du hattest genug von dem Zeug " sagte ich, schnappte mir die Flasche mit der klaren , kühlen Flüssigkeit die scharf in meiner Nase brannte und warf sie über den Balkon nach unten. Mit Befriedigung hörte ich, wie das Glas am Asphalt zerbarst.
Nun setzte ich mich neben den geknickten Bucky, der mich nun amstarrte, als sei ich ein Geist. "Warum bist du hier ? " hauchte er.
"Hab ich dir schon gesagt"  murmelte ich peinlich berührt.
Er legte vorsichtig einen Arm um mich und zog mich versucht unmerklich zu sich hin, bis ich an seinem Oberkörper lehnte.
Ich spürte wie er Atmete. Ich spürte seinen Schmerz.
Ich spürte alles.
Ich schloss die Augen und lehnte meinen Kopf an seine Schulter.
So spürte ich seinen Atem an meinem Ohr und meinem Nacken. Meine Haare bewegten sich mit jedem seiner Atemzüge.
"Warum bist du hier bei mir...?" fragte er leise, ungläubig.
"Geteiltes Leid ist halbes Leid" flüsterte ich schwach.
Bei diesen Worten drehte er seinen Kopf und gab mir einen leichten Kuss auf die Stirn.
Diese Geste löste in mir den Impuls aus mich zu ihm zu drehen und noch mehr an ihn zu kuscheln.
Er drückte mich sanft aber bestimmt weiter an seine Brust, bis och begann zu weinen.
Irgendetwas tief in mir begann zu erwachen und ließ meine Augen bis in das unendliche tränen. "Bitte hör doch auf zu weinen." verzweifelte Bucky an meinem Ohr. Und ich spürte die vertraute Wärme seiner Tränen an meinem Hals und meinen Schultern.
Und so weinten wir beide vor uns hin. Doch immerhin waren wir nicht alleine und konnten uns aneinander festhalten.

Vom Wolfsmädchen und dem Winter Soldier Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt