Kapitel 2

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Gut eine Woche später kam es wie ich es erwartet hatte: Meine Mutter hatte die Nase voll von dem kleinen Border Collie Welpen, der ständig überall hinpinkelte und überall Chaos anrichtete. Dazu kam noch, dass er beim Essen immer bettelte - Es sah nicht gut aus für den Kleinen. "Entweder du erziehst ihn richtig oder er muss gehen. Es ist deine letzte Chance!" sagte sie leicht sauer, während sie auf den Welpen, der mit unschuldigem Blick neben einem Häufchen saß, zeigte. Ich seufzte und gab ihm das Zeichen zum Gehen. Er Folgte mir hoch in mein Zimmer. Wie ich ihn mittlerweile genannt habe? Choco. Bis er groß genug war um seinen eigenen Namen zu haben, hieß er Choco, und darauf hörte er auch erstaunlich gut. "Du musst mir Bescheid sagen wenn du kackst!", fuhr ich ihn an, seufzte dann und ließ mich auf mein Bett fallen. "Du hast gehört, was sie gesagt hat. Ich habe nurnoch eine Chance. Die dürfen wir uns nicht vermasseln nur weil du in die Wohnung machst." Der Welpe zog den Kopf ein. "Aber sie hat doch Garkeine Rechte an mir, oder?", fragte er kleinlaut. "Naja..Sie ist wie unsere Alpha. Sie bestimmt was du tust und was ich tue." "Okay Tim, ich bemühe mich vorher Bescheid zu sagen", sagte er und wedelte dabei mit dem Schwanz. "Gut. Aber halt dich bitte auch dran."

Ich wachte auf. Neben mir lag Choco auf dem Bett und schlief tief und fest. Heute soll die neue Schülerin kommen, schoss es mir durch den Kopf. Ich zog mich an, aß und machte mich fertig. "Ciao Mama. Bis später", rief ich noch, bis ich die Tür zumachte und rausging. Ich lief den gewohnten Weg zur Schule, an der Hauptstraße entlang, dann um die Ecke, über die Brücke über kleinen Fluss hinüber und geradeaus. Ich kam gerade, als es klingelte. Strikt lief ich zum Bio-Raum, der weiter hinten lag. Ich sah Frau Berger, unsere Bio-Lehrerin, kommen. "Tim, mal wieder etwas spät dran", neckte sie mich. Sie schloss auf und ging, gefolgt von 27 Schülern, hinein. Ich setzte mich wie gewohnt an meinen leeren Platz in die Tür. Neben Frau Berger stand ein schlankes, mittelgroßes Mädchen mit langen, hellbraunen Haaren. "Stell dich am besten selbst vor", sagte die Lehrerin ruhig. "Also...", begann sie zögernd und leicht nervös. Ich konnte sie verstehen, schließlich war es nicht gerade angenehm, von einer Schule, auf der man 4 Schuljahre verbracht hatte, auf eine völlig neue und unbekannte zu wechseln. "Also ich bin Luna, ich bin 15 Jahre alt und bin neu hier", brachte sie schließlich zögernd heraus. Sie schaute sich nervös um. Einige der Jungs schauten Luna interessiert an. Ich verdrehte die Augen und kramte meinen grünen Bio-Ordner heraus. "Neben Tim an der Tür ist noch ein Platz frei, du kannst dich aber auch zu Jonas setzen wenn du willst." Luna schaute kurz den Jungen mit den Schwarzbraunen Haaren an, bis sie sich zu Frau Berger wandte und sagte: "Ich glaube, ich gehe zur Tür", sagte sie schnell. Die Lehrerin nickte nur und Luna kam zu mir, setzte sich neben mich und packte aus ihrer schwarzen Robin Ruth Tasche einen linierten Block und ein Mäppchen heraus. Frau Berger begann zu reden. Sie plapperte wie ein Wasserfall. Luna holte ihren Block heraus und ich wunderte mich wieso, da wir eigentlich garnichts schreiben mussten. Sie schlug eine Seite auf. "Wir müssen doch garnichts schreiben", sagte ich leicht verwirrt. Ohne mich anzusehen, kramte sie in ihrem Mäppchen, zog einen Bleistift hervor und sagte dann: "Ich schreibe auch nicht." Sie fing an, einen Kopf zu zeichnen. Allerdings keinen Menschenkopf - Klar zu erkennen ein Tier. "Wird das ein Hund?", fragte ich mit hochgezogener Augenbraue skeptisch. "Ein Wolf", korrigierte sie. Aha, dachte Ich, also auch jemanden, der Wölfe mag. Immerhin was. Luna zeichnete hinter den laufenden Wolf eine verschneite Landschaft mit Bergen und einer frostigen Wiese. Aus den Pfoten des Wolfes schienen Schneeflocken zu sprühen. Ich war beeindruckt; Schließlich würde ich sowas niemals hinkriegen. Doch irgendwas kam mir merkwürdig bekannt an dem Wolf vor. "Sieht gut aus", sagte ich anerkennend. "Es ist Unterrichtszeit! Quatschen könnt ihr in eurer Freizeit!", rief Frau Berger, die mich voll erwischt hatte. Luca, der coolste der Klasse, musste natürlich wieder einen Kommentar abgeben. "Typisch Tim. Direkt wieder an neue Mädchen ranmachen", sagte er höhnisch. Ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu, woraufhin er stolz, seinen Willen erfüllt zu haben, ein breites, höhnisches Grinsen auf seinem Gesicht erscheinen ließ. Ich schaute weg. Es klingelte. Ich wusste nicht Wieso, aber den restlichen Tag über schenkte ich Luna keinen Blick mehr. Ich wusste, dass sie nicht dran schuld war. Und der Wolf ging mir nicht aus dem Kopf.

Wolfsheulen - Feuerwölfe (Band 1) [ABGESCHLOSSEN]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt