Wolfsheulen - Feuerwölfe (Band 1) [ABGESCHLOSSEN]

Kapitel 13

Ich stieg ab und band Storm an den kleinen verfallenen Ring an der Mauer an. Luna band Diamant an den anderen kleinen Ring an. Ich schaute skeptisch in die verlassene Ruine. "Bist du dich dir sicher, dass wir hier richtig sind?", fragte ich vorsichtig. Sie nickte. "Es muss hier sein." Zusammen gingen wir rein. Es wurde immer unheimlicher. Vor uns stand ein halb zusammengefallener Tempel. "Luna, ich weiß nicht..." Sie nahm mich an der Hand und zog mich einfach mit. Anscheinend hatte sie keinerlei Bedenken. Wir gingen in den Tempel rein. Es wurde dunkel. Eine Fackel war das einzige, was den dunklen Gang schmückte. "Hast du ein Feuerzeug dabei?", flüsterte ich. Ich wagte es Nicht, lauter zu reden. Wieder nickte sie. Ich konnte ihren Umriss leicht erkennen. Dann holte sie etwas aus ihrer Tasche. Sie nahm die Fackel und zündete sie an. Gespannt verfolgte ich die Szene. Würde es funktionieren?
Und tatsächlich: Eine winzige Flamme entzündete sich und wurde größer. Endlich trat ein wenig Licht in den dunklen, leeren Raum. Ich hörte, wie Luna einmal tief durchatmete. "Lass uns losgehen", sagte sie leise. Ich folgte ihr stumm. Es ging viele Stufen nach unten; Langsam hatte ich das Gefühl, es würde nie enden. Bis ich eine Tür sah. Eine große Tür. Ich zog die Stirn in Falten. Luna allerdings ging strikt voraus. Seufzend folgte ich ihr. Sie zog die Tür mühelos auf; Sie war aber auch halb zerfallen. Wir gingen in den leeren, dunklen Raum hinein, der hinter der Tür lauerte. Leer? Geradeaus hing ein Bild, das einen Wolf zeigte - Keinen normalen. Es schien, als liefe er durch eine Feuerwand. Er hatte dichtes, kastanienbraunes Fell und schwarze Ohren. Seine Beine und die Schwanzspitze waren ebenfalls schwarz. Unter seinen Pfoten sprühte Schnee. Es schien, als liefe er in Windesgeschwindigkeit. Ich starrte das Bild fassungslos an. Es war wunderschön und ausdrucksvoll. Luna, die meinen Blick bemerkt hatte, trat neben mich und schaute das Bild ebenfalls gebannt an. "Das ist Cinorean. Eine Legende besagt, dass er der erste Elementwolf war. Er ist unser Stammvater." Ihre Augen leuchteten. "Er trägt alle vier Elemente bei sich. Mit seiner Partnerin, der Seelenwölfin, hat er vier Welpen bekommen: Elivya, die Himmelswölfin, Armani, der Erdwolf, Flucato, der Feuerwolf und zuletzt Saphira, die Eiswölfin. Die vier haben jeweils ein Element von Cinorean vererbt und die gute Seele von der Seelenwölfin." "Hat die Seelenwölfin keinen Namen?", fragte ich vorsichtig. Luna schüttelte den Kopf. "Nein. Zumindest wüsste ich ihn nicht." Ich wusste, dass Luna unbedingt weitererzählen wollte. "Mach weiter", sagte ich leise. "Cinorean ist an einer unbekannten Krankheit gestorben. Als die Welpen groß waren, hatten sie einen furchtbaren Streit. So geschah es, dass jeder seinen eigenen Weg ging, um die verschwundene Mutter zu finden. So sind die Elementwolfsrudel entstanden. Und es heißt, Elivya, Armani, Saphira und Flucato wachen noch heute über uns." Sie lächelte. Langsam dämmerte mir etwas. "Luna?", fragte ich. Sie drehte den Kopf zu mir. "Ja?" "Du hast gesagt, sie wachen noch heute über uns..." Ich zögerte. Luna merkte, dass etwas nicht stimmte. "Was ist?" "Wacht jeder Wolf über sein Rudel?", brachte ich dann heraus. Eine leise Ahnung beschlich mich. "Ja", antwortete das Mädchen unsicher. "Wieso?" Ich stockte. Das, was ich befürchtet hatte, war Realität. "Ich hatte einen Traum. Wobei...Ich weiß nicht, ob es ein Traum war. Oder eine Illusion. Oder eine Vision. Ich weiß es nicht. Jedenfalls bin ich zur großen Versammlung gegangen. Doch die Lichtung war leer. Und es war stockdunkel. Und es war...Ich weiß nicht. Jedenfalls...Dann kam eine Stimme. Ich hab niemanden gesehen. Sie hat gesagt, sie sehe alles. Und dass ich meinem Rudel nicht treu bin. Und das, obwohl ich erst kürzlich zum Beta ernannt worden bin. Und..." Weiter kam ich nicht. Luna blieb ganz entspannt. Hört sie mir überhaupt zu? "Deswegen sind wir hier", sagte diese locker. "Komm mit."