Es war ein seltsames Gefühl. Man saß auf etwas, das doppelt so groß wie du sein konnte. "Jetzt treibst du ihn einfach leicht mit den Fersen an. Aber nur leicht, er reagiert auf die kleinsten Details." Ich machte was sie sagte. Storm bewegte sich und lief mit gesenktem Kopf entspannt vorwärts. Es war prächtig. Ich spürte, wie sich seine Muskeln bewegten. Wie elegant er sich bewegte. Wie ruhig er sich verhielt. "Willst du traben?", fragte Luna mich lächelnd. Ich nickte. Das Mädchen sagte warnend: "Es kann etwas schaukelig werden. Wenn du runter rutschst, zieh einfach leicht an den Zügeln und er läuft wieder Schritt." Ich trieb ihn noch mal leicht an. Der Rappe fiel sofort in einen gleichmäßigen Trab. Ich saß ihn erstaunlich gut aus, was mich auch selbst wunderte. "Wo wohnst du eigentlich?" Die Frage kam von Luna. Ich zögerte, bis ich dann sagte: "Hier im Ort. Ich bin öfters hier mit Choco." "Dann können wir uns ja öfters Treffen." Wer weiß, dachte ich mir, Vielleicht werde ich irgendwann auch einmal reiten. Tatsächlich war es anders, als ich gedacht hatte - Die Schritte, wenn man ein Tier unter sich hatte. Man fühlte sich frei. Ich verstand, wie Luna sich erst beim Springen fühlen musste. "Ich wohne auch hier im Ort. Und ich bin auch öfters hier. Meistens mit Storm, aber manchmal auch mit Diamant. Wenn du magst, kann ich morgen beide mitbringen." Ich nickte. Ich freute mich, auch Diamant sehen zu können. Plötzlich schoss mir etwas in den Kopf. "Du, Luna?", fragte ich schnell. "Ja?" "Magst du Wölfe eigentlich? Ich mein, weil du ständig Eiswölfe zeichnest...Also ja du weißt schon, die weißen mit der Schneeflocke auf der Stirn." Das Mädchen hielt kurz inne. "Was?", fragte sie. Sie blieb stehen. Man sah ihr Verwirrung und Schock zugleich an. "Ist Was?", fragte ich leicht besorgt nach. "Nein, es ist.." Luna stockte kurz. "Ich kann es dir nicht sagen, Tim." "Brauchst du auch nicht. Ich weiß es bereits." "Aber...Du..Du bist doch.. " Ich zögerte kurz. Dann fasste ich meinen Mut zusammen und sagte: "Ich bin ein Feuerwolf. Und du bist eigentlich mein Feind."
Ich lief. Ich spürte, wie unter meinen Pfoten der Boden brannte. Wie ich verkohlte Abdrücke hinterließ. Ich war eins mit dem Feuer. Der kühle Nachtwind wehte mir entgehen, was mir aber nichts ausmachte. Ich spürte die Wärme unter meinem Fell. Ich fühlte mich frei. Ich lief, bis ich plötzlich ein helles Licht erblickte. Was war Das? Ich rannte gerade in vollem Lauf auf das Licht zu - Ohne zu wissen was es war. Ich sah, wie es immer heller wurde. Ich hörte Motoren brummen. Ich realisierte zu spät, dass es eine Straße war. Zum Abbremsen war es auch zu spät. Ich sah das Auto kommen, gab Gas und sprang mit einem gewaltigen Satz über die Motorhaube. Es kam mir vor wie in Zeitlupe. Ich spürte, wie die Blicke der Fahrer auf mich gerichtet waren. Doch das war mir in dem Molent egal. Ich landete knapp vor dem Reifen auf der anderen Straßenseite. Ich lief weiter. Ich war heute Nacht schweißgebadet aufgewacht. Ich hatte den Drang, zu laufen. Irgendwohin. Ich wusste nicht wohin. Ich machte auf der Straße eine Vollbremsung. Ich sah eine rotfarbene Flüssigkeit auf dem Asphalt. Ich hielt erschrocken inne. Wovon war das? Langsam wandte ich meinen Kopf nach hinten. Hinter mir war bis zum Anfang des Waldbodens eine Blutspur. Und unter meiner rechten Hinterpfote sammelte sich eine kleine Pfütze zusammen.
Ich knurrte. Der Laster hatte ein paar Millimeter vor mir angehalten. Schnell weglaufen konnte ich nicht. Ich drückte die Pfote stärker auf den Boden, um die Blutung zu stoppen. Der Mann kam heraus, mit einem Gewehr. Ich kannte diese Leute zu gut. Es waren Jäger, die verlorengegangene Tiere einsperrten, irgendwo hin brachten und dann erschossen. Ich war bloß zum anderen Waldende gekommen. Es war unmöglich zu laufen. Ich legte die Ohren flach und knurrte ihn weiterhin an. "Komm jetzt mit oder du wirst jetzt schon sterben!" Die raue, eiskalte Stimme nahm mir den Atem. Er warf etwas aus, zerrte mich damit zum Laster. Ich war kaum fähig aufzustehen. Ich warf einen Blick nach oben. Der Mond ging langsam unter. Ich würde mich bald zurückverwandeln.
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Wolfsheulen - Feuerwölfe (Band 1) [ABGESCHLOSSEN]
Novela JuvenilZwischen den 4 Elementwolfsrudeln herrscht ein Ewigkeiten andauernder Krieg. Als Tim zum Beta ernannt wird und eine neue Mitschülerin in seine Klasse kommt, weiß er sofort, was Luna eigentlich ist. Heimliche Treffen finden statt. Tims Feind Finn set...