#6 Nicht so wie es scheint

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Rodolphus nahm die erste Tür die ihm im Blick war. Ein kurzes Anklopfen und der Zauberer öffnete die Tür einen Spalt, denn er wollte sicherlich nicht hereinplatzen wie ein Rhinozeros.
Er hatte Glück allem Anschein nach besaß jedes Untersuchungszimmer ein Vorzimmer mit einer eigenen Sekretärin, denn sogleich wurde er von einer strengeren älteren Dame mit schweren Brillengläsern und einer altmodischen Lockenfrisur fixiert.

„Guten Tag, Madam…"

„Schönen guten Tag der Herr. Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?" unterbrach ihn die Sekretärin in einem scharfen und missbilligenden Tonfall.

„Nun, ich such an meiner Frau vielleicht könnten Sie mir weiterhelfen, denn…"

„Nein, bedaure. Sie haben ohnehin hier nichts verloren, soweit ihre Frau sie nicht zu ihren Terminen mitnimmt." erwiderte die ältere Frau und fiel ihm ein weiteres Mal ins Wort.

Wie zuvor am Empfang entbrannte eine heikle Diskussion zwischen dem Todesser und der Sekretärin, doch Mr. Lestrange musste feststellen, dass sich die Alte nicht so leicht einschüchtern ließ, wie ihre Kollegin von vorhin. Das Ganze ging mittlerweile soweit und in einer Lautstärke, dass sich ein herannahender Pfleger verpflichtet fühlte, seiner Kollegin, die sich nun wie eine Kampfhenne vor dem groß gewachsenen Zauberer aufgebaut hatte, zur Hilfe zu eilen.

Die Szene, welche sich die ganze Zeit im Türrahme des Vorzimmers abspielte, wurde von einer Hexe, die mit verweinten Augen, ungläubigem Blick und Ansicht auf den Rücken des aufgebrachten Zauberers, beobachtet. Die Fassungslosigkeit der Frau wandelte sich doch schnell in Zorn. Die Beobachterin war sich sicher, dass der Unruhestifter sie nicht gesehen hatte, denn sonst würde er es nicht wagen einen solchen Aufstand vom Stapel zu brechen.

Rodolphus Lestrange indessen verspürte den innigen Drang diesem maulenden Waschweib und dem dreisten Helfer mit dem Cruciatus zu foltern. Doch wütend wendete er sich schließlich von den beiden Mitarbeitern des St.-Mungo ab und gerade als er über den Flur sah und schon die nächste Tür im Visier hatte, bemerkte er eine Frau. Sie war ihm anfangs in seiner Eile nicht aufgefallen, doch nun wünschte er hätte sie gesehen bevor er in das Vorzimmer gegangen war. Hinter sich hört Rodolphus noch die Zimmertür zuschlagen und gedämmte Stimmen, welche sich über seine Unverschämtheit echauffierten.

Es gab nicht viele Ereignisse oder Situationen die dem Reinblüter peinlich waren, doch unerwartet und zu seinem Ärger lief der sonst so kühle Todesser im Gesicht rot an.

Langsam bewegte er sich auf die Frau zu. Seine Frau. Bellatrix schaute ihren Mann immer noch mit einer Mischung aus Zorn und Unfassbarkeit an, unfähig sich zu entscheiden, wie sie reagieren sollte.
Mit einer unwirschen Handbewegung wischte sie noch die verblieben Feuchtigkeit der verräterischen Tränen von den Wangen, an der Rötung der Augen änderte dies jedoch nichts.

„Bellatrix" presste Rod hervor und ging vor der sitzenden Ehefrau in die Hocke.

Keine Antwort kam von der Angesprochenen. Ihren Blick auf den Boden neben ihrem Ehemann gerichtet versuchte die Hexe ihr Gegenüber zu ignorieren.

„Bellatrix bitte."
Immer noch keine Reaktion. Zaghaft wanderte die Hand des Todessers an die linke Wange seiner Frau. Schließlich umfasste er ihr Kinn und hob es sanft an. In dem Moment schloss Bellatrix die Augen und ihre Unterlippe zitterte.

Mit einem dicken Kloß im Hals und heiserer Stimme formte Rodolphus ein kaum hörbares „Bella, ich bitte dich."

In Zeitlupengeschwindigkeit hob die Hexe ihre schweren Augenlider.

„Was machst du hier?" fragte Bella.

„Ich… wollte. Ich dachte du würdest…naja du weißt schon."

Schwanger / Bellatrix Lestrange Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt