#4 Guten Morgen

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Rodolphus blinzelte, schoss hoch und schaute sich desorientiert um. Langsam wurde ihm bewusst wo er sich befand und dass er unmenschliche Kopfschmerzen hatte. Vorsichtig ließ er sich wieder zurückfallen. Der Zauberer fragte sich wie er es in dem Zustand der völligen Trunkenheit noch geschafft hatte, sich zu entkleiden und in sein Ehebett zu klettern.

Leicht ätzend drehte er sich zur Seite und blickte erstaunt auf den zarten Rücken seiner Ehefrau, ihr langes schwarzes Haar lag über das Kissen verteilt. Erst glaubt Rodolphus Halluzinationen zu haben, schlief doch Bellatrix seelenruhig neben ihm, als ob nichts gewesen sei. Der Hausherr erschrak, als ihm der Gedanke kam, dass seine Bella ihn in seinen desolaten Zustand gesehen haben könnte. Ach was heißt könnte, sie hatte ihn mit Sicherheit gesehen. Auch, wenn er nicht mehr genau sagen konnte, wo er sich zuletzt aufgehalten hatte.

Langsam glitt eine seiner Hände hinüber zu seiner Frau, seine Finger vergruben sich in ihrem schönen Haar und schließlich hatte Rodolphus eine dicke Locke gegriffen mit welcher er zwischen den Finger spielte. Die schwarze Locke war so kostbar wie alles andere auch an seiner Frau. Er liebte und begehrte seine Frau sehr, so sehr, dass es fast wehtat und dass er sich mit jeder Faser seines Körpers und seiner Seele für das schämte, was er getan hatte.

Doch mit der unerwarteten Anwesenheit von Bellatrix wuchs auch Rodolphus Hoffnung, dass noch nicht alles verloren war, dass sie ihn vielleicht doch nicht verlassen würde.

Ein kurzer Blick auf die Uhr und der Zauberer stellte fest, dass es vier Uhr morgens war, obwohl er sich immer noch nicht richtig fit fühlte, schaffte er es nicht wieder einzuschlafen. Stattdessen beobachtete der Todesser seine schlafende Ehefrau, bis diese sich plötzlich im Schlaf drehte und er nicht schnell genug die Hand wegziehen konnte. Von der anfänglichen, fremdartigen Berührung an ihrer Wange wachte Bellatrix langsam auf.

Das fühlte sich so gar nicht nach ihrem Kissen an.

Die Hexe war noch sehr müde und im Grunde genommen nicht gewillt die Augen aufzuschlagen um zu sehen, was sich an ihre Wange befand. Dennoch tat sie es aus reiner Neugierde. Verschlafen öffnete Bellatrix lediglich das rechte Auge und machte es schnell wieder zu. Natürlich wusste sie nun was das an zwischen ihrer Wange und dem Kopfkissen war. ER hatte dort seine Hand liegen. Die Todesserin hatte schon gar nicht mehr an IHN gedacht und dass sie noch eigentlich auf IHN wütend war.

„Ich hab gesehen, dass du wach bist, Liebling." hörte die Hexe eine leicht kratzende Stimme neben sich.

Fester presste sie die Augen zu und atmete aus. Die Schwarzhaarige war im Grunde genommen nicht gewillt ihren Mann zu beachten, lieber wollte sie weiterschlafen. Doch im Moment wollte es ihr einfach nicht gelingen, denn sie hasste es beim Schlafen beobachtet zu werden. Wieder öffnete Bella das rechte Auge, schlug mit einer genervten Geste ihres rechten Arms auf die Decke ehe sie das andere Auge öffnete.

Welch ein Anblick, dachte sie. Herrlich, sie sah in das elendig aussehende Gesicht ihres Ehemannes, den sie vor einigen Stunden in dieses Bett verfrachtet hatte. Die Spuren seiner kleinen „Privatfeier" konnte man deutlich in seinem Gesicht und besonders in seinen Augen lesen. Die Hexe war sich sicher, dass der Promillespiegel von Rodolphus immer noch in einem nicht annehmbaren Rahmen lag, zumindest machte es nicht den Eindruck.

Grimmig schaute die Ehefrau den Ehemann an nur widerwillig zwang sie sich zu einer verbalen Reaktion.

„Was?" fragte sie Rod

„Was, was?" kam prompt die Gegenfrage.

Es sollte ein Schlagabtausch folgen. Sie mit zu raubtierhaften Schlitzen verengten Augen und er mit teils verwirrtem und teils beleidigtem Blick.

„Was willst du?" eröffnete Bellatrix das Gefecht.

„Nichts, ich sehe dich an."

„Was gibt es denn da zusehen?"

„Dich"

„Mich?"

„Ja, dich und meine Hand."

„Dann tue deine Hand doch weg und dreh dich um."

„Du liegst auf meiner Hand, falls es dir nicht aufgefallen ist und ich dreh mich nicht um. Dreh du dich doch um, wenn dir was nicht passt."

„Du kannst deine Hand auch einfach wegziehen. Ja, mir passt was nicht. Mal stark überlegen was es ist, ach ich weiß, mein immer noch besoffener Ehemann der mich anstarrt und der gar nicht in diesem Bett liegen würde, hätte ich ihn nicht hier hergebracht."

„Ich bin nicht mehr besoffen und habe dich nicht gebeten mich in unser Ehebett zubringen."

„Oh, wie interessant. Dann hätte ich dich wohl besser in unserer Badewanne liegen lassen sollen. Nachdem die Hauselfen ja bereits, das durch dich verursachte Chaos beseitigen mussten."

„Ja, das wäre eine Option gewesen."

„Pah…"

„Tzzzz…."

„Kannst du mir mal sagen warum du dich so betrinken musstest?"

„Nein."

„Was?"

„Was, was?"

„Hör auf mit deinen Spielchen, Rodolphus."

„Mit welchen Spielchen denn?"

„Du weißt genau was ich meine. Also, bekomme ich noch eine vernünftige Antwort auf meine Frage?"

Für einige Minuten herrschte Stille im Schlafzimmer der Eheleute, bis sich der Zauberer zu einer Antwort im Stande fühlte: „ Nun, ich hab gedacht du hättest mich verlassen."

„Na, das war schon mal gar nicht so abwegig. Denn mit genau dem Gedanken hatte ich auch gespielt. Es ist allein deiner Schwägerin zu verdanken, dass ich es noch nicht getan habe."

„Es tut mir leid. Wie oft, soll ich mich denn noch entschuldigen."

„Eine Entschuldigung in diesem Falle? Rodolphus, du hast nicht mal eben eine teurer Tasse hinunter fallen lassen, oder sonst irgendeinen Gegenstand kaputtgemacht wofür man sich für gewöhnlich entschuldigt und verziehen ist die Sache. Du hast mich hintergangen, du hast mein Vertrauen missbraucht, unsere Vereinbarung gebrochen und mich mit Vorsatz geschwängert. Und jetzt kommst du mir mit einem „Es tut mir leid."!? Hast du mal einen Moment lang über diese Sache nachgedacht? Überlegt wie ich mich fühlen würde, wenn ich von einem Heiler gesagt bekomme „Herzlichen Glückwunsch, Sie sind schwanger." oder wenn mir dann im Nachhinein mein Ehemann gesteht, dass meine Tränke, die eigentlich genau eine solche Schwangerschaft verhindern sollten, von ihm durch harmlose Vitamintränke ersetzt wurden? Hast du auch nur einen Gedanken daran verschwendet, was der Dunkle Lord sagen würde, wenn er erfährt, dass ihm seine treueste und fähigste Anhängerin, wegen eines Kindes nicht zur Verfügung steht?"

„Bella…ich…"

„Nein, hast du nicht. An all dies hast du nicht gedacht, sondern einzig und allein nur an DICH. Du bist ein elender Egoist, ein Lügner und ein Feigling, Rodolphus Lestrange."

Nun schlug Bellatrix energisch die Bettdecke bei Seite, stieg aus dem Bett, schnappte sich aufgebracht ihren Morgenmantel und kam gar nicht mehr dazu ihn zu binden, als eine enorme Übelkeit in ihr hochstieg.

Fluchtartig verließ die Hexe mit der Hand vor dem Mund das Schlafzimmer in Richtung des Bades.

Die Worte der schwarzhaarigen Todesserin hallten immer wieder und wieder durch den Kopf ihres Mannes. Dieser drehte sich nun auf den Rücken und legte die Handballen seiner beiden Hände auf seine Augen, damit die verräterische Flüssigkeit, welche sich in ihnen gesammelt hatte nicht austreten konnte.

„Merlin, was hab ich nur getan."

Schwanger / Bellatrix Lestrange Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt