Wenn Tage anders laufen als geplant....

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Am Morgen werde ich von meinem Telefon geweckt. Es ist Tom der mich aus meinem Schlaf weckt.

„Hey Große!", begrüßt er mich, und ich erwidere: „Hey Bruderherz! Sorry ich hab bis eben noch geschlafen und du kennst doch James und Kelly. Die sind auch noch nicht munter."

Ich flüstere nur, während wir reden, damit sie nicht aufwachen. Wir verabreden uns für den nächsten Tag in einem kleinen Tierpark hier in der Nähe und dann ist das Gespräch auch schon zu Ende. Tom muss noch den Geburtstag seines Freundes vorbereiten. Deswegen sind die beiden auch nicht schon gestern mit uns mitgefahren.

Die Kleinen neben mir schlafen noch tief und fest. Sie liegen noch immer an mich geschmiegt neben mir. Es war immer so. Schon als sie noch ganz klein waren haben sie sich immer an mich gekuschelt, und wenn ich dann weg war, haben sie sich gegenseitig gewärmt. „Mami", sagt James verschlafen und kuschelt sich noch fester an mich, als hätte er Angst, dass ich von jetzt auf gleich verschwinden würde. Lächelnd streiche ich ihm über seinen blonden Schopf und flüstere ihm zu: „Engelchen ich gehe schon nicht weg. Ich hab doch versprochen, dass das ein Familienurlaub wird und ich meine Arbeit zu Hause lasse!" Scheinbar zufrieden mit meiner Antwort meldet sich auch Kelly an diesem Morgen zu Wort: „Mami, ich hab Hunger!" „Na dann hopp, waschen und anziehen!", versuche ich mich an einem strengen Ton, muss aber lachen, als ich das Grinsen in den Gesichtern meiner Kinder sehe. Leider haben meine Kinder die dumme Angewohnheit, Stunden im Bad zu brauchen, irgendwie von mir übernommen. James ist zwar immer noch der Schnellste von uns, aber auch nur, weil er nicht so lange braucht, um seine Haare zu richten. Die aufwendigen Flechtfrisuren die ich auf Kellys und meinen Kopf zaubere, sind fast täglich der Grund dafür, dass wir zu spät loskommen.

Lachend laufen wir den Weg in den Speisesaal. Das vergeht uns aber, als wir genannten Saal betreten. Alle Augen sind auf uns gerichtet. Genervt atmen wir aus und schlendern an unseren Tisch. Ein netter Herr des Hotelpersonals steht neben diesem und will uns eine Sonderbehandlung zukommen lassen, aber ich blocke ab. Ich hab meinen Namen höchst unwillig genannt, eben weil so was dann immer passiert. Mit einem kühlen Lächeln wende ich mich zu dem älteren Herrn, nachdem er es nicht unterlässt, und sage: „Ich bin hier um Urlaub zu machen und ich möchte nicht von vorne bis hinten betüdelt werden. Ich bin ein Gast wie jeder andere hier und wünsche auch keine Sonderbehandlung. Außerdem will ich meine Kinder verwöhnen." Verdutzt werde ich von denen, die meine Ansprache gehört haben, angeschaut. Aber danach hat anscheinend auch jeder verstanden, dass ich nicht geschäftlich hier bin. Kelly und James haben währenddessen schon ihr Frühstück runtergeschlungen und wollen nun unbedingt die Stadt sehen. Was kann ich anderes machen, als ihnen nachzugeben, wenn sie mich so anschauen. Mein halbes Brötchen lasse ich auf dem Teller liegen und scheuche sie wieder in unser Zimmer. Dort angekommen schnappe ich mir meine Handtasche und mein Handy.

„Mami, machst du meine Haare auch noch?" höre ich auf einmal James traurige Stimme neben mir. Es ist fast nur ein Flüstern, wie ein Hauch des Windes. Seine Augen füllen sich mit Tränen, als ich nach einer Minute noch nichts gesagt habe. Schnell hocke ich mich neben ihn und frage: „Warum hast du denn vorhin nichts gesagt? Natürlich mache ich dir gerne die Haare." „Aber dann hätten wir noch länger gebraucht und...und...", fängt er an zu schluchzen. Mit sanfter Gewalt ziehe ich ihn an mich. Das starke Beben seines kleinen Körpers tut mir weh. Ich bin der Grund, der Grund, aus dem einer meiner kleinen Engel gerade an meiner Brust weint und schluchzt. Kelly, die hinter James steht, laufen auch Tränen übers Gesicht. Sie rennt auf uns zu und kuschelt sich neben James an mich, nur um mit ihm zu weinen. Es fügt mir fast körperliche Schmerzen zu , wenn ich sehe, wie traurig sie sind. Schmerzhaft zieht sich mein Herz zusammen, als ich daran denke, wie selten ich in letzter Zeit für sie da war und dass genau das der Grund ist, aus dem sie jetzt an mir hängen. Während ich ihnen also beruhigend über den Rücken streiche, flüstere ich: „Ich hab euch doch versprochen, dass das ein Urlaub nur für uns ist. Diese zwei Wochen sind Urlaub und Spaß! Nur ihr, ich und zwei Überraschungsgäste." Ich kann spüren wie die beiden Körper in meinen Armen entspannen und wie sie die angehaltene Luft ausatmen, als hätten sie Angst gehabt, dass ich jeden Moment gehen würde. Ein wenig fester drücke ich sie an mich, um ihnen zu zeigen, dass ich immer dableiben werde.

Das Wiedersehen mit einer UnbekanntenWhere stories live. Discover now