Wir mussten eingeschlafen sein, denn als ich jetzt meine Augen öffne, ist es draußen schon dämmrig. Alles ist so schwer. So lange ist es her, dass ich unter Tränen eingeschlafen bin. Es ist so schmerzhaft, fast so schmerzhaft wie die Gedanken an die drei Männer die ich aus meinem Leben verbannt habe. Damals schon war es schwer gewesen sie allein zu lassen. Ich hatte aber nichts anders machen können. Maike, Jack und auch den Vater der beiden habe ich geliebt. Maike, weil er mein Zwilling ist, Jack weil er mein einziger Freund und bester war, bis wir uns, kurz vor meinem Verschwinden, wegen einem Idioten gestritten haben, und Kai weil er meine erste große Liebe und der Vater meiner Engel ist. Gedankenverloren streiche ich eine Strähne aus meinem Gesicht. Ob Jack mir immer noch böse ist, oder ob er und Maike es geschafft hatten zusammenzukommen weiß ich nicht. Ich hatte mich nicht getraut Kontakt zu ihnen aufzunehmen, zu groß war die Angst, dass sie mich wieder von sich stoßen würden, oder meine mir meine Babys wegnehmen wollen.
Besagte Babys wachen neben mir langsam auf. Wie lange sie geschlafen haben weiß ich nicht, aber das war nicht schlimm. Es muss anstrengend für sie gewesen sein, denn wir haben schon lange nicht mehr so viel gelacht oder geweint, und dann noch die Sache mit Margaretha. Ich hatte nicht so früh mit ihr gerechnet, damit gerechnet, dass sie uns so schnell findet.
Kelly und James schauen mich schlaftrunken an, und fangen prompt an zu lachen. Lachen sie etwa über mich, kommt es mir in den Sinn und ich wende meinen Blick zum Spiegel. Was ich sehe schockiert mich, ich habe überall Glitter und meine meine Haare sind die reinste Katastrophe. Aber James und Kelly sehen nicht wirklich besser aus, was mich wiederum zum lachen bringt.
„Mami, gehen wir jetzt Raus?" wendet sich James an mich, nachdem er sich die Tränen aus den Augen wischt. Die Idee ist gar nicht mal so schlecht, wenn wir jetzt raus gehen ist die Wahrscheinlichkeit jemandem zu begegnen den ich kennen sollte wesentlich geringer. Also nicke ich und bringe unsrer Haare in eine einigermaßen ansehnliche Form. Meine kleine Handtasche mit Handy und allem weiteren hatte ich ja schon vorhin bereit gelegt.
Die Sonne färbt den Horizont in kräftige rosarote Töne und wir stehen gebannt von dem Anblick, des Sonnenuntergang, am Ufer eines kleinen Tümpels. Es war eine guter Einfall von mir in den nahen Park zu gehen um ein bisschen zu spazieren. Ich war früher oft mit Jack hier, und hab an genau der Stelle, an der ich gerade mit meinen Engeln stehe, mit ihm den Sonnenuntergang bewundert. So wie auch heute, umhüllte mich das Licht und gab mir Hoffnung. Nur war dieses Mal nicht der Frust über meine Eltern der Grund, aus dem ich den Sonnenuntergang nicht genießen konnte. Mein Herz ist schwer, weil ich dieses Spektakel immer mit meinem besten Freund bewundert habe, und genau dieser war nicht mit dabei. „Mama, das ist ein besonderer Platz nicht wahr?" es war Kelly die die Stille der Bewunderung unterbrach, es kam mir aber so vor, als wolle sie nicht wirklich eine Antwort, als wäre es nur eine Feststellung gewesen. Ich gehe in die Knie, um meine Kinder an mich zu drücken. Sie machen alles besser. Egal wie schlecht es mir geht, ich muss sie nur sehen und das alles ist egal. Nur sie und ich zählen in diesen Momenten.
„Man Maike, beeil dich doch mal wir verpassen noch alles!" schimpft es hinter mir. Ich kenne diese Stimme, aber woher? Um dieser Frage nach zu gehen erhebe ich mich aus meiner Hocke und erblicke zwei Männer, der eine hat blonde Haare und stechend grüne Augen, der Andere ist ein Stückchen größer als der blonde und seine graublauen Augen werden von braunen Strähnen umrahmt. Diese beiden gestalten würde ich überall wieder erkennen, aber nicht nur mir kommen die zwei Gestalten bekannt vor. Nein, auch Kelly und James denken jemanden zu erkennen und rufen freudestrahlend: „Onkel Tom!" Die beiden Männer schauen verwundert zu meinen Kindern und dann zu mir. In ihrem kindlichen Eifer sind sie sofort auf Maike und Jack zugelaufen, um den vermeintlichen Onkel Tom zu umarmen. Knapp einen Meter bleiben sie vor ihm stehen, sie haben wohl realisiert, dass das nicht Tom ist der vor ihnen steht. „Kelly! James! Das ist doch nicht Tom der kommt doch erst Morgen. Leon hatte doch Geburtstag und da wollten sie zu zweit noch nachfeiern." , erinnere ich meine Kinder. Die Verwirrung steht ihnen aufs Gesicht geschrieben, aber das ist auch kein Wunder. Maike sieht Tom tatsächlich sehr ähnlich. Sie kommen beide nach unserem Vater, unsere Mütter sind verschieden, also muss die Ähnlichkeit durch ihn kommen. Ich schmunzle, denn meine Kinder scheinen immer noch nicht verstanden zu haben was gerade passiert, und auch Jack und Maike scheinen es nicht zu verstehen. Also gehe ich zu meinen Kindern und richte mich an meinen Zwilling und meinen besten Freund: „Es tut mir leid, sie sehen meinem Bruder Tom ähnlich. Wir machen zusammen Urlaub, aber die beiden kommen erst Morgen." Die Hand von Jack liegt plötzlich auf meiner Wange und Tränen stehen in seinen Augen. Diesen Ausdruck in seinem Gesicht kenne ich nicht. Er hat mich noch nie so angeschaut. Maike hinter ihm scheint seinen Freund genau so wenig zu verstehen wie ich, bis er flüstert: „Rara... Du bist wieder Zuhause!Rara..." Sein flüstern wird zu einem Schluchzen, während er meinen Namen immer und immer und immer wieder wiederholt. Mein Zwilling schaut mich das erste Mal, seit ich aufgestanden bin, an und scheint etwas zu suchen. Mein Herz schlägt schneller. Ich habe angst unter seinem forschen Blick zu brechen, und das tue ich letztendlich auch, ich sacke auf den Boden. „Mama, was hast du denn?", fragt mich James besorgt, und Kelly streicht mir über den Kopf. „Wisst ihr noch wie ich euch wie ich euch von meinem Zwilling erzählt habe? Da steht er.", nuschle ich ihnen ins Ohr, etwas lauter füge ich hinzu: „ Und der Mann mit den blonden Haaren ist Jack, mit ihm war ich mal gaanz doll befreundet." „Es tut mir leid, aber so weit ich weiß heißt meine Schwester Mara, und wenn ich mich nicht irre sind sie Maika Aydin." sagt Maike trocken, nachdem ich meinen Satz beendet habe. Jack schaut ihn verständnislos an, aber ich fange an zu lachen. Ja er hatte sich nicht verändert, er ist nach wie vor leicht beleidigt. Er hatte mich also schon damals erkannt. Langsam stehe ich auf, nehme Kelly und James jeweils an eine Hand, und stelle mich mit den Worten „Es freut mich ihre Bekanntschaft zumachen. Mein Name ist Maika Aydin, Mädchenname Mara Klein, und das sind meine Engelchen Kelly und James. Ich nehme an ihre Namen sind Jack und Maike Klein, herzlichen Glückwunsch die Herren" vor. Ich hab ins Schwarze getroffen, denn Jack läuft so rot an, dass jede Tomate neidisch wäre. Die Ringe an ihren Fingern stehen ihnen unglaublich gut. „Nanu, was ist denn aus meiner kleinen, schüchternen Schwester geworden?", witzelt Maike lächelnd, aber schnell fügt er hinzu: „Und wo ist der glückliche Vater dieser zwei „Engel"?" Als er das Wort Engel ausspricht klingt es als würde er anzweifeln, dass meine Kinder wohlerzogen sind, aber bevor ich ihm das an den Kopf werfen kann blökt Kelly schon: „Wir besuchen unseren Papa hier! Mama hat es uns versprochen, darum sind wir ja auch hier!" James nickt zustimmend und krallt sich in meine Hand. Maike schaut mich verständnislos an, als würde das alles keinen Sinn ergeben, aber Jack hatte sich bestimmt bis jetzt an sein Versprechen gehalten und ihm nichts gesagt. Ich schüttle den Kopf noch bevor er ansetzen kann zu frage, was meine Kinder meinten. Wortlos reiche ich Jack meine Visitenkarte deute ein Telefonat an, er weiß genau was ich meine. Maike, immer noch verwirrt, erwidert meine Worte des Abschiedes. Auf dem weg zum Hotel fragt James mich ganz leise: „Mama, wir besuchen doch Papa, oder?", und dieses Mal sage ich ganz klar: „Ja!"
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Das Wiedersehen mit einer Unbekannten
Teen FictionMaika Aydin fährt nach sieben Jahre wieder in die Kleinstadt, in der sie Aufgewachsen ist. Eigentlich wollte sie nie wieder dort hin, aber wie könnte sie ihren Zwillingen ausschlagen ihnen ihren Vater vorzustellen? Jetzt muss sie sich dem Entgegens...